Stimmung = Radiohead

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syck82
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Stimmung = Radiohead

Beitragvon syck82 » 9. April 2016, 17:54

Hallo Leute,

ich habe Lust einfach etwas über meine momentane Situation zu schreiben. Ich schreibe es extra in den Offtopicbereich. Ihr könnt dazu etwas sagen, ich würde mich freuen, ihr müsst aber nicht. Hauptsache ich darf es schreiben und es wird akzeptiert.

Ich fange mal an.

Ich glaube momentan einen vorläufigen emotionalen Tiefpunkt erreicht zu haben. Ich müsste jetzt ungefähr 300 Tage trocken sein. Ich zähle zum Glück nicht die Tage. Nur irgendwie klopft der Teufel schon an meiner Tür, die Uhr tickt immer lauter und lauter…
Mir geht es in letzter Zeit von Woche zu Woche schlechter. Ich werde ungeduldig, ich verliere die Hoffnung, dass es mir irgendwann gut geht. Ich weiß nicht wann ich so weit bin, ehrlich von mir zu sagen, dass ich ein glücklicher Mensch bin. Vielleicht muss ich nicht 100% glücklich sein, aber zufrieden.

Jeden Monat kommt ein neues Päckchen in mein Rucksack. Jeden Monat verliere ich ein wenig mehr Hoffnung. Es hört einfach nicht auf, es bricht einfach nicht ab.
Ich komme von der Arbeit nach Hause und verbringe 6 Stunden auf meinem Bett, mit dem Rechner auf den Schoß, alleine natürlich.
Ich habe ein Paar Freunde, aber ich habe keine Lust mit ihnen zu reden. Sie haben ihre Sachen und ich habe meine ganz spezielle Sachen, die normale Menschen nicht hören wollen.

Ich hatte die Hoffnung über das Internet eine Frau kennen zu lernen. Ist mir schon 2 mal geglückt. Die Hoffnung ist jetzt nach einem Jahr gestorben, auch weil ich weiß, nicht Beziehungsfähig zu sein.

Ich hatte die Hoffnung wenn ich ein Paar Kontakte knüpfe glücklicher zu sein. Die Hoffnung ist gestorben. Kontakte sind da, aber so unregelmäßig, dass ich keine Lust mehr habe mich zu verabreden. Vor allem weil ich nur mit mir selbst beschäftigt bin.

Früher als es mir schlecht ging, bin ich einfach Auto gefahren. Dazu habe ich keine Lust mehr.
Früher als es mir schlecht ging, habe ich mir etwas schönes gekauft. Das hilft nicht mehr.

Ich hatte den Kraftsport für mich gefunden. Das hat mir einen richtigen Schub gegeben. Das wurde mir genommen. Ich darf ihn wahrscheinlich nicht mehr ausführen, auf Grund meines Rückens. Das zieht mich am meisten runter. Du findest etwas und es wird dir genommen. Ob das Gottes Wille ist? Ob es einen Gott gibt? Ob sich Gott dabei etwas denkt? Ob mich Gott quälen und strafen will?

Je schlechter es mir geht, desto mehr quälen mich meine Zwänge. Ständig kontrolliere ich irgend etwas, ständig sichere ich mich ab.

Meine Eltern haben kein Verständnis. Sie können mir nicht helfen. Mein Vater ist desinteressiert und hilflos. Mein Mutter sagt, sie sei alt, ich solle ihr keine Horrorgeschichten erzählen, sonst macht sie sich zu viele Sorgen. Ich frage mich wenn sie jetzt zu alt ist für meine Probleme, was war sie dann vor 15 Jahren? Wieso konnte sie und mein Vater die Weichen nicht etwas anders Stellen? Wieso mussten sie sie, gegen die Wand stellen?

Ich bin so empfindlich gegen Lärm. Jetzt hatte ich für ein Jahr ruhige Nachbarn, jetzt ziehen hier schon wieder neue ein. Jetzt wird es wieder laut und ich aggressiv. Unfassbar aggressiv und wütend. Es macht mir Angst.

Mein Job nervt mich einfach. Allgemein nerven mich die Menschen. Menschen mit ihren kleinen dummen, sturen Köpfen. Menschen die in ihren eigenen selbst erstellten Konstrukt aus Lügen und falscher Moral leben. Scheuklappen tragen sie in jeder Lebenslage.

Es gibt heute keine Regeln mehr. Es gibt kein Gut und kein Böse. Alles wird toleriert, jeder darf was sagen aber keiner trifft Entscheidungen. Entscheidungen haben immer Konsequenzen als Nebenwirkung. Aber bloß kein Risiko eingehen. Man könnte die hart erarbeitete Ikea-Wohnzimmereinrichtung verlieren, oder das hart angesparte Mittelstandsauto.

Ich bin erst 30 aber fühle mich wie 80. Als wäre das Leben schon vorbei, es gibt kein Spaß mehr. Ich kann mein Leben vorhersehen, wie das Ende eines schlechten Films. Wie einer dieser drecks Sat1 Produktionen. Man muss nur die Vorschau sehen und schon weiß man, dass der Film einfach scheiße ist. Aber alle schalten ein und lachen und weinen auf ihren Köttbula Sofas. Ich muss nicht wissen wie man es schreibt…

Ich wäre jetzt ein echt gutes Opfer für eine Sekte. Leider zu schlau dafür, aber zu blöd mich selbst aus dem Dreck zu ziehen. Klar, ich könnte eine Psychotherapie anfangen. Aber was sollen mir diese Paar Monate, die die Krankenkasse sponsert nur bringen? Es reichen keine Monate, es bedarf Jahre bis ich mit mir selbst klar komme.

