Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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DonQuixote
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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon DonQuixote » 8. Juni 2015, 22:43

Hi Jimmy

Ich würde auf Träume nicht allzu viel geben. Achte lieber darauf, wie es Dir im Alltag und im Wachzustand geht. Mach mal wie Du geschrieben hast auf „gehorsamer Patient“, das scheint ja bis jetzt sehr gut zu funktionieren. Und sonst sehen wir dann eben weiter.

DonQuixote

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Mellchen
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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon Mellchen » 9. Juni 2015, 06:19

Lieber Jimmy!

Vorab: ich habe mir schon Sorgen gemacht, weil ich nichts hörte - dachte, die email-Mitteilungen für die Antworten würde nicht klappen. Aber alles gut!

Du schreibst:
Jimmy hat geschrieben:Er warnte mich von Nebenwirkungen - Müdigkeit und Muskelschwäche. Aber gar nichts negatives hat bis weit manifestiert. Im Gegenteil, ich fühle mich stärker und wachsamer. Also, absolut keine Nebenwirkungen.

Das ist halt unterschiedlich. Ich habe bislang auch fast keine der genannten Nebenwirkungen und fühle mich sehr gut und voller power. Ein wenig Müdigkeit zwischendurch - damit kann ich leben. Als ich getrunken habe, war das ja auch so, nur eben alkoholbedingt.
Meine Dosierung startete ganz smart mit 10mg /Tag, jetzt bin ich auf 30 mg/Tag. Für mich war der sanfte Einstieg das beste, ich habe eher mulmige Gefühle, wenn wieder eine Erhöhung ansteht ("was macht das jetzt mit mir?") Und mir hat schon die geringe Dosierung ab dem zweiten Tag geholfen.
Da ich selbst totaler Neuling bin mit Baclofen, rate ich Dir da gar nichts zu. Das wissen unsere lieben Kollegen hier besser und können Dir sinnvollere Ratschläge geben. Was ich sagen kann: Du mußt halt abwägen: auf das eigene Körpergefühl hören ist das eine. Das andere ist, dass Du einen scheinbar netten Neurologen gefunden hast, der Dich begleitet (was ja nicht die Regel ist), und dass Du ihm vielleicht vertrauen solltest. Was, wenn er die Behandlung abbricht aufgrund Deiner eigenmächtigen Einnahmeerhöhung?

Zu Deinem Traum: Natürlich solltest Du ihn nicht überbewerten. Und es ist auch furchtbar, dass Träume derart quälend sein können. Andererseits haben sie schlichtweg heilende Kraft, weil sie uns genau das bearbeiten lassen, was uns bewußt und auch unbewußt beschäftigt. Du schreibst ja, Du fühlst Dich ganz gut derzeit ("stärker und wacher"). Der Traum mag Dir Deine große Angst vor einem Rückfall spiegeln - vielleicht ist er sogar ein "Trick" Deiner Sucht, die auf diese Weise versucht, Dich zum Trinken zu bewegen (wie meine Zahnschmerzen). Solche Träume können noch öfter kommen. Freud (von dem ich sonst gar nichts halte) hat gesagt, dass Träume ihren Schrecken verlieren, wenn man sie aufschreibt. Vielleicht nimmst Du Dir die Zeit dafür. Was mir gut hilft ist einfach: annehmen und stehenlassen.

:-) Nein, leider habe ich nie die Geisterführung gemacht. Tante Val wohnt erst seit ihrer Heirat mit einem McCurrach in der schönen Stadt, und wie so oft haben wir nur noch selten Kontakt.
Jimmy hat geschrieben:Und, natürlich, wir Schotten (oder Halbschotten) werden auch von anderen Geistern heimgesucht. Single Malt, 45% Proof.

Dazu was ganz interessantes: neulich auf Phoenix kam ein Bericht über die Länder der Nordhalbkugel und ihre Völker. Bezeichnenderweise scheinen all diese Menschen wirklich eine Art "genetische Disposition" zum Alkohol (zu Suchtmitteln überhaupt) zu haben. Ob das im nördlichen Kanada, dem Norden Russlands, Skandinavien oder eben auch Schottland/Irland war - mengenmäßig stehen all diese Völker alkoholmäßig weit über dem Rest der Welt. Ein dazu interviewter Ire meinte salopp, das läge vielleicht an der tristen und deprimierenden, weil sonnenarmen Gegend.... wer weiß?

Mein Lieber, fühl Dich fest gedrückt und halte durch! Du schaffst das!
Liebe Grüße,
Mellchen

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Eva
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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon Eva » 9. Juni 2015, 09:04

Der Grund dafür ist einfach: Letzte Nacht hatte ich eine typische "Whisky-Traum". Das ist immer ein schlechtes Zeichen. Auf dem Weg an die IC starrte ich eifersüchtig auf einige Kerls, die Schnapps in einer Kneiper tranken. Ich konnte deutchlich den Alkohol riechen.

Hi Jimmy!
Ich habe mich noch nicht vorgestellt und möchte dies nun nachholen. Herzlich willkommen hier im Forum, es ist schön, dass du zu uns gefunden hast. Für mich ist dieses Forum eine große Bereicherung in meinem Leben. Ich fühle mich emphatisch gut aufgehoben und es ist fachlich sehr informativ. Meine Bac-Ärztin hat mir gleich zu Beginn darauf hingewiesen, dass Alkoholträume sehr sehr ernst zu nehmen sind. Sie hat angeordnet, falls diese Auftreten, am Morgen sofort eine zusätzliche Dosis Bac zu nehmen. Meine Dosierempfehlung von ihr war folgende:
Bereits bei unserem ersten Treffen musste ich sofort in ihrer Praxis eine Bac-Tablette nehmen und sie ließ mich dann eine Stunde warten. Ich denke, sie wollte sehen, ob irgendwelche allergischen Reaktionen auftreten. Nachdem dies nicht der Fall war, musste ich ab dem ersten Tag 3 x 10 mg an Bac nehmen. Am zweiten Tag hatte ich dann diese Alkoholattacke, wie im folgenden link beschrieben:

alltags-tipps-baclofen-und-alkohol-f12/was-tun-bei-alkoholattaken-t1821.html

Außerdem musste ich sofort ab dem zweiten Tag die 30 mg Bac Dosis auf 60 mg erhöhen, was ich bis zum heutigen Tag konstant beibehalte. In Triggersituationen (dazu gehören besonders auch Alkoholträume) muss ich eine zusätzliche Tablette gleich morgens nehmen. Ich vertrage allerdings Bac sehr gut, ich habe keine Nebenwirkungen im Gegenteil, es macht mich ruhig und gibt mir die Kraft an meinem Leben konstruktiv zu bauen. Auch trinke ich seit einem Monat keinen Tropfen Alkohol. In der Zeit von Weihnachten 2014 bis April 2015 wurde ich mehrmals in die Intensivstationen mit bis zu 3 Promille eingeliefert. Teilweise auch in geschlossenen Anstalten, in denen sich psychisch schwer kranke Menschen schreiend an die Gitter hängen. Du siehst also, auch ich bin kein Kind von Traurigkeit [help] .
Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und bin überzeugt, dass auch du den Weg aus dieser Hölle schnell finden wirst. Das Leben ist zu schön und einmalig, als das wir es vergeuden oder gar wegschmeissen. Nur das zu erkennen ist oft sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich, wenn wir im Sumpf der Droge namens "Ruin" gefangen sind.

Es grüßt dich von Herzen Eva

PS: Ich stelle mich punkto "zitieren" noch immer an wie der erste Mensch. DonQ hat ja in einer tollen Excel- Liste die notwendigen Schritte zusammengefasst, doch ich komme damit nicht klar. Sorry.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe, bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in Andere, neue Bindungen zu geben. Und jeden Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben (aus Hesse' Stufenlied).

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Papfl
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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon Papfl » 9. Juni 2015, 10:22

Hallo Jimmy!

Ich verstehe Deinen Zwiespalt: Einerseits hast Du das Gefühl, dass das Ganze etwas zu langsam geht, andererseits willst Du Deinen Neurologen nicht vor den Kopf stoßen. Und eigenmächtiges Aufdosieren würde spätestens dann auffallen, wenn Dir die Tabletten ausgehen, bevor Du Deinen nächsten Termin hast.

Mein Tipp an dieser Stelle ist ganz pragmatisch: Mach' es vom Craving abhängig. Bevor Du wieder anfängst zu trinken, ist es allemal besser, etwas mehr Baclofen zu nehmen. Deine jetzige Dosierung ist wirklich sehr gering, und es spricht im Grunde nichts gegen eine Erhöhung auf 3 x 10 mg pro Tag.

Allerdings würde ich meinen Neurologen einweihen. Auch wenn Du erst in zwei Wochen Deinen nächsten "offiziellen" Termin hast, kannst Du unangemeldet in die Praxis gehen. Musst halt vielleicht ein bisschen Zeit mitbringen. Und den Leitfaden für die Anwendung.

Ich würde dann einfach sagen, dass Du in der ersten Woche eine deutliche Besserung des Craving verspürt hast und Dich - weil Du merkst, dass das Medikament Dir hilft - inzwischen intensiver mit Baclofen als Therapieoption bei Alkoholabhängigkeit beschäftigt hast. Dabei bist Du auf den Leitfaden der französischen Baclofen-Experten und die darin enthaltene Dosierungstabelle gestoßen. Ich würde weiter fragen, ob er etwas dagegen hätte, wenn Du nach dieser Tabelle vorgehst. Gut ist in solchen Fällen immer zu betonen, dass Du diese Entscheidung nicht eigenmächtig fällen wolltest und ihn deshalb außerplanmäßig kontaktiert hast. Anhand der Tabelle könnt Ihr dann ja ausrechnen, wie viel Baclofen Du bis zum nächsten offiziellen Termin brauchst.

Zum nächsten offiziellen Termin würde ich dann z.B. die BACLAD-Studie und den PTA-Artikel mitnehmen (nicht alles auf einmal, der arme Mann... [wacko] ). So gewinnt er einerseits einen Eindruck, wie hoch zum Teil bei Alkoholabhängigkeit dosiert wird und sieht andererseits, dass Du am Thema dran bleibst und Initiative ergreifst.

Von dem Traum würde ich ihm auch erzählen und dass er Dir Angst gemacht hat. Den Tipp von @Evas Ärztin, nach solchen Träumen gleich morgens etwas mehr Baclofen zu nehmen, kann ich nur unterstreichen. Nicht nur, weil es das durch den Traum entstandene Craving hemmt, sondern auch, weil es die Angst vorm möglichen Rückfall nimmt.

So oder so ähnlich wäre zumindest meine Strategie :wink: .

Alles Gute weiterhin!

Papfl (ist übrigens ein "Viertel-Schotte"...meine Oma stammte aus Fife)
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon baclofino » 9. Juni 2015, 11:39

Moin Jimmy,
ich kenne und hasse die täglichen Albträume! Nüchtern oder besoffen! Auch die Gerüche morgens, gefühlt verkatert und erstmal ne Stunde brauchen, um ernsthaft zu realisieren, dass man gar kein Rückfall hatte sondern es nur ein böser Traum war.
Ich hatte mich in meinen Träumen oft bei meinen Freunden als Alkoholiker geoutet. Der letzte und vorletzte Therapeut meinten, dass es ein gutes Zeichen sei, da ich "was ändern will und mich mit dem Thema auseinander setze". Ich sehe das ganz anders. Als Angst, momentanen unverarbeiteteten Schaden. Nach 2-3 Monaten Nüchternheit hatte ich diese Träume nicht mehr und konnte wieder friedlich schlafen. So, wollte meine Erfahrungen dazu auch mal preisgeben. Auf das es bald besser wird! LG Andi

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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon DonQuixote » 9. Juni 2015, 17:36

Hallo Eva

Eva hat geschrieben:
PS: Ich stelle mich punkto "zitieren" noch immer an wie der erste Mensch. DonQ hat ja in einer tollen Excel- Liste die notwendigen Schritte zusammengefasst, doch ich komme damit nicht klar. Sorry.

