Mal eine Frage

Hier erhalten Angehörige von Alkoholabhängigen Rat und Hilfe sowie auch Arztvorschläge. Und sie können dort lesen, wie andere mit dem Problem umgehen.
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Bine
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Mal eine Frage

Beitragvon Bine » 26. Juli 2016, 10:09

Hallo zusammen,

ich hab da mal ein Problem mit meinem guten Freund. Er hat mich 2012 dazu ermutigt eine Entgiftung zu machen. Zu der Zeit war er in einer Langzeittherapie. Hat dann auch durchgehalten 16 Monate bis er seinen Führerschein wieder hatte [sad] . Hat dann wieder getrunken und nochmal Entgiftung. 2 Wochen ohne Alk. Am Sonntag (wir sehen uns nur ein-zweimal im Jahr, da er weiter weg wohnt) habe ich ihn spontan besucht und war am Boden zerstört, es war schrecklich, er war total betrunken, und alles verloddert. Ich hätte nie gedacht das er es soweit kommen lassen würde. Totalabsturz [shok]

Bei einem Gespräch habe ich dann raus gehört das er sich komplett aufgegeben hat. Er sagte:" Mir kann sowieso keiner mehr helfen". Aber ich möchte ihm helfen und habe ihm von Bac erzählt. Da er kein Internet hat meinte er das ginge ja bei ihm sowieso nicht. Da er mir während seiner Langzeittherapie sehr geholfen hat und ich eigentlich immer dabei war, möchte ich ihm jetzt über mich weiter helfen. Hab ihm schon ein paar Infos über Baclofen geschickt per Post ! Vielleicht denkt er ja wenigstens drüber nach.

Das er mit dem Scheiẞ aufhören will weiẞ ich, er schafft es nur nicht alleine (wohnt auch alleine). Kann also saufen wann immer er will, sieht ja keiner. Am Tag trinkt er nicht, is arbeiten aber sofort abends und am Wochenende ganz schlimm. Und er ist darüber am Boden zerstört. Könnt ihr mir einen Arzt in seiner Nähe sagen, damit ich gleich was habe falls er sich zu diesem Schritt entschlieẞt ? Zu seinem Hausarzt traut er sich nicht mehr wegen seinem Alkoholproblem.

Das wäre sehr nett. LG Bine

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Papfl
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Re: Mal eine Frage

Beitragvon Papfl » 26. Juli 2016, 10:31

Hallo Bine!

Erstmal Hut ab :-!? dafür, dass Du Deinem Freund helfen möchtest. Ich hoffe, seine Situation belastet Dich nicht allzu sehr. Du bist ja auch noch relativ "frisch" dabei.

Sowas kann immer zwei Seiten haben: Es kann einen selbst mit runter ziehen (das wäre nicht gut, und wenn Du merkst, dass sich diesbezüglich etwas anbahnt, solltest Du zum eigenen Schutz wieder Abstand nehmen) - oder es bewirkt gerade das Gegenteil. Im Sinne von: "Wie weit kann einen der Alkohol bloß bringen, da will ich nie hin." Dann wirkt sein Beispiel in gewisser Weise abschreckend auf Dich und kann gleichzeitig für den eigenen Weg weiter motivieren.

Wenn Du Deinem Freund dann eventuell auch noch helfen kannst, wieder auf die Beine zu kommen, ist das natürlich ein prima Nebeneffekt. Du solltest Dir halt im Klaren darüber sein, dass es auch nicht klappen kann. Das liegt dann aber nicht an Dir. Du kannst ihm nur die Hand reichen. Wenn er sie ausschlägt,... [pardon] ...

Du weißt ja, dass @DonQuixote unsere Arztadressen verwaltet. Das Prozedere ist im Grunde das selbe wie bei der eigenen Arztsuche. Da wir unsere Arztadressen aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und ihm den Wohnort Deines Freundes samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann voraussichtlich gegen Abend bei Dir mit allen Infos melden.

Alles Gute Euch beiden!

