Auf der Suche nach Baclofen

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
Benutzeravatar

Thread-Starter
EinfachIch
Beiträge: 5
Registriert: 12. Oktober 2016, 19:51
Hat sich bedankt: 2 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Auf der Suche nach Baclofen

Beitragvon EinfachIch » 12. Oktober 2016, 20:16

Hallo und guten Abend,

nachdem ich hier die ein oder andere Stunde im Gästebereich verbracht und informiert habe, habe ich mich nun angemeldet um eine Adresse zu erhalten, wo ich Baclofen bekomme.

Zu mir.... ich bin fast ein halbes Jahrhundert alt und trinke seit meinem 17. Lebensjahr durchgängig.
"Nur" Bier, aber in Mengen, die absolut nicht gesund sind. Meine Leberwerte sind entsprechend schlecht. Eine Kiste mit 20 Flaschen a 0,5l sind als "Tagesdosis" keine Seltenheit. Ich habe insgesamt 5 Entgiftungen a 14 Tage in Kliniken hinter mir, Selbsthilfegruppen etc. Mehr als ein halbes Jahr Abstinenz ist dabei aber nicht als Erfolg zu verbuchen gewesen. Vor kurzem war ich bei meinem Hausarzt, der sehr wohl über mein Problem weiß und der eigentlich absolut ok ist. Ich habe ihn aufgrund der Informationen von hier und dem Fernsehbericht auf Baclofen angesprochen. Er lehnt dies ab, aufgrund der "out of label" Anwendung und verschrieb mir Campral. Das hatte ich in der Vergangenheit schon einmal bekommen, ohne Erfolg. Deshalb mein Wunsch, hier an einen verschreibenden Arzt vermittelt werden zu können.

Kann mir geholfen werden?

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit,
EinfachIch
Zuletzt geändert von EinfachIch am 12. Oktober 2016, 20:45, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar

Papfl
Beiträge: 2509
Registriert: 28. Juli 2012, 14:25
Hat sich bedankt: 284 Mal
Danksagung erhalten: 736 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Auf der Suche nach Baclofen

Beitragvon Papfl » 12. Oktober 2016, 20:31

Hallo EinfachIch!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] ! Schön, dass Du da bist [smile] .

Die Idee, die hinter der Baclofen-Therapie steht, ist

a) über die "Beruhigung" der GABA-B-Rezeptoren langfristig einen ausgeglichenen, entspannten, relaxten Zustand herzustellen, damit extreme Stress-Situationen, Spannungen, Ängste und Verstimmungen, die einen zur Flasche greifen lassen, gar nicht erst aufkommen und

b) das körperliche Verlangen nach Alkohol (physisches Craving) einzudämmen, um die zwanghafte Komponente des abhängigen Trinkens ein Stück weit auszuschalten.

Ich denke, das sind zwei Ansätze, die Dir in der Tat helfen könnten [good] . Baclofen ist natürlich keine Wunderpille, die man schluckt und alles wird von alleine gut. Das Medikament kann aber die ständigen Gedanken an Alkohol und das unbändige Verlangen, das über kurz oder lang dazu führt, dass Betroffene wieder zur Flasche greifen MÜSSEN, eindämmen.

Baclofen schlägt einem das Glas also nicht aus der Hand, aber es kann Betroffenen die Entscheidungsfreiheit zurück geben: Im Idealfall MUSS man nicht mehr zwingend trinken, weil man gegen das Verlangen machtlos ist. Man KANN sich wieder frei entscheiden, ob man trinken möchte, oder ob man es lieber lässt. Stattdessen braucht es dann natürlich andere Alternativen, die einem das geben, was bislang der Alkohol geleistet hat. Belohnung, Entspannung, "Kicks", "Glücksgefühle", Hemmungslosigkeit, Ausschalten von Ängsten, etc...Alkohol kann viele Funktionen übernehmen.

Das ist dann die eigentliche "Arbeit an sich selbst", an der über kurz oder lang niemand vorbei kommt. Dafür kann Baclofen den Kopf frei machen - nicht mehr, aber auch nicht weniger [smile] .