Es gibt noch eine andere Methode:

Code: Alles auswählen

[quote="Name"]Das ist der zitierte Text[/quote]

Obigen Code kopieren (Copy <-> Paste), "Name" durch den richtigen Namen inkl. Gänsefüßchen ersetzen, z.B. durch "DonQuixote" und dann „Das ist der zitierte Text“ (ohne Gänsefüßchen) durch den Text ersetzen, der zitiert werden soll.

Ich mach das mal vor:

Code: Alles auswählen

[quote="DonQuixote"]Das habe ich zum Thema XYZ irgendwo mal geschriebselt.[/quote]

Im Forum sieht das dann so aus:

DonQuixote hat geschrieben:Das habe ich zum Thema XYZ irgendwo mal geschriebselt.

Bei "Name" darauf achten, dass die richtigen Gänsefüßchen dran stehen, also "Name" und nicht etwa „Name“.

Fröhliches Zitieren wünscht DonQuixote

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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon Jimmy » 13. Juni 2015, 23:11

Lieber DonQuixote, Mellchen, Eva, Papfl und baclofino,

Ich danke Euch allen für jede einzelne Nachricht und jeden Ratschlag in dieser kritischen Zeit!

Erstens, meine Entschuldigungen für diese späte Antwort. Ich habe im Laufe der letzten drei Tage einen schlechten, akuten Fibromyalgie "Flare-Up" erlebt -- eine alte Autoimmun-Problem, dass mich gefangen in meinem eigenen zu Hause hält, so zu sagen.

Auch befinde ich mich in einem IC, die bald schleißen wird. Was ich jetzt nicht sagen kann, kann bis morgen warten.

Gute Nachrichten: Bei 10 mg Pro Tag (seit Mittwoch), sind alle meine Fuß- und Wadenkrämpfe verschwunden! (Entstanden seit 2009 nach Tief-Venenthrombose.) Ich muss nicht mehr ein oder zwei sehr teuere Limptar Tabletten jeden Tag nehmen. Meine Reizdarmsyndrom hat sich auch deutlich verbessert. Meine Verdauung ist ruhiger, effizienter.

Alleine, diese beiden Verbesserungen stellen für mich Baclofen als ein Wundermedikamente dar.

Aber die Cravings sind jetzt wirklich intensiv, und meine Whisky-Träume bringen mich immer weiter in die Quälerei. DonQuixote und Mellchen haben Recht. Aber, obwohl im Gegenteil, hat Eva auch Recht.

Heute Abend muss ich eine sehr wichtige Entscheidung treffen: die Dosierung erhöhen, um zu sehen, ob die Cravings und Träume verschwinden, oder abwarten, alte Tricks (Alexander Technique & Co.) üben -- und mal sehen. Nächste Termin in 10 Tage. Tabletten übriggeblieben: 42. Also, genug.

Mellchen hat geschrieben:Was, wenn er die Behandlung abbricht aufgrund Deiner eigenmächtigen Einnahmeerhöhung?


Verdammt gute Frage, obwohl ich glaube er wird es nicht tun, vor allem, wenn ich seine Sekretärin am Montag schriftlich benachrichtigen -- und hier werden die richtigen Worte mir sicherlich fehlen. (Er ist am Montag und Dienstag nicht im Praxis.)

Mellchen hat geschrieben:Meine Dosierung startete ganz smart mit 10mg /Tag, jetzt bin ich auf 30 mg/Tag.


Ermutigung zu akzeptieren, dass mein Neurologe Recht hat, wenn er behauptet, 60 mg wird mich "heilen". Dass Du keine Cravings bei nur 30 mg pro Tag hast ist mir ebenfalls ermutigend.

Mellchen hat geschrieben:Bezeichnenderweise scheinen all diese Menschen wirklich eine Art "genetische Disposition" zum Alkohol (zu Suchtmitteln überhaupt) zu haben.


Man nennt es die keltischen Fluch. Ich habe noch nie unter Cravings nach Bier oder Wein erlitten. Bier schmeckt nach nichts: Spülwasser, vielleicht. Wein ist für Frauen -- nichts sexistisch gemeint -- und ergibt sofortige Kopfschmerzen. Andere Spirituosen, wie, z.B., Gin, bringen mich zum kotzen. Aber Scotch, vor allem eine gute Single-Malt, hat eine erstaunliche narkotische Wirkung auf mich.

Ach, Scheiß! IC muss schliessen. Bis morgen!


LG,

Jimmy
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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon Mellchen » 14. Juni 2015, 07:22

Lieber Jimmy!

Kein Stress wegen dem Antworten. Klar macht man sich Gedanken (das geht hier sicher den meisten so, wenn man länger nichts von jemandem hört).
Ich finde es total klasse, dass Du bereits jetzt so deutlich körperliche Verbesserungen spürst. Geht mir ja ähnlich. Steigert die Lebensqualität enorm.
Mußt Du die Limptar-Tabletten denn selbst bezahlen?

