Wohin führt mein Weg? Eine Wegbeschreibung...

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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DonQuixote
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Re: Wohin führt mein Weg? Eine Wegbeschreibung...

Beitragvon DonQuixote » 3. März 2014, 20:36

Hi Frankie, da wiederhole ich mich gerne:

DonQuixote hat geschrieben:Danke Frankie [good]

Wieder einmal ein super Bericht von Dir. Weiterhin viel Erfolg wünscht

DonQuixote

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Frankie
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Re: Wohin führt mein Weg? Eine Wegbeschreibung...

Beitragvon Frankie » 9. Juli 2014, 10:29

Erfahrungsbericht Baclofen; Teil 1 + 2 + 3 + 4


Teil 1: 26.10. – 19.11.2013
Teil 2: 20.11. – 21.12.2013
Teil 3: 22.12. – 08.04.2014
Teil 4: 09.04. – 10.07.2014

In allen Zeiträumen erfolgte KEINE Alkoholaufnahme.

Vor der erstmaligen Einnahme erfolgte ein dreitägiges Ausschleichen des Medikamentes Doxepin.
Start der Baclofentherapie war am 26.10.2013.


(1) Zeit- und Mengenreihe der Einnahme

Die Einschleichdosis betrug von Tag eins bis fünf (26.10. – 30.10) 15 mg, welche zu den Zeiten 7:00 h, 13:00 h und 18:00 h mit jeweils 5 mg erfolgte.
Eine nachhaltige Wirkung trat erwartungsgemäß aufgrund der geringen Dosis nicht ein.
Von Tag sechs bis Tag zehn (31.10. – 04.11.) wurde die tägliche Dosis auf gesamt 30 mg pro Tag erhöht, entsprechend 10 mg zu den oben genannten Einnahmezeiten.
Nun war insofern eine Wirkung zu verzeichnen, als dass erstmalig am Wochenende (02./03.12) eine deutliche Reduzierung des Bierkonsums auf je eine Flasche Bier 0,33 l täglich Samstag / Sonntag erfolgte

An den Tagen elf bis fünfzehn (05.11. – 09.11) betrug die Dosis pro Tag 45 mg, die Einnahmezeiten waren unverändert.
Diese Dosiserhöhung erbrachte eine komplette Abstinenz ab Tag fünf (05.11.).

Eine Erhöhung auf 60 mg von Tag sechzehn bis Tag zwanzig (10.11. – 14.11.) erzeigte ein nochmals verringertes Verlangen nach Alkohol, weiterhin kein Alkoholkonsum.
Aufgrund der Halbwertzeit wurden die Einnahmezeiten nun auf 4 x täglich erweitert:
08:00 h, 11:30 h, 15:00 h und 18:30 h mit jeweils 15 mg.
Von Tag einundzwanzig bis Tag vierundzwanzig (15.11 – 18.11.) wurde eine Tagesdosis von 80 mg eingenommen. Im Ergebnis konnte erneut eine Reduzierung des Verlangens erreicht werden; die 4 x ige Einnahme wurde beibehalten.

Ab Tag fünfundzwanzig (heute 19.11.) scheine ich mich nun mit 100 mg der Schwellendosis anzunähern; rein gefühlsmäßig zeichnet sich der "turn-around" ab.

Tag neunundzwanzig ( 23.11. bis heute) Dosiserhöhung auf 125mg/d, aufgeteilt 08:00 h, 10:30 h, 13:00 h, 15:30 h und 18:30 h je 25 mg => offensichtlich habe ich meine Schwellendosis damit erreicht.

Seit Tag sechsundvierzig ( 10.12.) Dosisreduzierung auf 100 mg/d.An den Tagen 21 und 22 traten kurzzeitig zwei sehr reale Träume auf. Im Traum musste ich dringend urinieren, dieses war so real, dass ich tatsächlich gleichzeitig in die Hose nässte.
Diese Träume und in die Hose nässen traten aber nur an den besagten Tagen auf, im Folgenden waren aber sie ausnahmslos verschwunden.

Seit Tag 29 (Dosiserhöhung auf 125 mg/d) sind verstärkte Blähungen und eine nächtliche verkürzte Schlafphase zu beobachten. Diese verkürzte Schlafphase hat aber keinen Leistungsverlust am Tage zur Folge.
Insofern sind diese Nebenwirkungen zu vernachlässigen.

Keinerlei Veränderungen aufgrund der Reduzierung.


Die Dosis von 100 mg/ d hat auch im Zeitraum vom 22.12. – 08.04.14 weiterhin Bestand, die Aufteilung läuft nun auf 25 mg um 08:00 h; 12,5 mg um 10:30 h, 25 mg um 13:00 h, 12,5 mg um 15:30 h und 25 mg um 18:30 h.
Ein zwischenzeitlich erfolgter Versuch, die Dosis auf gesamt 75 mg/d abzusenken, wurde verworfen, da eine verstärkte Unruhe auftrat. Dieses hing damit zusammen, dass ich vor der Baclofeneinnahme täglich Doxepin einnahm, um Unruhezustände zu bekämpfen. Doxepin wurde seit der Baclofeneinnahme abgesetzt, da die Unruhe verschwand. Insofern nehme ich in bis auf weiteres 100 mg/ d weiterhin ein und fühle mich sehr gut dabei.


Im Zeitraum ab 09.04.14 habe ich für eine Woche meine Dosis kurzzeitig auf 125 mg/ d erhöht; Grund war ein Urlaub, in dem ich immer sehr viel Alkohol konsumierte.
Danach habe ich die Dosis wieder auf 100 mg/ d abgesenkt.
Eine gleiche Dosissteigerung erfolgte für einen Tag; hier besuchte ich nach langer Zeit wieder ein Fußballspiel meines Lieblingsvereins; natürlich war in der Vergangenheit dabei ein hoher Bierkonsum Standard.
Auch hier habe ich sofort wieder auf 100 mg/ d abgesenkt.




(2) Nebenwirkungen

Die weit verbreiteten Nebenwirkungen wir Schläfrigkeit, Übelkeit, Albträume, Schwindel, Kopfschmerzen, niedriger Blutdruck und Magen- Darmstörungen traten bei mir in keiner Dosierungsphase auf.
Einzige "Nebenwirkung" (wenn überhaupt auf die Baclofenaufnahme zurückzuführen) ist ein 1-2 maliges Wasserlassen in der Nacht; tagsüber ist dieses gegenüber dem Zeitraum vor der Einnahme völlig unverändert unauffällig.
Meine sportlichen Aktivitäten sind in keiner Weise beeinflusst.

An den Tagen 21 und 22 traten kurzzeitig zwei sehr reale Träume auf. Im Traum musste ich dringend urinieren, dieses war so real, dass ich tatsächlich gleichzeitig in die Hose nässte.
Diese Träume und in die Hose nässen traten aber nur an den besagten Tagen auf, im Folgenden waren aber sie ausnahmslos verschwunden.

Seit Tag 29 (Dosiserhöhung auf 125 mg/d) sind verstärkte Blähungen und eine nächtliche verkürzte Schlafphase zu beobachten. Diese verkürzte Schlafphase hat aber keinen Leistungsverlust am Tage zur Folge.
Insofern sind diese Nebenwirkungen zu vernachlässigen.

Nach der Reduzierung ab Tag 46 auf 100 mg/d sind die genannten Nebenwirkungen verschwunden.
Ansonsten zur Zeit keine weiteren Veränderungen.


Nebenwirkungen treten weiterhin überhaupt nicht mehr auf.
Es finden keinerlei Beeinträchtigungen im beruflichen Alltag, in der Freizeit oder im sportlichen Bereich statt.


Die kurzzeitigen Dosiserhöhungen auf 125 mg/d führten ebenfalls zu keinen spürbaren Einschränkungen.



(3) Veränderung des Stimmungsbildes während der Einnahmephase

Während der letzten Jahre konnte ich selber eine (wenn auch nicht dramatische) Persönlichkeitsveränderung bei mir feststellen.
Ich wurde vom Verhalten her trübsinniger, teilweise aggressiver in der Ausdrucksform (körperliche Aggressionen waren nicht vorhanden) und die Fröhlichkeit der früheren Jahre war komplett verschwunden.
Dieses wurde auch von meiner Frau so uneingeschränkt wahrgenommen.

Seit der Einnahme von Baclofen ist mein allgemeines Stimmungsbild erheblich aufgehellt.
Ich bin deutlich enthemmter (im positiven Sinne) und ich lache viel mehr.
In der Gesamtheit "macht mir das Leben zur Zeit einfach viel mehr Spaß".
Diese Veränderung kann auch meine Frau bestätigen, sie empfindet diese ebenfalls als sehr positiv.

Am 14.12. habe ich nach längerer Zeit ein alkoholfreies Weizenbier getrunken.
Es war geschmacklich in Ordnung.
Kein Verlangen nach Alkohol, kein Verlangen nach einem Weiteren, auch an den Folgetagen nicht.
Die Gedanken an Alkohol verblassen im Tagesablauf immer mehr; teilweise vergesse ich, einzelne Baclofendosen einzunehmen.
Zur Zeit keine weiteren Veränderungen.


Das erste Weihnachtsfest und den ersten Jahreswechsel nach dem Alkoholstop habe ich entspannt verlebt.
Zu den Festessen gab es leckeren alkoholfreien Wein und Sylvester alkoholfreien Sekt.
Auch an den Wochenenden trinke ich gerne ein alkoholfreies Weizenbier, ohne das Verlangen nach alkoholhaltigen Getränken aufkommt.
Das Stimmungsbild ist ebenfalls unverändert, auch mein Verhaltensmuster hat sich nicht wieder ins Negative verkehrt.
Meine Frau ist darüber natürlich auch glücklich.


Die unter Punkt 1 genannten kurzfristigen Dosiserhöhungen wurden aufgrund eines Urlaubes und dem Besuch eines Fussballspieles vorgenommen, bei denen ich in der Vergangenheit deutlich zu viel Alkohol getrunken hatte.
Aktuell gab es auch nicht ansatzweise ein Verlangen nach Alkohol, meine Stimmung war gut, im Ergebnis bin ich aus diesen Erfahrungen wieder gestärkt heraus gegangen.
Eine wichtige Erkenntnis war, dass ich mittlerweile eigenverantwortlich und verantwortungsbewusst eine geringfügige Dosiserhöhung durchführen kann und diese mir nicht schadet.
Dieses gibt mir ein zusätzliches Gefühl der Sicherheit.




(4) Zusätzliche Eigeninitiative zur Baclofentheraphie

Meinen Nikotinabusus konnte ich vor ca. 8 Jahren erfolgreich entwöhnen.

Hierbei habe ich für mich eine persönlich erfolgreiche "Methode" entwickelt

Für die Suchtbekämpfung musste ich ein Projekt bilden

Im ersten Schritt habe ich sämtliche verfügbaren Daten und Fakten über die Nikotinabhängigkeit zusammengetragen
- die Sucht durfte mich keine Blackbox sein!
- ein einfaches Aufhören nur mit Willenskraft war mir nicht möglich!

