Älteres Semester, aber hier neu

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Lisbeth5811
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Älteres Semester, aber hier neu

Beitragvon Lisbeth5811 » 22. August 2016, 14:00

Hallo,
ich gehöre zu den älteren Lesern dieses Forums, ich bin 72 Jahre alt und immer noch nicht vernünftig. Ich habe früher getrunken, wurde aber nicht auffällig. Als ich dann doch einmal bei der Arbeit ermahnt – nicht abgemahnt – wurde, habe ich aufgehört zu trinken. Mein Mann hatte gar nicht bemerkt, dass ich zu viel trank, ich hatte das immer verbergen können. Aber dann habe bin ich zu einer Selbsthilfegruppe gegangen und ab 1994 20 Jahre lang keinerlei Alkohol getrunken. Es ist mir noch nicht mal schwergefallen. Das Trockenbleiben wurde mir erleichtert, weil ich meinen Mann nicht enttäuschen wollte und natürlich auch durch die Angst vor den Folgen. Man sagt zwar, man soll für sich selbst trocken werden und bleiben, aber für mich war mein Mann der Halt, ich wollte nicht, dass er Kummer mit mir hat.
Er ist leider 2013 gestorben und seitdem hampele ich zwischen wochenlangem Trockensein und kurzen Alkoholexzessen hin und her. Ich habe große Probleme mit dem Alleinsein. Ich habe zwar viele Interessen und keine Langeweile. Ich habe als einzigen Gefährten einen Hund, der mir viel Freude macht. Aber keinen vertrauten Menschen, überhaupt keine Angehörigen und ich fühle mich einsam. Und dann hilft der Alkohol, die Einsamkeit zu vergessen. Ich brauche nicht mehr jetzt viel im Alter, 2 Piccolo und ich bin so fertig, dass der Tag für mich gelaufen ist und ich mich hinlege und schlafe. Aber so will ich nicht mehr leben. Ich bin dann zu nichts mehr fähig, weder Gassi gehen, noch lernen oder lesen, keine Gartenarbeit ist mehr möglich. Ich gehe jetzt wieder zu einer Selbsthilfegruppe, aber das ist eine trügerische Sicherheit. Jetzt trinke ich seit 4 Wochen nichts, aber es ist nur eine Frage der Zeit, wann ich wieder zulange. Nach dem Motto: ich schade ja nur mir selbst und nach mir kräht ja doch kein Mensch. Dass ich nicht stark bleiben kann und immer wieder rückfällig werde, zerstört mein Selbstbewußtsein und ich bin ständig unsicher auch anderen gegenüber. Ich frage mich, ob sie wissen, wie es um mich steht ? Vielleicht würde mir das Medikament Baclofen helfen. Ich würde es gern damit versuchen. Zu meinem Hausarzt möchte ich nicht mit dem Problem gehen. Ich hätte gern die Anschrift eines Arztes in meiner Nähe, um dort mein Problem zu schildern und evtl. das Medikament verschrieben zu bekommen.
Ich wäre sehr froh, wenn Ihr mir helfen könntet.
Vielen Dank für eure Hilfe.
Lisbeth

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Re: Älteres Semester, aber hier neu

Beitragvon DonQuixote » 22. August 2016, 20:50

Hallo Lisbeth
Herzlich willkommen bei uns [good] .

Ja, es macht traurig und Sorge, von Deinen Lebensumständen zu lesen. Aber liegt das Problem nur am Alkohol? Du schriebst:

Lisbeth hat geschrieben:Jetzt trinke ich seit 4 Wochen nichts, …

Hat sich denn in dieser abstinenten Zeit Dein Gefühl für Dich selbst und für Deine Umwelt gewandelt, möglichst natürlich zum besseren? Oder ist das mit und ohne Alkohol immer ähnlich schlimm?

Dein Alkoholkonsum („2 Piccolo und ich bin so fertig, dass der Tag für mich gelaufen ist“) ist jetzt nicht extrem beunruhigend, aber wenn es Dich so herunterzieht wie Du es beschreibst, ist das natürlich schon ein Problem. Wenn es denn wirklich am Alkohol liegt. Was meinst Du?