Was die Dosierungshöhe angeht - vielleicht habe ich einfach Glück, dass es bei mir derart gut anschlägt. Das kann ich nicht sagen. Hinzu kommt, dass ich ein RIesen-Angsthase bin, und die üblen Blutwerte auch dafür sorgen, dass ich mich so diszipliniere. Ich möchte schon noch erleben, wie mein Sohn erwachsen wird. Aber lassen wir die Kirche im Dorf, mit 0,2l Weinschorle am Abend bin ich auch noch nicht wirklich abstinent. Ich vertraue darauf, dass irgendwann dieser Switch kommt.
Dass Baclofen keine "Wunderpille" ist, wird oft genug erwähnt. Ich glaube dennoch, dass ein Erfolg damit viel von der inneren Einstellung abhängt. Stehst Du der Behandlung mit Bac positiv gegenüber, wird das den Erfolg beschleunigen und erhöhen. Ist ja kein Geheimnis, das ist bei fast allen Medikamenten so. Daher: versuche, Vertrauen in Dich und Deinen Körper haben. Versuche zu erspüren, welche Dosierung Dir gut tut. Und wenn sie bei 60 liegt, auch gut. Alles ist möglich!

Ich finde, Du machst das großartig! Bleib am Ball. Niemals aufgeben!
Ich darf einen der großartigsten Männer "unserer" Insel zitieren?:
"Dies über alles, sei dir selber treu!"

Und wie hast Du Dich entschieden?

Fühl Dich fest gedrückt!
Mellchen

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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon Jimmy » 14. Juni 2015, 20:49

Mellchen hat geschrieben:Und wie hast Du Dich entschieden?


Okay, man kann nur so viel Schokolade und Biscoff-Crunchy direkt aus dem Glas essen. Vor sechs Stunden, mit die Erinnerung an das, was Eva sagte, nahm ich eine zusätzliche 10 mg. Die Ergebnisse: absolut beeindruckend!

Ich fühle mich komplett ausgeglichen und plötzlich frei von den teuflischen Verlangen nach einem Scotch. Und, nach wie vor, keine Nebenwirkungen.

Jetzt weiß ich, dass ich sofort handeln muss: einen Brief an die Sekretärin meines Neurologen geben, mit dem darin enthaltende Bitte, ich möchte die Dosis auf 30 mg nach einer Woche (oder ab morgen) erhöhen ... und ich hoffe, dass ich dafür kein Ohrfeige bekomme.

Die Formulierung deises Schreibens wird mich sicherlich im Laufe der nächsten 48 Stunden beschäftigen. Ja, ich habe die Regeln nicht eingehalten -- aber möglicherweise habe ich mein Leben gerettet! Was ist wichtiger?

Ich weiß ganz genau, dass ich nicht mehr körperlich in der Lage bin, einen weitere Rückfall zu überleben. In meinen Zwanzigern und Dreißigern, konnte ich Besäufnisse für bis zu einem Monat halten, und, trotz häufiger Blackouts und Zusammenbrüche, hervorragende Arbeit für alle meine Auftraggeber leisten, pünktlich und perfekt.

Ich wurde einmal für eine Auszeichnung nominiert, für ein Drehbuch ich schrieb, davon aber ich gar keine Errinerung hatte. Produzenten und Kreativdirektoren mussten mich oft daran erinnern, Rechnungen für vergessene Arbeit zu erstellen. So waren meine Blackouts.

Ich meine, eines Tages, nachdem ich großzügig bezahlt wurde, ging ich in "The George" Pub auf Wardour Street, kaufte jeder dort einen Scotch und erinnere mich an nichts mehr. Bis ich aufwachte .... auf dem Apartment-Boden eines Freundes in Kopenhagen! Wie bin ich von London nach Kopenhagen gekommen ohne die geringste Erinnerung an meine Flug vom Heathrow-Flughafen?

Ja, eine Woche in St. Albans, drei Tage in Amsterdam, fast zwei Wochen in Poland und eine Unmenge verlorene Zeit und vergessene Frauen überall in diesem Welt. Aber zumindest war ich körperlich fit und, so es mir oftmals gesagt wurde, ich mich immer wie ein Gentleman hielte.

Im vergangenen Jahr, auf dem Heimweg von einer Imbiss nach Mitternacht, war ich brutal angegriffen und ausgeraubt. Einer der Angreifer traf mich mit voller Wucht von hinten, nahm meinen Kopf in die Hände, und immer wieder mein Gesicht in das Burgersteig zertrümmerte. Es war ihn egal, ob ich lebte oder starb. Nur das ich niemals in der Lage wäre, ihn (und seine Komplizen) zu identifizieren.

Ich habe noch nie so viel Blut in meinem Leben verloren (die immer noch im Stein bis heute in der Form eines tiefen, rostigaussehenden Flecken zu sehen ist). Ich kämpfte wie verrückt, um am Leben zu bleiben. Mein Bewusstsein war für ein Paar Minuten völlig weg. Ich sah eine Million Sonnen und eine Vielzahl von Sternen, die alle mit hoher Geschwindigkeit in Richtung einer einzigen Lichtpunkt zudrängte. Ich dachte, ich wäre tot.

Ich wurde ins Vivantes-Krankenhaus eingeliefert und in der Notfaufnahme untersucht. Aber in den frühen Morgenstunden, nach der Nachtarzt mich eine Tasse Kaffee sehr unhöfflich abgelehnt und mir befahl, gedüldig zu sein -- und Niemand hat das Recht, mir Befehle zu geben -- entfernte ich die Life-Support schläuchen, zog mich sehr schnell an, und, heimlich durch das Treppenhaus, dieses dreckige Krankenhaus mich entließ.

Ich bin kein Bruce Willis Action-Held, aber auch kein kleines Mädchen, das die Rolle des Opfers wie ein guter kleiner Feigling spielt. Schwerverletzt und in Lebensgefahr war ich. Hauptsache aber: Herauszufinden, wer mich angegriffen hatte und ihn direkt in die Hölle schicken.

Ich habe viele Angriffe in meinem Leben überlebt. Auch in meinem dritten Monat in Berlin, musste ich mich gegen zwei Jugendliche verteidigen, die mich mit einem Messer bedroht. Es war in einem Blitz-Sekunde vorbei. Wer auch immer sie waren, werden sie es sicherlich nicht wieder tun.

