NEUSTART!

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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Anne
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Re: NEUSTART!

Beitragvon Anne » 17. September 2014, 03:34

Mir fiel noch ein, dass viele Therapeuten sagen, dass Therapie erst Sinn macht, wenn man ein halbes Jahr clean ist. So lange dauert es mindestens, bis sich das Gehirn umgestellt hat.

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Lisa
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Re: NEUSTART!

Beitragvon Lisa » 18. September 2014, 08:04

Liebe Suse,
so langsam lese ich mich auch in anderen Themen ein. Ein Wahnsinn, was Du leistest! Dein Mann trinkt weiterhin, aber Du lässt Dich dadurch nicht von Deinem Weg abbringen! Hut ab!!! Momentan unvorstellbar für mich.

Trotz aller Widrigkeiten hast Du es so weit gebracht, so lange trocken zu bleiben. Bewundernswert!
Das gibt mir Mut, dass man es schaffen kann.

Liebe Grüße
Lisa
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Suse
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Re: NEUSTART!

Beitragvon Suse » 27. September 2014, 02:12

Liebe Lisa,

Lisa hat geschrieben: Dein Mann trinkt weiterhin, aber Du lässt Dich dadurch nicht von Deinem Weg abbringen!


Liebe Lisa, so ganz stimmt das nicht.
Anfangs war es ein Horror und ich habe hier auch ausgiebigst (in vorherigen Threads) drüber geklagt. Es ist, wie du in deinem Thread schriebst, zwar wesentlich leichter, dank Baclofen seine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken sobald ein Alkoholgedanke aufkommt...

Bei mir aber war dieser Gedanke immer da, weil der Alkohol jeden Abend direkt vor meiner Nase steht. Selbst wenn ich dann flüchtete, war der Keim des Gedankens bereits gesät.
Allerings wurde selbst das dank Baclofen relativ schnell relativ leichter, man glaubt es kaum. Zumindest bis zu einem gewissen Punkt - und den einzuschätzen ist nach wie vor sehr schwer.

Geht es mir im Grunde gut, kann ich meinem Mann stundenlang gegenübersitzen und mit einer gewissen Überheblichkeit darüber hinwegschauen.
Wird er aber betrunken, werde ich zunehmend sauer. Läuft es übel, kann ich mich richtig reinsteigern, in diese "Gemeinheit", es mir so schwer zu machen von Anfang an und auf sämtliches Flehen und Bitten anfangs einfach nicht zu reagieren!

Und Wut ist bei mir ein unfassbarer Trigger. Allerdings haben wir schon länger die Regelung, dass ihm sage, wenn es zu viel wird. Dann macht er sich inzwischen Espresso.

Wenn nicht gut geht, bin ich anfälliger, es ihm gleich zu tun, als vielleicht manch anderer. Denn ich bin sicher, wäre ich nicht ständig mit der Normalität des Alkohols konfrontiert, würde der Gedanke daran auch nicht mehr aufkommen, wenn ich traurig, wütend oder hoffnungslos wäre.

Es ihm gleichzutun ist dann auch einige Male passiert in den vergangenen 10 Monaten.

Von Hut ab und bewundernswert kann also keine Rede sein. Außer, man sieht es positiv wie ich es versuche:
Vor 296 Tagen hätte ich mir nichteinmal zugetraut, auch nur einen Abend trocken zu bleiben, beziehungsweise ich hatte es mir vor 296 Tagen nichteinmal vorgenommen. Ich schätz mal, durch die entspannende Wirkung des Medikamentes gefördert, kam eben vor 295 Abenden plötzlich der Gedanke: Du MUSST ja heute Abend gar nicht trinken. Wenn du willst, mach es. Wenn es anders geht, probiere es. Und so ging es dann weiter.

Recht früh schon konnte ich ohne Probleme auf Partys gehen und Cola trinken, meiner Freundin ihren Wein einschenken, während ich Kakao trank, Alkohol, auch Wein steht bei uns stets im Keller, es interessiert mich nicht. Und an diesen heiklen Abenden, an denen scheinbar nichts mehr ging, hätten mich wohl auch die 100 Meter zur Tankstelle nicht abgehalten.

Das, finde ich, ist das allerbemerkenswerteste an allem. Bei vorherigen Versuchen habe ich alles versucht, wie du es auch beschrieben hast, jegliche Techniken, vor allem aber MUSSTE zumindest der Wein aus dem Haus sein!

