Hallo !!

Hier erhalten Angehörige von Alkoholabhängigen Rat und Hilfe sowie auch Arztvorschläge. Und sie können dort lesen, wie andere mit dem Problem umgehen.
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Bella
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Hallo !!

Beitragvon Bella » 19. Oktober 2015, 20:38

:-!?
Ich weiß garnicht so genau, wo ich anfangen soll, ich bin im Moment auch von unserem letzten Arztbesuch (vor 3 Stunden) extrem geschockt.
Mein Mann hat seit Jahren ein Alkoholproblem, er wird immer wieder rückfällig und schämt sich dafür sehr, vorallem nachdem er vor einigen Monaten auch noch gesagt bekommen hat (da war er gerade mal wieder 3 Monate trocken) das es daran liegt, das wir keine Kinder bekommen können, seine Trinkerei hätte das nachhaltig geschädigt. Das und seine Arbeitslosigkeit führten dann wieder zu Rückfällen.
Er bekam dann Selincro verschrieben, mit immensen Nebenwirkungen, die der Arzt aber negiert hat...das wäre Unsinn, er hätte getrunken und deshalb wäre das so. Er wirkte auch, als wäre er betrunken und das obwohl mehrere Alkotester 0,00 anzeigten (Arzt: ach dann haben sie die beschissen...), er wurde vergesslich, hat Dinge gehört, die nicht da waren...Letzte Woche Sonntag ist es dann eskaliert und er wurde extrem aggressiv, sodass ich sogar die Polizei rufen musste. Der verschreibende Arzt in Urlaub, wir am Montag zum Hausarzt : ja das kann sein, das es zu einer Persönlichkeitsveränderung kommt, er soll das Mittel absetzen...
Heute hatten wir dann einen Termin beim Psychiater/Neurologen : Wir davon berichtet, der Arzt hat das alles als Unsinn abgetan, das wären Entzugserscheinungen und wollte das er wieder in die Langzeit geht...mein Mann meinte nur, das er ab nächsten Monat wieder Arbeit hat und das nicht will. Reaktion Arzt: was anderes verschreibt er ihm nicht und dann müsste er halt sich die Nase blutig hauen (also wieder saufen und den Job verlieren) bevor er endlich macht was er gesagt bekommt... ausserdem stünden die Chancen, das er jemals ein trockenes Leben führen würde ja eh sehr schlecht, bei den Mengen, die er trinkt.
Ich versteh es nicht, mein Mann hat alkoholfreie Phasen, teils über Monate, aber das wollte der Arzt garnicht hören. Mein Mann geht erst seit etwa 8 Monaten zu ihm, das heißt die zeit in der er in der Langzeittherapie war und das alles durch hat, die kennt er garnicht, an Arztbriefen aus der Zeit war er auch nicht interessiert, da er sich eine eigene Meinung bilden wolle. Auf Baclofen brauchte ich ihn auch garnicht erst anzusprechen, er lehnt jegliche "Pille gegen Alk" ab und das müsste man alles selbst hinbekommen, er bräuchte halt einen Therapeuten... bei Wartezeiten von mehreren Monaten bis 2 Jahren ist das einfach gesagt....es ist schwierig.

Ich suche einen Arzt in Hessen (am besten Frankfurt aufwärts), die da eine andere Einstellung haben und ihm vielleicht besser helfen können, als ein Arzt, der ihm sagt, das er es eh nicht schafft....

LG Bella

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WilloTse
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Re: Hallo !!

Beitragvon WilloTse » 20. Oktober 2015, 09:58

Hallo Bella,

und herzlich willkommen im Forum! Schön, dass Du bzw. Ihr zu uns gefunden habt.

Die wichtigesten Informationen zum Einlesen ins Thema Baclofen findet Ihr hier.
Um einen Arzt bzw. eine Ärztin in Eurem Umfeld zu finden, sendet bitte eine Private Nachricht (pn) an unseren Admin DonQuixote mit Angabe Eurer Postleitzahl (in Gießen findet Ihr eine der erfahrensten Baclofen-Ärztinnen Deutschlands). Er wird Euch dann zeitnah ein oder mehrere Adressen zukommen lassen.

Ich denke auch, dass Dein Mann gute Chancen mit Baclofen haben könnte, zumal er ja auch längere "Trockenzeiten" so schon hinbekommt! Lasst Euch bitte nicht von überkommenen Lehrmeinungen und Ärzten, die Abhängige nur mit spitzen Fingern anfassen, den Wind aus den Segeln nehmen. Es geht auch anders!
Toitoitoi, das wird schon! Die Veränderungsmotivation ist die halbe Miete! [good]

Viele Grüße erstmal und
bitte melde Dich privat bei @DonQ und dann auch wieder hier (gern natürlich auch Dein Mann selbst, wenn er mag!)

LG
Willo
Zuletzt geändert von WilloTse am 20. Oktober 2015, 10:00, insgesamt 1-mal geändert.

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Papfl
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Re: Hallo !!

Beitragvon Papfl » 20. Oktober 2015, 10:00

Hallo Bella!
Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] . Schön, dass Du Deinen Mann unterstützen möchtest [good] . Umso fassungsloser bin ich über die Aussagen/Haltung Eures Arztes mit Blick auf die Abhängigkeitserkrankung Deines Mannes. Leider ist das keine Seltenheit... :L ...All zu oft grassiert immer noch die alte Mär, man müsse abhängige Menschen fallen lassen. Sie müssten erst ganz unten angekommen sein, um wieder aufstehen zu können...das ist Quatsch.

Trotzdem können Betroffene ihre Abhängigkeit natürlich nur mit einem guten Stück Eigeninitiative und "Arbeit an sich selbst" überwinden. Du kannst Deinen Mann bei seinem Weg aus der Abhängigkeit begleiten und unterstützen, aber gehen muss er ihn alleine [pardon] .