Aber der Angriff im März des vergangenen Jahres hat mich sehr stark geschwächt. Mein Gesicht war nicht wiederzuerkennen, und immer wohin ich ging, sahen die Leute mich mit einem gewissen Grauen in den Augen an. Die klinischschweren Gehirnerschütterungen führte über mehrere Monaten zu zahllosen Ohnmachtsanfälle und, bis auf diesen Tag, mein Sehvermögen ist stark beeinträchtigt. Mit die Migräne muss ich immer leben. Der Raubüberfall hat mich enorm gealtert. Ich bin jetzt fast 56 Jahre alt, aber ich fühle mich eher wie ein Achtzigjährigen.

Deswegen sah der letzte Rückfall keine körperliche Belastbarkeit von meiner Seite: kein Widerstand. Ich traf die Mauer viel zu schnell.

Um nur zwei oder drei Jahre Frieden mit mir selbst und dieser gottverlassenen Welt zu erleben, und vielleicht endlich zu wissen, wie es ist, "normal" zu leben, werde ich alles tun, um einen Rückfall zu vermeiden.

Name hat geschrieben:Niemals aufgeben!


Versprochen, Mellchen!

LG,

Jimmy
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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon Suse » 15. Juni 2015, 01:36

Lieber Jimmy,

Deine Berichte sind sehr bewegend. Was du alles er- und überlebt hast! Wohl fast alles Höhen und Tiefen, die man sich als "Normalbürger" so vorstellen kann.
Ich freue mich wahnsinnig, dass Baclofen so gut anschlägt bei dir. Ich habe zwar nie diese entspannende Sofortwirkung verspürt. Doch schon bei 37,5 mg konnte ich erstmalig seit Jahren völlig problemfrei trinkfreie Abende einlegen. Ich habe so ziemlich jede Dosierung ausprobiert, sogar bis 240 mg, weil ich auf diesen von Ameisen beschriebenen Schwellenwert hoffte.
Doch letztendlich habe ich für mich festgestellt, dass 75 mg "meine" Dosis ist.

Ich habe allerdings niemals irgendeine Nebenwirkung verspürt. Nicht die positiven (wie diese Sofortentspannung), aber eben auch nicht die negativeren, wie Müdigkeit und schlimmeres. Bei mir macht Baclofen das, was man sich erhofft. Es nimmt mir den Druck, trinken zu müssen. Meist denke ich nicht einmal daran, und wenn, dann (fast) mit Ekel. Nicht immer, aber meist.

Und wenn es bei dir, wie du beschreibst, sogar andere positive Effekte ausübt, wow.
Mit deinem Neurologen würde ich genauso verfahren, wie es @Papfl beschrieben hat.

Papfl hat geschrieben:Ich würde dann einfach sagen, dass Du in der ersten Woche eine deutliche Besserung des Craving verspürt hast und Dich - weil Du merkst, dass das Medikament Dir hilft - inzwischen intensiver mit Baclofen als Therapieoption bei Alkoholabhängigkeit beschäftigt hast. Dabei bist Du auf den Leitfaden der französischen Baclofen-Experten und die darin enthaltene Dosierungstabelle gestoßen. Ich würde weiter fragen, ob er etwas dagegen hätte, wenn Du nach dieser Tabelle vorgehst. Gut ist in solchen Fällen immer zu betonen, dass Du diese Entscheidung nicht eigenmächtig fällen wolltest und ihn deshalb außerplanmäßig kontaktiert hast. Anhand der Tabelle könnt Ihr dann ja ausrechnen, wie viel Baclofen Du bis zum nächsten offiziellen Termin brauchst.


Wichtig ist, wie du sicher weißt, bei jedem Arzt, dass er sich in seiner Kompetenz nicht beleidigt fühlt. Aber da ihr so ein tolles Verhältnis habt, kannst du ihm das sicher gut vermitteln. Zeig ihm, dass du interessiert bist, dich informiert hast und von dem Medikament überzeugt bist. Aber: er ist der "Chef". (auch wenn du das in Wirklichkeit vielleicht nicht so denkst;-)

Ich wünsche dir alles erdenklich gute,

Suse
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon Mellchen » 15. Juni 2015, 06:47

Lieber Jimmy!

erst mal: super, dass Du Dich so gut fühlst - und das ohne Nebenwirkungen! Gibt Auftrieb!

Wenn Dir das Formulieren dieses Schreibens so Kopfzerbrechen bereitet, schreib's doch einfach vorab hier rein. Ich bin sicher, dass wir alle zusammen daran feilen können, falls nötig.
Und was Du schreibst: Regeln sind Regeln, aber Dein Leben ist das Wichtigste! Und schlußendlich kann auch der beste Arzt Dir nicht sagen, wie genau Du verfahren sollst. Es ist Dein Körper, wer kann besser erspüren, was er braucht, als Du selbst!?!

Mellchen hat geschrieben:Um nur zwei oder drei Jahre Frieden mit mir selbst und dieser gottverlassenen Welt zu erleben, und vielleicht endlich zu wissen, wie es ist, "normal" zu leben, werde ich alles tun, um einen Rückfall zu vermeiden.

Setz Dir bitte keinen zeitlichen Rahmen. Niemand kann sagen, wie lange wir leben - für jeden kann morgen, vielleicht sogar jetzt gleich Schluß sein. Genauso gut kannst Du in 25 Jahren an diese Zeit hier zurückdenken und Dich freuen, wie Du es geschafft hast, Deinem Leben eine neue Richtung zu geben. Also keine Limits! Nimm es, wie es kommt.
Ich weiß grad nicht, ob ich es besonders erstrebenswert finde, "normal" zu leben. Was ist schon normal? Aber ich weiß, was Du meinst. Ein Leben ohne Sucht hat einfach eine ganz andere Qualität. Und die ersten Erfahrungen in dieser Hinsicht machst Du ja bereits! Das ist es wert, dran zu bleiben und ich bin sicher, dass Du das schaffen kannst!