Warum sagen immer alle ich soll in ein Verein gehen? Ich habe kein Bock auf ein Verein. Ich will nicht zusehen, wie sich alle ihr Bier in den Kopf kippen und ich nicht. Außerdem komme ich schlecht in Gruppen zurecht. Je größer die Gruppe, desto ruhiger werde ich. Bis absolute Stille eintritt und ich nur noch analysiere.
Dann fragen alle: Was ist mit dir? Alles ok?
Was soll ich darauf antworten? Antwort: Naja, es ist eigentlich so. Ich bin ein total stiller nachdenklicher Typ. Ich mache mir oft Gedanken über den Sinn des Lebens und es fällt mir schwer eurer ungezügelten heiteren Stimmung zu folgen. Wenn ihr mir helfen wollt, dann macht mich doch mit der kleinen blonden bekannt. Wenn ihr nichts dagegen habt, pack ich mir von dem Grillfleisch etwas ein und verdufte dann mit der kleinen in den Sonnenuntergang.

Das aller Beste ist, während ich das hier schreibe, liege ich auf dem Bett einer ganz schön verwahrlosten Wohnung. Seit ein Paar Tagen, schaffe ich es nicht aufzuräumen. Ich denke mir wofür, für wen? Alles was mir Spaß machte wurde mir genommen. Trinken darf ich nicht. Dann habe ich angefangen mehr zu Essen = Fett geworden. Dann habe ich angefangen zu trainieren = Rücken kaputt. Was kommt als nächstes? Wahrscheinlich schaffe ich es nach anfänglicher Überwindung mich durch alle Freudenhäuser zu vögeln und dann kriege ich HIV.

Wie endet eigentlich das Leben solch einer Persönlichkeit wie meiner? Entweder lande ich als berufsunfähiger und auf Kosten des Staates auf einer Lala-Ranch, saufe mich langsam in den Tod oder werde ganz alt und ganz verbittert. Ich sterbe dann wie ich auf die Welt gekommen bin und wie ich überwiegend gelebt habe = alleine.

Falls sich jetzt Alle oder Einer fragt wer oder was Radiohead ist und was es mit diesem Thread zu tun hat, der möge auf das folgende Musikvideo klicken.

https://www.youtube.com/watch?v=pHxJtGRlTA0

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Re: Stimmung = Radiohead

Beitragvon Papfl » 9. April 2016, 19:51

Hi syck82!

Vieles von dem, was Du gesellschaftlich und sozial kritisierst, kann ich 1:1 unterschreiben. Ich glaube, Du bist gar nicht so allein mit Deinem Hader. Meine Freundin ist Grundschullehrerin, und was die manchmal für Geschichten vom Job mit nach Hause bringt... [wacko] ...man möchte gar nicht dran denken, dass die Kinder, die sie heute unterrichtet, irgendwann auch mal Kinder haben werden...

Was also tun? Melancholisch und voller Weltschmerz vor 'nem Whiskey-Glas einsam in einer dunklen Bar vor sich hin versauern? Das hatte ich schon. Brachte mich nicht wirklich weiter. Mich, der ich doch als einziger den Durchblick hatte und nur noch nicht berühmt war, weil ich die vielen Ideen, Kompositionen und Bücher, die vor mir lagen, noch nicht umgesetzt bzw. geschrieben hatte.

Bis mir irgendwann in einem nüchternen Moment klar wurde, dass mir - wenn ich weiterhin alles in die Zukunft verschiebe - allmählich die Zeit ausgeht. Vielleicht sollte ich wenigstens mit einem meiner vielen Projekte mal anfangen... [pardon]

Im Grunde gibt's nur zwei Optionen:

  • Die Dinge in Angriff nehmen oder
  • aufgeben, weil ohnehin alles keinen Sinn macht.
...jeweils mit den daraus folgenden Konsequenzen:

  • Arbeit, Anstrengung, Kraft, Initiative, Ausdauer und am Ende vielleicht doch noch was auf die Reihe gekriegt zu haben oder
  • Resignation, Müßiggang, Selbstmitleid pflegen und auf ewig "namenlos" bleiben.
Klar macht vieles keinen Sinn, und wenn ich wollte, könnte ich den ganzen Tag wütend den Kopf schütteln und mich bis ultimo aufregen. Leider juckt das aber keinen da draußen. Ich schade nur mir selbst damit, weil ich mir alle Chancen verbaue.

Und ehrlich: Irgendwie musste ich mir damals auch ein bisserl eingestehen, dass diese ganze Weltschmerz-Inszenierung mit mir als verkanntem Genie in der Hauptrolle auch eine gewisse Alibi-Funktion für meine Faulheit und ein willkommener Grund/Rechtfertigung für so manchen überflüssigen Drink war :wink: .

Und gerade weil ich weiß, dass es irgendwann mal mächtig knallen wird, weil der Kapitalismus zusammen bricht, die Weltbevölkerung aus den Fugen gerät, das Klima kippt, die Politik versagt und 'ne Menge Menschen ohnehin einen an der Klatsche haben...und...und...und...macht es doch vielmehr Spaß, das Ganze aus einer gewissen Distanz amüsiert zu beobachten und ganz nebenbei ein bisserl aktive Selbstverwirklichung zu betreiben.

Das klingt jetzt alles "besserwisserisch" und "abgehoben", ich weiß [pardon] . Zumal, wenn man sich gerade in einem absoluten Formtief befindet. Und glaub' mir: Es hat lange gedauert, bis ich mental da war, wo ich jetzt bin. Das ging nicht von heute auf morgen und auch nicht ohne Rückschläge. Irgendwann in dieser Zeit hat mir ein kluger Mensch mal das Zitat mit den "Schritten" mit auf den Weg gegeben, das ich hier im Forum auch in abgewandelter Form ab und an wiederhole:

Leben heißt, nach vorn zu gehen - und ab und zu halt auch mal wieder einen Schritt zurück. Das ist nicht schlimm. Es kommt nur darauf an, dass man die Richtung beibehält.