Abkoppeln der über Jahrzehnte "gelernten" Konditionierungen
- Zusammenspiel Rauchen und tagtägliche Dinge dabei immer wieder
erlebt/erledigt -> Halbwertzeit Zigarette!

Einige ausgewählte hilfreiche Kernsätze / Kernfragen
- die Situation bleibt so oder so die gleiche, ob ich nun rauche oder nicht!
- Rauchen bringt keinerlei Vorteile!
- nachhaltige Einflussnahme der Werbung und der Gesellschaft, dass Rauchen cool
ist, schmeckt und dass es so viele machen!
- ich leide ganz sicher nicht und bin nicht unglücklich, weil ich nicht mehr
Rauchen darf!
- Nikotin und andere Gifte schmecken beim ersten "Genuss" eklig und
abstoßend -> eine natürliche Abwehrreaktion des Körpers, die zeigt, dass
etwas absolut falsch ist!

- und viele andere

Dieses wende ich auch weitestgehend nun auch in Bezug auf Alkohol an.

Kontrolle der Blutwerte
Eine auf meine Initiative durchgeführte Kontrolle der Werte erbrachte, dass sämtliche sich im absoluten Normbereich befinden.
Zur Zeit keine weiteren Veränderungen.


Vorsorgeuntersuchungen
Ich habe nun auch die seit langem überfälligen Vorsorgeuntersuchungen wie Magen- / Darmspiegelungen und Sonografie Bauchspeicheldrüse, Leber und Prostata machen lassen.
Alles war glücklicherweise ohne Befund, auch die Leber zeigte bis auf eine geringe Fettleber ansonsten keine Auffälligkeiten!
Diese positiven Befunde haben mir einen so unglaublichen Kick gegeben -> wahnsinnige Erleichterung, dass ich durch den Alkohol bislang noch nichts nachdrücklich kaputtgemacht habe!

Ich habe nun nicht die geringste Lust, dieses alles wieder in Frage zu stellen, in dem ich wieder etwas trinke -> die Ergebnisse sind für mich die höchste Motivation überhaupt!


Aktuelles medizinisches Problem -> und diesem trotzdem etwas Positives abgewinnen können!
Zur Zeit plage ich mich mit den Nachwirkungen einer Hämorrhioden-Ligatur.
Nach dem Eingriff hat sich der Bereich leider extrem entzündet, an dieser Entzündung laboriere ich nun bereits seit 2 Wochen herum.
Durch den behandelnden Arzt wurde ich nicht auf die durchaus vorhandenen Risiken hingewiesen; eine Nachuntersuchung wurde ebenfalls nicht für nötig erachtet.
So konnte sich die Entzündung dermaßen stark entwickeln.
Folge für mich sind deutliche Schmerzen und Einschränkungen bei den für mich so wichtigen sportlichen Aktivitäten.
Ich schäume quasi täglich vor Wut über diese absolut vermeidbaren Komplikationen!

Aber es kam mir nicht einmal ansatzweise in den Sinn, deswegen auch nur einen Gedanken an Alkohol zu verschwenden! -> früher wäre es durchaus denkbar gewesen, zur Frustbewältigung erstmal Bier zu konsumieren…



Angst
Angst sehe ich als eine Schutzfunktion des Menschen, die zum Überleben notwendig ist.
Ohne Angst würde man –simpel ausgedrückt– einfach über die Straße laufen, ohne sich Gedanken um den Verkehr zu machen.
Ich persönlich bin ja von Natur aus ein ziemlich ängstlicher Mensch.
Aktuell versuche ich, mir dieses in Bezug auf Alkohol zu nutze zu machen.
Angst vor den Spätfolgen des Alkohols, Angst vor Ausfallerscheinungen während des Konsumes…
Ich denke, dass ich für mich persönlich auf dem richtigen Weg bin, eine vernünftige "Dosis" Angst vor dem Alkohol zu finden, ohne dass die Angst einen zu großen Stellenwert einnimmt.
Es ist schwer, das vernünftig und nachvollziehbar auszudrücken…




(5) Konditionierungen

Ein großer Bestandteil nehmen zur Zeit die Konditionierungen ein.
Das abendliche Bier nach dem Sport z. B. ist halt seit Jahren verknüpft und damit ein hundertfach eingebranntes Verhalten.
Aus meinem Rauchstop weiss ich, dass dieses nur durch Unterlassen entkoppelt werden kann, dieses dauert seine Zeit. Was über Jahre praktiziert wurde, lässt sich eben nicht durch ein Fingerschnippen ausradieren.
Ein gutes Beispiel ist beispielsweise auch ein Abendessen am letzten Samstag in einem griechischen Restaurant.
Hundertfach gelebt waren bislang mindestens zwei große Bier und ein Ouzo nach dem Essen.
Letzten Samstag habe ich eine große Cola light bestellt -> das Essen war genauso gut wie immer, es hat mir absolut nichts gefehlt.
Natürlich war dieses "Egalsein" zum größten Teil auf das Baclofen zurückzuführen, wofür ich sehr dankbar bin!
Im Ergebnis stand auch hier ein kleiner Baustein zur Entkoppelung "Essen gehen heißt auch automatisch Alkohol trinken".
Den obligatorischen Ouzo nach dem Essen habe ich mir gerne bringen lassen, wusste aber vorher schon, dass ich ihn nicht trinken werde. Er stand vor mir, und er war mir völlig egal -> einfach nur ein tolles Gefühl! Das war ein Experiment, welches wieder ein kleines Mosaiksteinchen war.

Die Konditionierungen Bier nach Sport und Bier am Wochenende sind weiterhin in Bearbeitung; treten aber nun schon deutlich entschärft auf.
Gespannt bin ich auf die kommende Konditionierung im Urlaub.

Den Urlaub konnte ich nun auch ohne Alkohol genießen.
Die Konditionierungen waren wider Erwarten nur in geringem Maße zu beobachten.
Es trat zu keiner Zeit ein übermäßiges Verlangen nach Alkohol auf.

Grundsätzlich anzumerken ist im Nachhinein noch, dass die Konditionierungen beim Rauchstop noch ca. 3 Jahre latent vorhanden waren.


Die Konditionierungen sind erwartungsgemäß natürlich weiterhin vorhanden.
Das Perverse an der Sucht (ob nun wie bei mir Nikotin- und Alkoholsucht) ist für mich, dass man sich so gerne an den angeblich so schönen Dingen im Zusammenhang mit dem Suchtstoff konditioniert.
Mir hilft es bei solchen Erinnerungen immer, wenn ich diesen Erinnerungen die negativen Erlebnisse und Erfahrungen mit den Suchtstoffen gegenüberstelle. Damit hole ich mich sehr schnell wieder auf eine vernünftige Schiene herunter. Und natürlich rufe ich mir in Erinnerung, wie gut es mir die letzten Monate ohne Alkohol geht.

Bei meinem endgültigen Rauchstop vor ca. 8 Jahren hatte ich in den ersten Monaten immer Angst, in eine Spirale zu geraten, d. h. in einen Strudel von körperlichem Nikotin-Verlangen gepaart mit hochgradigem psychischen Verlangen
zu geraten. Dieser Strudel war so mächtig und alles überlagernd, dass ich mich seinerzeit mit schöner Regelmäßigkeit nicht dagegen wehren konnten. Das psychische Verlangen hat einen Anteil von 95 Prozent ausgemacht.
Für mich persönlich war der Schlüssel aus dieser psychischen Abhängigkeit die Erkenntnis, dass ich die Konditionierungen Zigarette <-> schöne Erlebnisse erkannt habe und sie im Laufe einer langen Zeit trennen konnte.
Dieses hilft mir aktuell bei dem Alkoholstop ungemein!


Die Konditionierungen sind natürlich weiterhin so vielschichtig und unterschiedlich, dass ein Abarbeiten noch eine sehr lange Zeit in Anspruch nehmen wird.




(6) Ausblick

Nach Erreichen der Schwellendosis möchte ich diese dann über ca. 2 Monate beibehalten und dann versuchen, auf eine verminderte Erhaltungsdosis schleichend einzuregulieren.
Inwieweit ich zu einem späteren Zeitpunkt beispielsweise ein Glas Wein zum Essen genießen möchte, bleibt abzuwarten.
Zur Zeit brauche ich dieses nicht, der fehlende Alkohol macht mir nichts aus.
Ganz wichtig sind für mich zur Zeit die drei G`s: Geduld, Geduld, Geduld
Ich werde diese Aufzeichnungen weiter fortführen, um immer die Entwicklung nachvollziehen zu können.

Ich freue mich nun auf mein erstes Weihnachten / Jahreswechsel ohne Alkohol.
Zur Zeit keine weiteren Veränderungen.


Ich möchte den aktuellen Weg konsequent so weiter verfolgen.

Der vorstehende Satz hat weiterhin Gültigkeit.



(7) Anlagen

Auf den folgenden Seiten sind einige Auszüge enthalten, welche ich im Rahmen meiner Informationssuche für mich als informativ sehr wertvoll ansehe und zu meinem Projekt in Hinblick auf Daten und Fakten dazu gehören.

(sind hier nicht abgebildet)

Ich trage auch weiterhin sämtliche verfügbaren Unterlagen über Baclofen und die Sucht als solche zusammen; der Ordner wächst permanent.

Der vorstehende Satz hat weiterhin Gültigkeit.

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Re: Wohin führt mein Weg? Eine Wegbeschreibung...

Beitragvon Frankie » 14. Oktober 2014, 14:36

Erfahrungsbericht Baclofen; Teil 1 + 2 + 3 + 4 + 5


Teil 1: 26.10. – 19.11.2013
Teil 2: 20.11. – 21.12.2013
Teil 3: 22.12. – 08.04.2014
Teil 4: 09.04. – 10.07.2014
Teil 5: 11.07. – 14.10.2014


Vor der erstmaligen Einnahme erfolgte ein dreitägiges Ausschleichen des Medikamentes Doxepin.
Start der Baclofentherapie war am 26.10.2013.


(1) Zeit- und Mengenreihe der Einnahme

Die Einschleichdosis betrug von Tag eins bis fünf (26.10. – 30.10) 15 mg, welche zu den Zeiten 7:00 h, 13:00 h und 18:00 h mit jeweils 5 mg erfolgte.
Eine nachhaltige Wirkung trat erwartungsgemäß aufgrund der geringen Dosis nicht ein.
Von Tag sechs bis Tag zehn (31.10. – 04.11.) wurde die tägliche Dosis auf gesamt 30 mg pro Tag erhöht, entsprechend 10 mg zu den oben genannten Einnahmezeiten.
Nun war insofern eine Wirkung zu verzeichnen, als dass erstmalig am Wochenende (02./03.12) eine deutliche Reduzierung des Bierkonsums auf je eine Flasche Bier 0,33 l täglich Samstag / Sonntag erfolgte

An den Tagen elf bis fünfzehn (05.11. – 09.11) betrug die Dosis pro Tag 45 mg, die Einnahmezeiten waren unverändert.
Diese Dosiserhöhung erbrachte eine komplette Abstinenz ab Tag fünf (05.11.).