Fragt DonQuixote

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Re: Älteres Semester, aber hier neu

Beitragvon Lisbeth5811 » 23. August 2016, 20:20

Hallo,
Dank dir DonQuixote für Dein Posting, obwohl es mir echt nicht weiterhilft. Mein Beitrag ist ja auch nicht sehr spektakulär und vielleicht gibt es bei euch auch eine Altersgrenze, bis wann sich die Mühe lohnt ….
Was soll deine Bemerkung " Wenn es denn wirklich am Alkohol liegt" ? Warum zweifelst du meine Angaben an ? Was vermutest du ? Meinst du, es macht mir Spaß, meine Abhängigkeit und meine Not öffentlich zu machen ? Ich jedenfalls weiß, welche Anstrengung es mich täglich kostet, an jedem Supermarkt und jedem Kiosk vorbeizufahren, um nicht schwach zu werden. Und diese Angst, doch wieder rückfällig zu werden sitzt mir ständig im Nacken. Ob man von 2 Piccolo oder 12 Bier besoffen wird, ist unwichtig. Alkoholkrank ist alkoholkrank. Und was das bedeutet, weiß ich.
Ich hatte im Fernsehen von Baclofen gehört und bin bei der Recherche im Internet auf euer Forum gestoßen.
Wenn mehr Rat für Menschen im höheren Lebensalter bei euch nicht drin ist, dann bitte ich dich wenigstens darum, mir Anschriften von entsprechenden Ärzten an meine e-mail-Adresse, die ich ja angegeben habe, zu senden. Meine Postleitzahl ist 582…
Lisbeth

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Re: Älteres Semester, aber hier neu

Beitragvon Benno » 23. August 2016, 20:39

Lisbeth5811 hat geschrieben:Hallo,
Dank dir DonQuixote für Dein Posting, obwohl es mir echt nicht weiterhilft. Mein Beitrag ist ja auch nicht sehr spektakulär und vielleicht gibt es bei euch auch eine Altersgrenze, bis wann sich die Mühe lohnt ….
Lisbeth


Hallo Lisbeth!

Na ich hoffe mal das es nicht so ist.
Ich glaube dir schon das dir 2 Picolos absolut reichen und einen entsprechenden Effekt haben. In deinem Alter ist der Stoffwechsel schon reduziert. Somit baut die Leber viel langsamer Toxine ab und dadurch das du nicht mehr so viel an Muskelmasse hast, bleibt auch mehr Alkohol im Blut.
Naja bedeutet mit weniger Alkohol, mehr Wirkung. Somit solltest du auch beim Baclofen den Hinweis bei Patienten im höheren Alter genau beachten.

Aber du wirst hier bestimmt Hilfe bekommen. Kann es mir nicht anders vorstellen. Es dauert halt nur ein wenig.
Hab Geduld.

LG
„Das Böse triumphiert allein dadurch, dass gute Menschen nichts unternehmen.“

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Papfl
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Re: Älteres Semester, aber hier neu

Beitragvon Papfl » 23. August 2016, 21:22

Hallo Lisbeth!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] ! Schön, dass Du da bist [smile] .

Du hast vollkommen recht:

Lisbeth5811 hat geschrieben: Ob man von 2 Piccolo oder 12 Bier besoffen wird, ist unwichtig. Alkoholkrank ist alkoholkrank.

Laut WHO gibt es sechs Kriterien, an denen eine Abhängigkeit festgemacht werden kann:

  • 1) Starkes oder zwanghaftes Verlangen, Alkohol zu konsumieren (Fachterminus: Craving)
  • 2) Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich der Menge, des Beginn oder Ende des Konsums (d. h. es wird regelmäßig mehr Alkohol oder über einen längeren Zeitraum konsumiert als geplant oder es bestehen der anhaltende Wunsch und Versuche, den Alkoholkonsum zu verringern oder zu kontrollieren, ohne dass dies nachhaltig gelingt)
  • 3) Körperliche Entzugserscheinungen bei Konsumstopp oder Konsumreduktion
  • 4) Nachweis einer Toleranz (um die gewünschte Wirkung hervorzurufen, sind zunehmend größere Mengen an Alkohol erforderlich)
  • 5) Einengung des Denkens auf Alkohol (d. h. Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten des Alkoholkonsums)
  • 6) Anhaltender Substanzkonsum trotz gesundheitlicher und sozialer Folgeschäden für den Konsumenten, obwohl der Betroffene sich über die Art und das Ausmaß des Schadens bewusst ist oder bewusst sein könnte (z. B. Leberkrankheiten wie Leberzirrhose, eine Verschlechterung der kognitiven Funktionen, Verlust des Führerscheins oder Arbeitsplatzes, Trennung des Lebenspartners, Rückzug des Bekannten- und Freundeskreises etc.)
Wenn drei dieser sechs Punkte zutreffen, kann von einer Abhängigkeit ausgegangen werden.