Du bist ein schlauer Kopf, syck82 [good] . Vielleicht magst Du mal in eines der Bücher von Steve de Shazer reinschauen. Eventuell denkst Du dann ja doch noch mal über eine Psychotherapie nach. Es gibt Therapeuten, die auf diese Weise arbeiten. Und ob es wirklich "Jahre bedarf, bis Du mit Dir klar kommst", wird sich zeigen. Allein: Wenn Du den ersten Schritt nicht machst, wirst Du es nie erfahren [smile] . Und Rückschläge gibt's immer. That's life. Es hat niemand behauptet, dass es einfach wird [pardon] .

Ich jedenfalls fänd's schade, wenn Deine einzige Option diese hier bliebe:

syck82 hat geschrieben:Ich bin erst 30 aber fühle mich wie 80. Als wäre das Leben schon vorbei, es gibt kein Spaß mehr. Ich kann mein Leben vorhersehen, wie das Ende eines schlechten Films. Wie einer dieser drecks Sat1 Produktionen. Man muss nur die Vorschau sehen und schon weiß man, dass der Film einfach scheiße ist. Aber alle schalten ein und lachen und weinen auf ihren Köttbula Sofas. Ich muss nicht wissen wie man es schreibt…[...]

Das aller Beste ist, während ich das hier schreibe, liege ich auf dem Bett einer ganz schön verwahrlosten Wohnung. Seit ein Paar Tagen, schaffe ich es nicht aufzuräumen. Ich denke mir wofür, für wen? Alles was mir Spaß machte wurde mir genommen. Trinken darf ich nicht. Dann habe ich angefangen mehr zu Essen = Fett geworden. Dann habe ich angefangen zu trainieren = Rücken kaputt. Was kommt als nächstes? Wahrscheinlich schaffe ich es nach anfänglicher Überwindung mich durch alle Freudenhäuser zu vögeln und dann kriege ich HIV.

Wie endet eigentlich das Leben solch einer Persönlichkeit wie meiner? Entweder lande ich als berufsunfähiger und auf Kosten des Staates auf einer Lala-Ranch, saufe mich langsam in den Tod oder werde ganz alt und ganz verbittert. Ich sterbe dann wie ich auf die Welt gekommen bin und wie ich überwiegend gelebt habe = alleine.

Gibt es denn etwas, was Du in Deinem jetzigen Leben auf keinen Fall ändern oder missen möchtest?

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Re: Stimmung = Radiohead

Beitragvon Lucidare » 10. April 2016, 07:54

Hallo syck,

kommt es bei Dir an, wenn ich zu Deinen alkfreien Tagen beglückwünsche? doppd

Nimmst Du eigentlich noch das Doxepin? Hast Du mal überlegt ehrenamtlich tätig zu werden? Natürlich nur wenn Du einen Nerv dazu hast. In den meisten Städtchen gibt es Koordinierungsstellen die so etwas vermitteln. Helfende Hände werden immer gebraucht.

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

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Re: Stimmung = Radiohead

Beitragvon syck82 » 11. April 2016, 01:13

Ein sehr herzliches Danke für deine ausführliche Antwort. Danke auch an Lucidare.

Was ich nicht missen und verändern möchte, wäre das Krafttraining. Ich habe mich regelrecht in das Stemmen von Gewichten verliebt. Als ich im Anschluss durch Recherche im Internet herausgefunden habe, dass ich nicht trainieren darf, fühlte ich mich tatsächlich so, als hätte mich eine Partnerin verlassen. Ich habe zum Glück am Montag ein Termin beim Orthopäden. Leider scheinen die meisten Orthopäden mit dem Thema Krafttraining überfordert zu sein. So stand es zumindest im Internet.

Ich überlege gerade was ich außerdem nicht verändern möchte. Ich mache nicht viel außer Arbeiten, Lernen, im Internet surfen und Schlafen.
Die Lernerei würde ich gerne beibehalten. Wenn an einem Sonntag im Haus und auf den Straßen die himmlische Stille eingetreten ist, lenkt mich das Lernen von negativen Gedanken ab. Ich fühle mich dadurch auch nicht so einsam. Wäre schön, wenn ich nur nicht so viel lernen müsste. Also Lernen in Maßen = TOP

MEDIKAMENTE:

Ich nehme noch immer 100mg Doxepin. Ich hatte das Experiment gewagt einen Abend die Hälfte zu nehmen, mit dem Ergebnis, dass ich erst um 5 Uhr morgens schlafen konnte. Ich denke auch nur, weil ich die andere Hälfte der Tablette nachträglich genommen habe.

Ich bin in den letzten 2 Wochen mit dem Baclofen etwas runter gegangen. Normalerweise nehme ich ca. 87,5 – 100 mg pro Tag. Heute habe ich 50mg genommen. Ich versuche mich genau zu beobachten. Zum Abend hin fühlt es sich nicht so richtig gut an. Ich kann es schwer beschreiben. Es ist nicht so, dass ich Gelüste nach einem kühlen Bier hätte. Mir scheint trotzdem irgendwas zu fehlen, aber der Kopf giert nicht direkt nach Alkohol. Ich empfinde so etwas wie leichte Kopfschmerzen. Es ist auf jeden Fall ein unangenehmes Gefühl. Ich versuche dieses Gefühl mit Schokolade und Cola zu besänftigen. Wobei der Dopaminausstoß durch Zucker der Beweis für eine „Suchtverlagerung“ sein müsste und somit meine Aussage die Gelüste nach einem Bier wären nicht vorhanden, wiederlegt.

Zum Thema Dosierung und Baclofen, kam mir letztens folgender Gedanke auf. Ich schreibe es einfach laienhaft nieder. KEIN Alkohol verursacht „Suchtdurck“. Baclofen dockt an den jeweiligen „Rezeptoren“ an und schaltet diesen „Suchtdruck“ aus.