So doof es klingen mag, für mich ist das ein Wunder.
Und nach wie vor solch ein Abend wie heute, gestresst weil oben 8 11jährige im wahrsten Sinne Übernachtungsparty feiern, nicht ruhig zu bekommen sind, ich genervt bin und trotzdem keinen Gedanken habe, mir was einzuschenken.

Lange Rede, muss mal ins Bett.

Morgen holen wir "unseren" Hund vom Flughafen ab, ich bin irre aufgeregt.

bis bald, Suse
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Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

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Re: NEUSTART!

Beitragvon WilloTse » 27. September 2014, 06:10

Moin Suse!

Suse hat geschrieben:Von Hut ab und bewundernswert kann also keine Rede sein.

Och doch, schon. Finde ich jedenfalls. Es erwartet ja niemand, dass das alles unproblematisch und fehlerfrei läuft. Dieses komische Ding, das "Leben" heißt.
Aber die Art, wie Du mit Fehlern umgehst, sie analysierst, für Dich versuchst, die wichtigste Lehre aus einem Fehler herauszumeißeln und vor allem nicht hergehst, und aus einem Fehler zwei machst, damit der erste nicht so auffällt: Hut ab!

Suse hat geschrieben:Morgen holen wir "unseren" Hund vom Flughafen ab, ich bin irre aufgeregt.


Flughund? Cool!!

LG
Willo

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Re: NEUSTART!

Beitragvon Lisa » 27. September 2014, 06:15

Liebe Suse,

Suse hat geschrieben:Bei mir aber war dieser Gedanke immer da, weil der Alkohol jeden Abend direkt vor meiner Nase steht. Selbst wenn ich dann flüchtete, war der Keim des Gedankens bereits gesät.


genau das meine ich: der Keim des Gedankens wird durch die geringste Berührung mit Alkohol gesät und auch wenn ich dann flüchte, bringt mich dieser Keim in Gefahr. Deshalb unvorstellbar für mich, mit einem trinkenden Partner abstinent zu werden.

Suse hat geschrieben: Läuft es übel, kann ich mich richtig reinsteigern, in diese "Gemeinheit", es mir so schwer zu machen von Anfang an und auf sämtliches Flehen und Bitten anfangs einfach nicht zu reagieren!


Das ist auch eine Gemeinheit!! Grenzt ja schon an vorsätzlicher Körperverletzung, in Gegenwart eines alkoholkranken Menschen zu trinken!! Ok wenn mein Gegenüber von nichts weiß, könnte ich noch damit leben. Aber in einer Partnerschaft? Oder ist das zu egoistisch gedacht?

Suse hat geschrieben:So doof es klingen mag, für mich ist das ein Wunder.


nee klingt gar nicht doof, ich sehe das auch bei mir so: es ist ein Wunder!!! Oder zumindest wundervoll [biggrin]

Liebe Grüße
Lisa
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Re: NEUSTART!

Beitragvon Gdansk » 27. September 2014, 07:57

Moin Suse,

es ist schon schwer aufzuhören wenn der Alkohol ständig verfügbar ist geschweige wenn der Partner trinkt.
Ich könnte es glaub ich nicht weil ich ständig auf 180 wäre vor Ärger und mit den Gefühlen nicht umgehen könnte.
Also Hut ab, dein Trinkverhalten hat sich ja geändert.

Flughund? Vermute einen aus dem Tierschutz? Wir haben einen aus dem Tierheim.

LG
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Re: NEUSTART!

Beitragvon Suse » 27. September 2014, 23:57

@ Lisa,

Lisa schrieb: Das ist auch eine Gemeinheit!! Grenzt ja schon an vorsätzlicher Körperverletzung, in Gegenwart eines alkoholkranken Menschen zu trinken!!


Stimmt, eigentlich. Außer man ist es selbst...wenn auch längst nicht in dem selbstzerstörerischen Maße. Er kann einfach nicht ohne.
Inzwischen hat sich sein Pensum arg verringert und ich kann bestens damit leben. Meist sogar, wenn es mal mehr wird. Zur Not wird halt die Notbremse gezogen. Ich sage, dass er beginnt zu nerven, er macht sich Espresso oder geht ins Bett. Klingt komisch, funktioniert aber gut.

@Willo,

Es erwartet ja niemand, dass das alles unproblematisch und fehlerfrei läuft. Dieses komische Ding, das "Leben" heißt.


