Depressiv durch BACLOFEN

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Depressiv durch BACLOFEN

Beitragvon Ännchen » 12. Dezember 2015, 10:00

Liebe Forumsmitglieder,

Ich war am Montag bei einem empfohlenen Arzt in Köln, der mir auch nach einem Gespräch von 15' Baclofen verordnet hat.
Die Dosis: 25/50/75 drei Tage hochfahren, dann 3 Tage halten, und in drei Tagen hoch auf 150 als vorläufige Standarddosis.
Ich bin nicht über 50 hinausgegangen, da ich mit starken NW zu kämpfen habe.
Übelkeit, Rededrang, Willensschwäche ( nichts zu Ende bringen..), Fressattacken, aber das Schlimmste:
Ich bin jetzt stark depressiv verstimmt. Nachdem mir gestern meine esoterisch angehauchte Physiotherapeutin während der Behandlung das baldige Ende unserer Ordnung 2017 prophezeite, habe ich noch mehr Zukuntsängste als vorher seit diesen Sommer.
Ich habe immer nicht verstanden, dass Menschen sich von Verschwörungstheorien etc.. irritieren lassen. Und jetzt ich!

Ich habe heute tief geschlafen, bin gerade erst seit 1 Stunde wach, nachdem ich bis 2.00 Uhr früh nicht schlafen konnte.
Seit gestern nehme ich Bac jetzt nicht, weil ich Angst habe, noch tiefer in die Depri hineinzurutschen.
Immerhin: Zwei alkfrei Tage habe ich diese Woche gehabt, auch weniger getrunken an den Abenden mit Wein, nämlich 3 Gläser. Ziel: 1 Flasche Wein verteilt im Monat zu geselligen Anlässen.
Nicht verschweigen will ich, dass ich schonmal eine längere depressive Episode (Verlust des Kindes) hatte und mit SSRI behandelt hatte. Ausgeschlichen seit 2013.
Ich überlege jetzt, einfach mal über Wochen 10mg zu nehmen und gaanz langsam hochfahren.
Oder ist Bac am Ende nichts für mich?
Bitte um Rückmeldungen,
Ännchen
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GoldenTulip
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Re: Depressiv durch BACLOFEN

Beitragvon GoldenTulip » 12. Dezember 2015, 10:26

Hi Ännchen,

Die Dosis: 25/50/75 drei Tage hochfahren, dann 3 Tage halten, und in drei Tagen hoch auf 150 als vorläufige Standarddosis.


Ach Du Sch*****, an wen bist Du da geraten. Das Einschleichen von Baclofen fängt mit 3 Tage lang 6,5 mg an, dann auf 12,5 mg verdoppeln (verteilt auf morgens und abends)drei Tage lang usw., also eine eine schrittweise Erhöhung der Dosis in diesen Dimensionen.

Soll heißen, Du bist erst in ca 2 Wochen überhaupt bei 25mg. Du bist absolut überdosiert [shok] [shok]

Und dann noch wieder direkt abgesetzt, kann ich verstehen, ist aber auch nicht gut.

Bis Dir hier jemand den "normalen" Dosierungsleitfaden einstellt, nimm zum Abend hin erstmal 6,5 mg täglich.

Schreib bitte eine PN an DQ mit dem Namen des Arztes, der das so verordnet hat, da herrscht dringender Klärungsbedarf!

Lieben Gruß
Conny
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Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

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Re: Depressiv durch BACLOFEN

Beitragvon Lisa » 12. Dezember 2015, 12:48

Hallo Ännchen,

Ännchen hat geschrieben:Ich überlege jetzt, einfach mal über Wochen 10mg zu nehmen und gaanz langsam hochfahren.
Oder ist Bac am Ende nichts für mich?


das finde ich eine sehr gute Idee! Der Dosierungsplan deines Arztes ist der Hammer. Da musst du ja extreme Nebenwirkungen bekommen! Meine Erfahrung zu Beginn: weniger ist mehr! Ich bin stets so lange wie möglich bei der geringstmöglichen Dosis geblieben. Erst wenn das Craving wieder zu stark wurde, habe ich aufdosiert. Der Dosierungsplan des Forums ist dabei eine gute Hilfe.

Liebe Grüße
Lisa
Wer neues Land entdecken möchte, muss das sichere Ufer verlassen....

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DonQuixote
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Re: Depressiv durch BACLOFEN

Beitragvon DonQuixote » 12. Dezember 2015, 13:25

Hallo kleine Anna

Du schriebst:

Ännchen hat geschrieben:Die Dosis: 25/50/75 drei Tage hochfahren, dann 3 Tage halten, und in drei Tagen hoch auf 150 als vorläufige Standarddosis.