Anders formuliert:

Also das Gehirn hat eine Lücke die gefüllt werden muss. Jetzt akzeptiert dieses wiederwillig Baclofen als Lückenfüller. Aber muss sich das Gehirn irgendwann daran gewöhnen auch ohne Baclofen als Lückenfüller auszukommen?

Anders formuliert:

Muss das Gehirn nicht lernen ohne Alkohol und ohne Baclofen alleine auszukommen? So nach dem Motto: Der Alkohol wurde einfach durch Baclofen ausgetauscht und Kopf kann nicht lernen völlig alleine und ohne Hilfsmittel klar zu kommen.

Wegen der Medikamenteneinnahme beschleicht mich manchmal das schlechtes Gewissen. Aus diesem Grund habe ich mit der Dosis experimentiert.

Glückwünsche sind natürlich immer gut, aber ich sehe die alkfreien Tage unter den Medikamenten für mich selbst als selbstverständlich an. Vielleicht als zu selbstverständlich, in der Form, dass es auch nach hinten losgehen kann.
An eine ehrenamtliche Tätigkeit habe ich auch schon gedacht. Ich hatte kurz mit dem Gedanken gespielt in eine kirchliche Gemeinde einzutreten. Ich kenne das von meiner ersten Freundin und ihrer Familie. Doch es erscheint mir als Gotteslästerung sowas in die Hand zu nehmen, nur damit ich Beschäftigung habe bzw. nicht alleine bin. Ich bin momentan etwas in Zwiespalt mit Gott und Glauben. Nicht, dass ich sonst religiös bin, jedoch sagt mir oft eine innere Stimme, dass mich Gott bestraft wenn ich Dies oder Jenes tue… Das ist ein Teil meiner verkorksten Gedankenwelt. Ein Gang zu einer kirchlichen Gemeinde würde diese Gedanken auslösen.
Etwas rein ehrenamtliches ist sicherlich ein guter Vorschlag. Für mich wären es leider reine Überstunden, da ich bereits in einer „Dienstleistungsbranche“ täglich mit vielen Menschen zu tun habe bzw. ich diesen vieles Nachtragen muss.

Zum Thema Psychotherapie habe ich mir jetzt folgendes überlegt:

Es wäre für mich ein guter Anfang überhaupt eine gescheite Diagnose gestellt zu bekommen.
In den ersten Sitzungen fällt es mir oft schwer zu beschreiben was mir eigentlich fehlt, da es eine Vielzahl an Sachen ist. Über einen gewissen Zeitrahmen, notiere ich mir Auffälligkeiten meiner Personen die ich für wichtig halte. Mit dieser Zusammenfassung meines Ichs, nehme ich eine Therapie in Anspruch.

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Re: Stimmung = Radiohead

Beitragvon Lucidare » 11. April 2016, 06:45

Hi syck,

syck82 hat geschrieben:Glückwünsche sind natürlich immer gut, aber ich sehe die alkfreien Tage unter den Medikamenten für mich selbst als selbstverständlich an. Vielleicht als zu selbstverständlich, in der Form, dass es auch nach hinten losgehen kann.


Das geht mir ähnlich. Ich "versuche" mich trotzdem über jeden Tag zu freuen, an denen ich nichts trinke. Ansonsten kannst Du wirklich stolz auf Dich sein. Du hast mit 30 erkannt, im Gegensatz zu den meisten hier, denen das erst kurz vor der Rente eingefallen ist, dass die Sauferei nicht wirklich gut ist. Das ehrt Dich wirklich und nun muss aus der Abstinenz nur noch was zufriedenes werden. Auch das wird funktionieren.

Ich nehme noch immer 100mg Doxepin. Ich hatte das Experiment gewagt einen Abend die Hälfte zu nehmen, mit dem Ergebnis, dass ich erst um 5 Uhr morgens schlafen konnte. Ich denke auch nur, weil ich die andere Hälfte der Tablette nachträglich genommen habe.


Ausschleichen geht aber anders! :grbl Ich frage jetzt mal etwas provokant, wenn Dir das Doxepin nicht wirklich hilft, wäre es nicht an der Zeit etwas anderes zu probieren?

Muss das Gehirn nicht lernen ohne Alkohol und ohne Baclofen alleine auszukommen? So nach dem Motto: Der Alkohol wurde einfach durch Baclofen ausgetauscht und Kopf kann nicht lernen völlig alleine und ohne Hilfsmittel klar zu kommen.


Ich denke, dass ist auch sehr individuell. Was ist, wenn man die Veranlagung hat grundsätzlich nicht genügend "Glückshormone" produzieren können? Unsereiner nimmt kein Baclofen mehr. Von den drei Medikamenten für den "Rest" habe ich eins komplett abgesetzt und zwei um 75% runtergefahren und wenn ich mal vergesse, etwas zu nehmen, ist das auch nicht schlimm. [mocking] Aber da wir der gute @Papfl sicher auch noch was zu schreiben.

Zu dem Rest melde ich mich nachher noch mal.

LG
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Re: Stimmung = Radiohead

Beitragvon Papfl » 11. April 2016, 09:21

Moin syck82!

Zum Medizinischen zunächst nur ganz kurz: Baclofen ist kein Substitut (also kein "Suchtmittelersatz" oder "Lückenfüller", wie Du es nennst). Daher ist diese Vorstellung nicht ganz richtig:

syck82 hat geschrieben:KEIN Alkohol verursacht „Suchtdurck“. Baclofen dockt an den jeweiligen „Rezeptoren“ an und schaltet diesen „Suchtdruck“ aus. [...] Also das Gehirn hat eine Lücke die gefüllt werden muss. Jetzt akzeptiert dieses wiederwillig Baclofen als Lückenfüller.