Eben. Im Moment habe ich meinen Frieden mit der Situation geschlossen. Meine Koffer werde ich im Geiste immer mal wieder packen, nicht nur wegen des Alkohols, doch sobald sie gepackt sind und ich mir ernsthaft vorstelle, wie nun mein neues Leben aussehen würde, sehe ich schon mit Bedauern und Sehnsucht auf mein altes zurück. Also stelle ich die vergeistigten Koffer in die Ecke. Für meinen nächsten Anflug.

@Gdansk,

Ich könnte es glaub ich nicht weil ich ständig auf 180 wäre vor Ärger und mit den Gefühlen nicht umgehen könnte.

Genau deshalb! Der Ärger darüber ist schlimmer als den Alkohol zu sehen, zu riechen oder danach zu verlangen.

Also Hut ab, dein Trinkverhalten hat sich ja geändert.


Oh ja, es sind über den Daumen über 90% weniger als vorher. Trotzdem nicht nachahmenswert.
Empfehlen würde ich nach wie vor die Abstinenz und ich strebe nach wie vor danach. Daher ist es gut, wenn ich mich schlecht fühle, während ich trinke und danach erst Recht. Ich kann nicht bestätigen, dass dann der Kater weniger wäre oder ähnliches. Bei mir ist es das Gegenteil. Extreme Depression, wahrscheinlich wegen des noch größeren Gefühls des Versagens und immer die Wahnsinns Angst, nun doch wieder reinzurutschen.

Trotzdem passiert es immer mal wieder, aber derzeit schon lange nicht mehr.

Gdansk schrieb: Flughund? Vermute einen aus dem Tierschutz?


Genau. Kam heute aus Korfu geflogen.
Entgegen all unserer bewusst ausgemalten Worst Case Szenarien war der ausgesetzte Grieche, der 5 seiner 11 Lebensmonate im überfüllten Tierheim verbracht hat, dann plötzlich in ein Flugzeug, anschließend in ein Auto verfrachtet wurde, sich nach dem Aussteigen fremden Menschen und einer fremden Umgebung stellen musste weder verängstigt noch verstört noch zickig noch aggressiv, sondern so, als würde er jedes Wochenende mal solch einen Ausflug zu guten Freunden unternehmen.
Nach unserer Information war er nicht sediert worden.
Na, schauen wir morgen mal.
Im Moment schläft er zu meinen Füßen als hätte er das so schon immer gemacht.

Wie auch immer. Ich bin verliebt [biggrin]

lG Suse
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Re: NEUSTART!

Beitragvon Lisa » 28. September 2014, 08:28

Moin Suse,

Suse hat geschrieben:Wie auch immer. Ich bin verliebt


Das kann ich mir richtig gut vorstellen, den kleinen Kerl, der sich an Dich kuschelt, froh, endlich seine Heimat gefunden zu haben!! Freu mich so sehr für Dich... und für ihn!!!

Lieben Gruß
Lisa
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Re: NEUSTART!

Beitragvon Gdansk » 28. September 2014, 09:43

Moin Suse,

schön. Unser war fünf Jahre im Tierheim. Dann kam ich und er fuhr fast 1000 km mit uns aus Krakau und war ganz lieb und leise. Die Tiere sind auch sehr dankbar da rauszukommen. Die geben sehr viel Liebe zurück. Ich sag immer ich hab ihn auf Rezept (wegen meiner Depression. Die schlimmen Episoden sind seltener weil ich mit ihm viel gehe. Alleine würde ich öfters das Bett nicht verlassen wenn es mir schlecht geht). Wünsche dir viel Spaß mit dem kleinen Racker.
Das Andere wird auch noch.

LG
Gdansk

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Re: NEUSTART!

Beitragvon Suse » 31. Dezember 2014, 01:46

Zum Jahresende auch ein Update von mir, wie es mir seit dem Beginn dieses Threads ergangen ist.

Wie schon beschrieben, habe ich den Abstinenzweg aus verschiedenen Gründen leider nicht einschlagen können.
Der Hauptgrund ist sicher mein wankelmütiger Wille, der allerdings durch das Getrinke in nächster Umgebung nicht gerade gestärkt wird.