Eine Erhöhung auf 60 mg von Tag sechzehn bis Tag zwanzig (10.11. – 14.11.) erzeigte ein nochmals verringertes Verlangen nach Alkohol, weiterhin kein Alkoholkonsum.
Aufgrund der Halbwertzeit wurden die Einnahmezeiten nun auf 4 x täglich erweitert:
08:00 h, 11:30 h, 15:00 h und 18:30 h mit jeweils 15 mg.
Von Tag einundzwanzig bis Tag vierundzwanzig (15.11 – 18.11.) wurde eine Tagesdosis von 80 mg eingenommen. Im Ergebnis konnte erneut eine Reduzierung des
Verlangens erreicht werden; die 4 x ige Einnahme wurde beibehalten.

Ab Tag fünfundzwanzig (heute 19.11.) scheine ich mich nun mit 100 mg der Schwellendosis anzunähern; rein gefühlsmäßig zeichnet sich der "turn-around" ab.

Tag neunundzwanzig ( 23.11. bis heute) Dosiserhöhung auf 125mg/d, aufgeteilt 08:00 h, 10:30 h, 13:00 h, 15:30 h und 18:30 h je 25 mg => offensichtlich habe ich meine Schwellendosis damit erreicht.
Seit Tag sechsundvierzig ( 10.12.) Dosisreduzierung auf 100 mg/d.
Keinerlei Veränderungen aufgrund der Reduzierung.


Die Dosis von 100 mg/ d hat auch im Zeitraum vom 22.12. – 08.04.14 weiterhin Bestand, die Aufteilung läuft nun auf 25 mg um 08:00 h; 12,5 mg um 10:30 h, 25 mg um 13:00 h, 12,5 mg um 15:30 h und 25 mg um 18:30 h.
Ein zwischenzeitlich erfolgter Versuch, die Dosis auf gesamt 75 mg/d abzusenken, wurde verworfen, da eine verstärkte Unruhe auftrat. Dieses hing damit zusammen, dass ich vor der Baclofeneinnahme täglich Doxepin einnahm, um Unruhezustände zu bekämpfen. Doxepin wurde seit der Baclofeneinnahme abgesetzt, da die Unruhe verschwand. Insofern nehme ich in bis auf weiteres 100 mg/ d weiterhin ein und fühle mich sehr gut dabei.


Im Zeitraum ab 09.04.14 habe ich in der Woche vom 28.04. – 02.05. meine Dosis kurzzeitig auf 125 mg/ d erhöht; Grund war ein Urlaub auf Rügen, in dem ich immer sehr viel Alkohol konsumierte.
Ab dem 03.05. habe ich die Dosis wieder auf 100 mg/ d abgesenkt.
Eine gleiche Dosissteigerung erfolgte am 31.05.; hier besuchte ich nach langer Zeit wieder ein Fußballspiel meines Lieblingsvereins; natürlich war in der Vergangenheit dabei ein hoher Bierkonsum Standard.
Auch hier habe ich am 01.06. sofort wieder auf 100 mg/ d abgesenkt.


Die eingenommene Dosis von 100 mg / d hat auch im Zeitraum vom 11.07. – 14.10.2014 überwiegend Bestand.
Ausnahme bildet eine Erhöhung auf 125 mg / d für die Zeit vom 22.09. – 10.10.2014. Grund hierfür war ein Mallorca-Urlaub.
Eine Absenkung auf die gewohnten 100 mg / d erfolgte umgehend nach Urlaubsende.




(2) Nebenwirkungen

Die weit verbreiteten Nebenwirkungen wir Schläfrigkeit, Übelkeit, Albträume, Schwindel, Kopfschmerzen, niedriger Blutdruck und Magen- Darmstörungen traten bei mir in keiner Dosierungsphase auf.
Einzige "Nebenwirkung" (wenn überhaupt auf die Baclofenaufnahme zurückzuführen) ist ein 1-2 maliges Wasserlassen in der Nacht; tagsüber ist dieses gegenüber dem Zeitraum vor der Einnahme völlig unverändert unauffällig.
Meine sportlichen Aktivitäten sind in keiner Weise beeinflusst.

An den Tagen 21 und 22 traten kurzzeitig zwei sehr reale Träume auf. Im Traum musste ich dringend urinieren, dieses war so real, dass ich tatsächlich gleichzeitig in die Hose nässte.
Diese Träume und in die Hose nässen traten aber nur an den besagten Tagen auf, im Folgenden waren aber sie ausnahmslos verschwunden.

Seit Tag 29 (Dosiserhöhung auf 125 mg/d) sind verstärkte Blähungen und eine nächtliche verkürzte Schlafphase zu beobachten. Diese verkürzte Schlafphase hat aber keinen Leistungsverlust am Tage zur Folge.
Insofern sind diese Nebenwirkungen zu vernachlässigen.

Nach der Reduzierung ab Tag 46 auf 100 mg/d sind die genannten Nebenwirkungen verschwunden.
Ansonsten zur Zeit keine weiteren Veränderungen.


Nebenwirkungen treten weiterhin überhaupt nicht mehr auf.
Es finden keinerlei Beeinträchtigungen im beruflichen Alltag, in der Freizeit oder im sportlichen Bereich statt.


Die kurzzeitigen Dosiserhöhungen auf 125 mg/d vom 28.04. – 02.05. und am 31.05. führten ebenfalls zu keinen spürbaren Einschränkungen.
Wegen einer Schlafapnoe werde ich mit CPAP therapiert. Eine kürzlich vorgenommene Kontrolluntersuchung mit Gerät über Nacht ergab, dass die Baclofeneinnahme hier keine Beeinträchtigungen entstehen lässt!


Weiterhin sind weiterhin keinerlei Nebenwirkungen zu beobachten.
Einzig die Dosiserhöhung in der Zeit des Urlaubes führte nach Einnahme der letzten Tablette (gegen 20 Uhr) zu einem –durchaus angenehmen- Trägheitsgefühl.




(3) Veränderung des Stimmungsbildes während der Einnahmephase

Während der letzten Jahre konnte ich selber eine (wenn auch nicht dramatische) Persönlichkeitsveränderung bei mir feststellen.
Ich wurde vom Verhalten her trübsinniger, teilweise aggressiver in der Ausdrucksform (körperliche Aggressionen waren nicht vorhanden) und die Fröhlichkeit der früheren Jahre war komplett verschwunden.
Dieses wurde auch von meiner Frau so uneingeschränkt wahrgenommen.

Seit der Einnahme von Baclofen ist mein allgemeines Stimmungsbild erheblich aufgehellt.
Ich bin deutlich enthemmter (im positiven Sinne) und ich lache viel mehr.
In der Gesamtheit "macht mir das Leben zur Zeit einfach viel mehr Spaß".
Diese Veränderung kann auch meine Frau bestätigen, sie empfindet diese ebenfalls als sehr positiv.

Am 14.12. habe ich nach längerer Zeit ein alkoholfreies Weizenbier getrunken.
Es war geschmacklich in Ordnung.
Kein Verlangen nach Alkohol, kein Verlangen nach einem Weiteren, auch an den Folgetagen nicht.
Die Gedanken an Alkohol verblassen im Tagesablauf immer mehr; teilweise vergesse ich, einzelne Baclofendosen einzunehmen.
Zur Zeit keine weiteren Veränderungen.


Das erste Weihnachtsfest und den ersten Jahreswechsel nach dem Alkoholstop habe ich entspannt verlebt.
Zu den Festessen gab es leckeren alkoholfreien Wein und Sylvester alkoholfreien Sekt.
Auch an den Wochenenden trinke ich gerne ein alkoholfreies Weizenbier, ohne das Verlangen nach alkoholhaltigen Getränken aufkommt.
Das Stimmungsbild ist ebenfalls unverändert, auch mein Verhaltensmuster hat sich nicht wieder ins Negative verkehrt.
Meine Frau ist darüber natürlich auch glücklich.


Die unter Punkt 1 genannten kurzfristigen Dosiserhöhungen wurden aufgrund eines Urlaubes und dem Besuch eines Fussballspieles vorgenommen, bei denen ich in der Vergangenheit
deutlich zu viel Alkohol getrunken hatte.
Aktuell gab es auch nicht ansatzweise ein Verlangen nach Alkohol, meine Stimmung war gut, im Ergebnis bin ich aus diesen Erfahrungen wieder gestärkt heraus gegangen.
Eine wichtige Erkenntnis war, dass ich mittlerweile eigenverantwortlich und verantwortungsbewusst eine geringfügige Dosiserhöhung durchführen kann und diese mir nicht schadet.
Dieses gibt mir ein zusätzliches Gefühl der Sicherheit.


Der Jahresurlaub 2014 auf Mallorca über 18 Tage stellte für mich im Vorwege ein mental eine sehr große Blackbox dar.
Schließlich habe ich in der Vergangenheit während dieser langen Urlaube viel Alkohol konsumiert.
Der Tageskonsum begann damals bereits morgens gegen 10.30 mit Bier und endete am Abend mit einer Gesamttagesdosis an Bier von ca. 8 Gläsern a 0,4 l.
Dazu kamen dann zum Mittagessen gerne auch noch 1 bis 2 Gläser Wein und am Abend ein Longdrink.
Was würde also in 2014 passieren?
Um das körperliche Verlangen hatte ich mir im Vorwege nicht die größten Gedanken gemacht, hier war ich ziemlich sicher, dieses mit Baclofen unter Kontrolle zu haben.
Viel mehr Sorgen bereitete mir die Konditionierung "Urlaub+Alkohol+Spaß haben=nur dann ist es ein guter Urlaub!"
Einfach kategorisch im Urlaub ab dem ersten Tag absoluten Verzicht zu üben kam für mich nicht in Frage, denn dann hätte ich den gesamten Urlaub das Gefühl gehabt, auf etwas Grundlegendes verzichten zu müssen.
Ich reiste also mit dem festen Vorsatz an, am ersten Urlaubstag mit meiner Frau auf den Urlaub mit einem Glas Sekt anzustoßen.
Dieses haben wir dann auch am frühen Nachmittag getan.
Um es kurz zu machen, es wurde kein Glas, sondern genau drei Schlucke, und das war es dann auch für mich für den Rest des Urlaubes, was Alkohol anbetraf.
Diese drei Schlucke habe ich aber definitiv gebraucht, um dann den Urlaub auch ohne Alkohol in vollen Zügen genießen zu können!
Diese drei Schlucke Sekt (der erste Alkohol nach fast einem Jahr!) haben wirklich nur eklig nach reinem Alkohol geschmeckt und bei mir für ca. 2 Stunden ein Schwindelgefühl erzeugt.
Es war für mich wirklich nur unangenehm –geschmacklich und auch wirkungsmäßig.
Ein Verlangen nach mehr kam überhaupt nicht auf, das komplette Gegenteil war der Fall.
Ich glaube vielmehr, ich hätte mir das Alkoholtrinken –auch in Hinblick auf das Akzeptieren des ekligen Geschmackes- tatsächlich wieder angewöhnen müssen!
Im Folgenden habe ich den Urlaub komplett ohne Alkohol genossen, war morgens und tagsüber entsprechend top fit.
Und auch das Wetter hat hier mitgespielt (Ironie an):
7 Tage von 18 am Stück Regen oder bedeckt, früher ein Muss, dann an der Bar zu sitzen und den Tag mit Alkohol schön zu trinken; heute nicht mal daran gedacht!