Ich habe heute etwas Luft, deshalb eröffne ich zur Wirkungsweise von Baclofen nachher nochmal einen ganz neuen, eigenen Thread. Der ist ohnehin längst überfällig und wird immer mal wieder gebraucht. Sobald der fertig ist, verlinke ich von hier aus auch nochmal drauf. ---> LINK

Echt ärgerlich, dass das mit dem Krafttraining (im Moment?) nicht hinhaut. Wäre vielleicht SCHWIMMEN eine Alternative? Da kann man sich auch ganz schön auspowern. Und es ist gut für den lädierten Rücken. Und es wird Sommer (Freibad). Und da kann man Leute kennen lernen...Bild

Nur so als Idee [pardon] ...

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Re: Stimmung = Radiohead

Beitragvon Lucidare » 11. April 2016, 16:33

So noch mal ganz kurz:

Das habe ich vorhin gesucht und nicht gefunden. Ist sehr interessant zu lesen.

LG
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Re: Stimmung = Radiohead

Beitragvon syck82 » 11. April 2016, 22:09

Ausschleichen geht aber anders! Ich frage jetzt mal etwas provokant, wenn Dir das Doxepin nicht wirklich hilft, wäre es nicht an der Zeit etwas anderes zu probieren?


Das war eine fixe und unüberlegte Idee und Handlung. So sollte man natürlich nicht ausschleichen. Doxepin hilft mir tatsächlich, es hilft mir unheimlich abends müde zu werden. Meine ersten Versuche trocken zu werden sind letztlich an der Schlaflosigkeit gescheitert.

@ Papfl

Habe mir den Artikel nochmal durchgelesen und verstanden. Jetzt im Nachhinein meine ich sowas ähnliches schon mal gefragt zu haben. Wäre gut wenn man sich alle wichtigen Dinge merken könnte.

Ich war heute übrigens beim Orthopäden. Hatte Glück gehabt und in diesem medizinischen Bereich einen „kurzfristigen“ Termin bekommen.
Zu meinem Erstaunen sagte mir der Arzt, ich hätte nur eine leichte Skoliose unter 10 Grad. Eine Skoliose ist eine s-förmige Verkrümmung der Wirbelsäule. Da ich in letzter Zeit vermehrt zu einem Hypochonder werde, würde ich dem zwar gerne 100%igen Glauben schenken, jedoch wurde ich nicht geröntgt. Ich weiß einfach nicht was mit mir los ist. Man, man…
Nun gut, da mussten noch ein oder zwei Wirbel eingerenkt werden. Das Geräusch war einer brechenden, trockenen Dachlatte ähnlich. Aber mir gefiel das indirekte Erfolgserlebnis.

Wie der Zufall es will, musste ich heute auch den Termin bei meiner Psychiaterin wahrnehmen. Zufall, weil ich diesbezüglich eine Frage hätte und der Thread noch offen ist.

Sie hat Bedenken wegen der Verschreibung von Baclofen und meiner Krankenkasse (KKH). Sie befürchtet irgendwann von meiner Krankenkasse eine Zahlungsaufforderung / Rückzahlungsforderung für das verschriebene Baclofen zu bekommen, da es für den Alkoholentzug nicht zugelassen ist. Ihr sei so etwas, wegen einem anderen Medikament schon mal passiert.
Habt ihr Erfahrungen wie man das Problem lösen kann?

Ich hatte sie gefragt ob es erlaubt ist mir das Baclofen privat zu verschreiben. Das ist möglich und würde ertragbare 25€ pro Packung kosten. Bei meiner Höchstdosis reicht das für 25 Tage. Das würde mich finanziell nicht stark belasten, trotzdem sind es im Jahr 300€. Ich tue ja nichts Unrechtes, im Gegenteil, ein trinkender Alkoholiker würde die Krankenkasse weit mehr kosten.

Ich bin so froh, dass ich dieses Forum gefunden habe.  Papfl darf ich fragen was du beruflich machst? Habe immer das Gefühl mit einem Arzt oder sowas in der Richtung zu sprechen.

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Re: Stimmung = Radiohead

Beitragvon Papfl » 11. April 2016, 23:15

Hi syck82!

Die meisten bekommen Baclofen auf Privatrezept verschrieben, eben genau aus den von Deiner Psychiaterin genannten Gründen. Ich finde, in diesen sauren Apfel kann man beißen. Wie Du ganz richtig sagst, kostet Baclofen nicht die Welt. Und es ist auch in gesundheitlicher Hinsicht allemal "günstiger" als weiter zu trinken... [pardon] ...

Im September werden die Ergebnisse der beiden Studien Bacloville und Alpadir in Berlin präsentiert. Die Firma Ethypharm plant in diesem Zusammenhang ein für die Behandlung von Alkoholabhängigkeit zugelassenes Baclofen-Präparat namens Xylka® auf den Markt zu bringen. Sobald das europaweit zugelassen ist, gibt es quasi ein "Präzedenz-Medikament". Soll heißen: Baclofen kann dann offiziell bei Alkoholabhängigkeit eingesetzt werden. Dann dürfte auch das Problem mit der Off-Label-Verschreibung endlich vom Tisch sein, und ich denke, dann gäbe es zumindest Xylka® auch auf Kassenrezept. Gut möglich, dass dann in der Folge auch die ganzen Baclofen-Generika von der gesetzlichen Kasse übernommen werden.
Bis dahin können wir echt froh sein, dass es Ärzte gibt, die Baclofen "off-label" auf Privatrezept verschreiben [good]

syck82 hat geschrieben:Papfl darf ich fragen was du beruflich machst? Habe immer das Gefühl mit einem Arzt oder sowas in der Richtung zu sprechen.