Erfahrungsgemäß ist es - zumindest in der Anfangsphase - wichtig, möglichst einen gleichmäßigen Baclofenspiegel über den Tag verteilt aufzubauen (z. B. mit drei bis vier Einnahmezeitpunkten im Abstand von +/- 4 Stunden) und das Medikament dabei langsam in kleinen Schritten aufzudosieren. Wie man dabei am besten vorgeht, steht im Leitfaden für die Anwendung, der sich als gute Orientierungshilfe erwiesen hat.

Da Du ja momentan noch trinkst, würde sich in Deinem Fall wahrscheinlich am ehesten die Methode "So viel Alkohol wie nötig, so wenig wie möglich" anbieten. Das würde bedeuten, dass Du Baclofen langsam in Anlehnung an den Leitfaden für die Anwendung bzw. die Dosierungstabellen hier im Forum einschleichst und parallel dazu versuchst, den Alkohol zu reduzieren (jeden Tag ein bisschen weniger).

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann. Und natürlich das Buch "Das Ende meiner Sucht" von Olivier Ameisen. Der Kardiologe Olivier Ameisen war selbst betroffen und hat Baclofen als Therapieoption bei Abhängigkeitserkrankungen (wieder)entdeckt. Das Buch ist spannend zu lesen! Du kannst die E-Book-Version des Buches auch kostenlos über dieses Forum "ausleihen". Bei Interesse schreibe das bitte einfach in die Private Nachricht (PN) an @DonQuixote mit rein, wenn Du ihn um eine Arztadresse bittest.

Da wir unsere Arztadressen aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann bei Dir mit allen Infos melden.

Einen guten Start wünscht

Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

Benutzeravatar

DonQuixote
Beiträge: 5159
Registriert: 15. Dezember 2011, 14:48
Hat sich bedankt: 713 Mal
Danksagung erhalten: 831 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN
Kontaktdaten:

Re: Auf der Suche nach Baclofen

Beitragvon DonQuixote » 14. Oktober 2016, 22:28

Hallo EinfachDu [blum] .

EinfachIch hat geschrieben:Kann mir geholfen werden?

Na aber sicher! Eine Mail mit Arztvorschlägen für Deine Region ging jedenfalls soeben an Dich raus. Nun denn:
Go Ahead [good] .

Meint DonQuixote

Benutzeravatar

Thread-Starter
EinfachIch
Beiträge: 5
Registriert: 12. Oktober 2016, 19:51
Hat sich bedankt: 2 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Auf der Suche nach Baclofen

Beitragvon EinfachIch » 15. Oktober 2016, 09:48

Hallo DonQuixote,

vielen Dank!

Ich werde berichten, ohne namentliche Nennung, wie das Gespräch gelaufen ist.
Bin sehr gespannt.

Dir und allen anderen Portalusern ein schönes Wochenende!

Gruß,
Einfach Ich

Benutzeravatar

Thread-Starter
EinfachIch
Beiträge: 5
Registriert: 12. Oktober 2016, 19:51
Hat sich bedankt: 2 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Auf der Suche nach Baclofen

Beitragvon EinfachIch » 23. Oktober 2016, 19:56

Hallo und guten Abend,

ich packe es mal hier rein...

Der zweite Schritt nach der Anmeldung hier ist getan, mein Termin bei dem von DonQuixote genannten Arzt ist am 01.11.

Bevor ich meine Frage in die Runde stelle, noch ein paar ergänzende Sätze zu meiner oben beschriebenen Problematik....

Ich bin voll berufstätig, treibe Sport und bin körperlich in guter Verfassung (trotz der Leberwerte), trinke auf geschäftlichen und familiären Ereignissen ohne Probleme keinen Alkohol. Ich hatte auf den bisherigen Entgiftungen keine Entzugserscheinungen und verspüre tagsüber auch keinen "Saufdruck" .
Nur sobald der letzte "Job" getan ist, setzt ein Automatismus ein. Das ist in der Regel ab 17 Uhr, manchmal früher oder später, jeh nachdem, wann ich mit dem "Alltag" fertig bin.