Und noch was philosophisches: wenn diese Welt gottverlassen ist, dann ist es wohl an uns, diese Leere zu füllen. Und zwar mit dem Besten, das wir haben: uns selbst!

Ein ganz fester Drücker von mir!
Halt Dich senkrecht!!
Mellchen

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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon Mellchen » 15. Juni 2015, 06:48

Äh, nicht "Mellchen hat geschrieben". Wollte eigentlich Dich zitieren.
Gut, wird aus dem Zusammenhang wohl klar.

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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon Jimmy » 29. Juni 2015, 17:11

Hi, folks

Sorry für meine Abwesenheit: Es gibt einen Grund: PC- und Internetphobie.

Ich litt jahrelang unter Arbeitssucht (seit 1984) und Internetsucht (seit 1992, und sehr schwer nach dem Dot-Com Crash in 2002). Beide Süchte waren Mitreiter. Ich arbeitete für alle meine Kunden per E-Mail, elf Jahre lang zwischen 1998 und 2009: kein Sozialleben, keine Frauen, kein Spaziergänge in der schönen Landschaft in der Nähe von meinem Dorf in Hessen. Nur Arbeit und Info-Junkie-Aktivitäten. Das Internet war meinem Arbeitgeber, meine Frau, meine Geliebte, meine beste Freund, mein Orakel, mein Arzt, mein Berater, meine Mutter, mein Vater, mein Vertrauter, mein ein und alles.

Deshalb fürchte ich dem Net und die Verwendung eines Computers. Nach zwei Jahren Arbeitslosigkeit (SGB XII für chronisch erkrankte Menschen), erlitt ich einen schweren Nervenzusammenbruch, Selbstmordversuch, und, in der Psychotherapie, lernte ich endlich, die Internet zu vermeiden. Als mein Laptop vor zwei Jahren starb, war ich endlich frei.

Allerdings, seid Ihr meine einzige Online-Freunden, eine Ersatzfamilie. (Absichtlich - da mein Privatsphäre ist heutzutage außerordentlich heilig - habe ich nur zwei gute Freunde in Berlin.) Ihr habt mir sehr geholfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Eigentlich, zusammen mit meinem Neurologen, habt ihr mein Leben gerettet! Daher ist es mir wichtig, in Kontakt mit euch zu bleiben, wenn auch nur einmal pro Woche oder so.

Weiterhin, müssen wir uns daran erinnern, dass wir alle Baclofen-Pionieren in Deutschland sind. Der Baclofen-Sache ist in Frankreich und anderen Ländern geschlossen. Es ist wichtig für uns, einander zu helfen und die deutschen medizinische Establishment ehrliche Berichte über unsere Fortschritte zu erstatten und weiterleiten.

Hier ist meine Erste, die ich zu meinem Neurologen gab [ich habe die Namen von Ärzten aus Gründen der Anonymität verkürzt.]:
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Patient: Jimmy M.
Geb. 1959

Baclofen Erfahrung zwischen 3. Juni und 24. Juni 2015


Nebenwirkung

Absolut keine Nebenwirkungen!


Umgang mit den verordneten Anweisungen


Ich habe mein Bestes getan, um die Anweisungen zu beachten. Jedoch, nach 7 Monaten hart erkämpften Abstinenz, stand ich am fünften und achten Tag kurz vor einem potenziellen Rückfall. Um den Verlangen zu beseitigen, kann man nur so viele Süßigkeiten (100% Zucker und Glukose-Sirup Candies) essen vor der Entwicklung einer Hyperglykämie und resultierende Schwindel, Übelkeit und Ohnmacht.

Was zu tun? Mit Hilfe der deutschen Online Baclofen Community (verbesserte Alkoholiker, die erfolgreich von ihren Hausärzten oder Neurologen ambulant behandelt wurden) und deren Feedback per E-Mails, entschied ich mich auf eine gemessene und intelligente Herangehensweise an das Problem. Schließlich war die Lösung direkt vor meiner Nase. Sorgfältig erhöhte ich die Dosis täglich und bemerkte sofort eine sehr kleine aber kritische hilfreich Verminderung der Cravings.


Überraschend positive Wirkungen zwischen 30 and 40 mg pro Tag

1. Mehr Energie und Kraft Tagsüber. Ich habe begonnen, Liegestütze zu machen und mit 10-Kilogramm Hanteln zu üben - und das schon seit vielen Jahren habe ich noch nie getan. Ich kann jetzt bis zu fünf Kilometre spazieren gehen.

2. Fuß- und Wadenkrämpfe sind vollständig verschwunden. Ich nehme keinen teueren Limptar Tabletten mehr! (Bis dahin war es 1 bis 2 Tabletten pro Tag.)

3. Die Migräne, unter denen ich seit dem brutalen Raubüberfall der 6. März 2014 erlitten hatte, sind verschwunden. Aus diesem Grund, nehme ich keine Ibuprofen für Migräne mehr.

4. Eine leichte Verbesserung der Fibromyalgie-Schmerzen (10-15%). Fibromyalgie-Anfälle sind nicht mehr akut, obwohl der chronischen Zustand anhält. Aus diesem Grund, nehme ich viel weniger Ibuprofen. Vielleicht mit einer erhöhten Dosierung von Baclofen kann ich künftig weitere Verbesserungen erwarten.

5. Ich bin tagsüber wachsamer. Ich kann auf Bücher für längere Zeiträume konzentrieren. Deswegen nehme ich meine letzten Baclofen Dosierung am spätestens vor 17.00 Uhr. Nach wie vor, ist meine gute alte Diazepam für Schlaf notwendig, aber nun mit dem zusätzlichen Vorteil, dass mein Schlaf mehr erfrischend als je zuvor ist. (Meine Träume, die vorausschauende sein kann und mir sehr viel im Lauf meines Lebens geholfen haben, sind, wie immer, sehr lebendig und lehrreich. Sie sagen mir alles, was ich über mich selbst und die Welt, in der ich lebe, wissen muss.)