Das ist sehr irreführend formuliert, ich verstehe jedenfalls nicht, wie Du das genau meinst. Im Extremfall könnte man das sogar so verstehen, dass innerhalb von nur drei Tagen von Null auf 150 mg / Tag hochdosiert werden soll. So ist das ganz bestimmt nicht richtig. Entweder Du hast Deinen Arzt falsch verstanden, oder Du hast Dich oben falsch oder zumindest sehr missverständlich ausgedrückt.

GoldenTulip hat geschrieben:Das Einschleichen von Baclofen fängt mit 3 Tage lang 6,5 mg an, dann auf 12,5 mg verdoppeln (verteilt auf morgens und abends)drei Tage lang usw., also eine eine schrittweise Erhöhung der Dosis in diesen Dimensionen. Soll heißen, Du bist erst in ca. 2 Wochen überhaupt bei 25mg.

Das wiederum ist zu langsam. Die Empfehlung aus dem „Baclofen-Leitfaden“ sieht so aus:

Der Baclofen-Leitfaden hat geschrieben:
Medikament: Lioresal ®, 10 mg Tabletten

Angenommene therapeutisch wirksame Dosis: 200 mg / Tag




Wenn Du 25mg- statt 10mg-Tabeletten nimmst, dann halbiere die oben genannten Angaben d.h.:

½ Tablette = ¼ Tablette / 5 mg ~ 6,25 mg
1 Tablette = ½ Tablette / 10 mg ~ 12,5 mg

Dieses Protokoll ist sehr, sehr vorsichtig langsam und versucht, Nebenwirkungen möglichst aus dem Weg zu gehen. Man kann das Tempo der Aufdosierung, wenn man das Medikament (Baclofen) gut verträgt, aber auch leicht verdoppeln.

Nun zu einer der Nebenwirkungen, die Du erwähnst: Depressionen. Ja so etwas ist möglich, siehe z.B. hier. Die Autorin schreibt dazu:

Constance ALEXANDRE DUBROEUCQ hat geschrieben:
Bei mehreren Patienten entwickelten sich depressive Zustände, bei denen es schwierig ist zu beurteilen, ob ein direkter Zusammenhang mit dem Medikament Baclofen besteht oder ob sie in Relation zu einer psychologischen Wandlung oder zu einer verminderten Trinklust („envie de boire“) stehen. Möglich ist auch, dass Alkohol bei solchen Patienten eine antidepressive Wirkung hatte die nun nicht mehr vorhanden war. Am wahrscheinlichsten ist, einfach ausgedrückt, eine depressive Reaktion, hervorgerufen durch eine schlagartige Bewusstwerdung (Rückkehr zu einer Klarsichtigkeit nach Jahren der Vernebelung („intoxication“)) und schonungsloser Feststellung des katastrophalen Ausmaßes der Verluste, die sie erlitten haben.
(Die Arbeit wurde später dann auch auf Englisch in „Alcohol and Alcoholism“ veröffentlicht.)

Einige weitere Treffer mit der internen Suche findest Du hier. Mein Rat also: Erst mal auf der Dosis verharren, bei der die Nebenwirkungen erträglich sind, nötigenfalls die 50 mg nochmals reduzieren. Und dann langsames Steigern nach obenstehender Tabelle.

DonQuixote

P.S. Zu Deiner „esoterisch angehauchten Physiotherapeutin“ sage ich jetzt mal lieber gar nichts :skl .

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Depressiv durch BACLOFEN Stand heute

Beitragvon Ännchen » 13. Dezember 2015, 15:57

Liebe Forumsmitglieder,
Hallo Don Quixote,

Erst einmal ganz herzlichen Dank für Eure so wertvollen und konstruktiven Rückmeldungen.
Ich muss morgen- trotz des Dosisdebakels bei mir -den verordnenden Arzt anrufen.
Und ganz dumm fragen, ob ich mit der Dosierung wirklich in 25er Schritten innerhalb von 3 tagen auf 75 mg kommen soll, dann ein paar Tage damit herumlaufen und dann wieder weiter in 25er Schritten die angestrebte Enddosis von 150mg erreichen?
Denn genauso habe ich ihn verstanden.
Ich werde erzählen, was das Gespräch ergeben hat.

Meine üblen NW sind jetzt etwas abgeklungen, immer noch unruhiger, kurzer Schlaf mit hässlichen Träumen, aber längst nicht mehr psychisch so im Keller wie noch gestern.

Ungeachtet dessen verfahre ich jetzt- sehr vorsichtig geworden- nach dem hier vorgeschlagenen Schema, nämlich wochenweise in 10er Schritten aufzudosieren.
Im Moment habe ich auch eher einen Widerwillen gegen Alkohol, der mich eh noch weiter runterzieht.
War eben im Regen eine Stunde draußen, koche mir jetzt einen Tee und werde mit der Weihnachtspost anfangen.
Ich beginne morgen Abend erneut mit Bac, aber diesmal mit Minischritten. Ganz dem craving entlang: Sollte es stärker werden, muss ich eben minimalst höher gehen- WOCHENWEISE.
Ich wünsche allen einen schönen Sonntag,
Ännchen
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Re: Depressiv durch BACLOFEN

Beitragvon Lucidare » 13. Dezember 2015, 16:19

Hi Ännchen,

ein guter Plan! good

Viel Erfolg!