Nun. Immerhin habe ich meinen Alkoholkonsum im vergangenen Jahr erheblich reduziert.
Von 45 bis 60 Litern Wein monatlich auf durchschnittlich etwa 8-10 Liter.
Immer noch etwa das Doppelte der WHO Empfehlung, aber…

Anfangs war ich 2 Monate nahezu abstinent. Leider bin ich nach wie vor nicht in der Lage, mich bei extremen Ärgernissen anderweitig zu besinnen. Mal hat es geklappt, indem ich laufen ging. Mal durch einen Querschlag durch den Kleiderschrank, mal durch den Griff zur Leinwand, doch die beständige Flucht will nicht klappen. Es gibt also Möglichkeiten, die ich allerdings nicht auf Abruf in der Lage bin, anzuwenden...

Tatsächlich hatte und habe ich eine gewisse Gleichgültigkeit dem Alkohol gegenüber bereits seit der Dosierung von 50 mg, auch wenn das nach diesen Worten zwiespältig klingen mag.
Es ist mir nach wie vor völlig EGAL, meiner Freundin Wein einzuschenken und selber Kakao zu trinken, wie ich schon öfter schrieb. In solchen Momenten funktioniert meine Selbstbestimmung einwandfrei. Die Situation ist anders, da ich ihr sagen könnte, wenn es mich stören würde, sie würde es verstehen und lassen und somit: egal.
Auf Feierlichkeiten bereitet es mir keine Probleme, nichts zu trinken.
Doch:
Mein Mann dagegen macht einfach so weiter und ich ärgere mich und ärgere mich und das triggert und triggert...nicht egal, weil tagtäglich.
Ich habe alles versucht, was in meinen Möglichkeiten lag. Andererseits kann und möchte ich ihm nicht die Schuld zuweisen, dass mir die Willenskraft fehlt. Außerdem kann ich ihm nichts verbieten.

So lag also mein Konsum im MONAT: (nochmals betont, zuvor waren es bis zu 2,25 Liter Wein TÄGLICH, sprich 45 bis 60 Liter) Es fehlt mir die Muße, das in Reinalkohol umzurechnen…sorry.

November 2013:
60 mg: 5,4 Liter (ich hatte erst am 05. angefangen aufzuhören, der Rest des Monats verlief abstinent)
Dezember 2013:
bis 87,5 mg: 3 Liter (Weihnachten und Silvester hätte ich sonst jenseits der eigenen Wände verbringen müssen: Gründe gibt es immer……….)
Januar 2014:
bis 200 mg: 4,2 Liter
Februar 2014:
bis 225 mg: 2,2 Liter
März 2014:
225 mg: 1,8 Liter
April 2014:
200 mg: 2,8 Liter
Mai 2014:
185 mg: 4,8 Liter
Juni 2014:
runter auf 150 mg: 17 Liter!

Hier begann das scheinbar „verflixte halbe Jahr“ und der Sommer. Ich denke, mit der Runterdosierung hatte das nicht viel zu tun.
Wohin sollte ich, die ich jenseits jeglicher Vernunft so flapsig mit dem Alkohol umging, fliehen, wenn das Wetter abends schön und der Mann mit Alkohol auf der Terrasse saß? Reiner Leichtsinn und Blödsinn meinerseits, mal wieder, „macht doch nichts, ich hab ja Baclofen [black_eye] „, wie sonst hätte ich ohne ständige Streiterei die Abende genießen können. Sagt es mir, dann ziehe ich das im nächsten Sommer durch!

Juli 2014:
150 - 125 mg: 15,8 Liter!

Dieselben Gründe.

August 2014:
75 mg: 6,8 Liter
Zu Beginn des Monats zusammen gerissen. Im All Inklusive Urlaub hat mich Alkohol Null interessiert. Entspannung und Gelassenheit lassen scheinbar selbst den Wunsch verdampfen. Bedenkt man, dass mein Gatte mittags mit Bier oder Wein begann?

September 2014:
75 mg: 9,3 Liter

Oktober 2014:
75 mg: 13,2 Liter ( ein unsozialisierter Hund aus dem Tierschutz war eine Herausforderung, für die ich noch lange nicht stabil genug war und bin. Ich hatte mich völlig überschätzt. Kein Grund. Für mich als Miss Lability aber schon. Die Gewohnheit war ja nicht abgewöhnt.)

November 2014:
75 mg: 15,1 Liter (siehe Oktober, dito)

Dezember 2014 bis jetzt:
75 mg: 9,3 Liter

Durchschnittlich etwa: 8 Liter pro Monat, was etwa dem Doppelten der WHO Empfehlung für Frauen, immerhin aber einem Fünftel oder weniger im Vergleich zu vorher, was meine Person betrifft.

