Gewöhnungseffekt möglich?

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pinkmoon
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Gewöhnungseffekt möglich?

Beitragvon pinkmoon » 14. Juli 2016, 12:03

Ich wollte mal die Frage in den Raum werfen, ob jemand diesen Effekt schon mal bermekt hat: ich hatte bei der Dosierung von 100 mg/Tag ein paar Wochen das Gefühl, das ich das Verlangen mit etwas Willensstärke ganz gut im Griff hatte.
Nun habe ich das Gefühl, daß es immer schwieriger wird dem Drang zu widerstehen. Inzwischen habe ich weiter auf 115 mg hochdosiert, aber der Effekt bleibt aus. Kann es sein, daß ich immer weiter hochdosieren muß ? Ich bin ziemlich verunsichert und wundere mich, daß die höhere Dosis momentan gar keine Wirkung zeigt.

viele Grüße
pinkmoon

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Papfl
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Re: Gewöhnungseffekt möglich?

Beitragvon Papfl » 14. Juli 2016, 13:21

Hallo pinkmoon!

Immer höher dosieren musst Du mit Sicherheit nicht, aber es ist durchaus möglich, dass 100 mg/Tag bzw. 115 mg/Tag in Deinem Fall noch zu wenig sind.

Man kann sich das bildlich vielleicht so vorstellen: Wenn Du mit dem langsamen Aufdosieren von Baclofen beginnst, herrscht erstmal großes Erstaunen und Überraschung im "Oberstübchen": Was kommt denn da [unknown] ?

Dann beginnt die Biochemie, mit dem Medikament zu arbeiten, das heißt, es sinnvoll in den Stoffwechsel zu integrieren. Diese ersten Erfolge hast Du ja gespürt [good] . Nun kann es sein, dass im Zuge dieser "Umstrukturierung" festgestellt wird, dass 100 mg/Tag noch zu wenig sind. Auch das hast Du gespürt [good] .

Da Du aber schon längere Zeit auf einem gleichbleibenden Level von 100 mg/Tag warst, sind jetzt 15 mg Erhöhung für Dich nicht mehr so heftig wie für jemanden, der gerade erst mit der Aufdosierung beginnt. Das ist ein bisserl so wie mit der Notfalldosis. Jemand, der konstant auf 100 mg Baclofen pro Tag ist, kann in einer brenzligen Trigger-Situation schon mal 25 mg extra ohne Probleme einwerfen. Diejenigen, die gerade erst bei 12,5 mg/Tag sind, könnte sowas glatt aus der Bahn werfen.

Ich würde an Deiner Stelle jetzt ganz vorsichtig und in kleinen Schritten weiter erhöhen, bis das Craving wieder nachlässt. In kleinen Schritten, weil es bei Dir jetzt ums "Feintuning" geht. Du tastest Dich jetzt quasi vorsichtig an Deine endgültige individuelle Erhaltungsdosis ran. Wenn die Schritte zu groß sind, verpasst Du möglicherweise die entscheidende Dosishöhe.

Du bist fast am Ziel! Klasse [good] !

Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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pinkmoon
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Re: Gewöhnungseffekt möglich?

Beitragvon pinkmoon » 14. Juli 2016, 14:08

Lieber papfl,

vielen Dank für deine Antwort! Das beruhigt mich jetzt, denn ich hatte schon die Befürchtung, daß es immer so weiter geht. Aber dann werde ich jetzt nur in ganz kleinen Schritten à 5 mg erhöhen. Ich war schon so genervt, daß ich überlegt habe gleich mal 25 mg mehr zu nehmen, damit es endlich ein Ende hat....

einen schönen Tag
wünscht
pinkmoon

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DoctorBAC
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Re: Gewöhnungseffekt möglich?

Beitragvon DoctorBAC » 16. Juli 2016, 14:26

Hallo Pinkmoon

ein Gewöhnungseffekt tritt bei Baclofen nur hinsichtlich der unerwünschten Wirkungen ein. Die Entwicklung einer "Toleranz" - also die Notwendigkeit ständiger Dosiserhöhungen für einen gleichbleibenden Effekt - ist bei Baclofen aufgrund der biochemischen Rezeptorstruktur gar nicht möglich.

Das Ziel der Hochdosistherapie mit Baclofen ist ja nicht nur die bloße Reduktion des Cravings - die kriegst du auch mit anderen Wirkstoffen hin - sondern die völlige Indifferenz gegenüber Alkohol als "Schwelleneffekt" (bei Ameisen "threshold-response"), die bei einer nachfolgenden Dosisreduktion erhalten bleibt.

69% benötigen für mehrere Wochen mehr als 120mg, 41% mehr als 200mg (und 10% mehr als 300mg!), um den erwünschten Effekt zu erreichen! (Quelle: olivier ameisen association)

Also - mit viel Geduld und immer schön langsam weiter steigern, bis auch situatives Craving ein Fremdwort wird...

LG

Ulrich


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