Abgerundet habe ich alles durch bewusstes Essen, jeden Morgen 1 Stunde Krafttraining und jeden Abend 1 Stunde Joggen an der Strandpromenade oder auf dem Laufband.
Als Fazit kann ich ausführen, dass das Trinken eines halben Glases Sekt für mich persönlich der absolut richtige Weg war.
Einerseits um mir zu zeigen, dass ich auf wirklich nichts verzichten muss, wenn ich nichts trinke und andererseits wie schön und unbeschwert Urlaub sein kann, wenn ich mich nicht mit den Nachwirkungen von zuviel Alkohol herumschlagen muss!
Und, was auf lange Sicht extrem wichtig für mich ist, ich kann mir beim besten Willen keinen Grund oder Anlass vorstellen, warum ich dieses Zeug auch nur mal in einer Kleinstdosierung wieder trinken soll.

Das, was ich mir gerade selber im Urlaub mit einer nie für möglich gehaltenen Leichtigkeit selber bewiesen habe, ist ein unglaublich schönes Gefühl und macht mich stolz.
Es ist schwer, das auch nur annähernd in Worte zu fassen…

Abschließend noch eine Anmerkung zur Wirkungsweise von Baclofen bei mir abseits des stressgeprägten Alltages:
Durch das relaxte Dahingleiten in einem Urlaubstag mit Selbstreflektion konnte ich ganz deutlich merken, wie sich ein entspanntes und stimmungsaufhellendes Gefühl ca. 50 Minuten nach Einnahme einstellt.
Dieses habe ich in dieser Intensität im beruflichen Alltag so noch nicht wahrgenommen, es ist natürlich auch dann da und zeigt mir, wie wichtig gerade auch diese Wirkungsweise von Baclofen für mich ist!!



(4) Zusätzliche Eigeninitiative zur Baclofentheraphie

Meinen Nikotinabusus konnte ich vor ca. 8 Jahren erfolgreich entwöhnen.

Hierbei habe ich für mich eine persönlich erfolgreiche "Methode" entwickelt

Für die Suchtbekämpfung musste ich ein Projekt bilden

Im ersten Schritt habe ich sämtliche verfügbaren Daten und Fakten über die Nikotinabhängigkeit zusammengetragen
- die Sucht durfte mich keine Blackbox sein!
- ein einfaches Aufhören nur mit Willenskraft war mir nicht möglich!

Abkoppeln der über Jahrzehnte "gelernten" Konditionierungen
- Zusammenspiel Rauchen und tagtägliche Dinge dabei immer wieder
erlebt/erledigt -> Halbwertzeit Zigarette!

Einige ausgewählte hilfreiche Kernsätze / Kernfragen
- die Situation bleibt so oder so die gleiche, ob ich nun rauche oder nicht!
- Rauchen bringt keinerlei Vorteile!
- nachhaltige Einflussnahme der Werbung und der Gesellschaft, dass Rauchen cool
ist, schmeckt und dass es so viele machen!
- ich leide ganz sicher nicht und bin nicht unglücklich, weil ich nicht mehr
Rauchen darf!
- Nikotin und andere Gifte schmecken beim ersten "Genuss" eklig und
abstoßend -> eine natürliche Abwehrreaktion des Körpers, die zeigt, dass
etwas absolut falsch ist!

- und viele andere

Dieses wende ich auch weitestgehend nun auch in Bezug auf Alkohol an.

Kontrolle der Blutwerte
Eine auf meine Initiative durchgeführte Kontrolle der Werte erbrachte, dass sämtliche sich im absoluten Normbereich befinden.
Zur Zeit keine weiteren Veränderungen.


Vorsorgeuntersuchungen
Ich habe nun auch die seit langem überfälligen Vorsorgeuntersuchungen wie Magen- / Darmspiegelungen und Sonografie Bauchspeicheldrüse, Leber und Prostata
machen lassen.
Alles war glücklicherweise ohne Befund, auch die Leber zeigte bis auf eine geringe Fettleber ansonsten keine Auffälligkeiten!
Diese positiven Befunde haben mir einen so unglaublichen Kick gegeben -> wahnsinnige Erleichterung, dass ich durch den Alkohol bislang noch nichts
nachdrück kaputtgemacht habe!

Ich habe nun nicht die geringste Lust, dieses alles wieder in Frage zu stellen, in dem ich wieder etwas trinke -> die Ergebnisse sind für mich die höchste Motivation überhaupt!

Aktuelles medizinisches Problem -> und diesem trotzdem etwas Positives abgewinnen können!
Zur Zeit plage ich mich mit den Nachwirkungen einer Hämorrhioden-Ligatur.
Nach dem Eingriff hat sich der Bereich leider extrem entzündet, an dieser Entzündung laboriere ich nun bereits seit 2 Wochen herum.
Durch den behandelnden Arzt wurde ich nicht auf die durchaus vorhandenen Risiken hingewiesen; eine Nachuntersuchung wurde ebenfalls nicht für nötig erachtet.
So konnte sich die Entzündung dermaßen stark entwickeln.
Folge für mich sind deutliche Schmerzen und Einschränkungen bei den für mich so wichtigen sportlichen Aktivitäten.
Ich schäume quasi täglich vor Wut über diese absolut vermeidbaren Komplikationen!

Aber es kam mir nicht einmal ansatzweise in den Sinn, deswegen auch nur einen Gedanken an Alkohol zu verschwenden! -> früher wäre es durchaus denkbar gewesen, zur Frustbewältigung
erstmal Bier zu konsumieren…


Angst
Angst sehe ich als eine Schutzfunktion des Menschen, die zum Überleben notwendig ist.
Ohne Angst würde man –simpel ausgedrückt– einfach über die Straße laufen, ohne sich Gedanken um den Verkehr zu machen.
Ich persönlich bin ja von Natur aus ein ziemlich ängstlicher Mensch.
Aktuell versuche ich, mir dieses in Bezug auf Alkohol zu nutze zu machen.
Angst vor den Spätfolgen des Alkohols, Angst vor Ausfallerscheinungen während des Konsumes…
Ich denke, dass ich für mich persönlich auf dem richtigen Weg bin, eine vernünftige "Dosis" Angst vor dem Alkohol zu finden, ohne dass die Angst einen zu großen Stellenwert einnimmt.
Es ist schwer, das vernünftig und nachvollziehbar auszudrücken…


Aktuell keine neuen Ansatzpunkte.



(5) Konditionierungen

Ein großer Bestandteil nehmen zur Zeit die Konditionierungen ein.
Das abendliche Bier nach dem Sport z. B. ist halt seit Jahren verknüpft und damit ein hundertfach eingebranntes Verhalten.
Aus meinem Rauchstop weiss ich, dass dieses nur durch Unterlassen entkoppelt werden kann, dieses dauert seine Zeit. Was über Jahre praktiziert wurde, lässt sich eben nicht durch ein Fingerschnippen ausradieren.
Ein gutes Beispiel ist beispielsweise auch ein Abendessen am letzten Samstag in einem griechischen Restaurant.
Hundertfach gelebt waren bislang mindestens zwei große Bier und ein Ouzo nach dem Essen.
Letzten Samstag habe ich eine große Cola light bestellt -> das Essen war genauso gut wie immer, es hat mir absolut nichts gefehlt.
Natürlich war dieses "Egalsein" zum größten Teil auf das Baclofen zurückzuführen, wofür ich sehr dankbar bin!
Im Ergebnis stand auch hier ein kleiner Baustein zur Entkoppelung "Essen gehen heißt auch automatisch Alkohol trinken".
Den obligatorischen Ouzo nach dem Essen habe ich mir gerne bringen lassen, wusste aber vorher schon, dass ich ihn nicht trinken werde. Er stand vor mir, und er war mir völlig egal -> einfach nur ein tolles Gefühl! Das war ein Experiment, welches wieder ein kleines Mosaiksteinchen war.

Die Konditionierungen Bier nach Sport und Bier am Wochenende sind weiterhin in Bearbeitung; treten aber nun schon deutlich entschärft auf.
Gespannt bin ich auf die kommende Konditionierung im Urlaub -> 09.12. – 13.12.

Den Urlaub konnte ich nun auch ohne Alkohol genießen.
Die Konditionierungen waren wider Erwarten nur in geringem Maße zu beobachten.
Es trat zu keiner Zeit ein übermäßiges Verlangen nach Alkohol auf.

Grundsätzlich anzumerken ist im Nachhinein noch, dass die Konditionierungen beim Rauchstop noch ca. 3 Jahre latent vorhanden waren.



Das Perverse an der Sucht (ob nun wie bei mir Nikotin- und Alkoholsucht) ist für mich, dass man sich so gerne an den angeblich so schönen Dingen im Zusammenhang mit dem Suchtstoff konditioniert.
Mir hilft es bei solchen Erinnerungen immer, wenn ich diesen Erinnerungen die negativen Erlebnisse und Erfahrungen mit den Suchtstoffen gegenüberstelle. Damit hole ich mich sehr schnell wieder
auf eine vernünftige Schiene herunter. Und natürlich rufe ich mir in Erinnerung, wie gut es mir die letzten Monate ohne Alkohol geht.

Bei meinem endgültigen Rauchstop vor ca. 8 Jahren hatte ich in den ersten Monaten immer Angst, in eine Spirale zu geraten, d. h. in einen Strudel von körperlichem Nikotin-Verlangen gepaart mit hochgradigem psychischen Verlangen
zu geraten. Dieser Strudel war so mächtig und alles überlagernd, dass ich mich seinerzeit mit schöner Regelmäßigkeit nicht dagegen wehren konnten. Das psychische Verlangen hat einen Anteil von 95 Prozent ausgemacht.
Für mich persönlich war der Schlüssel aus dieser psychischen Abhängigkeit die Erkenntnis, dass ich die Konditionierungen Zigarette <-> schöne Erlebnisse erkannt habe und sie im Laufe einer langen Zeit trennen konnte.
Dieses hilft mir aktuell bei dem Alkoholstop ungemein!


Die Konditionierungen sind natürlich weiterhin so vielschichtig und unterschiedlich, dass ein Abarbeiten noch eine sehr lange Zeit in Anspruch nehmen wird.

Wichtige Abarbeitung Konditionierung "Jahres-Urlaub" siehe Punkt 3; ansonsten haben sich schon viele Konditionierungen durch Ablauf eines Jahres aufgelöst.
Es bleibt hier aber noch einiges zu tun.