Ich hab' dazu hier mal ein paar Zeilen geschrieben, bin hier im Forum aber rein privat und ein ganz normales Forenmitglied wie jede/r andere auch :wink: .

Freut mich, dass es mit Deinem Rücken nicht so schlimm ist, wie Du anfangs befürchtet hattest [whistle] .
Irgendwie renkt sich halt im wahren Wortsinn doch immer wieder alles ein... [mocking] ...

Halt die Ohren steif!
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Re: Stimmung = Radiohead

Beitragvon Chinaski » 12. April 2016, 06:48

Hallo syck,
ich würde mal sagen das es niemanden gibt der Baclofen gegen seine Alkoholkrankheit von der Krankenkasse bezahlt bekommt.
Hier im Forum gibt es soweit ich weiß kein Mitglied das Baclofen regulär verschrieben bekommt.
Entweder man besorgt es sich "irgendwie-irgendwo" oder man bekommt das Medikament über ein Privat Rezept verschrieben welches man selbst bezahlen muss.
Selbst da tun sich die meisten Ärzte schwer weil sie einfach noch nie etwas von der Baclofen Therapie gehört haben.
Die Kosten sind aber überschaubar!
Rechne einfach mal die Kosten deines Monatlichen Konsums zusammen und das was dich Baclofen kostet.
Du wirst auf jeden Fall im Plus sein!
Alles Gute,
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Re: Stimmung = Radiohead

Beitragvon Lucidare » 12. April 2016, 17:52

Hi syck,

ich denke mal, Du hast Dir @Papfl seine Dschungel-Metapher durchgelesen.

syck82 hat geschrieben:Es ist auf jeden Fall ein unangenehmes Gefühl. Ich versuche dieses Gefühl mit Schokolade und Cola zu besänftigen. Wobei der Dopaminausstoß durch Zucker der Beweis für eine „Suchtverlagerung“ sein müsste und somit meine Aussage die Gelüste nach einem Bier wären nicht vorhanden, wiederlegt.


Von der erhöhten Aufnahme von Schokoriegeln oder ähnlichem in der Postalkoholphase hört man, auch hier im Forum, immer wieder. Während eines Klinikaufenthaltes habe ich bei meinen Mitpatienten auch eine erhöhte Zuckeraufnahme feststellen können, die reichlich über dem Bundesdurchschnitt lag. Ich als selbst Betroffener möchte hier nicht von einer Suchtverlagerung sonder eher von einer Ersatzhandlung sprechen. Zucker macht auch ein Bisschen glücklich. Natürlich könnte ich sofort damit aufhören, habe mich aber dagegen entschieden, um zu beobachten ob es sich alleine legt. Sozusagen als Studienobjekt. [whistle] Ansonsten denke ich, ist so ein Schokoriegel, zeitweise zumindest, eher weniger schädlich als Alkohol. Ich suche auch noch nach Alternativen, um mein Belohnungssystem zu stimmulieren. Ein wenig mehr Bewegung wär' vielleicht nicht schlecht...

Doxepin hilft mir tatsächlich, es hilft mir unheimlich abends müde zu werden. Meine ersten Versuche trocken zu werden sind letztlich an der Schlaflosigkeit gescheitert.


Das mit dem Schlafen hat bei mir auch nicht mehr funktioniert, so dass ich auch zur chemischen Keule gegriffen habe. Ich glaube, sonst wäre ich komplett abgedreht. Ich habe mir dann aber die kleinstmögliche Dosierung von meinem Medikament und einen Tablettenteiler besorgt und bin dann ganz langsam von 100 über 87,5mg usw., heute bis auf Null runter.

Es wäre für mich ein guter Anfang überhaupt eine gescheite Diagnose gestellt zu bekommen.
In den ersten Sitzungen fällt es mir oft schwer zu beschreiben was mir eigentlich fehlt, da es eine Vielzahl an Sachen ist. Über einen gewissen Zeitrahmen, notiere ich mir Auffälligkeiten meiner Personen die ich für wichtig halte. Mit dieser Zusammenfassung meines Ichs, nehme ich eine Therapie in Anspruch.


Mich persönlich haben Gesprächstherapien nicht geheilt. Aber, was ich immer als sehr entlastend empfunden habe, war der Abgleich meines Denkens und Verhaltens mit der Realität. Meine Quasseltante war in der Hinsicht echt gut und wirklich ein Trost. Anfangs habe ich zu Ihr gesagt, ob sie sich bewußt ist, dass sie eh' eher eine Sterbegleitung ist. Gott ne, wenn ich da so daran zurückdenke...

Etwas rein ehrenamtliches ist sicherlich ein guter Vorschlag. Für mich wären es leider reine Überstunden, da ich bereits in einer „Dienstleistungsbranche“ täglich mit vielen Menschen zu tun habe bzw. ich diesen vieles Nachtragen muss.


Da kommt auch wieder meine Quasseltante in's Spiel. Ich war auch zu so gar nichts zu bewegen. Sie hat mich dann nach langem quängeln in einer Selbsthilfegruppe untergebracht (die allerdings überhaupt nichts mit Alkohol zu tun hat). Da ich auch unter einer ziemlich schweren Sozialphobie gelitten habe, war das ein unheimlich schwerer erster Gang. Ich wollte auch nie wieder da hin. Nun wollte ich meine Quasseltante aber auch nicht entäuschen und bin halt, auch wegen meines übertriebenen Pflichbewußtsein, immer wieder hin. Und was soll ich sagen, ich möchte es nicht mehr missen. Es gibt jeden Donnerstag lecker Kaffe und Kuchen, es wird gejammer und gelacht und, was sehr schön ist, man versteht vieles ohne große Worte machen zu müssen. Das ist z. B. eine meiner neuen Autobahnen.