6. Klarer und logischer analytisches Denken, in dem Widersprüche in meinem natürlichen menschlichen Dualität teilweise (in Übereinstimmung mit den Lehren von C. G. Jung) gelöst werden kann.

7. Präziser Entscheidungsfindungen und, endlich, eine vollständige Anerkennung meiner Selbstbild, die, mit der Hilfe einem Verständnis mit Dr. Psychologin H. (in Hessen) und Dr. Psychiaterin LG (in Hessen) im Krisenjahr 2011, neu aufgebaut wurde - ein vollständiger Bruch mit meiner Vergangenheit und alle damit verbundenen Assoziationen: ehemalige Karriere als Texter/PR-Journalist; eine vorliebe für hübsche Frauen; Arbeitssüchtige Lebensstil; Perfektionismus; Schriftstellerei; die englische Sprache; Internet- und Informationssucht; Arbeit am Computer und Laptops; die falsche Selbstbild einer immer noch produktiven, integrierte und teilnehmenden Bürger eines moralisch bankrott und Anti-menschlich Konsumgesellschaft. Stattdessen: ein zurückgezogener, sanftmütiger alter Mann. Ein frührentierter Arbeitsheld in seinen letzten Lebensjahren, der anonym, unauffällig, unbekannt und unbemerkt lebt.

8. Ausgeglichener Stimmung. Baclofen, im Gegensatz zu schon ausprobiert gefährlich und persönlichkeitsverändernde SSRI (Paroxetine, Prozac, Doxepin), SNRI (Mirtazipine, Zoloft), anticholinergischer (Amitriptyline, Imipramine, Trazadone) und antineuroleptischer (Seroquel, Dominal) Medikamenten, ist eigentlich eine wahre Antidepressivum, ohne lebensbedrohlichen physiologischen und psychologischen Nebenwirkungen.

9. Allerdings, bis weit, nur eine leichte Verbesserung in der Behandlung von Whisky-Cravings, welche, danach, wegen Kosteneinsparungen, um Discounter-Wodka Cravings wandeln. (Obwohl ich noch in meinen Träumen „saufen“, habe ich nur in der letzten zwei Tage angefangen, aufzuwachen, mit der Gewissheit dass ich keinen Rückfall erlebt habe. (Oftmals, wache ich auf mit dem Geschmack von Whisky in meinem Mund, mit zitternden Händen und ein Gefühl der reinen Panik - Habe ich eine Vorrat von Whisky/Wodka in der Küche? Dann merke ich mit Erleichterung, es war nur ein Traum.) Wie immer, muss ich auch weiterhin mit täglichen Auslösern kämpfen.

Wenigstens gibt es Hoffnung: Ich habe angefangen, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen.


Schlussfolgerung:

Ich bin jetzt 8 Monate frei von Alkohol - eine ausgezeichnete und, seit 1998 (dem Jahr, in dem meine Ex-Frau mich wieder heiraten wollte), beispiellose Leistung.

Es geht um Schicksal und Timing. Ohne dass ich die Arte-Doku im Fernseher sah, das ich „Der Spiegel“ Artikel ließ und, danach, die Hilfe von Dr. L. und der deutschen Online Baclofen Community im Anspruch nahm, hätte ich es sicherlich nicht geschafft.

August ist immer der gefährlichste Monat des Jahres für einen Rückfall. Ich hoffe, dass ich, bei 60 mg Baclofen pro Tag ausreichend geschützt werden soll, obwohl schon bei 40 mg habe ich immer noch nicht die gewünschte Gleichgültigkeit („Indifferenz“) gegenüber Alkohol entwickelt.

Der Anblick einer Flasche Whisky in diesem Internet-Café (in dem ich diesen Bericht schreibe) beunruhigt mich sehr. Ich bin extrem nervös und verdammt eifrig, so schnell wie möglich zu Hause in Sicherheit zu gehen. Ich gehe davon aus, dass vielleicht eine Dosis von 40 mg pro Tag nur einen Placebo-Effekt hat.

Auch gerade jetzt, wäre es immer noch zu einfach zu sagen: "Nur ein Schluck." Aber „nur ein Schluck“ ist allzu schnell eine ganze Flasche, und dann, weil ich ganz genau weiß, dass der nächste Rückfall meine letzte sein wird, würde mein Leben, ohne adäquate Selbstbehandlungsmedikamente (z.B. Chloraldurat), quasi vorbei sein. (Und hier, vor Jahren von meine Mutter, ein erfahrener Gemeindekrankenschwester, im Bereich Detoxologie gut ausgebildet war, bin ich immer noch zu Hause meine eigene beste Arzt.)

Es wird hier in Berlin keine Krankenhaus Aufenthalte mehr geben. Nur als Leiche! Im Gegensatz zu denen von London und Frankfurt, haben Krankenhäuser in Berlin gar keine Ahnung, wie man eines effizienten und schmerzfreien 48-Stunden-Detox durchführt, nachdem der Patient gesund und ohne Delirium Tremens entlassen ist. Ziel ist es, die Patienten so lange wie möglich auf Kosten der Steuerzahler zu halten, und sie dann in kindisch, zeitraubende und Steuer-Geld-zerstörerischen Therapien zu engagieren – sinnlose Therapien, die, seit Jahrzehnte, statistisch and wissenschaftlich als unwirksam sich erwiesen haben (5% Erfolgsrate nach einem Jahr – Bericht: British Medical Journal, 2007).