Bin damit nicht zufrieden, nein, ganz bestimmt nicht!
Zumal sich die Liter auf wenige Abende verteilen. Kontrolliertes Trinken geht bei mir nicht. Fange ich an, höre ich nicht wieder auf. 1 Liter ist da Minimum - egal bei welcher Dosierung. Am nächsten Tag geht es mir stets super dreckig! Ich fühle mich nicht, als hebe sich da irgendéine Wirkung mit der anderen auf, sondern eher so, als potenziere Baclofen bei mir die Wirkung des Alkohols. Komisch bei mir.

Es ist der Wille, der zählt und mit nur ein bisschen Willen kann sich die Wirkung dieses Medikamentes duchsetzen. Ohne Ärger habe selbst ich willensschwaches Wesen Null Gedanken daran, Wein zu trinken und das grenzt an ein Wunder.

Warum ich es trotzdem immer wieder tue, obwohl Baclofen bei mir wirkt, ich keinerlei Nebenwirkungen verspüre und ich weiß, wie viel besser es mir ohne Alkohol geht?
Weil ich die umgekehrte Konsequenz nicht tragen kann, ganz einfach.

Trinkt mein Mann und ich bleibe nüchtern, ärgere ich mich manches Mal den ganzen Abend darüber, dass er mich und mein Leid so dermaßen missachtet. Derweil bleibt er trotz entsprechender Bitten nicht einmal mehr ausnahmslos bei Bier, sondern trinkt Getränke, die mich noch mehr triggern. Erwähne ich etwas in diese Richtung, kommt nur Gegenwehr und Trotz.

Trinkt mein Mann und ich bleibe nüchtern, bin ich manches Mal wider Erwarten 2 Stunden später so getriggert, dass keine Notfallpille mehr hilft.
Trinkt er nicht, kommt er von der Arbeit, tut so dies und das und legt sich um 20 Uhr hin. Auch nicht toll.
Nie zufrieden. Ich.
Die einzige Möglichkeit, ab und an "stressfrei" mit ihm zu kommunizieren, mal zusammen zu sitzen, ist also die, die ich zwingend meiden müsste!
Blöde Ausrede, klingt sicher so.
Doch so sieht meine Realität aus.
Hat jemand eine ähnliche Situation?, weiß jemand Rat?, ich nehme jeglichen Tipp gerne an.

Ich bin kein Freund von Vorsätzen für das neue Jahr. Das klappt ohnehin nie. Doch insbesondere die Mengen in den letzten 3 Monaten waren keine „Vorfälle“ mehr, sondern komplette Rückfälle, die mich ungemein zurück geworfen haben.
Und mir wieder einmal diese gewisse „Demut“ beigebracht haben, dass ich dem Alkohol gegenüber machtlos bin, ob mit oder ohne Baclofen.

Mag nicht drüber nachdenken, wie es ohne Baclofen ausgesehen hätte und aussehen würde. Ich nehme das Medikament nicht, um „kontrolliert trinken“ zu können. Dennoch hat es mir auf dies recht unkonventienelle und definitiv nicht ratsame Weise verholfen, eines der besten Jahre seit langem verleben zu dürfen. Daher sehe ich positiv ins neue Jahr. Werde mich noch mehr zusammenreißen, denn das Leben ist schön, für mich nur

- ohne Alkohol –

in diesem Sinne, ein „Prösterchen“ aufs Neue, so trocken wie nur irgend möglich!

Suse
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GoldenTulip
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Re: NEUSTART!

Beitragvon GoldenTulip » 31. Dezember 2014, 12:52

Liebe Suse,

das ist doch der Wahnsinn, was Du bei Dir alles verändert hast in der Zeit!!!!
Von 60 auf 10 Liter ist ja mal 'ne Hausnummer.
Ich schätze, erst durch diese drastische Reduktion wurden grundlegendere Baustellen ans Tageslicht befördert.
Es dauert seine Zeit, bis man so ins Trinken verstrickt ist - und es dauert eben auch seine Zeit, all dies wieder zu entwirren. Mit dem Unterschied der Doppelbelastung "Grundproblme" plus wieder von dieser "Lösungsstrategie" wegzukommen.

Tja. Der Ärger in Beziehungen als Trigger. Die AA hätten da jetzt eine klare Marschroute: Der pöse Freund muss wech.

Im Einzelfall mag das sogar stimmen, dass eine Trennung sinnvoll ist. Wer aber will das von außen beurteilen. Du hast sicherlich diverse Gründe, zu bleiben, denn ich vermute, diese Idee ist Dir selber schon mal durch den Kopf gegangen.