(6) Ausblick

Nach Erreichen der Schwellendosis möchte ich diese dann über ca. 2 Monate beibehalten und dann versuchen, auf eine verminderte Erhaltungsdosis schleichend einzuregulieren.
Inwieweit ich zu einem späteren Zeitpunkt beispielsweise ein Glas Wein zum Essen genießen möchte, bleibt abzuwarten.
Zur Zeit brauche ich dieses nicht, der fehlende Alkohol macht mir nichts aus.
Ganz wichtig sind für mich zur Zeit die drei G`s: Geduld, Geduld, Geduld
Ich werde diese Aufzeichnungen weiter fortführen, um immer die Entwicklung nachvollziehen zu können.

Ich freue mich nun auf mein erstes Weihnachten / Jahreswechsel ohne Alkohol.
Zur Zeit keine weiteren Veränderungen.


Ich möchte den aktuellen Weg konsequent so weiter verfolgen.

Der vorstehende Satz hat weiterhin Gültigkeit.

Der vorstehende Satz hat weiterhin Gültigkeit.



(7) Anlagen

Auf den folgenden Seiten sind einige Auszüge enthalten, welche ich im Rahmen meiner Informationssuche für mich als informativ sehr wertvoll ansehe und zu meinem Projekt in Hinblick auf Daten und Fakten dazu gehören.

(sind hier nicht abgebildet)

Ich trage auch weiterhin sämtliche verfügbaren Unterlagen über Baclofen und die Sucht als solche zusammen; der Ordner wächst permanent.

Der vorstehende Satz hat weiterhin Gültigkeit.

Der vorstehende Satz hat weiterhin Gültigkeit.

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Re: Wohin führt mein Weg? Eine Wegbeschreibung...

Beitragvon Papfl » 14. Oktober 2014, 15:38

Hallo Frankie!

Vielen Dank, dass Du Deine Erfahrungen auch über einen so langen Zeitraum mit uns teilst [good] . Ganz besonders freue ich mich über Dein "AHA-Erlebnis" nach den drei Schlucken Sekt.

Du weißt selbst wahrscheinlich am besten, wie viel das mit Blick auf die Zukunft wert ist [smile] .

LG Papfl
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Re: Wohin führt mein Weg? Eine Wegbeschreibung...

Beitragvon DonQuixote » 14. Oktober 2014, 20:09

Danke, Frankie
Für Deinen wie immer sehr sorgfältigen und aufbauenden Bericht [good]

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Re: Wohin führt mein Weg? Eine Wegbeschreibung...

Beitragvon Lisa » 15. Oktober 2014, 05:39

Danke Frankie für diesen tollen Bericht. Deine Ausführungen bezüglich der Angst treffen bei mir voll ins Schwarze, wie so viele weitere Ausführungen auch.

Frankie hat geschrieben: Es ist schwer, das vernünftig und nachvollziehbar auszudrücken…


Es ist Dir hervorragend gelungen!!!

Habe mir aus diesem Grund Deinen Bericht ausgedruckt und er liegt nun griffbereit in meiner "Notfallbox".
LG Lisa
Wer neues Land entdecken möchte, muss das sichere Ufer verlassen....

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Re: Wohin führt mein Weg? Eine Wegbeschreibung...

Beitragvon Frankie » 1. November 2015, 12:17

Erfahrungsbericht Baclofen


Teil 1: 26.10. – 19.11.2013
Teil 2: 20.11. – 21.12.2013
Teil 3: 22.12. – 08.04.2014
Teil 4: 09.04. – 10.07.2014
Teil 5: 11.07. – 14.10.2014
Teil 6: 15.10. – 31.10.2015

Vor der erstmaligen Einnahme erfolgte ein dreitägiges Ausschleichen des Medikamentes Doxepin.
Start der Baclofentherapie war am 26.10.2013.

Weiterhin auch im Zeitraum des 6. Teils keine Alkoholaufnahme!


(1) Zeit- und Mengenreihe der Einnahme

TEIL 1
Die Einschleichdosis betrug von Tag eins bis fünf (26.10. – 30.10) 15 mg, welche zu den Zeiten 7:00 h, 13:00 h und 18:00 h mit jeweils 5 mg erfolgte.
Eine nachhaltige Wirkung trat erwartungsgemäß aufgrund der geringen Dosis nicht ein.
Von Tag sechs bis Tag zehn (31.10. – 04.11.) wurde die tägliche Dosis auf gesamt 30 mg pro Tag erhöht, entsprechend 10 mg zu den oben genannten Einnahmezeiten.
Nun war insofern eine Wirkung zu verzeichnen, als dass erstmalig am Wochenende (02./03.12) eine deutliche Reduzierung des Bierkonsums
auf je eine Flasche Bier 0,33 l täglich Samstag / Sonntag erfolgte

An den Tagen elf bis fünfzehn (05.11. – 09.11) betrug die Dosis pro Tag 45 mg, die Einnahmezeiten waren unverändert.
Diese Dosiserhöhung erbrachte eine komplette Abstinenz ab Tag fünf (05.11.).

Eine Erhöhung auf 60 mg von Tag sechzehn bis Tag zwanzig (10.11. – 14.11.) erzeigte ein nochmals verringertes Verlangen nach Alkohol, weiterhin kein Alkoholkonsum.
Aufgrund der Halbwertzeit wurden die Einnahmezeiten nun auf 4 x täglich erweitert:
08:00 h, 11:30 h, 15:00 h und 18:30 h mit jeweils 15 mg.
Von Tag einundzwanzig bis Tag vierundzwanzig (15.11 – 18.11.) wurde eine Tagesdosis von 80 mg eingenommen. Im Ergebnis konnte erneut eine Reduzierung des
Verlangens erreicht werden; die 4 x ige Einnahme wurde beibehalten.

Ab Tag fünfundzwanzig (heute 19.11.) scheine ich mich nun mit 100 mg der Schwellendosis anzunähern; rein gefühlsmäßig zeichnet sich der "turn-around" ab.

TEIL 2
Tag neunundzwanzig ( 23.11. bis heute) Dosiserhöhung auf 125mg/d, aufgeteilt 08:00 h, 10:30 h, 13:00 h, 15:30 h und 18:30 h je 25 mg => offensichtlich habe ich meine Schwellendosis damit erreicht.

Seit Tag sechsundvierzig ( 10.12.) Dosisreduzierung auf 100 mg/d.
Keinerlei Veränderungen aufgrund der Reduzierung.

TEIL 3
Die Dosis von 100 mg/ d hat auch im Zeitraum vom 22.12. – 08.04.14 weiterhin Bestand, die Aufteilung läuft nun auf 25 mg um 08:00 h; 12,5 mg um 10:30 h, 25 mg um 13:00 h, 12,5 mg um 15:30 h und 25 mg um 18:30 h.
Ein zwischenzeitlich erfolgter Versuch, die Dosis auf gesamt 75 mg/d abzusenken, wurde verworfen, da eine verstärkte Unruhe auftrat. Dieses hing damit zusammen, dass ich vor der Baclofeneinnahme täglich Doxepin einnahm, um Unruhezustände zu bekämpfen. Doxepin wurde seit der Baclofeneinnahme abgesetzt, da die Unruhe verschwand. Insofern nehme ich in bis auf weiteres 100 mg/ d weiterhin ein und fühle mich sehr gut dabei.

TEIL 4
Im Zeitraum ab 09.04.14 habe ich in der Woche vom 28.04. – 02.05. meine Dosis kurzzeitig auf 125 mg/ d erhöht; Grund war ein Urlaub auf Rügen, in dem ich immer sehr viel Alkohol konsumierte.
Ab dem 03.05. habe ich die Dosis wieder auf 100 mg/ d abgesenkt.
Eine gleiche Dosissteigerung erfolgte am 31.05.; hier besuchte ich nach langer Zeit wieder ein Fußballspiel meines Lieblingsvereins; natürlich war in der Vergangenheit dabei ein hoher Bierkonsum Standard.
Auch hier habe ich am 01.06. sofort wieder auf 100 mg/ d abgesenkt.

TEIL 5
Die eingenommene Dosis von 100 mg / d hat auch im Zeitraum vom 11.07. – 14.10.2014 überwiegend Bestand.
Ausnahme bildet eine Erhöhung auf 125 mg / d für die Zeit vom 22.09. – 10.10.2014. Grund hierfür war ein Mallorca-Urlaub.
Eine Absenkung auf die gewohnten 100 mg / d erfolgte umgehend nach Urlaubsende.

TEIL 6
In Abstimmung mit meinem Arzt fahre ich seit einem Jahr die Dosis von 87,5 mg/ d.
Diese Dosis hat in ursächlichem Sinne nichts mehr mit einer Einnahme gegen Craving zu tun, sie dient vielmehr der Unterdrückung von Angstsymptomatik.



(2) Nebenwirkungen

TEIL 1
Die weit verbreiteten Nebenwirkungen wir Schläfrigkeit, Übelkeit, Albträume, Schwindel, Kopfschmerzen, niedriger Blutdruck und Magen- Darmstörungen traten bei mir in keiner Dosierungsphase auf.
Einzige "Nebenwirkung" (wenn überhaupt auf die Baclofenaufnahme zurückzuführen) ist ein 1-2 maliges Wasserlassen in der Nacht; tagsüber ist dieses gegenüber dem Zeitraum vor der Einnahme völlig unverändert unauffällig.
Meine sportlichen Aktivitäten sind in keiner Weise beeinflusst.

TEIL 2
An den Tagen 21 und 22 traten kurzzeitig zwei sehr reale Träume auf. Im Traum musste ich dringend urinieren, dieses war so real, dass ich tatsächlich gleichzeitig in die Hose nässte.
Diese Träume und in die Hose nässen traten aber nur an den besagten Tagen auf, im Folgenden waren aber sie ausnahmslos verschwunden.

Seit Tag 29 (Dosiserhöhung auf 125 mg/d) sind verstärkte Blähungen und eine nächtliche verkürzte Schlafphase zu beobachten. Diese verkürzte Schlafphase hat aber keinen Leistungsverlust am Tage zur Folge.
Insofern sind diese Nebenwirkungen zu vernachlässigen.

Nach der Reduzierung ab Tag 46 auf 100 mg/d sind die genannten Nebenwirkungen verschwunden.
Ansonsten zur Zeit keine weiteren Veränderungen.

TEIL 3
Nebenwirkungen treten weiterhin überhaupt nicht mehr auf.
Es finden keinerlei Beeinträchtigungen im beruflichen Alltag, in der Freizeit oder im sportlichen Bereich statt.

TEIL 4
Die kurzzeitigen Dosiserhöhungen auf 125 mg/d vom 28.04. – 02.05. und am 31.05. führten ebenfalls zu keinen spürbaren Einschränkungen.
Wegen einer Schlafapnoe werde ich mit CPAP therapiert. Eine kürzlich vorgenommene Kontrolluntersuchung mit Gerät über Nacht ergab, dass die Baclofeneinnahme hier keine Beeinträchtigungen entstehen lässt!