Ich glaube, was @DonQuixote mit seiner Aussage...
DonQuixote hat geschrieben:Wenn es denn wirklich am Alkohol liegt.

...gemeint hat und was bei Dir vielleicht anders angekommen ist (gut, dass Du das thematisierst [good] ), ist, dass in Deinem Fall vielleicht zwei Aspekte eine Rolle spielen:

Da ist auf der einen Seite das Alkoholproblem, und ich glaube, dass Dir Baclofen diesbezüglich ein gutes Stück weiter helfen kann (deshalb wirst Du von uns selbstverständlich auch einen Ansprechpartner in Deiner Nähe genannt bekommen) - auf der anderen Seite ist da aber auch:

Lisbeth5811 hat geschrieben:Ich habe große Probleme mit dem Alleinsein. Ich habe als einzigen Gefährten einen Hund, der mir viel Freude macht. Aber keinen vertrauten Menschen, überhaupt keine Angehörigen und ich fühle mich einsam.

Gegen Einsamkeit hilft leider kein Medikament. Auch Baclofen nicht [pardon] . Deshalb ist das eine zweite Baustelle, an die wir gemeinsam ran müssen, um das Projekt "Lisbeth" zum Erfolg zu bringen [smile] .

Also
  • Schritt 1: Mit Baclofen das Craving eindämmen und versuchen, weg vom Alkohol zu kommen und
  • Schritt 2: überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, damit Du wieder mehr unter Menschen kommst.

Lisbeth5811 hat geschrieben:Ich habe ... viele Interessen und keine Langeweile. Ich habe ... einen Hund, der mir viel Freude macht ... Gartenarbeit. ...

Das klingt doch gar nicht so schlecht [smile] . Vielleicht magst Du uns an Deinen Interessen teilhaben lassen. Möglicherweise gibt es Forenmitglieder, die Ideen haben, wie Du über Deine Hobbies neue Kontakte knüpfen könntest. Ich zum Beispiel habe schon oft gehört, dass man über Hunde ganz prima mit anderen Hundebesitzern ins Gespräch kommen kann. Und wer Spaß an Gartenarbeit hat, ist bestimmt in einem entsprechenden Verein oder einer Gruppe herzlich willkommen.

Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt, der unbedingt angegangen werden muss. Denn selbst wenn es Dir mit Baclofen gelingt, nichts mehr zu trinken, wäre da nach wie vor die Einsamkeit, wenn Du dagegen nicht ebenfalls parallel etwas unternimmst.

Also: Gibt's Ideen oder Vorschläge für Lisbeth, wie sie neue Kontakte knüpfen oder Leute kennen lernen könnte?

Einen baclofenerfahrenen Arzt aus Deiner Umgebung bekommst Du in Kürze von @DonQuixote.

Und bitte entschuldige, wenn es zu Missverständnissen gekommen sein sollte. Hier im Forum ist jede/r herzlich willkommen.

Papfl
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Re: Älteres Semester, aber hier neu

Beitragvon APunkt » 23. August 2016, 21:27

Hallo Lisbeth,

herzlich willkommen hier!
Ich scheue mich immer, "Anfängern" Informationen zu geben, da ich ja in Sachen Baclofen-Therapie selbst noch in der Windel stecke.

Eine Altersgrenze habe ich hier bisher aber noch nicht wahrgenommen, eher schon sehr viele Neuanmeldungen in den letzten Tagen, da ist den Verantwortlichen vielleicht ein bisschen die Zeit ausgegangen. Das ist ja auch alles nur Ehrenamt hier. Und, da anonym, sogar ohne "Ehre".

Viele hier, ich auch, kommen von Alkoholmengen, bei denen ein halber Liter Sekt unter "ferner liefen" verbucht ist, ich zum Beispiel von sechs Litern Bier jeden zweiten Tag. Und das letzte Mal vor Baclofen, dass ich vier Wochen Abstinenz hinbekommen habe, war etwa um meine Konfirmation herum.
Damit will ich Dein Problem nicht kleinreden, wenn Du Deinen Konsum als Problem wahrnimmst, ist es auch erstmal eins. Und da wirst Du hier auch Hilfe bekommen, da bin ich mir sicher.

