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OneLittlePill
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Beitragvon OneLittlePill » 21. November 2015, 17:34

Ich möchte mich hier vorstellen.
Mein Name ist Jeff, ich bin 49 Jahre alt und ich bin seit 30 Jahren mit dem Alkohol verheiratet.
Seit langer Zeit läuft das bei mir so ab:
Ich trinke jeden Freitag Abend.
2 Flaschen Wein müssen es mindestens sein und je nach Lust noch 2 Whisky/Cola oder Bier.
Dann habe ich erst mal ein paar Tage genug von dem Zeug.
Am Dienstag oder Mittwoch ist der Kater vom Samstag vergessen und es geht wieder los.

Da ich beruflich viel denken muss und mir das natürlich total verstrahlt nicht besonders gut gelingt,
versuche ich an einem Wochentag nicht ganz so viel zu trinken.

Wenn das nicht funktioniert, gehe ich am nächsten Tag nicht zur Arbeit, da man mir den Kater ziemlich ansieht.
Abstinenz ist für mich nicht akzeptabel, deshalb hoffe ich, dass der Weg mit Baclofen meiner wird.

Gibt es die Möglichkeit Baclofen NUR vor dem Alkoholkonsum einzunehmen?

Beste Grüße

Jeff

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Papfl
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Re: Neu in diesem Forum

Beitragvon Papfl » 21. November 2015, 18:34

Hallo Jeff!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] . Schön, dass Du da bist [smile] .

OneLittlePill hat geschrieben:Gibt es die Möglichkeit Baclofen NUR vor dem Alkoholkonsum einzunehmen?

Eigentlich ist Baclofen kein Bedarfsmedikament. Die Idee, die hinter der Baclofen-Therapie steht, war ursprünglich

a) über die "Beruhigung" der GABA-B-Rezeptoren langfristig einen ausgeglichenen, entspannten, relaxten Zustand herzustellen, damit extreme Stress-Situationen, Spannungen, Ängste und Verstimmungen, die einen zur Flasche greifen lassen, gar nicht erst aufkommen und

b) das körperliche Verlangen nach Alkohol (physisches Craving) einzudämmen, um die zwanghafte Komponente des abhängigen Trinkens ein Stück weit auszuschalten.

Erfahrungsgemäß ist es - zumindest in der Anfangsphase - daher wichtig, möglichst einen gleichmäßigen Baclofenspiegel über den Tag verteilt aufzubauen (z. B. mit drei bis vier Einnahmezeitpunkten im Abstand von +/- 4 Stunden) und das Medikament dabei langsam in kleinen Schritten aufzudosieren. Wie man dabei am besten vorgeht, steht im Leitfaden für die Anwendung, der sich als gute Orientierungshilfe erwiesen hat.

Im Rahmen dieses Therapieplans kann man dann durchaus - wenn das Trinkverlangen plötzlich mal besonders stark sein sollte - eine "Notfallration" Baclofen (die Höhe ist abhängig von der jeweils aktuellen Tagesdosis) einnehmen, um das Trinkverlangen in akuten Situationen zusätzlich zu unterbinden.

OneLittlePill hat geschrieben:Ich trinke jeden Freitag Abend.
2 Flaschen Wein müssen es mindestens sein und je nach Lust noch 2 Whisky/Cola oder Bier.

Ich denke, wenn Dein Plan ist - in Anlehnung an Deinen Nick "One Little Pill" - nur jeden Freitag eine Tablette einzuwerfen, um dann nicht oder zumindest weniger zu trinken, wird das mit Baclofen so wohl eher nicht funktionieren [pardon] . Nicht zuletzt, weil Baclofen und Alkohol sich biochemisch auch ein Stück weit "neutralisieren".

Hast Du schon mal etwas von Nalmefen (Selincro®) gehört? Dieses Medikament wäre vielleicht eher für einen Einsatz, wie Du ihn Dir vorstellst, geeignet. Das käme auf einen Versuch an. Und darauf, wie "gut" Du das Medikament (Nebenwirkungen) verträgst.

Nalmefen (Selincro®) nimmt man 1-2 Stunden vor dem geplanten Trinkereignis ein. Und bei manchen Patienten funktioniert das auch. Sie trinken dann tatsächlich weniger. Wie gesagt: Müsstest Du halt ausprobieren.

OneLittlePill hat geschrieben:Dann habe ich erst mal ein paar Tage genug von dem Zeug.
Am Dienstag oder Mittwoch ist der Kater vom Samstag vergessen und es geht wieder los.