TEIL 5
Weiterhin sind weiterhin keinerlei Nebenwirkungen zu beobachten.
Einzig die Dosiserhöhung in der Zeit des Urlaubes führte nach Einnahme der letzten Tablette (gegen 20 Uhr) zu einem –durchaus angenehmen- Trägheitsgefühl.

TEIL 6
Im Verlaufe des Jahres unter Einnahme einer Tagesdosis von 87,5 mg/ d bin ich weiterhin nebenwirkungsfrei.



(3) Veränderung des Stimmungsbildes während der Einnahmephase

TEIL 1
Während der letzten Jahre konnte ich selber eine (wenn auch nicht dramatische) Persönlichkeitsveränderung bei mir feststellen.
Ich wurde vom Verhalten her trübsinniger, teilweise aggressiver in der Ausdrucksform (körperliche Aggressionen waren nicht vorhanden) und die Fröhlichkeit der früheren Jahre war komplett verschwunden.
Dieses wurde auch von meiner Frau so uneingeschränkt wahrgenommen.

Seit der Einnahme von Baclofen ist mein allgemeines Stimmungsbild erheblich aufgehellt.
Ich bin deutlich enthemmter (im positiven Sinne) und ich lache viel mehr.
In der Gesamtheit "macht mir das Leben zur Zeit einfach viel mehr Spaß".
Diese Veränderung kann auch meine Frau bestätigen, sie empfindet diese ebenfalls als sehr positiv.

TEIL 2
Am 14.12. habe ich nach längerer Zeit ein alkoholfreies Weizenbier getrunken.
Es war geschmacklich in Ordnung.
Kein Verlangen nach Alkohol, kein Verlangen nach einem Weiteren, auch an den Folgetagen nicht.
Die Gedanken an Alkohol verblassen im Tagesablauf immer mehr; teilweise vergesse ich, einzelne Baclofendosen einzunehmen.
Zur Zeit keine weiteren Veränderungen.

TEIL 3
Das erste Weihnachtsfest und den ersten Jahreswechsel nach dem Alkoholstop habe ich entspannt verlebt.
Zu den Festessen gab es leckeren alkoholfreien Wein und Sylvester alkoholfreien Sekt.
Auch an den Wochenenden trinke ich gerne ein alkoholfreies Weizenbier, ohne das Verlangen nach alkoholhaltigen Getränken aufkommt.
Das Stimmungsbild ist ebenfalls unverändert, auch mein Verhaltensmuster hat sich nicht wieder ins Negative verkehrt.
Meine Frau ist darüber natürlich auch glücklich.

TEIL 4
Die unter Punkt 1 genannten kurzfristigen Dosiserhöhungen wurden aufgrund eines Urlaubes und dem Besuch eines Fussballspieles vorgenommen, bei denen ich in der Vergangenheit
deutlich zu viel Alkohol getrunken hatte.
Aktuell gab es auch nicht ansatzweise ein Verlangen nach Alkohol, meine Stimmung war gut, im Ergebnis bin ich aus diesen Erfahrungen wieder gestärkt heraus gegangen.
Eine wichtige Erkenntnis war, dass ich mittlerweile eigenverantwortlich und verantwortungsbewusst eine geringfügige Dosiserhöhung durchführen kann und diese mir nicht schadet.
Dieses gibt mir ein zusätzliches Gefühl der Sicherheit.


TEIL 5
Der Jahresurlaub 2014 auf Mallorca über 18 Tage stellte für mich im Vorwege ein mental eine sehr große Blackbox dar.
Schließlich habe ich in der Vergangenheit während dieser langen Urlaube viel Alkohol konsumiert.
Der Tageskonsum begann damals bereits morgens gegen 10.30 mit Bier und endete am Abend mit einer Gesamttagesdosis an Bier von ca. 8 Gläsern a 0,4 l.
Dazu kamen dann zum Mittagessen gerne auch noch 1 bis 2 Gläser Wein und am Abend ein Longdrink.
Was würde also in 2014 passieren?
Um das körperliche Verlangen hatte ich mir im Vorwege nicht die größten Gedanken gemacht, hier war ich ziemlich sicher, dieses mit Baclofen unter Kontrolle zu haben.
Viel mehr Sorgen bereitete mir die Konditionierung "Urlaub+Alkohol+Spaß haben=nur dann ist es ein guter Urlaub!"
Einfach kategorisch im Urlaub ab dem ersten Tag absoluten Verzicht zu üben kam für mich nicht in Frage, denn dann hätte ich den gesamten Urlaub das Gefühl gehabt, auf etwas Grundlegendes verzichten zu müssen.
Ich reiste also mit dem festen Vorsatz an, am ersten Urlaubstag mit meiner Frau auf den Urlaub mit einem Glas Sekt anzustoßen.
Dieses haben wir dann auch am frühen Nachmittag getan.
Um es kurz zu machen, es wurde kein Glas, sondern genau drei Schlucke, und das war es dann auch für mich für den Rest des Urlaubes, was Alkohol anbetraf.
Diese drei Schlucke habe ich aber definitiv gebraucht, um dann den Urlaub auch ohne Alkohol in vollen Zügen genießen zu können!
Diese drei Schlucke Sekt (der erste Alkohol nach fast einem Jahr!) haben wirklich nur eklig nach reinem Alkohol geschmeckt und bei mir für ca. 2 Stunden ein Schwindelgefühl erzeugt.
Es war für mich wirklich nur unangenehm –geschmacklich und auch wirkungsmäßig.
Ein Verlangen nach mehr kam überhaupt nicht auf, das komplette Gegenteil war der Fall.
Ich glaube vielmehr, ich hätte mir das Alkoholtrinken –auch in Hinblick auf das Akzeptieren des ekligen Geschmackes- tatsächlich wieder angewöhnen müssen!
Im Folgenden habe ich den Urlaub komplett ohne Alkohol genossen, war morgens und tagsüber entsprechend top fit.
Und auch das Wetter hat hier mitgespielt (Ironie an):
7 Tage von 18 am Stück Regen oder bedeckt, früher ein Muss, dann an der Bar zu sitzen und den Tag mit Alkohol schön zu trinken; heute nicht mal daran gedacht!

Abgerundet habe ich alles durch bewusstes Essen, jeden Morgen 1 Stunde Krafttraining und jeden Abend 1 Stunde Joggen an der Strandpromenade oder auf dem Laufband.
Als Fazit kann ich ausführen, dass das Trinken eines halben Glases Sekt für mich persönlich der absolut richtige Weg war.
Einerseits um mir zu zeigen, dass ich auf wirklich nichts verzichten muss, wenn ich nichts trinke und andererseits wie schön und unbeschwert Urlaub sein kann, wenn ich mich nicht mit den Nachwirkungen
von zuviel Alkohol herumschlagen muss!
Und, was auf lange Sicht extrem wichtig für mich ist, ich kann mir beim besten Willen keinen Grund oder Anlass vorstellen, warum ich dieses Zeug auch nur mal in einer Kleinstdosierung wieder trinken soll.

Das, was ich mir gerade selber im Urlaub mit einer nie für möglich gehaltenen Leichtigkeit selber bewiesen habe, ist ein unglaublich schönes Gefühl und macht mich stolz.
Es ist schwer, das auch nur annähernd in Worte zu fassen…
Abschließend noch eine Anmerkung zur Wirkungsweise von Baclofen bei mir abseits des stressgeprägten Alltages:
Durch das relaxte Dahingleiten in einem Urlaubstag mit Selbstreflektion konnte ich ganz deutlich merken, wie sich ein entspanntes und stimmungsaufhellendes Gefühl ca. 50 Minuten nach Einnahme einstellt.
Dieses habe ich in dieser Intensität im beruflichen Alltag so noch nicht wahrgenommen, es ist natürlich auch dann da und zeigt mir, wie wichtig gerade auch diese Wirkungsweise von Baclofen für mich ist!!

TEIL 6
In den vorstehend beschriebenen Teilen 1 – 5 habe ich Baclofen vorwiegend zur Bekämpfung des Cravings eingenommen.
Im vergangenen Jahr 2014 hat sich bei mir nun die Motivation zur Einnahme geändert.
Alkohol beziehungsweise seine Bedeutung hat für mich keinen Stellenwert mehr, dazu gleich folgend mehr.

Seit jeher leide ich unter diffusen Ängsten in kritischen Alltagssituationen, ohne dass dieses für meine Umwelt auffällig gewesen wäre. Letztendlich habe ich jedoch in einem Maße darunter gelitten, welches
dann zu meinem kritischen Alkoholkonsum führte.
Das ich Zeit meines Lebens ein ängstlicher Typ sein werde, steht auch nach Auffassung meines Psychologen außer Frage.

Baclofen in der beschriebenen Dosierung hilft mir jedoch, angstfrei durch den Alltag zu gehen. Was dieses für meine Lebensqualität bedeutet, kann ich kaum in Worte fassen.
Wie oben schon angeführt hat Alkohol seinen Stellenwert für mich verloren.
Im Laufe des vergangenen Jahres war es so, dass die täglichen Gedanken an Alkohol immer weniger geworden sind, ohne dass mir dieses bewusst aufgefallen war.
Teilweise vergehen Wochen, bis ich mich daran erinnere, dass „da mit Alkohol ja mal etwas war“.
Vielleicht sind es die Konditionierungen, die ich zwischenzeitlich entkoppelt habe.

Entschuldigung für die drastische Wortwahl, aber es ist mir gelinde gesagt auch „scheißegal“, warum Alkohol keinen Stellenwert mehr hat.
Ich habe in den vergangenen zwei Jahren sehr viel Zeit damit verbracht, mir Wissen über die Sucht anzueignen; habe sehr viel und hart an mir gearbeitet und auch sehr viel aufgearbeitet.

Vor kurzem habe ich Don Quixote geschrieben, dass ich die Lust verloren habe, mich aktuell weiter mit Alkohol und meiner Aufarbeitung zu befassen.
Es ist dieses Gefühl, mit etwas „durch zu sein“, wie im Beruf, wenn man ein größeres Projekt erfolgreich abgeschlossen hat und sich total zufrieden zurücklehnt, sich dann aber auch nicht mehr damit beschäftigen will.
Ich weiß nicht, ob das, was ich ausdrücken möchte, ein wenig verständlich rüberkommt.
Für mich persönlich gibt es nur noch ein größeres und befriedigenderes Gefühl als zu wissen, dass ich jetzt so normal lebe wie jeder andere auch.
Und das ist das Erleben, eben nicht mehr ständig an Alkohol denken zu müssen und ohne Zwang durch den Tag zu gehen!!!
Dieses wünsche ich jedem!
Warum schreibe ich dieses jetzt trotzdem?
Weil es wichtig für mich ist, in diesem Bericht einen runden Abschluss zu finden.
Auch bietet er mir für die Zukunft die Gelegenheit, bei etwaigen kritischen Situationen nachzulesen und wieder „auf Kurs zu kommen“.



