Lilly77 stellt sich vor und sucht Arzt

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Lilly77
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Lilly77 stellt sich vor und sucht Arzt

Beitragvon Lilly77 » 12. Oktober 2016, 13:20

Hallo Ihr lieben,

schön dass es dieses Forum gibt! Ich bin 42 Jahre alt und habe seit Anfang 2014, als mein letzter Partner verstarb, angefangen zu trinken als Trauerbewältigung und zum Runterspülen schrecklicher Bilder im Krankenhaus wo er war und wir Wochen um sein Leben gebangt haben. Dann kam noch Überforderung am Arbeitsplatz hinzu und es wurde schlimmer. Ich habe damals bis zu 2 Flaschen Wein jeden Abend getrunken. Bin Ende 2014 für 15 Wochen in einer Entzugsklinik gewesen, mir ist die Abstinenz damals leicht gefallen, da ich noch nicht so lange dem Alkohol verfallen war. Die 15 Wochen waren schrecklich, furchtbare Klinik, wie Gefängnis....Würde ich auch nie wieder machen, da z. B. Themen bzgl. Arbeitsplatzprobleme gar nicht bearbeitet wurden. Ich leide an einer Traumafolgestörung, habe starke Depressionen und das Trinken ist für mich leider nur 1 Symptom von vielen bzgl. der Traumafolgestörung - Aufenthalte in Entzugskliniken bringen mich da nicht weit.
Aus der Entzugsklinik bin ich genau so erschöpft und depressiv rausgegangen wie ich rein bin, habe dann noch ein halbes Jahr gearbeitet und bin dann zusammengebrochen, nichts ging mehr. Somit bin ich seit Mitte 2015 nicht mehr arbeitsfähig und habe eine berufliche Reha (im abstinenten Zustand) gemacht, bei der nichts gutes raus kam, anstatt Arbeiten Rentenantrag...nehme AD und andere Medikamente. Seit Juni /Reha- Ende trinke ich wieder 1 flasche Wein am Tag. Nun drängt mich jedesmal meine Psychaterin in die Ecke ich soll in eine Klinik, mit der ich durch mehrere frühere Aufenthalte (damals nur wegen Depressionen) schlechte Erfahrungen gemacht habe, die zudem keine Traumatherapie anbietet. Daher verstehe ich nicht, warum ich in diese Klinik gehen soll. Zudem habe ich von den letzten 2 Jahren fast 1 Jahr in Reha verbracht und war ich im letzten Jahr 1 mal die Woche bei einem Verhaltenstherapeuten, was mir nix gebracht hat. Ich bin sooo therapiemüde!!! Wenn Therapie, möchte ich nur noch eine gezielte Traumatherapie (um die Ursache meiner Probleme zu bekämpfen und nicht nur 1 Symptom!). Ich wäre sehr froh wenn Ihr mir weiterhelft, gerade bzgl. Arzt, der Baclofen verschreibt. Ich traue mich gar nicht mehr zu meiner Psychaterin zu gehen, weil wir jedesmal die ganze Zeit wegen der Klinik diskutieren und ich völlig fertig bin danach. Ich weiß doch aus der Erfahrung das mir das nichts bringt. Gruß Lilly77

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Papfl
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Re: Lilly77 stellt sich vor und sucht Arzt

Beitragvon Papfl » 12. Oktober 2016, 20:27

Hallo Lilly77!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] ! Schön, dass Du da bist [smile] .

Lilliy77 hat geschrieben:Wenn Therapie, möchte ich nur noch eine gezielte Traumatherapie (um die Ursache meiner Probleme zu bekämpfen und nicht nur 1 Symptom!).

Lass' Dir damit bitte ein bisschen Zeit, bist Du etwas stabiler bist. Eine Traumatherapie kann sehr schmerzhaft sein, da ist es wichtig, erstmal eine Grundstabilität aufzubauen.

Baclofen kann diese Drehtür-Tortur zwischen Entgiftung, Entwöhnung, Therapie, ein paar Tagen/Wochen Abstinenz und dann alles wieder von vorn...in der Tat beenden. Warum und wodurch das möglich wird, ist hier und hier erklärt.

