Wirkung von Baclofen im Hirn mit bildgebendem Verfahren

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fetsecht
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Wirkung von Baclofen im Hirn mit bildgebendem Verfahren

Beitragvon fetsecht » 29. Januar 2010, 18:33

leider ist das video in englisch.
und sie sprechen ueber kokain, aber auch ueber sucht, wie baclofen einfluss nimmt.

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DonQuixote
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Re: Wirkung von Baclofen im Hirn mit bildgebendem Verfahren

Beitragvon DonQuixote » 22. Juni 2012, 13:04

Hallo liebe Freunde der täglichen Hirn-Hygiene

Ich möchte diesen Beitrag von fets wieder aufnehmen. Es handelt sich um ein Youtube-Video von HBO, einem US-Amerikanischen Kabel-Fernsehanbieter (Time Warner). Frau Dr. Anna Rose Childress, eine Forscherin der University of Pennsylvania, hat mit Hilfe der Magnetresonanztomographie Hirnaktivitäten von kokainabhängigen Patienten abgebildet, welche einem das Suchtverhalten auslösenden Schlüsselreiz (Trigger) ausgesetzt waren.

Ohne Baclofen, d.h. mit Placebo, wird durch das Limbische System ein wahres Feuerwerk an Aktivitäten im Hirn entfacht, vergleichbar mit einem lauten Schreien („Go! Go! Go!“), während unter Baclofen nur noch ein leises Flüstern zu vernehmen ist. Die Behandlung (Baclofen / Placebo) dauerte sieben Tage, die Dosis wird nicht angegeben.

Das Youtube-Video hat eine Länge von 2:28 Minuten, die vollständige Version (10:54 Minuten) kann man sich bei HBO ankucken. Das Datum des Beitrages ist leider nicht ersichtlich, in Youtube eingestellt wurde er am 16.07.2009, ist also schon etwas älter. Mehrfach wird in dem Videobeitrag (im Original) darauf hingewiesen, dass es sich bei Suchterkrankung um eine biologische Erkrankung des Gehirns handelt. Interessant: Frau Dr. Anna Rose Childress hat ihren Doktor in Philosophie gemacht.

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dylanc
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Re: Wirkung von Baclofen im Hirn mit bildgebendem Verfahren

Beitragvon dylanc » 1. Juni 2014, 17:10

Hallo Don,

ich finde das total krass, dass so etwas (Baclofen und weniger GO GO GO, wie im Video gezeigt) funktioniert, weil die Problematik bei Süchten aller Art besteht ja darin, dass einem bis zu einem gewissen Grad (wenn nicht ganz), die Willensfreiheit genommen wird. Und wenn es nunmal nur noch ein "Flüstern" ist, dann gibt es wirklich die Möglichkeit einer Entscheidung, die einem zurückgegeben wird. Und das steigert das Selbstvertrauen enorm, weil man das Gefühl hat der "Chef" in seinem Leben zu sein. Ich fand diese mangelnde Entscheidungsfähigkeit war immer das Schlimmste an der ganzen Suchtgeschichte. Ich hab früher, vor Baclofen teilweise mit Menschen gesprochen, die mir gesagt haben: "Ich hatte seit drei Monaten kein Alkohol mehr. Kein Bock drauf gehabt."
Da kam ich mir immer vor, wie wenn ich geistig behindert bin, weil es mir unfähig war - nein - zu alk zu sagen. Und diese Unfähigkeit ist Gift für das Selbstbewusstsein.

Danke für den Beitrag.

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DonQuixote
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Re: Wirkung von Baclofen im Hirn mit bildgebendem Verfahren

Beitragvon DonQuixote » 30. September 2014, 17:32

Seid gegrüßt

Die "Hauptfigur" des oben genannten Videos ist ja Dr. Anna Rose Childress, wenn man so sagen will. Sagt Euch der Name sonst noch etwas? Ich wurde erst gestern ganz zufällig darauf aufmerksam:

Olivier Ameisen in seinem Buch hat geschrieben:Eines Tages im November 2000 fiel ihr (Anm. DonQ: einer Freundin von Olivier Ameisen] in der U-Bahn eine liegen gelassene Ausgabe der New York Times in die Hände. Darin las sie einen Bericht über eine Forscherin an der University of Pennsylvania, die die Wirkungen eines muskelrelaxierenden Medikaments namens Baclofen auf das Verlangen von Kokainsüchtigen nach ihrer Droge untersuchte. Joan riss den Artikel heraus und schickte ihn mir nach Paris.
Ich war in einem schweren Rausch versunken, als der Artikel eintraf. Ich starrte ihn an und schob ihn beiseite. Ein paar Tage später erinnerte ich mich vage daran und suchte ihn, konnte ihn aber nicht finden. Ich vermute, ich habe Schnaps darauf verschüttet, und die Putzfrau hat ihn weggeworfen.
[…]
Erst im November dieses Jahres erinnerte ich mich dunkel wieder an den Artikel aus der New York Times, den Joan mir zwölf Monate zuvor geschickt hatte. Ich rief Joan an und bat sie, den Bericht ausfindig zu machen und mir noch einmal zu schicken, was sie tat.
Diesmal war ich nicht benebelt, als er kam, und ich las fasziniert, was die Psychologin Dr. Anna Rose Childress, die sich an der University of Pennsylvania mit Suchterkrankungen befasste, bei ihren Untersuchungen mittels Positronenemissionstomografie (PET) herausgefunden hatte: Bei einem kokainabhängigen Patienten, dem gegen Krämpfe das Muskelrelaxans Baclofen verabreicht wurde, zeigte sich eine deutliche Dämpfung der Gehirnaktivität. Der Patient berichtete, sein Verlangen nach der Droge habe stark nachgelassen. Ich wollte mir keine falschen Hoffnungen machen, aber ich stellte mir die Frage: Konnte Baclofen mir helfen, mit dem Trinken aufzuhören?

Tja, und was dann folgte, ist Geschichte, Ihr kennt sie.

Das Team der University of Pennsylvania um Dr. Anna Rose Childress, Dr. Teresa Franklin und andere verspricht sich offenbar viel von der Sache und forscht unablässig weiter auf diesem Gebiet. Nehmt mal zum Beispiel diese Studien hier (in dem Thread sind mehrere genannt). Oder die eben erst im April 2014 erschienene Nipping cue reactivity in the bud: baclofen prevents limbic activation elicited by subliminal drug cues. Danke an den Tippgeber im Hintergrund, der mir die Studie im Volltext schon vor geraumer Zeit zugesteckt hatte, aber ich bin noch nicht dazu gekommen, das Ding zu sichten und einzuordnen. Aber sicher kann man sagen, dass die Forschung mit Baclofen auch in dieser Richtung ständig weiter geht.

DonQuixote

P.S. Die Langversion des englischen Videos gibt es jetzt auch auf unserem Youtube-Kanal

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DonQuixote
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Re: Wirkung von Baclofen im Hirn mit bildgebendem Verfahren

Beitragvon DonQuixote » 1. Oktober 2015, 20:21

Seid gegrüßt

Hier ein weiteres Video von Anna Rose Childress, es handelt sich um einen Vortrag anlässlich des „Colloque International Addictions / Toxicomanies / Hépatites / SIDA“, Biarritz, 29. Sept. bis 2. Okt. 2015.

In dem Vortrag (englisch) geht es um die mit bildgebenden Verfahren gewonnenen Erkenntnisse über die im Gehirn ablaufenden Mechanismen, wenn Süchtige einem „Trigger“ (Reiz) ausgesetzt sind, welcher ihr Suchtverhalten beeinflusst und verstärkt, und dass diese Mechanismen mit reiner Willenskraft so gut wie nicht beherrscht werden können.

Auf Baclofen, welches diese Mechanismen vielversprechend positiv beeinflusst, geht sie dann am Ende ihres Vortrages, ab ca. Minute 29:00 ein. Anna Rose Childress arbeitet an der University of Pennsylvania, Philadelphia, und forscht schon seit vielen Jahren auf diesem Gebiet.



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Hochdosierung von Baclofen bei alkoholabhängigen Patienten

Beitragvon gretikatz » 17. November 2015, 10:17

Auf der Website der Universität Amsterdam ist hier Folgendes über Baclofen zu finden:

High-dose baclofen in patients with an alcohol addiction: a fMRI study

This study is the first step in confirming the effectiveness of baclofen in restoring the healthy response of brain regions affected by alcohol.


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