(4) Zusätzliche Eigeninitiative zur Baclofentheraphie

TEIL 1
Meinen Nikotinabusus konnte ich vor ca. 8 Jahren erfolgreich entwöhnen.

Hierbei habe ich für mich eine persönlich erfolgreiche "Methode" entwickelt

Für die Suchtbekämpfung musste ich ein Projekt bilden

Im ersten Schritt habe ich sämtliche verfügbaren Daten und Fakten über die Nikotinabhängigkeit zusammengetragen
- die Sucht durfte mich keine Blackbox sein!
- ein einfaches Aufhören nur mit Willenskraft war mir nicht möglich!

Abkoppeln der über Jahrzehnte "gelernten" Konditionierungen
- Zusammenspiel Rauchen und tagtägliche Dinge dabei immer wieder
erlebt/erledigt -> Halbwertzeit Zigarette!

Einige ausgewählte hilfreiche Kernsätze / Kernfragen
- die Situation bleibt so oder so die gleiche, ob ich nun rauche oder nicht!
- Rauchen bringt keinerlei Vorteile!
- nachhaltige Einflussnahme der Werbung und der Gesellschaft, dass Rauchen cool
ist, schmeckt und dass es so viele machen!
- ich leide ganz sicher nicht und bin nicht unglücklich, weil ich nicht mehr
Rauchen darf!
- Nikotin und andere Gifte schmecken beim ersten "Genuss" eklig und
abstoßend -> eine natürliche Abwehrreaktion des Körpers, die zeigt, dass
etwas absolut falsch ist!

- und viele andere

Dieses wende ich auch weitestgehend nun auch in Bezug auf Alkohol an.

TEIL 2
Kontrolle der Blutwerte
Eine auf meine Initiative durchgeführte Kontrolle der Werte erbrachte, dass sämtliche sich im absoluten Normbereich befinden.
Zur Zeit keine weiteren Veränderungen.

TEIL 3
Vorsorgeuntersuchungen
Ich habe nun auch die seit langem überfälligen Vorsorgeuntersuchungen wie Magen- / Darmspiegelungen und Sonografie Bauchspeicheldrüse, Leber und Prostata
machen lassen.
Alles war glücklicherweise ohne Befund, auch die Leber zeigte bis auf eine geringe Fettleber ansonsten keine Auffälligkeiten!
Diese positiven Befunde haben mir einen so unglaublichen Kick gegeben -> wahnsinnige Erleichterung, dass ich durch den Alkohol bislang noch nichts
nachdrück kaputtgemacht habe!

Ich habe nun nicht die geringste Lust, dieses alles wieder in Frage zu stellen, in dem ich wieder etwas trinke -> die Ergebnisse sind für mich die höchste Motivation überhaupt!

Aktuelles medizinisches Problem -> und diesem trotzdem etwas Positives abgewinnen können!
Zur Zeit plage ich mich mit den Nachwirkungen einer Hämorrhioden-Ligatur.
Nach dem Eingriff hat sich der Bereich leider extrem entzündet, an dieser Entzündung laboriere ich nun bereits seit 2 Wochen herum.
Durch den behandelnden Arzt wurde ich nicht auf die durchaus vorhandenen Risiken hingewiesen; eine Nachuntersuchung wurde ebenfalls nicht für nötig erachtet.
So konnte sich die Entzündung dermaßen stark entwickeln.
Folge für mich sind deutliche Schmerzen und Einschränkungen bei den für mich so wichtigen sportlichen Aktivitäten.
Ich schäume quasi täglich vor Wut über diese absolut vermeidbaren Komplikationen!

Aber es kam mir nicht einmal ansatzweise in den Sinn, deswegen auch nur einen Gedanken an Alkohol zu verschwenden! -> früher wäre es durchaus denkbar gewesen, zur Frustbewältigung
erstmal Bier zu konsumieren…

TEIL 4
Angst
Angst sehe ich als eine Schutzfunktion des Menschen, die zum Überleben notwendig ist.
Ohne Angst würde man –simpel ausgedrückt– einfach über die Straße laufen, ohne sich Gedanken um den Verkehr zu machen.
Ich persönlich bin ja von Natur aus ein ziemlich ängstlicher Mensch.
Aktuell versuche ich, mir dieses in Bezug auf Alkohol zu nutze zu machen.
Angst vor den Spätfolgen des Alkohols, Angst vor Ausfallerscheinungen während des Konsumes…
Ich denke, dass ich für mich persönlich auf dem richtigen Weg bin, eine vernünftige "Dosis" Angst vor dem Alkohol zu finden, ohne dass die Angst einen zu großen Stellenwert einnimmt.
Es ist schwer, das vernünftig und nachvollziehbar auszudrücken…

TEIL 5
Aktuell keine neuen Ansatzpunkte.

TEIL 6
Was kann ich für mich positiv "umdrehen"?

Da wären z. B. Begrifflichkeiten, die ich nicht teilen kann und die ich nutze, um sie positiv für mich zu wenden.
Mir ist durchaus klar, dass ich hier jetzt absolut polarisiere.

Die z. B. gerne im Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch verwendeten Begriffe „nass“ und „trocken“.
Ich persönlich finde diese Begriffe hier einfach nur widerlich und verachtend.
Nass bin ich beispielsweise, wenn ich unter der Dusche stehe und trocken, wenn ich mich abgetrocknet habe.

Warum soll ich jemanden in einem alkoholisierten (hier wohl krankhaften) Zustand als nass bezeichnen?
Das ist meinen Augen einfach nur in höchstem Maße menschenverachtend.
Wo liegt die Motivation, einen Menschen in einem entsprechenden Zustand so zu benennen?
M. E. steht hier eine Negierung oder Anprangerung im Vordergrund, warum?

Ich verwahre mich dagegen, meinen jetzigen Zustand als „trocken“ zu bezeichnen.
Ich bin nicht trocken, sondern mir geht es verdammt gut, ich bin glücklich, fühle mich frei und kann das Leben genießen!
Das hört sich doch viel schöner und vor allem treffender an als dieser negative Begriff „trocken“, der schon für mich suggeriert, dass ich eigentlich mit hängendem Kopf und total unglücklich dahin vegitiere, weil ich
doch leider keinen Alkohol mehr trinken darf.

Ein anderes Beispiel mag die Aussage sein, dass Alkoholverzicht (Achtung, wieder negativ!) erreicht durch Baclofen doch nur eine Krücke sei.
Wer nimmt sich die Frechheit heraus, so etwas in den Raum zu stellen?
Ich für mich kann sagen, dass Baclofen UND persönliche Aufarbeitung in Kombination um das Wissen einer Sucht mich aus dem Kreis des Alkoholmissbrauchs herausgeführt haben.
Ich laufe nicht täglich gramgebeugt durch die Gegend und rede mir ein, dass ich für meine in der Vergangenheit gemachten „Fehler“ nun für alle Zukunft bezahlen muß.
Da stehe ich mal ganz locker mit einem freien Lächeln uns schüttele mitleidig den Kopf.

Wie gesagt, ich polarisiere, und vor allem gibt das ausschließlich meine persönliche Meinung und Einstellung wieder.
Ich habe die allergrößte Hochachtung vor allen, die es eben mit anderen Wegen und Möglichkeiten schaffen!
Das vordere ich aber auch für mich ein!

Ein weiterer Punkt ist der, was ich in den letzten acht Jahren an Projekten für mich persönlich gestemmt habe:

a) Seit acht Jahren Nichtraucher, ohne zu leiden und Verlustängste wegen Nikotinverzicht zu haben

b) Nachhaltige Gewichtsreduktion seit vier Jahren (ca. 1-2 Kilo / Monat) auf minus 30 Kilo

c) Komplette Ernährungsumstellung

Daraus möchte ich die Erkenntnis ziehen, dass ich das schaffe, was ich mir vornehme, also auch das Glücklichsein ohne Alkohol.


(5) Konditionierungen

TEIL 1
Ein großer Bestandteil nehmen zur Zeit die Konditionierungen ein.
Das abendliche Bier nach dem Sport z. B. ist halt seit Jahren verknüpft und damit ein hundertfach eingebranntes Verhalten.
Aus meinem Rauchstop weiss ich, dass dieses nur durch Unterlassen entkoppelt werden kann, dieses dauert seine Zeit. Was über Jahre praktiziert wurde, lässt sich eben nicht durch ein Fingerschnippen ausradieren.
Ein gutes Beispiel ist beispielsweise auch ein Abendessen am letzten Samstag in einem griechischen Restaurant.
Hundertfach gelebt waren bislang mindestens zwei große Bier und ein Ouzo nach dem Essen.
Letzten Samstag habe ich eine große Cola light bestellt -> das Essen war genauso gut wie immer, es hat mir absolut nichts gefehlt.
Natürlich war dieses "Egalsein" zum größten Teil auf das Baclofen zurückzuführen, wofür ich sehr dankbar bin!
Im Ergebnis stand auch hier ein kleiner Baustein zur Entkoppelung "Essen gehen heißt auch automatisch Alkohol trinken".
Den obligatorischen Ouzo nach dem Essen habe ich mir gerne bringen lassen, wusste aber vorher schon, dass ich ihn nicht trinken werde. Er stand vor mir, und er war mir völlig egal -> einfach nur ein tolles Gefühl! Das war ein Experiment, welches wieder ein kleines Mosaiksteinchen war.

TEIL 2
Die Konditionierungen Bier nach Sport und Bier am Wochenende sind weiterhin in Bearbeitung; treten aber nun schon deutlich entschärft auf.
Gespannt bin ich auf die kommende Konditionierung im Urlaub -> 09.12. – 13.12.

Den Urlaub konnte ich nun auch ohne Alkohol genießen.
Die Konditionierungen waren wider Erwarten nur in geringem Maße zu beobachten.
Es trat zu keiner Zeit ein übermäßiges Verlangen nach Alkohol auf.

Grundsätzlich anzumerken ist im Nachhinein noch, dass die Konditionierungen beim Rauchstop noch ca. 3 Jahre latent vorhanden waren.

TEIL 3
Die Konditionierungen sind erwartungsgemäß natürlich weiterhin vorhanden.
Das Perverse an der Sucht (ob nun wie bei mir Nikotin- und Alkoholsucht) ist für mich, dass man sich so gerne an den angeblich so schönen Dingen im Zusammenhang mit dem Suchtstoff konditioniert.
Mir hilft es bei solchen Erinnerungen immer, wenn ich diesen Erinnerungen die negativen Erlebnisse und Erfahrungen mit den Suchtstoffen gegenüberstelle. Damit hole ich mich sehr schnell wieder
auf eine vernünftige Schiene herunter. Und natürlich rufe ich mir in Erinnerung, wie gut es mir die letzten Monate ohne Alkohol geht.