Papfl

P.S. So wie sich das anhört, wird Dein Freund - wenn er denn mit Baclofen beginnen möchte - wohl um eine weitere Entgiftung nicht drum rum kommen.
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Re: Mal eine Frage

Beitragvon Bine » 26. Juli 2016, 17:29

Danke Papfl,
das mich das runterziehen kann da hab ich auch schon dran gedacht, er hat mich schon oft runter gezogen wenn er besoffen am Telefon war und nur Müll erzählt hat. Wollte die Freundschaft auch schon beenden, aber er ist ein wirklich guter Freund. Ich werde auf mich aufpassen und ihm die ganze Sache mal häppchenweise unterjubeln damit er nicht gleich wieder überfordert ist und sich mit dem Neuen Gedanken befassen kann. Wenns zuviel wird steig ich eben wieder aus mit meiner Hilfe. Das mit der Entgiftung wird noch ne harte Nuss, aber mal sehen, Stück für Stück....... Vielleicht schafft er es ja alleine, wie gesagt er trinkt nur abends und hat ja auch schon öfter mal kurz aufgehört.

So und jetzt habe ich noch eine Neuigkeit zu erzählen.
Also heute morgen war ich bei der Vertretung von meinem Dok, der ja Urlaub hat. Wollte ein Rezept, damit mir die Pillen nicht ausgehen bis Montag.
Habe mein altes Rezept vorgelegt bei der Anmeldung und dann war erstmal irgendwie Pause. Sie muẞte dann erstmal den Arzt fragen wieviel sie mir davon aufschreiben darf, kam dann wieder mit der Frage warum ich die Tabletten nehme. Wegen Alkoholentzug sagte ich.
Upps das war ihr peinlich, totenstille, warum weiẞ ich nicht, dann is sie wieder beim Dok verschwunden und sagte dann: " Kann ich die gleiche Gröẞe wieder aufschreiben". Na bitte geht doch. Rezept da.

Soweit so gut, heute Nachmittag kam der Doktor zu einem Hausbesuch bei meinem Vater. Und als ob ich es geahnt hätte, er hat mich gefragt was ich mit Baclofen mache. Hab mich dann erstmal wieder geoutet, was mir aber mittlerweile nichts mehr ausmacht. Wir haben dann ein bisschen geredet und ich hab von Bac erzählt und das es mir damit bis jetzt sehr gut geht und ich kaum Suchtdruck habe. Er hatte auch noch nichts davon gehört oder gelesen, will sich jetzt aber mal schlau machen, hab ihm Internet empfohlen und auch von dem Forum erzählt.

Ich bin bei beiden Ärzten auf keinerlei Abwehrhaltung gegenüber Baclofen gestossen, was ich überhaupt nicht vermutet hätte. Eher das sie diese Information hilfreich fanden und sich sicher jetzt damit auseinandersetzen werden.
Also gibt es hier keine Alkoholiker (auser mir [nea] ) oder keiner traut sich mit Infos aus dem Internet zum Dok zu gehen.
Vielleicht habe ich ja auch was angestossen was anderen hier in der Gegend auch helfen kann. Baclofen scheint mit Alkohol noch nicht sehr bekannt zu sein, hätte ich auch nicht gedacht.
Gruẞ
Bine

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Papfl
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Re: Mal eine Frage

Beitragvon Papfl » 26. Juli 2016, 18:26

Hallo Bine!

Was soll ich sagen: [good] !

Mit Baclofen als Therapieoption bei Alkoholabhängigkeit ist es manchmal ein zweischneidiges Schwert. Du hast recht: Viele Ärzte kennen diese Möglichkeit tatsächlich (noch) nicht, weil Baclofen ja eigentlich ein Muskelrelaxans ist, welches "normalerweise" bei Spastiken, Rückenmarksverletzungen oder Multipler Sklerose etc. zum Einsatz kommt.

Andere kennen diese Option zwar, wollen aber kein Risiko eingehen und verschreiben das Medikament sicherheitshalber lieber nicht, weil es für die Anwendung "Alkoholabhängigkeit" (noch) nicht offiziell zugelassen ist. Oder anders ausgedrückt: Wenn Patienten Baclofen verantwortungslos dosieren oder in Kombination mit (viel) Alkohol oder anderen Medikamenten anwenden, könnten die Ärzte für eventuelle Konsequenzen haftbar gemacht werden. Und da "Süchtige" - ich werde jetzt ein bisschen zynisch - ohnehin allesamt Schwierigkeiten mit dem kontrollierten Umgang von Substanzen haben, ist ihnen - den Ärzten - das Risiko schlichtweg zu groß.

Und dann gibt es noch die Ärzte, die sich auf eine Off-Label-Verschreibung von Baclofen einlassen. Entweder, weil sie in der Vergangenheit bereits positive Erfahrungen mit dem Medikament gemacht haben, oder weil sie bereit sind, sich - wie in Deinem Fall - zu informieren und gemeinsam mit dem Patienten einen Versuch zu wagen.

Das hängt auch ein bisschen vom eigenen Auftreten beim "Hausarzt" ab: Entweder, es besteht bereits ein gewisses Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient, oder man vermittelt das Gefühl, sich über mögliche Risiken informiert zu haben und verantwortungsbewusst mit dem Medikament umzugehen. Kooperation statt Konfrontation heißt hier die Zauberformel [smile] .

Meiner Erfahrung nach sind die Chancen, Baclofen vom "Hausarzt" verschrieben zu bekommen, gar nicht so schlecht, wenn man sich nicht wie der sprichwörtliche "Elefant im Porzellanladen" aufführt.

Papfl
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Re: Mal eine Frage

Beitragvon DonQuixote » 26. Juli 2016, 18:40

Hallo @Bine und @Papfl

[good]

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Re: Mal eine Frage

Beitragvon Bine » 26. Juli 2016, 22:27

Danke Don für den Arztvorschlag werde ich, wenn es denn soweit ist, weiter geben. Aber ich habe mir überlegt das ich erstmal versuchen werde ihn zu seinem Hausarzt zu bewegen, der kennt ja seine Geschichte. Und weiter habe ich mir überlegt das ich ihn ja dorthin begleiten könnte, so quasi als Vorzeigemodell [angel] . Kann mich dann ja ausfragen wenn er auch noch nichts weiẞ. Hab ja bis jetzt nur gute Erfahrungen mit Hausärzten gemacht [smile] . Wäre eine Reise wert.
Bis dann

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Re: Mal eine Frage

Beitragvon Bine » 4. August 2016, 10:58

Hallo zusammen,
also das mit meinem Freund hat sich wohl oder übel vorerst erledigt. Er scheint noch keinen Bock zu haben mit dem Trinken aufzuhören oder sieht es nicht so schlimm wie ich. Habe ihm an 3 aufeinander folgenden Tagen Infos über Baclofen per Post zukommen lassen (In 3 Tagen damit er mit Lesen nicht überfordert ist).
Als wir dann telefoniert haben, habe ich mal vorsichtig gefragt ob er denn Post bekommen hat. Ja sagte er, auch aufgemacht aber nicht gelesen [ireful] .
Ich war enttäuscht und auch stinke sauer, zumal er mich vorher schon gefragt hat wie es mir mit Baclofen so geht.
Von meiner Seite is erstmal Funkstille, muss er halt so weiter machen bis irgendwas passiert, was ich nicht hoffe.
Ich habe momentan keine Lust und auch noch nicht die Kraft mir sein Gejammer [meise] am Telefon weiter anzuhören. Falls er sich doch noch entschlieẞt es mal zu lesen oder sogar auszuprobieren werde ich wieder für ihn da sein, aber so geht nicht, hat mir nicht gut getan, also Rückzug.
Und aufdrängen will ich mich nicht, letztendlich ist es ja seine Entscheidung ob er so weiter leben will [wacko] .
Euch erstmal vielen Dank für die Hilfe.
Falls sich irgendwann mal was tut werde ich weiter berichten.
Gruss Bine


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