Leider vergessen Ärzte und Therapeuten allzu oft die Biochemie, die sich bei abhängigen Menschen über die Jahre verändert hat und die sich als scheinbar unüberwindbare "Hürde" beim Kampf um die Abstinenz entpuppt. Oder sie wissen es einfach nicht [unknown] , weil sie in punkto Sucht auf dem Stand ihrer Approbation stehen geblieben sind und die neuen Entwicklungen im Bereich Hirnchemie, Stoffwechsel, Neurobiologie etc. seit der Jahrtausendwende nicht mehr verfolgt haben.

Baclofen ist natürlich keine Wunderpille, die man schluckt und alles wird von alleine gut. Das Medikament kann aber die ständigen Gedanken an Alkohol und das unbändige Verlangen, das über kurz oder lang dazu führt, dass Betroffene wieder zur Flasche greifen MÜSSEN, eindämmen.

Die Idee, die hinter der Baclofen-Therapie steht, ist

a) über die "Beruhigung" der GABA-B-Rezeptoren langfristig einen ausgeglichenen, entspannten, relaxten Zustand herzustellen, damit extreme Stress-Situationen, Spannungen, Ängste und Verstimmungen, die einen zur Flasche greifen lassen, gar nicht erst aufkommen und

b) das körperliche Verlangen nach Alkohol (physisches Craving) einzudämmen, um die zwanghafte Komponente des abhängigen Trinkens ein Stück weit auszuschalten.

Baclofen schlägt einem das Glas also nicht aus der Hand, aber es kann Betroffenen die Entscheidungsfreiheit zurück geben: Im Idealfall MUSS man nicht mehr zwingend trinken, weil man gegen das Verlangen machtlos ist. Man KANN sich wieder frei entscheiden, ob man trinken möchte, oder ob man es lieber lässt. Stattdessen braucht es dann natürlich andere Alternativen, die einem das geben, was bislang der Alkohol geleistet hat. Belohnung, Entspannung, "Kicks", "Glücksgefühle", Hemmungslosigkeit, Ausschalten von Ängsten, etc...Alkohol kann viele Funktionen übernehmen.

Das ist dann die eigentliche "Arbeit an sich selbst", an der über kurz oder lang niemand vorbei kommt. Dafür kann Baclofen den Kopf frei machen - nicht mehr, aber auch nicht weniger [smile] .

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann.

Da wir die Arztadressen aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann mit allen Infos bei Dir melden.

Alles Gute einstweilen!

Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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DonQuixote
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Re: Lilly77 stellt sich vor und sucht Arzt

Beitragvon DonQuixote » 12. Oktober 2016, 21:27

Hallo Lilly

Eine Mail mit Arztvorschlag für Deine Region ging soeben raus. Ganz viel Erfolg mit Deiner hoffentlich bald beginnenden Baclofen-Therapie wünscht

DonQuixote

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Lilly77
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Re: Lilly77 stellt sich vor und sucht Arzt

Beitragvon Lilly77 » 14. Oktober 2016, 14:45

Hallo DonQixote und Papfl! Vielen Dank für Nachricht und Infos.
Leider gibt es in meiner Hometown wohl noch keinen Arzt...aaaaaber ich war heute in der Apotheke zu einer Medikamentenauswertung/ Allergieberatung und habe die Apothekerin einfach mal drauf angesprochen und die haben dort auch schon viel über Baclofen diskutiert und haben gesagt, dass ich es erst beim Hausarzt versuchen soll, es soll wohl übers Internet für den Arzt gar nicht so schwer sein das umzusetzen auch wenn off-Label.
Wenn ich über den Hausarzt nicht weiter kommen sollte, soll ich noch mal vorbei kommen, sie hätten wohl schon einen Patienten als "Baclofen - Kunden" in der Nähe und dann würden wir weiter zusammen suchen...jedenfalls sehr hilfsbereite Apotheker! good

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Re: Lilly77 stellt sich vor und sucht Arzt

Beitragvon DonQuixote » 14. Oktober 2016, 21:11

Hallo Lilly

WOW, von solchen positiven Apotheker-Feedbacks liest man in der Tat selten. Hut ab vor
Deinem Engagement :-!? .

Gerade um Ärzte (oder Apotheker) von der Baclofen-Therapie zu überzeugen, haben wir einen sogenannten „Baclofen-Arztkoffer“ geschnürt. Vielleicht schaust Du Dir den ja mal an und druckst das eine oder andere Papier für Deinen Arzt oder Apotheker aus. Schaden kann das jedenfalls nicht.

Meint DonQuixote


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