Bei meinem endgültigen Rauchstop vor ca. 8 Jahren hatte ich in den ersten Monaten immer Angst, in eine Spirale zu geraten, d. h. in einen Strudel von körperlichem Nikotin-Verlangen gepaart mit hochgradigem psychischen Verlangen
zu geraten. Dieser Strudel war so mächtig und alles überlagernd, dass ich mich seinerzeit mit schöner Regelmäßigkeit nicht dagegen wehren konnten. Das psychische Verlangen hat einen Anteil von 95 Prozent ausgemacht.
Für mich persönlich war der Schlüssel aus dieser psychischen Abhängigkeit die Erkenntnis, dass ich die Konditionierungen Zigarette <-> schöne Erlebnisse erkannt habe und sie im Laufe einer langen Zeit trennen konnte.
Dieses hilft mir aktuell bei dem Alkoholstop ungemein!

TEIL 4
Die Konditionierungen sind natürlich weiterhin so vielschichtig und unterschiedlich, dass ein Abarbeiten noch eine sehr lange Zeit in Anspruch nehmen wird.

TEIL 5
Wichtige Abarbeitung Konditionierung "Jahres-Urlaub" siehe Punkt 3; ansonsten haben sich schon viele Konditionierungen durch Ablauf eines Jahres aufgelöst.
Es bleibt hier aber noch einiges zu tun.

TEIL 6
Ich denke, dass ich nun die meisten Konditionierungen entkoppelt habe.
Mit denen, die noch folgen werden, weiß ich entsprechend umzugehen.



(6) Ausblick

TEIL 1
Nach Erreichen der Schwellendosis möchte ich diese dann über ca. 2 Monate beibehalten und dann versuchen, auf eine verminderte Erhaltungsdosis schleichend einzuregulieren.
Inwieweit ich zu einem späteren Zeitpunkt beispielsweise ein Glas Wein zum Essen genießen möchte, bleibt abzuwarten.
Zur Zeit brauche ich dieses nicht, der fehlende Alkohol macht mir nichts aus.
Ganz wichtig sind für mich zur Zeit die drei G`s: Geduld, Geduld, Geduld
Ich werde diese Aufzeichnungen weiter fortführen, um immer die Entwicklung nachvollziehen zu können.

TEIL 2
Ich freue mich nun auf mein erstes Weihnachten / Jahreswechsel ohne Alkohol.
Zur Zeit keine weiteren Veränderungen.

TEIL 3, 4, 5 + 6
Ich möchte den aktuellen Weg konsequent so weiter verfolgen.


(7) Anlagen

TEIL 1
Auf den folgenden Seiten sind einige Auszüge enthalten, welche ich im Rahmen meiner Informationssuche für mich als informativ sehr wertvoll ansehe und zu meinem Projekt in Hinblick auf Daten und Fakten dazu gehören.
(sind hier nicht abgebildet)

TEIL 2, 3, 4, 5 + 6
Ich trage auch weiterhin sämtliche verfügbaren Unterlagen über Baclofen und die Sucht als solche zusammen; der Ordner wächst permanent.


Aktuelles Fazit:
Meinen Thread habe ich seinerzeit „Wohin führt mein Weg? Eine Wegbeschreibung“ genannt.
Heute kann ich sagen, dass mein Weg ein verdammt guter ist und ich freue mich darauf, ihn so konsequent weiterzugehen.

Dieses Forum hat mir in den letzten zwei Jahren sehr viel gegeben, vielleicht kann ich durch meinen Bericht dem einen oder anderen ein wenig Motivation zurückgeben.

Es würde mich sehr freuen!

P.S.
Der Sport nimmt für mich einen besonderen Stellenwert ein.

Er verdient einen gesonderten und ausführlichen Bericht in Zusammenhang mit Baclofen und Bewältigung.
Soviel vorab, dass Baclofen und das intensive (auch verschiedene) Ausüben von Sportarten sich -bei mir- in keiner Weise behindern!

Diesen Bericht werde ich auf jeden Fall noch verfassen.

Bis dahin!

LG
Frankie

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Re: Wohin führt mein Weg? Eine Wegbeschreibung...

Beitragvon Lucidare » 1. November 2015, 12:40

Hi Frankie,

Glückwunsch und Dank für den Bericht. Du hast bei mir gaaanz viele Nägel auf den Kopf getroffen. [good]

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

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Re: Wohin führt mein Weg? Eine Wegbeschreibung...

Beitragvon DonQuixote » 1. November 2015, 19:54

Hi Frankie

Danke für diesen tollen Bericht! Und weiterhin alles Gute,

Wünscht DonQuixote

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Re: Wohin führt mein Weg? Eine Wegbeschreibung...

Beitragvon Frankie » 21. Juli 2016, 10:29

Hallo zusammen,

nach längerer Zeit schaue ich wieder einmal ins Forum und möchte kurz berichten, wie es mir zwischenzeitlich ergangen ist, verbunden mit einer anschließenden Frage.

Meine Baclofeneinnahme liegt weiterhin bei 87,5 mg/d, wobei die Motivation zur Einnahme hauptsächlich zur Bewältigung der Angstsymptomatik liegt.
Die Gleichgültigkeit gegenüber Alkohol ist weiterhin gegeben, dazu gleich bei meiner Frage mehr.
Mein Allgemeinbefinden ist sehr gut, ich treibe viel Sport und bin körperlich sowie mental in guter Verfassung.

Nun zu meiner Frage:
Wenn wir beispielsweise zum Griechen essen gehen, trinke gerne mal 1-2 Ouzo über den Abend verteilt, dazu ein alkoholfreies Weizenbier.
Den Ouzo trinke ich gerne aufgrund seines Geschmacks.
Nach dem zweiten Ouzo merke ich natürlich aufgrund der fehlenden Adaption zum Alkohol dessen Wirkung.
Früher hätte ich dann sicher weitergetrunken.
Heute ist es so, dass die einsetzende Wirkung des Alkohols dazu führt, dass ich den zweiten Ouzo nur zur Hälfte trinke und den Rest stehenlasse.
Es ist nicht so, dass ich bei jedem Besuch eines griechischen Restaurants einen Ouzo trinke, vielmehr achte ich penibel darauf, keine Konditionierung aufkommen zu lassen.

Ein zweites Beispiel geht in die gleiche Richtung.
Sommerzeit=Grillzeit.
Sitzen wir mit Freunden in gemütlicher Runde zusammen, trinke ich vereinzelt bei den Grill-Events über den Abend verteilt 2-3 Biermischgetränke a 0,33 l mit 2,5% Alkohol.
Radler oder auch Bier mit Minze schmeckt mir hervorragend, hier ist die leicht anregende Wirkung durchaus angenehm, aber auch hier ist spätestens im Laufe des dritten Mischgetränkes Schluß.
Dann merke ich, wie sich die leicht anregende Wirkung ins Negative verkehren würde, ich empfinde das als unangenehm.
Auch hier ist es so, dass ich mitnichten bei jedem Grillen ein Biermischgetränk trinke, sondern meistens Cola oder alkoholfreies Bier .
In beiden Beispielen ist das Empfinden so, wie wenn ich früher als Jugendlicher mal Alkohol getrunken hatte, bei einsetzender Wirkung wurde es unangenehm und ich habe es stehengelassen.

Kann man sich tatsächlich so "resetten" (extrem einfach ausgedrückt…), dass man von einem zumindest kritischen Zustand des Alkoholkonsums wieder in einen Zustand wie früher gelangt?
Auf jedenfall bin ich für mich absolut sicher, dass der Alkohol nie wieder eine (kritische) Bedeutung für mich haben wird.

Dazu im Gegensatz würde ich es zum Beispiel nie wagen, jemals wieder auch nur eine Zigarette zu rauchen, da könnte ich für mich nicht so sicher sein, wieder anzufangen…

Vielen Dank für ein Feedback zu Euren Erfahrungen bzw. Wissensständen.

Gruß
Frankie

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Papfl
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Re: Wohin führt mein Weg? Eine Wegbeschreibung...

Beitragvon Papfl » 21. Juli 2016, 11:24

Hallo Frankie!

Vielen Dank für Dein Feedback und herzlichen Glückwunsch zu Deinem Erfolg doppd !

Du scheinst in der Tat wieder zu einem "ganz normalen" Umgang mit Alkohol zurück gefunden zu haben.

Frankie hat geschrieben:Kann man sich tatsächlich so "resetten" (extrem einfach ausgedrückt…), dass man von einem zumindest kritischen Zustand des Alkoholkonsums wieder in einen Zustand wie früher gelangt?

Ja, das kann schon klappen. Es hängt meiner Erfahrung nach mit verschiedenen Faktoren zusammen. Zum Beispiel mit der ursprünglichen Intention des Konsums oder dem "Grad der Abhängigkeit". Soll heißen: Wenn Du z. B. Alkohol hauptsächlich als Mittel gegen Ängste eingenommen hast, und die Ängste dank Baclofen verschwunden sind, gibt es auch keinen eigentlichen Grund mehr für den Alkohol. Dein gelegentlicher Konsum geht also dann eher wieder in Richtung "Genusstrinken" - und wenn der Genuss droht, sich ins Gegenteil zu verkehren, hörst Du rechtzeitig auf.

Jemand, der sich indes regelmäßig mit Alkohol einfach nur "wegbeamen" wollte, also vornehmlich auf das Rauschgefühl aus war, tut sich da unter Umständen schwerer. Das gilt auch für sog. "Problem-" oder "Belohnungstrinker", solange sich (noch) keine alternativen Strategien etabliert haben.

Wenn die Abhängigkeit - im biologischen Sinne - schon sehr weit fortgeschritten ist/war, ist das mit dem kontrollierten Trinken auch nicht so einfach. Da melden sich dann recht schnell die - vereinfacht ausgedrückt - während der aktiven Trinkzeit "zusätzlich" ausgebildeten Rezeptoren zurück, die mit immer mehr Alkohol "befriedigt" werden wollen.

Die besten Chancen, wieder zu einem "normalen" Umgang zurück zu finden, hat man, wenn man den sog. "Königsweg" geht. Das heißt, abstinent mit Baclofen beginnt, langsam gemäß dem Leitfaden für die Anwendung bzw. den Dosierungstabellen hier im Forum aufdosiert und dann mindesten 6 bis 12 Monate abstinent bei der (gegebenenfalls an die Cravingzeiten angepassten) Erhaltungsdosis bleibt, um der Biochemie genügend Zeit für die Regenerierung zu geben.

Danach heißt es dann "trial and error": Probieren geht über studieren [smile] . Man merkt in der Regel recht schnell, ob ein kontrollierter Umgang wieder möglich oder ob Abstinenz auf Dauer die bessere Alternative ist.

Umso so schöner, dass es bei Dir ganz gut zu funktionieren scheint [good] !

Frankie hat geschrieben:Auf jedenfall bin ich für mich absolut sicher, dass der Alkohol nie wieder eine (kritische) Bedeutung für mich haben wird.

Eine gewisse Achtsamkeit solltest Du Dir trotzdem bewahren... :wink: .

Alles Gute weiterhin!

Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)


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