Ich lese hier über die unterschiedlichsten Dosierungsmengen und Zeiten. Nun meine Frage....
Wie sind die Erfahrungen, Baclofen erst am Nachmittag einzunehmen? Für mich würde sich daraus ergeben, tagsüber nicht "platt" zu sein und abends nicht mehr dem "Automatismus" zu verfallen. Meine Theorie ist meiner mangelnden Erfahrungen geschuldet und rein hypothetisch.

Natürlich werde ich den Arzt am 01.11. nach seiner Meinung fragen, wäre aber für Erfahrungsberichte aus dem Forum sehr dankbar!

Danke und Gruß,
Einfach Ich

Benutzeravatar

DonQuixote
Beiträge: 5159
Registriert: 15. Dezember 2011, 14:48
Hat sich bedankt: 713 Mal
Danksagung erhalten: 831 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN
Kontaktdaten:

Re: Auf der Suche nach Baclofen

Beitragvon DonQuixote » 23. Oktober 2016, 20:33

Hallo EinfachDu [mocking]

Am Anfang ist es ratsam, zunächst einen kontinuierlichen Baclofen-Spiegel aufzubauen und vielleicht erst danach dann unter Umständen gezielt die Craving Zeiten anzuvisieren. Wie auch immer: Mache Dir im Vorfeld der Baclofen-Therapie nicht so’n Kopp, einfach mal anfangen, das ist das wichtigste good .

Meint DonQuixote

Benutzeravatar

Thread-Starter
EinfachIch
Beiträge: 5
Registriert: 12. Oktober 2016, 19:51
Hat sich bedankt: 2 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Auf der Suche nach Baclofen

Beitragvon EinfachIch » 2. November 2016, 20:14

Guten Abend,

gestern war ich bei dem von @DonQuixote genannten Arzt.
Gespräch war sehr entspannt, Privatrezept wurde ausgestellt.
Zwischen der Dosierungsanleitung des Arztes und der hier "empfohlenen" Menge bestehen aber doch "sportliche" Unterschiede.....

Meine größte Sorge ist jedoch der Hinweis des Arztes, das es aufgrund der Muskelrelaxion dazu kommen kann, mich im Schlaf einzu...sen. Sicherlich nicht zu Beginn, aber bei der "Maximaldosierung" von 100mg!?

na ja, der Anfang ist gemacht, ich bin mal gespannt.

Benutzeravatar

DonQuixote
Beiträge: 5159
Registriert: 15. Dezember 2011, 14:48
Hat sich bedankt: 713 Mal
Danksagung erhalten: 831 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN
Kontaktdaten:

Re: Auf der Suche nach Baclofen

Beitragvon DonQuixote » 2. November 2016, 21:34

Hallo EinfachDu

Toll, dass das mit der Verschreibung geklappt hat [good] .

EinfachIch hat geschrieben:Zwischen der Dosierungsanleitung des Arztes und der hier "empfohlenen" Menge bestehen aber doch "sportliche" Unterschiede ...

Ja, schon klar. Es gibt sehr viele verschiedene Herangehensweisen bezüglich Dosissteigerung, und sehr viel hängt auch immer vom Patienten ab. Das soll Dich auch nicht beunruhigen. Folge ruhig den Empfehlungen Deines Arztes. Wenn Dich allfällige Nebenwirkungen überfordern, kannst Du ja immer noch auf unsere sehr langsame und konservative Empfehlung umsteigen.

EinfachIch hat geschrieben: Meine größte Sorge ist jedoch der Hinweis des Arztes, dass es aufgrund der Muskelrelaxion dazu kommen kann, mich im Schlaf einzu...sen. Sicherlich nicht zu Beginn, aber bei der "Maximaldosierung" von 100mg!?

Nee, das wird nicht passieren, glaub mir :wink: . Einfach mal locker vom Hocker mit Baclofen beginnen, das wird schon, wirst sehen [good] .

Meint DonQuixote


Zurück zu „Mitglieder stellen sich vor“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast