JazzGustls Real Book

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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Beitragvon JazzGustl » 29. März 2015, 05:19

Patient: JazzGustl
Therapiebeginn: Freitag, 27. März 2015
Medikament: Baclofen dura® 25mg, 100 Stück
Quelle: Hausärztin
bisheriger Alkoholkonsum: ca 6 Liter Bier/Tag = ca. 250 Gramm Alkohol/Tag
Therapieziel: Abstinenz
Entgiftung: kalter Entzug
Psychotherapie: keine

Tag 1:
Baclofen: 6 - 6 - 6 mg
Alkohol: 0
Craving: gering
sonstiges: -
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Dosierung Einstieg.jpg
Zuletzt geändert von JazzGustl am 29. März 2015, 05:46, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: JazzGustls Real Book

Beitragvon JazzGustl » 29. März 2015, 05:33

Tag 2:
Baclofen: 6 - 6 - 6 mg
Alkohol: 0
Craving: gelegentlich, blitzartig in Alltagssituationen (Papiernachschub Drucker > Papierschrank = Alkoholversteck), gut beherrschbar
sonstiges: stark erkältet, leichte Benommenheit, insgesamt aber sehr schöner, relaxter Tag
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Re: JazzGustls Real Book

Beitragvon JazzGustl » 30. März 2015, 10:25

Tag 3:
Baclofen: 6 - 6 - 6 mg
Alkohol: 0
Craving: deutlich, besonders am Nachmittag. Langer Spaziergang im Regen, naja, beherrschbar, aber nicht toll.
sonstiges: weiterhin erkältet, Idee für neues Stück beim Spaziergang gehabt (nicht "Walking in the Rain", das kennen wir schon [cool] )

Ich freue mich auf die heutige Dosiserhöhung, denn da muss noch was kommen, wenn es auf Dauer helfen soll.
Papfl hat geschrieben:Wenn Du nach 3 x 6,25 mg (also 3 x 1/4-Tablette) gar nichts spürst - das Medikament also anscheinend ganz gut verträgst - spricht im Grunde nichts gegen eine Erhöhung um 6,25 mg alle drei bis vier Tage.

aus meiner Vorstellung

Andererseits:
Euer Leitfaden hat geschrieben:Im Allgemeinen beginnt man mit ungefähr 15 mg, drei bis vier Tage später geht man auf 30 mg.

Euer Leitfaden, Seite 3

Das hieße dann, plus 15, nicht plus 6 an Tag vier.
Das gefällt mir besser, denn Nebenwirkungen habe ich keine, Wirkung aber iwie auch noch nicht (? Oder wenn, nicht hinreichend. Was bei 19 mg ja auch nicht weiter wundert).

Also ab heute dann 13 - 6 - 13 (dieser BaclofenRechner ist cool!!):
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Re: JazzGustls Real Book

Beitragvon WilloTse » 30. März 2015, 16:25

Hi Gustl!

Ich schreib' jetzt mal hier 'rein, nicht in Deine Vorstellung, ich hoffe, das ist o.k.?
Jazzbass. Mann. Wie gern würde ich DAS können!
Was spielst Du genau? E-Bass? Die Omma?

JazzGustl hat geschrieben:da muss noch was kommen, wenn es auf Dauer helfen soll.


Die dokumentierte Bandbreite der Wirkung von Baclofen gegen Alkoholabhängigkeit liegt zwischen 30 mg/d und 400 mg/d.
Wenn es jetzt noch nicht greift, dann dosiere in Ruhe (!) weiter auf.

LG
Willo

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Re: JazzGustls Real Book

Beitragvon JazzGustl » 30. März 2015, 19:30

Hi Willo,
passt schon.
Was spielst Du genau? E-Bass? Die Omma?

Beide.
Was spielst Du?

Gustl
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Re: JazzGustls Real Book

Beitragvon DonQuixote » 30. März 2015, 20:37

Hallo Gustl

Ich gratuliere zum „Tagebuch“, das schärft die Sinne für das Problem. Aber übertreib es nicht mit der Geschwindigkeit des Hochdosierens. Es dauert halt manchmal, bis sich Erfolge einstellen, es braucht Geduld. Auch Rückschläge kann es geben, dann musst Du eben dran bleiben. Brich nichts übers Knie ...

Meint DonQuixote

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Re: JazzGustls Real Book

Beitragvon JazzGustl » 31. März 2015, 08:03

Tag 4:
Baclofen: 13 - 6 - 13 mg
Alkohol: 6 Liter Bier
Craving: nicht auszuhalten
sonstiges: Scheiße
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Re: JazzGustls Real Book

Beitragvon Papfl » 31. März 2015, 09:18

Moin Gustl!

Solche Tage gibt's, da kann man nichts machen [pardon] . Oder doch?

Irgendeine Idee, was der Auslöser für den Griff zum Bier bzw. den Einkauf gewesen sein könnte? Wenn ich Dich richtig verstanden habe, hattest Du ja keines mehr im Haus (Ausguss).

Du brauchst das nicht zu posten, aber für Dich könnte es jetzt wichtig sein, solche Schlüsselreize zu identifizieren. Manchmal macht es Sinn, bestimmte Aktivitäten, Gewohnheiten, Plätze etc., die mit Alkohol in Verbindung stehen - zumindest in der Anfangsphase der Baclofen-Therapie - wenn möglich zu meiden und stattdessen neue positive, nüchterne Erfahrungen zu sammeln, die signalisieren, dass das Leben auch ohne Alk Spaß machen kann.

Besuche in der alten Stammkneipe z. B. sind da meist kontraproduktiv. Habe ich aber auch gemacht...nüchtern hielt ich's allerdings nicht länger als eine Dreiviertelstunde (früher verbrachte ich dort ganze Tage) aus. Dann stand ich vor der Entscheidung: Saufen oder gehen. Bin dann gegangen...und nie wieder rein. So viel Apfelschorle wie seinerzeit Bier und Schnaps kann man ja gar nicht trinken, ohne dass die Blase platzt...und - komisch - Apfelschorle waren mir das Geld auch irgendwie nicht wert [smile] .

Habe dann ein "Schweinchen" in meiner Wohnung aufgestellt und jeden Tag einen Teil der Kohle reingesteckt, die ich normalerweise versoffen hätte. Da kommt am Monatsende ganz schön was zusammen [dance] . Mit dem Geld kann man dann wieder was Schönes machen, was vorher leider nicht drin war.

Das nur als kleines Beispiel von vielen, damit Du siehst, dass jede(r) streckenweise vor Herausforderungen steht, und Du damit nicht alleine bist. Manchmal meistert man sie, manchmal geht's eben in die Hose. That's life. Dann heißt's einmal mehr:

Bild

Weil Alkohol und Baclofen in gewisser Weise Gegenspieler sind, ziehen die 31,25 mg Baclofen, die Du gerade täglich einnimmst, gegen 6 Liter Bier zurzeit den Kürzeren. Soll heißen: Die Baclofen-Wirkung ist momentan gleich null.

Was natürlich nicht heißt, dass Du jetzt Deine Baclofendosis schnell erhöhen solltest... [smile]
Besser wär's (auch für das Finden Deiner Idealdosis), Du fährst den Alk möglichst wieder runter. Aber stress' Dich jetzt wegen des "Vorfalls" nicht allzu sehr. Und wenn noch zwei, drei Tage Bier notwendig sind, dann ist das eben so.

Wie gesagt: Die meisten von uns kennen und verstehen das. Und überhaupt hat niemand behauptet, dass der Weg aus der Sucht leicht ist [smile] . Baclofen kann dabei unterstützen, die Arbeit an sich selbst nimmt einem das Medikament aber (leider) nicht ab.

Sitzt die Krone wieder? Dann ab in Runde zwei...

Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Re: JazzGustls Real Book

Beitragvon WilloTse » 31. März 2015, 09:35

Hi Gustl,

JazzGustl hat geschrieben:Craving: nicht auszuhalten
sonstiges: Scheiße

Mach' Dich nicht verrückt. Auch mit Baclofen ist Jahrezehnte lang praktiziertes Suchtverhalten nicht an einem Nachmittag abgefrühstückt. Selbst, wenn Du die optimale Wirkdosis erreicht hast, verhindert das Medikament nicht, dass Du in bestimmten Situationen trinken möchtest.
Kennst Du den Fokus-Thread: Craving?
Falls Du es noch nicht getan hast, bitte unbedingt lesen!

Das dauert einfach, das Überwinden der Abhängigkeit ist eine Menge Arbeit. Mit Baclofen wird sie "nur" leichter.
Bleib dran, mach weiter! Du hast ja bisher noch keine Nebenwirkungen (stimmt doch noch?), das spricht m.E. schon dafür, dass Du erstmal weiter an der Obergrenze der Aufdosierungspläne bleiben kannst (machst Du ja bisher auch).

Sieh' es uns bitte nach, dass wir immer wieder darauf hinweisen, das Aufdosieren eher vorsichtig anzugehen. Zu oft haben wir die "Übereifrigen" nach zwei Wochen verloren. Aber inhaltlich hast Du recht:

Leitfaden Baclofen hat geschrieben:Die Empfehlungen für die ursprünglichen Anwendungsgebiete (Neurologie) schlagen eine Erhöhung um 15 mg/Tag alle drei Tage vor. (...)
Im Allgemeinen beginnt man mit ungefähr 15 mg, drei bis vier Tage später geht man auf 30 mg. Danach erhöht man um 10 mg alle dreibis fünf Tage (...)
Andere bevorzugen eine schnellere Dosiserhöhung von 20 mg alle drei bis vier Tage in den ersten zwei, manchmal vier Wochen, danach verlangsamen sie die Erhöhung auf 10 mg alle drei bis vier Tage oder 20 mg pro Woche.


So lange Du das Medikament gut verträgst und Du noch keine (hinreichende) Wirkung verspürst, kannst Du Dich da ruhig nach richten, der Leitfaden hat sich in Frankreich tausendfach so bewährt.
Sei halt darauf vorbereitet, dass die Nebenwirkungen irgendwann kommen, aber das merkst Du dann schon...

JazzGustl hat geschrieben:Was spielst Du?

Nach diversen Tasteninstrument seit ein paar Jahren die "Omma", aber klassisch. Und leider - mangels Übezeit - immernoch auf Anfängerniveau. [blus]

LG
Willo
Zuletzt geändert von WilloTse am 31. März 2015, 09:39, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: JazzGustls Real Book

Beitragvon WilloTse » 31. März 2015, 09:36

Sehe gerade, dass der Papfl jetzt schneller war. Naja, doppelt genäht hält besser. [biggrin]

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Re: JazzGustls Real Book

Beitragvon JazzGustl » 31. März 2015, 10:20

Hi,
danke Ihr beiden!
Keine Sorge, ich dreh jetzt nicht am Rad. Ich kann mich nur über meine Blödheit ärgern.
Der Tag war schon schwierig, und statt einfach ins Bett zu gehen, hab ich nen Kumpel besucht und "ja, bitte!" gesagt, bevor mir klar war, dass ich ja "eigentlich" nichts mehr trinke. Wahrscheinlich bin ich unbewusst hingegangen, weil klar war, dass ich mir da ungestraft einen löten kann.
Und statt es dann doch noch zu lassen, zu Hause hätte ich die Kurve wohl noch gekriegt, bin ich in der Nacht nach Hause geschwankt, wie in "guten" alten Zeiten. Das war überflüssig und total idiotisch. [mad]

Die gute Nachricht: ich habe heute überhaupt keine Lust, weiterzutrinken. Das ist doch auch schon was.

WilloTse hat geschrieben:Kennst Du den Fokus-Thread: Craving?
Falls Du es noch nicht getan hast, bitte unbedingt lesen!

Kenn ich noch nicht, danke für den Link!
Papfl hat geschrieben:und - komisch - Apfelschorle waren mir das Geld auch irgendwie nicht wert

Ja das kenn ich. Entweder es muss sich "lohnen", oder ich gehe nicht. Als wäre Alkohol die einzige Möglichkeit, sich zu amüsieren. [nea]

Gustl
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Re: JazzGustls Real Book

Beitragvon WilloTse » 31. März 2015, 13:34

Hi Gustl,
JazzGustl hat geschrieben:Die gute Nachricht: ich habe heute überhaupt keine Lust, weiterzutrinken. Das ist doch auch schon was.

Das ist das erste Loch im Wasserkopp... [good] [good]
Das ist viel wichtiger als der "Vorfall" selbst.

LG
Willo

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Re: JazzGustls Real Book

Beitragvon JazzGustl » 1. April 2015, 07:33

Tag 5:
Baclofen: 13 - 6 - 13 mg
Alkohol: 0
Craving: 0!!!!!
sonstiges: das verbuche ich als ersten Erfolg, ich mochte tatsächlich nicht weitertrinken gestern!!


WilloTse hat geschrieben:Das ist das erste Loch im Wasserkopp..
[lol] [lol]

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Re: JazzGustls Real Book

Beitragvon JazzGustl » 2. April 2015, 08:01

Tag 6:
Baclofen: 13 - 6 - 13 mg
Alkohol: 0
Craving: 0
sonstiges: Zweiter Tag hintereinander mit Craving null, bemerkenswert. Ganzen Tag bei nem "Kollegen" (Therapeut, den ich bei seiner Musiktherapie unterstütze) gewesen. Ein echter Asket, daher keine große Herausforderung. [morning]
Trotzdem: mittags einkaufen gewesen und mich über das viele kalte Bier im Supermarkt geärgert, ich musste pisswarmes Wasser trinken...War das erste Mal, dass ich mich über kaltes Bier geärgert hab [biggrin]
Erste Nebenwirkungen? Ziemlich müde mittags, leichte Benommenheit zwischendurch, obwohl die Erkältung abgeklungen ist. Abends um 9 ins Bett und neun Stunden geschlafen wie ein Stein.
Werde ab jetzt langsamer erhöhen und auf vier Einnahmen verteilen nach @Papfls Vorschlag. Ab morgen 13-6-6-13:
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Re: JazzGustls Real Book

Beitragvon andi » 2. April 2015, 14:36

Hi Jazz!

da bekomme ich richtig Sabber, wenn ich dein Bericht so lese (neidisch bin).

Glückwunsch zur Alkoholdistanz [good] weiter so!

lg

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Re: JazzGustls Real Book

Beitragvon JazzGustl » 3. April 2015, 06:59

andi hat geschrieben:da bekomme ich richtig Sabber, wenn ich dein Bericht so lese (neidisch bin).

Vielen Dank, Andi!
Es gibt aber noch keinen Grund zum Neid:

Tag 7:
Baclofen: 13 - 6 - 6- 13 mg
Alkohol: 6,5 Liter Bier
Craving: morgens o.k., aber schon innerlich unruhig, ab dem Vormittag dann ansteigend und dem dann auch nachgegeben

sonstiges: Auslöser: die drohenden Feiertage mit ihren Verwandtenbesuchen, für die liebe Familie bin ich der Loser, der, der nichts anständiges gelernt hat (nur Musik studiert). Mit Freude und Genugtuung nehmen die dann zur Kenntnis, dass ich ohne meine Frau wohl anders leben müsste. Aber immer von der Oper schwärmen, und was sie nicht wieder für ne tolle Band im Club "entdeckt" haben. Und, wer macht die Mugge? Hmm? Bis auf ein paar Kollegen in den großen Orchestern leben alle Musiker von der Hand in den Mund, ne kleine Orchesterstelle, ein paar Gigs, zehn Schüler und ein Nebenjob.
Kotzbande. Vielleicht knicke ich diese ganzen Besuche dieses Jahr. Oder fahre hin und sage ihnen endlich mal, was ich von ihnen halte. Lehrer, die zu Hause über alle Schüler und ihre Eltern lästern, kleine Verwaltungsbeamte, die nur über ihre Abteilungsleiter motzen und sich tagelang darüber aufregen, wenn einer versehentlich Kj vor Ki abgeheftet hat.
Ist das denn nu erstrebenswerter? Das einzige, was die mir voraus haben, ist ein regelmäßiges Gehalt.
Lieber würde ich in der Unterführung spielen, ehrlich.

Naja, aber zurück zum Thema: ich habe auch heute früh wieder kein Verlangen, weiterzutrinken Das ist schon mal ne riesen Nummer! Und das gestern das wäre vermeidbar gewesen, ich wusste nur nicht wohin mit meinem Ärger. Laut @Papfls
genialem Craving-Beitrag ganz klar "psychisches Craving". Da muss ich lernen, besser mit umzugehen, aber trinken müssen war das schon nicht mehr.

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Re: JazzGustls Real Book

Beitragvon baclofino » 3. April 2015, 07:16

Moin Gustl, ich trinke auch immer direkt morgens oder spätestens vormittags. Um diesem entgegen zu wirken, habe ich mir meine "Befriedigung" beim Essen geholt. Mittags ne große Mahlzeit und der Magen ist voll. Am besten noch was Gesundes, fühlt man sich noch besser. Setzt ja auch Glückshormone frei. Natürlich habe ich da auch nie wirklich Appetit und zwänge es mir gerade anfangs mehr oder weniger rein und eigentlich habe ich ein größeres Verlangen nach Alk, aber nach einer ordentlichen Mahlzeit ,wenn der Magen voll ist, ist es ja schon recht schwierig sich noch über 6 l Bier reinzuhauen. Und nachmittags dann Sport oder ne andere Ablenkung suchen..Wenn es einmal Abend ist, ist der Tag für mich überstanden und ich fange um die Zeit auch nicht mehr an zu saufen? Kennst Du sowas? LG Baclofino

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Re: JazzGustls Real Book

Beitragvon Papfl » 3. April 2015, 08:43

Moin Gustl!

JazzGustl hat geschrieben:Kotzbande. Vielleicht knicke ich diese ganzen Besuche dieses Jahr.

Das wäre doch mal 'ne richtig gute Idee... [smile] . Bestimmte Vermeidungsstrategien halte ich - gerade in der Anfangsphase der Baclofen-Therapie - für absolut legitim. Und überhaupt: Warum solltest Du Dir sowas "freiwillig" antun, wo Du doch schon im Voraus weißt, dass es besch... wird.

Ich habe manchmal den Verdacht (jetzt spreche ich von mir, weiß nicht, ob sich das so ohne Weiteres verallgemeinern lässt), ich hatte mir solche "Events" früher manchmal "unbewusst absichtlich" ausgesucht, um wieder einen Grund mehr für meine Trinkerei zu haben. So eine Art Rechtfertigungsgeschichte. Naja... :wink:

Es wäre vielleicht - solltest Du die Besuche tatsächlich absagen - ganz günstig vorher zu wissen, was Du die Feiertage über stattdessen machst. Alleine in der Bude abhängen, bis Dir die Decke auf den Kopf fällt, ist vielleicht nicht die "idealste" Strategie.

Sehr gut gefallen hat mir übrigens

JazzGustl hat geschrieben:Zweiter Tag hintereinander mit Craving null, bemerkenswert. Ganzen Tag bei nem "Kollegen" (Therapeut, den ich bei seiner Musiktherapie unterstütze) gewesen. Ein echter Asket, daher keine große Herausforderung. [morning]

Solche Aktivitäten, die es erleichtern, nüchtern zu bleiben und trotzdem Spaß machen, sind außerordentlich wertvoll [good] ! Ich bezeichne das als "nüchterne Episoden sammeln". Dein "Hirn" braucht jetzt möglichst viele positive alkfreie Erfahrungen, damit es lernt, dass es auch ohne Stoff Spaß haben kann.

Vielleicht magst Du mal etwas über die Trampelpfade lesen, wenn Du das nicht schon hast...

Frohe Ostern und weiter so! Das wird schon!
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Re: JazzGustls Real Book

Beitragvon GoldenTulip » 3. April 2015, 09:28

Hallo Gustl,

Oder fahre hin und sage ihnen endlich mal, was ich von ihnen halte.


Mir gefällt diese Variante besser als allen den Rücken zu kehren. In Bedrängnis bleibt einem Angriff oder Flucht, wobei die Klarstellung den Vorteil hat, dass man sich aktiv positioniert statt wegzulaufen. Für das Selbstwertgefühl ist sich zu stellen günstiger. Nicht mehr alles "zu schlucken", sondern sich der Wirk- und Gestaltungsmacht des eigenen Handelns zu erfreuen.

Und dass immer mal Tage dabei sind, an denen Du doch trinkst, ist nicht nur schlecht: Du bringst Dir selbst bei, nüchtern und trunken zu vergleichen und die Vor- und Nachteile abzuwägen. Die Geburtsstunde der intrinsischen Motivation; wer nicht stirbt, kann auch nicht auferstehen [angel]

Frohe Ostern Dir und allen anderen hier
Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

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Re: JazzGustls Real Book

Beitragvon JazzGustl » 3. April 2015, 11:16

Danke Euch!!
Papfl hat geschrieben:Alleine in der Bude abhängen, bis Dir die Decke auf den Kopf fällt, ist vielleicht nicht die "idealste" Strategie.

Pläne sind gemacht, ich bin weg. Rest erzähle ich nächste Woche, muss jetzt los. Frau und Kinder habens gelöffelt, "Entweder nüchtern oder Familienfeier, beides gibts nicht...". Sie sind mit "nüchtern" einverstanden. [good]
Und wir sehen uns alle am Ostersonntag, aber ich erzähls später. Freu mich wie Bolle!
Bin beim "Asketen" [mocking], daher wohl auch ohne Netz. Geiles Projekt, in nullkommanix aus dem Boden gestampft.
See you und schöne Ostern!

Gustl, heut schon auferstanden!
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