Erstmal ist wichtig, dass er (und auch Du) weiß(t), dass die Rückfälle nichts mit Willensschwäche oder fehlender Disziplin etc. zu tun haben. Schuld daran ist das sog. Craving. Lest Euch bitte den Beitrag über Craving gemeinsam durch. Der erklärt einiges und kann auch so manches Schuld-, Scham- und Versagensgefühl nehmen bzw. relativieren.

Mit der Erfahrung, dass die klassische Suchttherapie oft nur zu befristeten Abstinenzphasen führt, steht Dein Mann nicht alleine da. Die Baclofentherapie (= Medikament gegen physisches Craving + Psychotherapie) ist diesbezüglich umfassender und nach allem, was wir heute wissen, auch erfolgreicher. Warum das so ist, habe ich anhand eines Beispiels hier versucht zu erklären.

Weil ich nicht genau weiß, wie weit Ihr schon in der Materie "drin" steckt [smile] , sind hier zunächst mal ein paar Links mit Informationen zu Baclofen:

Einen ersten Überblick rund um das Medikament findet Ihr in unserer Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann.

Genaueres zur Dosierung und Therapie steht im Leitfaden für die Anwendung.

Desweiteren empfehle ich die Lektüre des Buches "Das Ende meiner Sucht" von Olivier Ameisen. Der Kardiologe Olivier Ameisen war selbst betroffen und hat Baclofen als Therapieoption bei Abhängigkeitserkrankungen (wieder)entdeckt. Das Buch ist spannend zu lesen! Ihr könnt die E-Book-Version des Buches auch kostenlos über dieses Forum "ausleihen". Bei Interesse schreibt das einfach in die Private Nachricht (PN) an unseren Admin @DonQuixote mit rein, wenn Ihr ihn um eine Arztadresse bittet.

Da wir unsere Arztadressen aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Euch bitten, @DonQuixote nochmal kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und ihm Euren Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann voraussichtlich gegen Abend bei Euch melden.

Falls Ihr weitere Fragen oder Sonstiges auf dem Herzen habt, könnt Ihr die natürlich jederzeit stellen [smile] .

Alles Gute einstweilen! Das wird schon... [good] !

Papfl
Zuletzt geändert von Papfl am 20. Oktober 2015, 10:02, insgesamt 1-mal geändert.
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Re: Hallo !!

Beitragvon WilloTse » 20. Oktober 2015, 10:02

Ups, überschnitten mit @Papfl.
Naja, doppelt genäht hält besser... [biggrin]

LG
Willo

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Re: Hallo !!

Beitragvon Bella » 20. Oktober 2015, 12:59

Danke, für die nette Aufnahme...

wir sind da schon länger drin und seine Therapeutin in der Langzeit hat auch ganz anders darüber geredet. Im Übrigen war das auch der Arzt der das mit der Unfruchtbarkeit und dem Alkohol ins Spiel brachte. Mittlerweile hab ich von uns beiden die Unterlagen abgeholt...ich hatte Schlaftabletten verschrieben bekommen und als ich dann meinte, das ich leichtere will, weil ich morgens kaum noch zu Potte gekommen bin, wollte er mir Upper verschreiben....irgendwie also der direkte Weg in die Medikamentenabhängigkeit, eigentlich hätte mir da schon ein Kronleuchter aufgehen müssen, arbeite ja selbst in der Pflege (und hätte damit sogar meinen Job noch gefährden können...)

Rückfälle fand ich am Anfang richtig schlimm, mittlerweile seh ich das eher so, das er auf jeden trockenen Tag stolz sein kann und der Rest, nunja, zwar nicht toll ist, aber auch keinen Weltuntergang darstellt... und natürlich kämpf ich mit ihm, aber nicht für ihn. Er sträubt sich noch etwas, weil er in allen Therapien immer vor Baclofen gewarnt wurde, ich denke aber man sollte für alles offen sein und sich erstmal informieren.

Ich hab jetzt die Adresse bei uns in der Nähe und wir werden uns da informieren...direkt bei uns verteufelt das so ziemlich jeder Arzt und am lautesten die Suchthilfe.
Und ich lass auch meinen Mann nicht mehr als willensschwachen Vollidioten hinstellen, der einfach zu blöd ist, die Finger davon zu lassen und ich bin alles andere als eine typische Co-Abhängige...ich hab nie was unter den Tisch gekehrt, Alk versteckt oder gar gekauft, sondern hab (als es klar war ohne Hilfe packt ers nicht) ihn ins KH geschafft und Hilfe geholt. Ich weigere mich, den Kopf in den Sand zu stecken, das ändert eh nichts... sorry, aber nach dem Schock von gestern kommt jetzt einfach nur noch Wut hoch, nicht auf meinem Mann, auf den Vollidioten von Arzt.

LG Bella

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Re: Hallo !!

Beitragvon simplyme » 14. Januar 2016, 10:07

Hi Bella,
du hast dein letztes Statement im Oktober abgeben...wie war denn der Besuch bei dem Arzt in Eurer Nähe? Nimmt dein Mann das Baclofen mittlerweile?
Ich möchte Dir oder Euch gern Mut zusprechen....
T. galt in seinen 6 Jahren exzessiver Alkoholsucht in den Augen der Therapeuten und Ärzte ebenfalls als therapieresistent.
Erst mit dem Baclofen und paralleler Therapie kann er für sich den Erfolg der absoluten Abstinenz verbuchen, - und das nun schon seit ca. 2,5 Jahren!
Gebt nicht auf und lasst Euch nicht von müden Medizinern entmutigen! Es kann sich wirklich alles zum Guten wenden.
Liebe Grüße
Nane
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