Ich hatte die Hoffnung über das Internet eine Frau kennen zu lernen. Ist mir schon 2 mal geglückt. Die Hoffnung ist jetzt nach einem Jahr gestorben, auch weil ich weiß, nicht Beziehungsfähig zu sein.


Ich bin auch Beziehungsunfähig oder sage das von mir und habe des öfteren mehr als einen Haken um die Weiblichkeit geschlagen, bin dann aber doch immer wieder einer auf den Leim gegangen. Verdammt. [mad] Was aber schon mal hilft, ist den Kopf hochzunehmen, dann wir man besser gesehen und das Prädikat "trinkt keinen Alkohol" kommt immer noch gut an.

Ob mich Gott quälen und strafen will?


Nö. Hilf Dir selbst dann hilft Dir Gott. Du musst nicht in einem Urknall expandieren. Viele kleine Böller sind auch OK. Dauert länger, macht aber auch Spass. Einfach mal schauen, wo das Gestrüpp nicht so dicht ist und anfangen, eine neue Autobahn zu bauen. Das muss nicht von heute auf morgen passieren. Immer mal wieder links und rechts schauen, was es sonst noch zu entdecken gibt, weiterbauen, Pause machen...

Schmeiß die Kettensäge an....

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

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Re: Stimmung = Radiohead

Beitragvon syck82 » 12. April 2016, 23:00

Ich scheine mit der Krankenkasse bislang Glück gehabt zu haben. Werde mir beim nächsten Besuch ein Privatrezept geben lassen. Die Kosten von meinem damaligen Alkoholkonsum stehen in keinem Verhältnis. Ich war zwar selten in Kneipen, dafür aber an Tankstellen. Irgendwann wird es eben peinlich jeden Abend mit dem Stoff an der Kasse beim Discounter zu stehen. Schnell rein und genauso schnell wieder raus. Aber was rede ich, dieses Spiel kennen hier alle.

„Meine“ Gedanken zum Dopamin und Schokolade kann ich nur hier aus dem Forum, also von Papfl haben. Ich meide es mich zu viel über das Thema Alkohol im Internet zu informieren, weil ich dann Anfange mich verrückt zu machen. Bis jetzt war es immer so, als ich diverse Krankheiten im Netz recherchiert habe.
Ich hatte übrigens eine Zeit lang Glutamin als Nahrungsergänzungsmittel genommen. Eigentlich suchte ich nach Möglichkeiten nicht in das Übertraining zu gelangen, da ich viel mehr trainiert habe, als es in meinem Trainingsplan stand, bzw. empfohlen wird. Die mehr oder weniger gängige Meinung argumentiert dann mit Muskelabbau und dem ZNS. So fand ich per Zufall raus, dass Glutamin auch bei Alkoholabhängigkeit angewendet wird und als Nebeneffekt das Verlangen nach Süßem dämpft. Ob es stimmt oder nicht weiß ich nicht.

Mich haben die Gesprächstherapien auch nicht geheilt. Ich war über einige Jahre beim Therapeuten. Er war eigentlich mehr ein Ersatzvater, hat mir gute Lebensratschläge geben, hat mich teilweise geprägt und die Analyse und Synthese beim Denken gefördert. Gerne hätte ich mich damals hypnotisieren lassen. Das habe ich noch nicht ausprobiert. Wir haben es mehrere male versucht, aber ich war jedes Mal so angespannt wie diese netten Zirkusmenschen, die auf Nagelbrettern liegen.

Du musst nicht in einem Urknall expandieren, viele kleine Böller sind auch OK. Normalerweise bin nicht so ein Freund von Sprüchen/Zitaten, aber der hier ist wirklich TOP. Ich hatte ein wirklichen Aha-Effekt.

Gut, dann bedanke ich mich wieder recht herzlich.
Was wäre das Leben schön, wenn die Menschen immer so offen und frei reden könnten.


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Zweifel

Beitragvon syck82 » 8. Juli 2016, 20:03

Hallo zusammen,

ich schreibe euch, weil ich wieder eine Phase der Verzweiflung habe. In meinem Kopf hat sich wieder ein Wurm eingenistet der mich zur Verzweiflung treibt.

In den letzten Tagen habe ich die Nikotindosis meiner E-Zigarette halbiert um mit dem Rauchen schrittweise aufzuhören. Selbstverständlich hatte ich dabei Entzugserscheinungen.

Dann kam der Gedanke der mich gerade wieder aus der Bahn geworfen hat:

Als ich damals mit dem Trinken aufhörte, hörte ich gleichzeitig mit dem Rauchen auf. Ich bin eigentlich auf E-Zigarette mit Nikotin umgestiegen. Jetzt denke ich die ganze Zeit darüber nach, ob der damals empfundene Entzug nur durch das Wegfallen der Zigarette entstand und ich womöglich gar kein Alkoholiker bin. Klar die E-Zigarette hat auch Nikotin, aber alle anderen Stoffe fallen weg.

Es ist eine Art innerer Ordnungswille / Klarheitswille der mich dazu drängen will Alkohol auszuprobieren, um endgültig herauszufinden ob ich ein Alkoholiker bin. Von dem Ausmaß der Konsequenzen brauche ich euch nicht zu erzählen.

Meistens kommen diese Gedanken wenn ich gestresst bin. Und jetzt bin ich gestresst. Naja sagen wir es so, mein Leben besteht nur aus Arbeit und Druck. Wenn ich mal frei habe, habe ich keine Lust mich mit jemanden zu verabreden. Ich muss mich bei Treffen mit „Freunden“ immer verstellen, sprich so tun als wäre ich gut oder normal drauf. Das bin ich leider nicht, es ist mir zu anstrengend. Also sagen wir ich kenne nur Arbeit + Druck + Einsamkeit (empfundene). Eine Freundin versuche ich auch schon seit einem Jahr über das Internet zu finden. Leider ohne Erfolg. Ich will mich nicht selbst bemitleiden und jammern, aber es ist einfach so.