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

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Re: Depressiv durch BACLOFEN

Beitragvon GoldenTulip » 13. Dezember 2015, 16:26

Hi Ännchen,

da kann ich Lucidare nur zustimmen; ich bin etwas übervorsichtig, also ziehe bitte unbedingt DQs Aufdosierungsplan in Betracht! Und wenn was ist, sag Bescheid

lieben Gruß ins WE,
Conny
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Re: Depressiv durch BACLOFEN

Beitragvon jivaro » 16. Dezember 2015, 12:13

Liebes Ännchen,

gut, dass Du hier bist. Die ursprüngliche Dosisempfehlung ist unglaublich....
Wir brauchen einfach auch eine Weiterbildung für Ärzte, die Baclofen verschreiben. Gerade die Suchtmediziner glauben aber oft, dass jeder einzelne der Einzige ist, der die WAHRHEIT kennt. Bei der Adresse in Köln wundert es mich allerdings etwas.....

Alles was Du wissen musst haben die Menschen hier schon geschrieben. Ja, Baclofen kann in einzelnen Fällen Depressionen auslösen, am besten dargestellt ist das bei der Überstzung aus der Arbeit von Constance Alexandre-D..

Ich behandele einen Patienten, der nach 2 maliger Entgiftung nun mit 10mg Baclofen (5-0-0-5) seit 8 Wochen zufrieden abstinent ist. Anfangs hatten wir versucht höher zu dosieren, ab 15 bzw. 20mg bekommt er übelste Depressionen, die er bislang nicht kannte. Bei 10mg ist alles ok! Der Patient hat selbständig mehrfach versucht die Dosis zu erhöhen, es geht nicht! Ist hier offensichtlich auch nicht notwendig.

Dir alles GUTE
herzlicher Gruss

jivaro

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Re: Depressiv durch BACLOFEN

Beitragvon Ännchen » 16. Dezember 2015, 22:59

Hallo jivaro,

Danke für den support!
Ich habe heute angerufen, um nach der Dosis zu fragen, die man mir vor 9 Tagen angegeben hat.
Ich soll nun alle 4 Tage um 25mg erhöhen, bis ich auf 125mg bin, und das mit einer einmaligen Tagesgabe am Abend.
Tag 1-4
0-0-0-25
Tag 5-8
0-0-0-50
Tag 9-12
0-0-0-75
Tag 13-16
0-0-0-100
Tag 17-20
0-0-0-125

Ich schließe nicht aus, dass ich die Dosisangabe in der Aufregung beim Erstkontakt zum Arzt verkehrt verstanden habe.
Trotzdem muss ich heute Abend sagen, dass ich nicht beabsichtige, auch diese heute genannte Dosierung zu befolgen.
Ich habe am So und Mo gar nichts getrunken, und gestern 1/2 Flasche Wein beim Essen mit einer Freundin.

Heute früh gab es ein Streitgespräch am Telefon mit meinem Partner, das mich ziemlich deprimiert hat, weil ich darin sehr ärgerlich und scharf im Ton wurde. Es existiert zwischen uns seit Jahren ein Dauerkonflikt, der sich
nicht lösen lässt.
Um wenigstens für mich einen klaren Kopf zu kriegen, habe ich mir eine probatorische Sitzung bei einem Therapeuten besorgt, der mir wärmstens empfohlen wurde von kompetenter Seite. Ich muss und will dringend was für mich tun und nicht immer nur für andere denken und fühlen. Schlimm!
Heute Nachmittag an Alkohol gedacht, aber mit weniger Zug in Richtung Feierabendtrunk. Sitze gerade bei Wasser, habe mich heute konzentriert beschäftigt, auch am Abend, was in den letzen Jahren doch sehr untergegangen ist.
Mal Briefe schreiben, Plätzchen backen, Neues lernen.. undenkbar.
Weißwein und TV / PC zur "Enrspannung", so lief es oft ab unter der Woche zur besten Sendezeit.

Baclofen nehme ich jetzt am besten 5-0-0-5 ein. Am Sa geht es los. Höher dosieren kann ich immer noch.
Ich hoffe doch sehr, dass mich meine stark depressiven Stimmungen nicht wieder einfangen.

Liebe Grüße und gute Nacht,
Ännchen
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Re: Depressiv durch BACLOFEN

Beitragvon andi » 17. Dezember 2015, 04:46

Hallo Ännchen,

Nur zur Info, ich war erst nach 30 Tagen bei 100mg/d Baclofen. Es geht bei dir ja im Schnelltempo,mit der Hochdosierung.
Nicht das deine Körperfunktionen überfordert werden. :grbl

Wünsche Dir viel Erfolg mit Baclofen.

lg
andi


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