Neue Französische Untersuchung zu Nebenwirkungen (Basierend auf Forumsumfrage)

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DonQuixote
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Neue Französische Untersuchung zu Nebenwirkungen (Basierend auf Forumsumfrage)

Beitragvon DonQuixote » 30. Juni 2016, 20:49

Seid gegrüßt

Brandneu ist diese Französische Untersuchung zu Nebenwirkungen (Unerwünschte Arzneimittelwirkungen / UAW) der Baclofen-Therapie:

Ich „puste“ das französische Paper einfach mal so hier rein. Es wird sich zukünftig sicher noch lohnen, sich noch weiter damit zu beschäftigen und das eine oder andere Kapitel zu übersetzen. So viel schon mal vorab:

Das Paper beruht auf einer Umfrage des Französischen Forums http://www.baclofene.com/ welche im Mai 2015 durchgeführt wurde. 6‘000 Forumsmitglieder wurden persönlich angeschrieben, deren 730 füllten den Antwortbogen aus. Die Autoren selbst sehen natürlich auch, dass diese Untersuchung ganz strengen wissenschaftlichen Maßstäben nicht genügt, dennoch erhalten wir ein sehr gutes Bild „aus der Praxis, für die Praxis“.

Wirklich neu ist für uns nichts. Es sind immer wieder die die gleichen Nebenwirkungen, die den Patienten in unterschiedlicher Häufigkeit und Intensität zu schaffen machen. Auch die Reversibilität ist eine Tatsache, d.h. Nebenwirkungen verschwinden nach Dosisreduktion respektive langsamerer Dosiserhöhung respektive Absetzen des Medikaments sehr schnell wieder. Ebenso wird eindringlich auf den Umstand hingewiesen, dass die Nebenwirkungen von Baclofen im Vergleich zu den Nebenwirkungen anhaltender Alkoholabhängigkeit allesamt harmlos sind.

Hier noch auf die wirklich ganz ganz Schnelle zwei Grafiken aus dem soeben veröffentlichten Paper:

Bild
(Maximale Dosis pro Patient. Übersetzte Grafik)

Bild
(Verteilung der Nebenwirkungen. Grafik leider noch nicht übersetzt)

Gleichzeitig wurde im Rahmen dieser Untersuchung auch ein Video (auf Französisch) veröffentlicht, in welchem Patienten und in der Baclofen-Therapie der Alkoholabhängigkeit erfahrene Ärzte zu Wort kommen und ihre jeweils ganz persönlichen Erfahrungen im Umgang mit Nebenwirkungen (UAW) bei der Baclofen-Therapie schildern:

https://www.youtube.com/watch?v=gRHsuJGG7Fk&

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andi
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Re: Neue Französische Untersuchung zu Nebenwirkungen (Basierend auf Forumsumfrage)

Beitragvon andi » 1. Juli 2016, 04:56

Hi DonQ,

vielen Dank dafür.

Hab mich mal mittels Übersetzungs-App auf dem Smartphone versucht , hier mal eine Version.

Nebenwirkungen von Baclofen:
Schläfrigkeit, Müdigkeit, Schlafprobleme, Schlaflosigkeit, Schwitzen, Einschlafprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten, Schwindel, sexuelle Schwierigkeiten, Gedächtnislücken, Tinnitus, Taubheit/Kribbeln, Muskelschmerzen, Gleichgewichtsverlust, Alpträume, Schnarchen, emotional, Mundtrockenheit, Verdauungsstörungen, Geschmacksveränderung, Erstickungsgefühl, Muskelschwäche, Sprachschwierigkeiten, Krämpfe, elektrisch entladen??, Sehstörung/beeinträchtigung.

Das Resultat auch einer Nebenwirkung; zwar war ich gestern arbeiten, war auch körperlich etwas erschöpft bin auch vor 20:00Uhr eingeschlafen und heute um 1:30Uhr hell wach seit dem :kst

DonQuixote hat geschrieben:Ebenso wird eindringlich auf den Umstand hingewiesen, dass die Nebenwirkungen von Baclofen im Vergleich zu den Nebenwirkungen anhaltender Alkoholabhängigkeit allesamt harmlos sind.