Deshalb bin ich entschlossen, diesen 40-jährigen Krieg gegen Johnny Walker mit Hilfe von Baclofen endgültig zu gewinnen, auch wenn nur für meine übriggebliebenen drei oder vier Jahre auf diesem gottverlassenen Planeten. (Alle männlichen Rauchern in meiner Familie sterben an Lungenkrebs vor ihrem sechzigsten Jahr.)

Es wäre schön, endlich herauszufinden, wie es ist, das Leben als ein freier Mann zu leben.
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Wie gesagt, mein Neurologe ist, meiner Meinung nach, die besten in Berlin: sympathisch und sehr professionell. Er schlug vor, dass ich eine höhere Dosis nehme, anfänglich bei 60 mg mit einer wöchentlichen Anstieg von 10 mg.

Allerdings habe ich schnell festgestellt, dass das Whisky-Verlangen blieb unverändert. Ich habe daher die Dosis auf 100 mg mit ein bisschen Erfolg erhöht. Mein Absicht ist es, 120 mg am Tag vor meinem nächsten Termin in zehn Tagen einzunehmen.

Aber es gibt Nebenwirkungen, und, obwohl für die meisten Männer, für mich völlig unerwünscht:

Ist Baclofen eine Art Off-label Alternative zu Viagra?

Nach zwei Jahren ist meine Libido schlagartig zurück. Und wie! Erneut, leide ich wie vor zwei Jahre unter (im italienischen Stil) Nackenschmerzen - da plötzlich, bemerke ich viele hübsche Frauen in kurzen Röcken, als sie an mir wie herrlich wunderschönen Prinzessinnen vorbei in der Straße gehen. Ich habe wieder angefangen, sehr lässig und humorvoll mit Frauen zu flirten: sehr freche "Chat-Ups" nach einer typischen englischen Art, so zu sagen. Vor zwei Tage, trotz meiner sorgfältig gepflegte "Penner-Stil", war ich, nach einer humorvollen Flirt beim Gewürzregal in Edeka, von einer schöne Frau ganz nachweislich angemacht. Ja, es hätte viel weiter gehen konnen. Ich wollte es. Wirklich. Verdammt schwer.

Aber ich habe ein Problem. Ich leide unter Peyrionne-Syndrom, üblich bei männlichen starke Rauchern, die älter als 50 Jahre alt sind. Und es kann sehr unbequem, auch schmerzhaft, sein.

Natürlich, sind meine verdammten feuchte Träume auch wieder da. Gestern Abend sah ich bei Pro7 den vierten Kult "Resident Evil" Film, mit Milla Jovovich. Mein Gott, ich habe mich immer wieder in sie verliebt, mit sofortiger Wirkung in das Gestrüpp, wenn Ihr wisst, was ich meine. Und jede andere Schauspielerin in diesem Film. Und jedes Mädel in die Werbespots. Und, wegen Peyrionne-Syndrom, litt ich schwer darunter.

Was zu tun? Peyrionne-Syndrom ist fast unmöglich zu heilen. Auch wenn es sein könnte, musste ich mich eine Nymphomanin finden. Und zwar schnell!

Die Alternative ist, meinen Neurologen für eine Libido-Unterdrückende Medikamente zu bitten. Das ist meine einzige Option. Und das aus gutem Grund.

Der Verlust meiner Libido war für mich ein Befreiungsschlag. Ich schätze viel meine neue harterkämpfte Selbstbild als ein alter Penner. Ich möchte überhaupt nicht, dass ich wieder eine überhormonellen Teenager bin. Ich möchte kein komplizierter Beziehungen mehr in meinem Leben. Ich habe genug von Frauen und all die Probleme, die sie in mein Leben gebracht haben. Und das Konzept der "Friday Girl" (bedingungslosen Sex auf einer ungezwungenen, unverbindliche Basis) gibt es in Deutschland nicht. Ja, "One-Night-Stands" waren ganz einfach - absolut normal - in England, aber damals war ich ein junger Romeo in den 1980er. Jetzt bin ich 56 Jahre alt und kenne keine typischen englischen Frauen hier in "Parshipping"-besessenen Deutschland. (Zugegeben, hatte ich keine Probleme in Frankfurter Kneipern, aber diese Option ist natürlich "Out".)

Also, ich hoffe, ich habe euch alle zum Lachen gebracht. Aber diese Nebenwirkung ist die einzige ernsthaftes Problem mit Baclofen.

Sonst, befinde ich mich gut auf dem Weg zu einer Heilung. Vielleicht bei 150 mg oder so werden diese schrecklichen Whiskey-Cravings vorbei sein.

Bis bald!

Jimmy

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Re: Jimmy, Spandau, 40 Jahre in die Hölle ...

Beitragvon DonQuixote » 29. Juni 2015, 18:41

Hallo Jimmy
Vielen herzlichen Dank für Deinen ausführlichen und sehr reflektierten Bericht [good] .

Jimmy aus Spandau hat geschrieben:Ist Baclofen eine Art Off-label Alternative zu Viagra? Nach zwei Jahren ist meine Libido schlagartig zurück. Und wie! […] Aber diese Nebenwirkung ist die einzige ernsthaftes Problem mit Baclofen.

Eine gesteigerte Libido als Nebenwirkung von Baclofen ist zwar möglich, aber doch sehr selten. Oft kann man auch nicht eindeutig sagen, ob das jetzt eine Nebenwirkung des Medikaments (Baclofen) ist, denn manchmal eröffnen sich einem solche „neue Möglichkeiten“ ganz einfach schon deshalb, weil man Dank der Baclofen-Behandlung plötzlich ganz neue Lebensperspektiven für sich sieht. Versuche einfach mal, das Beste daraus zu machen. Und Ja, Dein Neurologe hat schon recht, Dir zu einer weiteren Erhöhung der Baclofen-Dosis zu raten, damit das auch mit dem Whiskey-Craving besser wird. Dir weiterhin alles Gute wünscht jedenfalls

DonQuixote


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