Ich habe mich hier im Forum zu Anfang auch mit einigen Antworten auf meine beiträge schwer getan. Es hat sich aber gelohnt, dranzubleiben.

Vielleicht gelingt Dir das ja auch, auch, wenn Du den Start jetzt vielleicht als etwas missglückt wahrgenommen hast.
Dran bleiben lohnt sich, glaub mir!

Alles Gute, viele Grüße und hoffentlich auf bald

A.
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Re: Älteres Semester, aber hier neu

Beitragvon APunkt » 23. August 2016, 21:30

Na, das hat sich dann schon wieder mit dem Beitrag von Papfl überschnitten...
Doppelt genäht hält ja bekanntlich besser.

Lieben Gruß nochmal

A.
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Re: Älteres Semester, aber hier neu

Beitragvon APunkt » 23. August 2016, 21:39

Papfl hat geschrieben:Also: Gibt's Ideen oder Vorschläge für Lisbeth, wie sie neue Kontakte knüpfen oder Leute kennen lernen könnte?

Lisbeth5811 hat geschrieben:Ich habe zwar viele Interessen und keine Langeweile.


Sich auf das erste dieser Interessen konzentrieren, dass Dir genau jetzt beim Lesen einfällt. Wie "unvernünftig" es vielleicht auch erscheinen mag.
Und das dann durchziehen. Gibt ja nichts zu verlieren, wenn es sich als Irrweg rausstellt, was solls?
Hobby: mit maximalem Aufwand minimale Wirkung erzeugen.
Aber genau das macht Spaß, und da trifft man dann Leute, die an genau dem gleichen Kram Spaß haben.

Der Rest geht dann von allein. Und nein, ich bin wirklich kein sonderlich extrovertierter Typ. [pardon]

Nochmals viele Grüße
A.
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Re: Älteres Semester, aber hier neu

Beitragvon DonQuixote » 23. August 2016, 21:47

Hallo Lisbeth

Meine Frage war:

DonQuixote hat geschrieben:
Lisbeth hat geschrieben:Jetzt trinke ich seit 4 Wochen nichts, …

Hat sich denn in dieser abstinenten Zeit Dein Gefühl für Dich selbst und für Deine Umwelt gewandelt, möglichst natürlich zum besseren?

Aber das ist ja jetzt beantwortet. Eine Mail mit Arztvorschlag für Deine Region ging soeben raus.

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Re: Älteres Semester, aber hier neu

Beitragvon Lisbeth5811 » 25. August 2016, 14:15

Hallo,
danke für Eure Antworten und vor allem für die Anschrift des Arztes. Ich werde mir bald dort einen Termin geben und mich beraten lassen. Es eilt ja noch nicht. Noch schaffe ich es ohne Alkohol, auch wenn es schwer ist manchmal. Dann hilft mir eine leichte Beruhigungstablette, die Unruhe und das Zittern in den Griff zu kriegen.
Aber ich möchte diese Gratwanderung beenden und wieder auf den geraden ebenen Weg zurückkehren, den ich die letzten 20 Jahre gegangen bin, den der zufriedenen Abstinzenz. Von dem bin ich ja leider nach dem Tod meines Mannes abgekommen. Lieber Papfl, die Fragen, die du gestellt hast habe ich vor Jahrzehnten schon beantwortet, ich bin abhängig, auch wenn ich jetzt nicht mehr so große Mengen trinken kann, dass waren früher andere Mengen.
Ich habe lange nachgedacht und muss sagen, Don Quixotes Frage war nicht unberechtigt, nur war das bei meiner Anfrage nicht thematisiert. Ich habe natürlich wie jeder Mensch Sorgen und Probleme, aber mein Hauptproblem ist nun mal der Alkohol. Solange ich trocken bleibe, werde ich mit meinen Alltagsproblemen fertig. Dass ich nicht glücklich mit meinem Leben bin, liegt wohl einfach an meiner Persönlichkeitsstruktur. Ich bin rebellisch, unangepaßt und wenig gesellig. War ich schon immer, wollte das früher wohl mit Alkohol übertünchen. In den 20 Jahren des Trockenseins hat sich das nicht sehr geändert, aber ich hatte meinen Mann und eine liebe Freundin, diese zwei mir so vertrauten Menschen sind nun nicht mehr da. Und deshalb bin ich einsam, aber nicht allein. Man sagt ja, andersrum wäre es nicht schlimm, aber bei mir ist das eben so. Ich habe viele Kontakte, 3 x die Woche Sport, Französisch-Gruppe, Hundegänge mit vielen Gesprächen , mehrere Ehrenämter, Selbsthilfegruppe. Ich habe einen großen Garten und arbeite viel am PC für meine Ämter. Deshalb: Langeweile habe ich nicht. Aber in all diesen Gruppen und Tätigkeiten fühle ich mich nicht wirklich zugehörig, es ist, als stände ich ständig außen vor. Hinzu kommt noch, was gerade für mich ungeselligen Menschen besonders schlimm ist: Seit ca. 20 Jahren bin ich durch Erkrankungen und mehrere OPs an den Ohren fast taub. Durch Hörgerät und Cochlea-Implantat kann ich wieder einigermaßen hören, aber wenn mehrere Menschen zusammenkommen und sich unterhalten, verstehe ich fast nichts – vielleicht kennt Ihr Leute, die euch diese Probleme auch schildern -´und ziehe mich zurück.
Ich habe übrigens gestern in der Selbsthilfegruppe über Baclofen gesprochen, habe aber totale Ablehnung erfahren. Nun ja, die sind alle schon 10 oder 20 Jahre trocken und haben die Probleme nicht mehr. Ich habe das Thema dann nicht vertieft.
Jetzt habe ich so viel geschrieben und euch hoffentlich nicht gelangweilt.
Ich grüße euch alle und werde berichten, wie es weiter geht.
Lisbeth