Ratschläge dieser Art finde ich anmaßend, wenn man nicht in den Schuhen der anderen gelaufen ist. Kann sein, muss aber nicht.

Und, der zweite Stolperstein ist, dass man - dem Grunde nach - keinen anderen Menschen ändern kann. "Würde er doch nur, hätte, hätte, wäre. Der Konjunktiv hilft demnach auch nicht weiter. Sowas läuft am End ja ohnehin nur auf Erpressung hinaus. Wenn Du nicht dies, dann... Keine solide Beziehungsbasis.

Also, was dann tun?

Ich umschreibe es mal mit dem Nein in der Liebe. Man kann, darf und sollte durchaus Grenzen setzen, auf einem Maß an Autonomie bestehen und sich auch so verhalten. Man darf auch Kompromisse schließen. Wieso nicht einen schönen Sommerabend in traulicher Trunkenheit miteinander auf dem Balkon verbringen?! Ich finde so etwas ebenfalls gut, schön und richtig.

Nur würde ich versuchen, das nicht zum (rückwärtigen) Standard zu machen. Gut, ein Abend alle zwei Wochen, so what.
Ich würde (tue ich übrigens auch) mich konsequent zurückziehen, wenn es mir zu bunt wird.

Ich würde auch die Entfremdung in Kauf nehmen, wenn es für ihn echt nur so geht. Du bist dabei, vom Alki zur Co-Abhängigen zu mutieren. Das ist eine neue Rolle

Und jetzt kommt der harte Teil: Gegenwehr und Trotz bei deinem Mann finde ich viel schlimmer, als dass er weiter trinkt.
Solch ein Verhalten ist kindisch, respektlos und irgendwie öde. Als läge ihm nichts an Dir.

Soll er doch draußen irgendwo mit Freunden trinken, aber Du musst doch einfordern können, dass er Dich ernst nimmt und stützt. Das wäre für mich ein Trennungsgrund, wenn meine Bedürfnisse und Wünsche so missachtet werden.

Du bist mit Sicherheit eine Art Spiegel für ihn, was Du hinbekommst, und was er offenbar nicht zeitgleich schafft: Wieder in ein "normaleres" Leben zu ziehen. Das ist ja eigentlich relativ normal, das sich Verschiebungen ergeben.
Nun möchte ich weder Dich noch den Rest der Menschheit mit meinem Lieblingsthema, der Metaebene nerven. Nur: wieso könnt ihr diesen Konflikt nicht benennen?!

Logisch, wegen

Weil ich die umgekehrte Konsequenz nicht tragen kann, ganz einfach.


Insofern richtet sich der angestaute Ärger gegen Dich selbst, weil Du Angst verspürst, auf Dich selbst wütend wirst, und damit, Simsalabim, sind wir wieder beim Trinken als selbstschädigendem Verhalten. Und das hat NICHTS mit Willensschwäche zu tun, sondern mit Sozialisation und Konditionierungen. Die Erfahrungen, wie wann wodurch man von jemandem geliebt wird, sitzen viel viel tiefer als "vernünftige" Entscheidungsbeweggründe.

Such die Lösung des ganzen Wirrwarrs vielleicht mal in dieser Richtung. Meditation, Gewaltfreie Kommunikation, Auflösung von (uralten) Bindungstraumata. Das gibt erst die Kraft, sich unabhängiger vom geliebten Partner zu bewegen.

In der Hoffnung, Dir mit meinem laienpsychologischen Geschwätz nicht zu Nahe getreten zu sein,

alles Liebe, guten Rutsch und ein stressfreies Silvester,

[empathy] Conny
Zuletzt geändert von GoldenTulip am 1. Januar 2015, 11:55, insgesamt 1-mal geändert.
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

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Chinaski
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Re: NEUSTART!

Beitragvon Chinaski » 31. Dezember 2014, 20:03

Hallo Suse,
das freut mich sehr das du schon soviel geschafft hast, wo wir doch ein gutes Stück zusammen gegangen sind.
Die Reduktion ist ein riesen Erfolg.
Auch wenn du dein persönliches Ziel noch nicht erreicht hast.
Das schaffst du auch noch!!!

Liebe Suse ich wünsche dir von Herzen alles gute für das neue Jahr und das alle deine Wünsche in Erfüllung gehen.

LG Chinaski


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