Und dem stimme ich voll und ganz zu [smile]

lg
andi

PS: Vielleicht sollte man eine Liste mit den positiven oder "erwünschten Wirkungen/Nebenwirkungen" von Baclofen erstellen. [mail]

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Papfl
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Re: Neue Französische Untersuchung zu Nebenwirkungen (Basierend auf Forumsumfrage)

Beitragvon Papfl » 1. Juli 2016, 10:03

Moin Andi!

Vielen Dank für die Übersetzung der möglichen unerwünschten Nebenwirkungen [good] .

andi hat geschrieben:PS: Vielleicht sollte man eine Liste mit den positiven oder "erwünschten Wirkungen/Nebenwirkungen" von Baclofen erstellen. [mail]

Das wäre eine gute Idee [smile] . Eine Art "Beipackzettel" mit den unerwünschten Nebenwirkungen von Alkohol wurde vor Jahren mal in unserem Nachbarforum veröffentlicht. Der kommt zwar in der Aufmachung streckenweise etwas ironisch/zynisch daher, angesichts des wahren Kerns kann einem das Lachen aber durchaus im Halse stecken bleiben.

Dagegen sind die gelegentlichen "Wehwechen" unter Baclofen tatsächlich Peanuts. Zumal sie in der Regel allesamt wieder komplett verschwinden - allerspätestens, wenn das Medikament ausgeschlichen wurde.

Nicht zu vergessen die gravierenden Langzeitfolgen, die chronischer Alkoholkonsum mit sich bringen kann:

Bild

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Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Re: Neue Französische Untersuchung zu Nebenwirkungen (Basierend auf Forumsumfrage)

Beitragvon DonQuixote » 5. Juli 2016, 21:07

Seid gegrüßt

Ich habe jetzt auch mal die Grafik mit den Nebenwirkungen übersetzt (Danke an @Andi für die Vorarbeit good ):

Bild

Auf den ersten Blick sehen die Zahlen in Blau natürlich etwas hoch aus. Bedenkt, dass da alle „Intensitäten“ gemeint sind.

Der ursprüngliche Fragebogen liegt mir zwar nicht vor, aber wie mir scheint, konnte man da so oder ähnlich folgende Angaben zu jeder Nebenwirkung machen:

  • sehr schwach / schwach / ziemlich stark / stark / sehr stark
In Blau ist dann alles von „sehr schwach“ bis „sehr stark“ und in Rot entspechend die Antworten mit „ziemlich stark“ bis „sehr stark“.

Bitte nehmt diese „exakten“ Zahlen aber auch nicht für absolut bare Münze, sie haben nichts mit „exakter Wissenschaft“ zu tun, aber wir haben einmal mehr einen sehr guten Anhaltspunkt. Die letzte Untersuchung mit dieser Detailtiefe war Alexandre Dubroeqs Doktorarbeit an der Université Descartes und dort das Kapitel Nebenwirkungen. Dort allerding nur mit rund 130 Patienten (aber besser ärztlich betreut) und nun eben mit 730 Patienten in einer Internet-Umfrage unter französischen Forumsmitgliedern.

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Re: Neue Französische Untersuchung zu Nebenwirkungen (Basierend auf Forumsumfrage)

Beitragvon peacetree » 18. Juni 2019, 12:34

Ich nehme Baclofen jetzt seit einiger Zeit und meiner Meinung nach liegt es an der viel zu hohen Dosierung.

Mit wenig Baclofen geht es mir absolut super, man muss nur etwas Geduld haben und vielleicht auch etwas Willensstärke. Keine Pille rückt einen vollständig gerade, man muss selber auch was leisten.

Ich kann mir gar nicht vorstellen wie man 200 mg Baclofen nehmen kann.
Ich bin bei 75 mg schon fast gestorben, aber Okay.

