gefühlte 1 Mio. Publikationen später:
DonQuixote hat geschrieben:Das ist aber eigentlich nicht das, was uns wirklich interessiert, das hast auch Du, @Lucidare, schon sehr gut herausgeschält. Uns interessieren nämlich nicht nur die unterschiedlich in unterschiedlichen Studien angegebenen Halbwertszeiten im Blutplasma (das zwar auch), sondern es interessiert ganz besonders auch der Übertritt des Wirkstoffs (Baclofen) vom Blutplasma über die Blut-Hirn-Schranke und die dosisabängige, *wirkstoffkonzentrationsabhängige* Wirkung, welche im „Hirn“ via des Liquor cerebrospinalis und dort an den GABA-B-Rezeptoren entfaltet wird.
und
Novartis (Deutschland) in ihrer deutschsprachigen Fachinformation hat geschrieben:
Die Konzentration des Wirkstoffs ist in der Cerebrospinalflüssigkeit (CSF) ca. 8,5-mal niedriger als im Plasma
Einen Zusammenhang gibt es also. Aber ist der linear, auch über verschiedenste Plasmakonzentrationen hinweg?
Also: Ich habe lange, sehr lange nach dieser Zahl 8,5 gesucht und (fast) nichts gefunden. Das Problem ist, so wie es scheint, dass bis jetzt noch niemand am Menschen nach "peroraler" Gabe (also Tablette) die Konzentration in der Cerebrospinalflüssigkeit (CSF) gemessen hat. Was ich mir auch schwer vorstellen kann. Ich denke mal so ein Eingriff ist auch kompliziert und freiwillig wird das kaum jemand mit sich machen lassen. Falls jemand noch was findet...
Was man mehrfach untersucht hat, ist die CSF-Halbwertszeit nach "intrathecaler" Gabe. D.h., das Medikament wird in seinem ürsprünglichen Einsatzgebiet, wie wir ja wissen, über eine Pumpe direkt in die Wirbelsäule (CSF) gegeben. Über diesen (operativ) gelegten Zugang kann man dann auch die CSF untersuchen. Die dort verabreichte Dosis ist aber wesentlich geringer. Dazu kommt noch, dass man einige Ergebnisse anzweifelt, weil man eben über den Zugang die Messungen vorgenommen hat und vermutet, simpel ausgedrückt, dass noch was in der Leitung war. Die Aussagen in diesen Studien gehen von 1 bis zu 5 Stunden CSF-Halbwertszeit aus.
Die Zahl 8,5 (genau 8,7) habe ich in Zusammenhang mit einer Studie mit Schweinen gefunden. Ratten, Hunde, Schweine und alles in der lieben Natur, was nicht bei drei auf'm Baum ist, musste schon Baclofen schlucken... Meiner Meinung nach nutzen diese Daten uns eher wenig. Man hat auch schon viel probiert und untersucht, warum das Medikament so schlecht die Distributionsbarriere zum Zentralnervensystem nimmt. Eine Ursache sieht man darin, dass Baclofen ein chirales Zentrum hat und das R-Baclofen wesentlich wirkungsvoller sein soll, es aber trotzdem razemisch verkauft wird und... aber das geht jetzt zu weit...
Ich habe mich vor einigen Wochen mit einem schlauen Menschen einer der Hersteller (telefonisch) unterhalten. Der ist der Meinung, man darf das mit dem Baclofen nicht zu wissentschaftlich nehmen. Bei der Ermittlung der Halb-Werts-Zeit werden nur eine überschaubare Anzahl von Probanden herangezogen und die "therapeutische Bandbreite" ist nun mal sehr groß (übrigens nicht nur bei den Alkis sondern auch im "normalen" Anwendungsbereich MS usw.). Es wirkt oder es wirkt nicht. Wenn es nicht wirkt kann man, wenn man es verträgt die Dosis erhöhen bzw. die Dosis auf mehr Einzeldosen verteilen. D.h. z.B. nicht 2 x 12.5mg sondern 5 x 5 mg auf den Tag verteilt um die Nebenwirkungen zu reduzieren.
Bei dieser Sucherei habe ich auch grundsätzlich ein Problem. Ich weiß schon in etwa was ich finden muss, kann das auch u.U. auswerten aber nicht bewerten. Das steht mir auch nicht zu. Sicher verfüge ich über Wissen in anderen Bereichen, wo ich das kann. Ich bin aber nun mal kein Pharmakologe.
Trotzdem möcht ich mich dazu hinreißen zu äußern, dass man aufgrund der vorliegenden Studien und Daten einen Plasmaspiegel berechnen könnte um dadurch in etwa einen Wirkstoffspiegel zu ermitteln und seine Einnahmezeiten darauf hin auszurichten. In etwa.
LG
Edit Lucidare, 11. Mai 2016: Bitte auch dieses (mein) Posting beachten.