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Re: Älteres Semester, aber hier neu

Beitragvon Chinaski » 25. August 2016, 17:19

Hallo Lisbeth

Ich habe übrigens gestern in der Selbsthilfegruppe über Baclofen gesprochen, habe aber totale Ablehnung erfahren. Nun ja, die sind alle schon 10 oder 20 Jahre trocken und haben die Probleme nicht mehr. Ich habe das Thema dann nicht


Das liegt daran das konventionell Abstinente den Berg mühsam hoch steigen müssen und die meisten doch abstürzen.
Andere fahren mit der Seilbahn!

...und das sie das Problem nicht mehr haben bezweifle ich.
Keiner würde sonst so lange zu einer SHG gehen wenn das Problem nicht mehr besteht.
Eine Alkohol Erkrankung ist leider Chronisch.

Gruß Chinaski

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Re: Älteres Semester, aber hier neu

Beitragvon DonQuixote » 25. August 2016, 22:07

Hallo Lisbeth

Lisbeth hat geschrieben:Ich habe übrigens gestern in der Selbsthilfegruppe über Baclofen gesprochen, habe aber totale Ablehnung erfahren. Nun ja, die sind alle schon 10 oder 20 Jahre trocken und haben die Probleme nicht mehr. Ich habe das Thema dann nicht vertieft.

Ja, das Thema mit Selbsthilfegruppen und Baclofen kennen wir leider zur Genüge. Der Baclofen-Therapie steht dort in solchen Gruppen halt oft Ablehnung und Angst bis hin zu eigentlichem Hass entgegen. Ein Medikament das hilft? Kann gar nicht sein! Abhängigkeit von einer „anderen Substanz“? Darf sowieso nicht sein! Eine solche Diskussion hatten wir erst vor kurzem hier im Forum geführt.

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Re: Älteres Semester, aber hier neu

Beitragvon Lisbeth5811 » 28. August 2016, 18:12


Hallo,
der Vergleich mit der Seilbahn ist gut, Chinaski. Ich bin auf dem mühsamen Aufstieg, werde aber nicht zögern, vor einem erneuten Absturz auf die „Seilbahn“ überzuwechseln.
Diese Selbsthilfegruppe, zu der ich gehe, ist eigentlich ein Kaffeekränzchen. Wenn nicht ich das Thema Alkohol anspreche, geht es um Familiengeschichten, Krankheiten, Urlaube. Alles ok, aber mir reicht das eigentlich nicht, ich gehe nur da hin, um unter Leuten zu sein, die die gleiche Krankheit haben. Aber wirklich kompetent erscheinen sie mir nicht.
Ich würde natürlich lieber ohne Baclofen trocken werden, ich möchte meine Organe nicht mit den schädlichen Substanzen belasten. Aber wenn es die einzige Möglichkeit für mich ist, dem Alkohol zu entsagen, werde ich sie ergreifen. Ich will mein Leben nicht vom Alkohol bestimmen lassen. Vielleicht schaffe ich es. Gestern hatte ich wieder starke Unruhe und war zittrig. Ist das das sog. Craving ? Ich habe mir mit einer leichten Beruhigungstablette darüber hinweggeholfen, das ging.
Ich grüße Euch und werde weiter berichten.
Lisbeth