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Re: Neue Französische Untersuchung zu Nebenwirkungen (Basierend auf Forumsumfrage)

Beitragvon Chinaski » 18. Juni 2019, 12:51

Hallo peacetree,

mit der Höhe der Dosierung ist es sehr individuell.
Dem einen reicht eine relativ geringe Dosierung um kein Craving zu bekommen der andere muss sehr hoch dosieren.
Ich selbst habe als höchste Dosis 275mg/tgl. über ein paar Monate genommen.

Du nimmst Baclofen auch nicht wegen seiner Anti Craving Wirkung sondern profitierst von der Angst lösende Wirkung.
Da kann es durchaus sein das eine geringe Dosis ausreichend ist im Gegensatz zu der Dosierung bei einer Alkoholkrankheit.

Gruß...
Chinaski

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Re: Neue Französische Untersuchung zu Nebenwirkungen (Basierend auf Forumsumfrage)

Beitragvon peacetree » 18. Juni 2019, 13:49

Chinaski hat geschrieben:Hallo peacetree,
Du nimmst Baclofen auch nicht wegen seiner Anti Craving Wirkung sondern profitierst von der Angst lösende Wirkung.
Da kann es durchaus sein das eine geringe Dosis ausreichend ist im Gegensatz zu der Dosierung bei einer Alkoholkrankheit.


Das ist korrekt, ich weiß einfach nicht wie es ist an Craving zu leiden. Vielleicht greift der Alkohol auch irgendwie die Nerven an, dass Baclofen so hoch dosiert werden muss. Vielleicht reagiere ich auch hypersensibel auf Baclofen, aber ich wundere mich nur jedesmal wenn ich diese Dosierungsmengen sehe... [shok]

GLG und vielen Dank für eure konstruktive Arbeit im Forum.

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Re: Neue Französische Untersuchung zu Nebenwirkungen (Basierend auf Forumsumfrage)

Beitragvon Lucidare » 18. Juni 2019, 14:17

Hallo,

peacetree hat geschrieben:Vielleicht greift der Alkohol auch irgendwie die Nerven an, dass Baclofen so hoch dosiert werden muss.


Nein. Die Dosierung ist nicht nur bei der Baclofen-Therapie gegen die Alkoholsucht sehr unterschiedlich, sondern auch im eigentlichen Einsatzgebiet, der Spastik. Teilweise wird sogar eine Pumpe eingesetzt.

Wikipedia hat geschrieben:Baclofen ist zugelassen zur Behandlung schwerer chronischer Spastizität bei Multipler Sklerose, nach Verletzungen des Rückenmarks oder zerebraler Genese, die mit einer Standardtherapie nicht erfolgreich behandelt werden kann. Baclofen wurde und wird noch immer mit wechselndem Erfolg oral verabreicht. Bei schwer kranken Kindern ist allerdings die notwendige orale Dosis so groß, dass die Nebenwirkungen die Therapie begrenzen und infolgedessen die intrathekale Gabe eine Therapieoption ist. Bei der intrathekalen Verabreichung wird eine Baclofenlösung direkt in den Liquor cerebrospinalis infundiert. Die intrathekale Gabe ist bei Spastikpatienten deswegen notwendig, weil nur eine sehr geringe Menge der oral verabreichten Substanz am Wirkort an den Nerven des Rückenmarkes ankommt und daher als Alternative nur hohe orale Dosierungen mit entsprechenden Nebenwirkungen zur Verfügung stehen.

Quelle

peacetree hat geschrieben:Vielleicht reagiere ich auch hypersensibel auf Baclofen, aber ich wundere mich nur jedesmal wenn ich diese Dosierungsmengen sehe... [shok]


Die Bandbreite geht beim Thema Alkohol von 5mg/d bis über 400mg/d hinaus. Mir ist bei den hohen Dosierung auch immer schwummerig geworden, man gewöhnt sich aber daran...

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne


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