Ich hatte früher immer abends (innerhalb 2-3h) zwischen 2,5-3 Liter Bier getrunken. Ohne konnte ich nicht einschlafen. Ich denke das ging so 5-10 Jahre lang.

Könnt ihr mir eure Meinung zu meinem Text sagen? Was meint ihr?

Viele Grüße

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Re: Stimmung = Radiohead

Beitragvon DonQuixote » 8. Juli 2016, 22:01

Hi Syck, and welcome back [good] .

Dann aber:

Syck hat geschrieben:In den letzten Tagen habe ich die Nikotindosis meiner E-Zigarette halbiert um mit dem Rauchen schrittweise aufzuhören. Selbstverständlich hatte ich dabei Entzugserscheinungen. Dann kam der Gedanke der mich gerade wieder aus der Bahn geworfen hat: […]

Dann erhöhe doch ganz einfach den Nikotingehalt Deiner E-Zigarette wieder. Nikotin per se ist völlig unschädlich, und die E-Zigarette ist es im Grunde auch. Also kein Anlass, sich da einen Kopp zu machen [unknown] .

Aber ich verstehe, das Problem liegt auch woanders. Im „Seelen verstehen“ und im „Seelen trösten“ bin ich allerdings eine Null, ein Totalversager, das musste ich mir irgendwann eingestehen, ich bin mehr so der Technokrat in der Familie, und damit habe ich mich dann auch irgendwann abgefunden *seufz*

Egal, ich frage jetzt einfach mal nach:

Syck hat geschrieben:Ich hatte früher immer abends (innerhalb 2-3h) zwischen 2,5-3 Liter Bier getrunken. Ohne konnte ich nicht einschlafen. Ich denke das ging so 5-10 Jahre lang.

Wie sieht das denn heute aus? Bist Du wenigstens in Sachen Alkoholkonsum jetzt „über den Berg“?

Ich habe mir Deine bisherigen Berichte - zugegebenermaßen nur etwas oberflächlich - jetzt auch mal durchgelesen. Hast Du schon mal daran gedacht, Deine Probleme abseits der Alkoholabhängigkeit auch mal therapeutisch anzugehen? Ich weiß, dieser Rat ist total billig, aber ich frag‘ halt mal. Deine Probleme kann ich jedenfalls sehr gut nachvollziehen, so wie Du das beschreibst, empfinde ich das sehr oft auch. Vielleicht ist es meinem Alter (57) geschuldet, dass ich mich damit abfinden kann, und bestimmt auch, dass ich seit knapp 30 Jahren in einer stabilen Beziehung lebe. Ja, das ist jetzt schon wieder „billiger Pfaffentrost“, aber mehr fällt mir grad nicht ein.

Und noch eine letzte Frage: Wie alt bist Du? Bereits in einem Alter, dass da „nichts mehr kommen könnte“?

Fragt DonQuixote

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Re: Stimmung = Radiohead

Beitragvon andi » 9. Juli 2016, 07:21

Hi Syck!

Kann dich zum Teil verstehen, vermutlich ginge es mir auch so ähnlich, hätte ich da nicht meine Frau und meine zwei Kinder. Was mir aufgefallen ist:

syck82 hat geschrieben:Also sagen wir ich kenne nur Arbeit + Druck + Einsamkeit (empfundene)


Da solltest vielleicht schauen, das es mit dem Druck weniger wird, den Alltag etwas umgestalten. Ich selbst war vor Baclofentherapie an einem innerlichen Punkt, wo gar nichts mehr ging - innerlich leer, wenn man so sagen kann. Das war auch die Folge vom übermäßigem Alkoholkonsum und täglichen Entzugserscheinungen.

Und da solltest du nicht wieder hin, aber das weißt Du ja:

syck82 hat geschrieben:Ich hatte früher immer abends (innerhalb 2-3h) zwischen 2,5-3 Liter Bier getrunken. Ohne konnte ich nicht einschlafen. Ich denke das ging so 5-10 Jahre lang.


lg
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Re: Stimmung = Radiohead

Beitragvon syck82 » 12. Juli 2016, 21:01

Hi DonQuixote,

du hast mich leider falsch verstanden. Mein Problem lässt sich leider nicht damit lösen, den Nikotingehalt der E-Zigarette zu steigern. Die Nikotinsenkung hat ein Angstgefühl in mir ausgelöst.

Ich zitiere mich selbst:

Als ich damals mit dem Trinken aufhörte, hörte ich gleichzeitig mit dem Rauchen auf. Ich bin eigentlich auf E-Zigarette umgestiegen. Jetzt denke ich die ganze Zeit darüber nach, ob der damals empfundene Entzug nur durch das Wegfallen der Zigarette entstand und ich womöglich gar kein Alkoholiker bin.


Das Liquid der E-Zigarette hat Nikotin, trotzdem ist es eine Ungewöhnung.

Dieser Gedanke ist schon irgendwie absurd und blödsinnig zu gleich. Jedes mal wenn ich überarbeitet bin, steigere ich mich in solche Sachen rein.

Der Zweifel an meinem Alkoholismus hat mich erschreckt, weil ich weiß, dass das zu einem Rückfall führen könnte. Eigentlich wollte ich einfach noch mal gesagt bekommen, dass ich ein Alkoholiker bin. Ich wollte dass es mir jemand in Erinnerung ruft, mich quasi bestätigt.
Deswegen habe ich auch die damalige Alkoholmenge angegeben: 2,5-3 Liter Bier am Abend, ca. 5-10 Jahre lang.

Dies kurze Zweifel hat mir einfach viel Angst gemacht.

Ich habe 2 Tage ein wenig langsamer gemacht und dann verschwand auch der Gedanke.


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