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Re: Älteres Semester, aber hier neu

Beitragvon DonQuixote » 28. August 2016, 18:25

Hallo Lisbeth

Lisbeth5811 hat geschrieben:
Gestern hatte ich wieder starke Unruhe und war zittrig. Ist das das sog. Craving ?

Wenn das mit mehr oder weniger intensiven Gedanken rund um eine "Entlastung" mit Alkohol verbunden war, dann ganz sicher Ja: Craving. Falls nicht, dann eher kein suchttypisches Craving.

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Re: Älteres Semester, aber hier neu

Beitragvon Kunorhaistes » 28. August 2016, 20:03

Lisbeth5811 hat geschrieben: Ich habe mir mit einer leichten Beruhigungstablette darüber hinweggeholfen, das ging.


Wie nennt sich das Zeugs?
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Re: Älteres Semester, aber hier neu

Beitragvon Chinaski » 28. August 2016, 20:14

Hallo Lisbeth,

Ich würde natürlich lieber ohne Baclofen trocken werden, ich möchte meine Organe nicht mit den schädlichen Substanzen belasten.

Ich kann das jetzt nicht sooo genau erklären aber soviel ich weiss schädigt da gar nichts da dass Medikament komplett von den Nieren verstoffwechselt wird.
@Papfl kann dir/uns das bestimmt genau erklären.

Gruß Chinaski

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Re: Älteres Semester, aber hier neu

Beitragvon Kunorhaistes » 29. August 2016, 05:22

Chinaski hat geschrieben:Ich kann das jetzt nicht sooo genau erklären aber soviel ich weiss schädigt da gar nichts da dass Medikament komplett von den Nieren verstoffwechselt wird.


Es wird unverändert über die Nieren ausgeschieden. :kst
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Re: Älteres Semester, aber hier neu

Beitragvon Papfl » 29. August 2016, 09:06

Hallo zusammen!

Metabolismus ("Stoffwechsel") und Elimination ("Ausscheidung") werden in der Fachinformation Lioresal® ganz genau erklärt:

Fachinformation Lioresal® hat geschrieben:Metabolismus: Baclofen wird nur geringfügig metabolisiert. Durch Desaminierung entsteht als Hauptmetabolit die pharmakologisch unwirksame Beta-(p-Chlorphenyl)-Gamma-Hydroxybuttersäure.
Elimination: Die Plasma-Eliminationshalbwertszeit liegt im Mittel bei 3-4 h. Baclofen wird grösstenteils in unveränderter Form ausgeschieden. Innerhalb von 72 h werden ca. 75% der Dosis renal ausgeschieden, ungefähr 5% davon in Form von Metaboliten. Der Rest der Dosis, davon 5% als Metaboliten, wird mit den Faeces ausgeschieden.

Aber @Lisbeth5811 hat natürlich insofern recht, dass jedes Medikament den Körper in irgendeiner Form belastet. Jede Arzneimittel-Verschreibung ist im Grunde eine Kosten/Nutzen-Abwägung: Was ist für den Patienten schlimmer? Die möglichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAWs) des Medikaments oder der Verzicht auf das Medikament.

Und da Baclofen im Vergleich zu einer fortgeschrittenen und weiter fortschreitenden Alkoholabhängigkeit die weitaus harmlosere Variante ist, fällt die Entscheidung hier in der Regel nicht schwer :wink: . Wobei es natürlich nochmal besser ist, ganz ohne Medikament auszukommen - keine Frage. Nur gelingt das halt nicht allen.

Papfl
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Re: Älteres Semester, aber hier neu

Beitragvon Lisbeth5811 » 29. August 2016, 15:21

Hallo, die Pille heißt Insidon. Der Arzt hatte sie mir nach dem Tod meines Mannes als leichtes Antidepressivum verschrieben, ich habe noch viel davon übrig und nehme sie dann zur Beruhigung. Ist wohl nicht bestimmungsgemäß, aber mir hilft sie.
Lisbeth


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