Generell wäre es vielleicht wichtig für Dich zu analysieren, ob Du aufgrund von Craving (starkes Trinkverlangen) zur Flasche greifst; oder, weil Du Freitagabend einfach mal auf andere Gedanken kommen möchtest, gerade weil Du die ganze Woche über so viel um die Ohren hattest...und dann wird's halt freitags meistens mehr Alk als ursprünglich gewollt.

Oder anders gefragt: Heißt das, dass Du schon ab Dienstag wieder richtig kämpfen musst, um nicht zu trinken (das ginge dann in Richtung Craving und spräche eher für Baclofen und die oben erwähnte Therapie mit regelmäßiger Einnahme), oder beginnt da "nur" die Vorfreude auf Freitag und das Wochenende (dann wäre eventuell ein Versuch mit Nalmefen (Selincro®) als Bedarfsmedikament für den Freitag in Erwägung zu ziehen)?

Soweit erstmal von mir...

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Re: Neu in diesem Forum

Beitragvon DonQuixote » 21. November 2015, 20:04

Hallo Jeff

Papfl hat geschrieben:Heißt das, dass Du schon ab Dienstag wieder richtig kämpfen musst, um nicht zu trinken?

Ja, das ist eine gute Frage, um abschätzen zu können, ob Baclofen das geeignete Medikament für Dich ist.

DonQuixote

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Re: Neu in diesem Forum

Beitragvon OneLittlePill » 21. November 2015, 22:41

Vielen Dank für Eure Antworten,

Papfl hat geschrieben:wenn Dein Plan ist - in Anlehnung an Deinen Nick "One Little Pill" - nur jeden Freitag eine Tablette einzuwerfen, um dann nicht oder zumindest weniger zu trinken, wird das mit Baclofen so wohl eher nicht funktionieren.

Das wäre eine Lösung für mich, den eigentlich suche ich nach einer Möglichkeit zu lernen, wie ich nach 2 Drinks aufhören kann.

Was Papfl hier schreibt, trifft die Sache schon ganz gut:

Papfl hat geschrieben: beginnt da "nur" die Vorfreude auf Freitag und das Wochenende (dann wäre eventuell ein Versuch mit Nalmefen (Selincro®) als Bedarfsmedikament für den Freitag in Erwägung zu ziehen)?

Richtig kämpfen würde ich das nicht nennen.
Das körperliche Verlangen nach Alkohol habe ich nicht.
Es ist mehr die Idee etwas zu trinken, die mir gefällt.
Also wäre Nalmefen eher was ich suche?

Beste Grüße

Jeff

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Papfl
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Re: Neu in diesem Forum

Beitragvon Papfl » 21. November 2015, 23:06

Hi Jeff!

OneLittlePill hat geschrieben:Also wäre Nalmefen eher was ich suche?

So wie sich das für mich momentan liest, würde ich's auf einen Versuch ankommen lassen. Wenn's nicht funktionieren sollte, läuft Baclofen Dir ja nicht davon [pardon] . Dann müsste man halt nochmal über eine passende Strategie nachdenken, wie man das Ganze bei Dir mit Baclofen am besten angehen könnte.

Aber wenn Du Nalmefen (Selincro®) einigermaßen verträgst, wäre das m. E. die erste Option. Dieses Medikament ist auch offiziell für die Behandlung der Alkoholabhängigkeit zugelassen, so dass Du bei der Verschreibung weniger Schwierigkeiten haben dürftest.

Ich kenne einige Patienten, die - ähnlich wie Du - einmal die Woche ihre "Trinkabende" haben, und dabei eigentlich gar nicht so viel trinken wollen (wegen Kater am nächsten Morgen und so...), aber "im Eifer des Gefechts" dann einfach kein Ende finden. Da kann Nalmefen (Selincro®) schon eine Hilfe sein.

Ich würd's einfach mal ausprobieren. Und wenn's nicht funzt oder die Nebenwirkungen zu stark sein sollten, bleibt ja immernoch Baclofen als Alternative (s. o.) :vic .

In diesem Sinne!
Papfl

P.S.
Wäre super, wenn Du uns auf dem Laufenden halten würdest, ob bzw. wie es bei Dir klappt. Alles Gute einstweilen :wink:
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Re: Neu in diesem Forum

Beitragvon OneLittlePill » 22. November 2015, 08:31

Hallo Papfl,

vielen Dank für die Antwort.
Selincro werde ich ausprobieren.
Gerne werde ich Euch auf dem Laufenden halten.

Vielen Dank für den netten Empfang und die kompetente Beratung.

Beste Grüße

Jeff


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