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Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Elsa
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Beitragvon Elsa » 8. Dezember 2014, 20:41

Hallo,
nachdem ich jetzt schon einige Monate hier mit lese, habe ich mich heute endlich angemeldet.
Und wenn ich heute schon so mutig bin, dann möchte ich mich auch kurz vorstellen.
Ich bin w, 50 Jahre alt.
Seit ca. 15 Jahren ist mir bewusst, dass ich ein Alkoholproblem habe. Aus dem Problem ist aber mittlerweile eine ganz klare Abhängigkeit/Krankheit geworden.
Vor 6 Jahren ist mein Kind tödlich verunglückt. Seit dem war mir mein Alkoholproblem egal. Ich wollte mich nur jeden Tag sinnlos betrinken, um den Schmerz nicht mehr spüren zu müssen.
Anfangs reichten 1 1/2 Flaschen Rotwein am Abend, mittlerweile bin ich bei 2-3 Flaschen ...
Aber so will ich auch nicht mehr weiter machen. Ich möchte nicht abstinent leben, ich möchte aber meinen Alkoholkonsum reduzieren.
Ich habe meinen Psychologen auf Baclofen angesprochen, aber er verschreibt es mir nicht. Ich habe jetzt Selincro bekommen, aber noch nicht ausprobiert. Und nachdem was ich hier gelesen habe, ist Selincro wohl nicht das richtige für mich.
Mittlerweile versuche ich auch schon 2-3 alkoholfreie Tage in der Woche einzulegen. Es gelingt mir mal und mal auch nicht ...
Ich erhoffe mir von Baclofen, dass ich die alkoholfreien Tage besser überbrücken kann und ansonsten meinen Alkoholkonsum zu reduzieren schaffe.
Danke fürs Lesen.
L.G. Elsa

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Beitragvon GoldenTulip » 8. Dezember 2014, 21:45

Elsa ,
niemand bringt so eine Erfahrung einfach mal so hinter sich.
Wäre ich Dein Kind, würde ich mir wünschen, dass Du lebst.

Ich habe eine Katze (klar, ist kein Kind), die ich über alles liebe.
Ich habe sogar über erweiterten Suizid nachgedacht, falls ich es selbst nicht geregelt krieg.
Am Ende hat gesiegt, dass mir diese Entscheidung schliccht nicht zustehht.
Und vice versa auch kein Rückwärtsmord.

Zu überleben ist ein Privieg, mit dem man etwas anzufangen hat -.Schmerz hin oder her

Fang was damit an und hör auf rumzuheulen,

das Leben geht nicht rückwärts,

mit all meiner Liebe
Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

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Re: Jetzt auch hier ...

Beitragvon Elsa » 8. Dezember 2014, 21:58

Hallo Conny,
danke für dein liebes Willkommen hier ...
Ich habe ganz sicher nicht "rumgeheult", sondern nur meine Situation geschildert.
L.G. Elsa

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Beitragvon GoldenTulip » 8. Dezember 2014, 22:01

Elsa, das war keine Anklage,wie ergeht es Dir?

Conny
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Re: Jetzt auch hier ...

Beitragvon Elsa » 8. Dezember 2014, 22:16

Na wie wohl?
Beschissen ...
Ich denke, ich habe in diesem Leben zwei Aufgaben zu erfüllen.
Einerseits mit der Trauer klar zu kommen und anderseits nicht mit dem Alkohol unterzugehen.
Ich hab wohl zweimal "Hier" geschrien ...

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Re: Jetzt auch hier ...

Beitragvon GoldenTulip » 8. Dezember 2014, 22:33

Wär nicht das Auge sonnenhaft, die Sonne könnt es nicht erblicken,


Du kriegst das hin, wenn Du willst, und jeder hier wird helfen,
Bussi Conny
Zuletzt geändert von GoldenTulip am 9. Dezember 2014, 02:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Jetzt auch hier ...

Beitragvon Suse » 9. Dezember 2014, 00:46

Liebe Elsa,

herzlich Willkommen im Forum!

Es ist das schlimmste, wirklich das allerschlimmste, was einem Menschen passieren kann, wenn das eigene Kind vor einem gehen muss!!! Ich mag mir gar näher nicht ausmalen, weil mir allein die Vorstellung reicht, um in Tränen auszubrechen, was für ein Trauma du hinter dir hast. Müsste ich das erleben, weiß ich nicht, ob ich überhaupt jemals dazu in der Lage wäre, insoweit nach vorne zu blicken, wie du es tust: sprich, deinen Konsum zumindest zu reduzieren.

Mit Selincro kenne ich mich zu wenig aus. Es heißt ja, es wäre dazu da, den Konsum einzuschränken. Inwieweit das funktioniert, muss wohl die Zeit zeigen. Zwei neue Forumsmitglieder hier berichten dazu ein wenig. Es sind Ninja und Gnufus, falls du da mal reinlesen magst.

Mit Baclofen ist es so, dass es dir den Sucht DRUCK nimmt, also das unbändige Verlangen, trinken zu MÜSSEN. Somit könnte es dir natürlich helfen, trinkfreie Abende ohne Druck durchzustehen - WENN du das willst. Den Trinkwunsch kann dir das Medikament aber nicht nehmen - so wie keines.

Es gibt den bisherigen kleinere Untersuchungen zufolge einige Menschen, die durch Baclofen "kontrolliert" trinken können - heißt, ab und an bei besonderen Gelegenheiten nach einem oder zwei Gläsern Wein aufzuhören. Auch dazu gibt es aber keine Langzeiterfahrungen.

Soweit ich das weiß, unterscheiden sich "Abhängige" von "Süchtigen". Hat sich ein Suchtgedächtnis erst einmal ausgebildet, verlangt das Gehirn nach einem Glas auch die nächsten X-weiteren, solange, bis die zuständigen Rezeptoren "voll" sind. In diesen Momenten ist es ziemlich egal, wie viel Baclofen man nimmt. Zu dieser Gruppe gehöre ich.

Dennoch ist jeder trinkfreie Abend ein Gewinn und der nächste Tag eine wunderbare Belohnung, die du, je öfter du sie vielleicht erleben wirst, womöglich nicht mehr so oft missen möchtest.

Mein Rat daher, womöglich denken andere anders, probiere es aus. Du hast nichts zu verlieren. Nur so manchen Morgen zu gewinnen, an dem du aufwachst und die Welt nicht mehr tiefschwarz, sondern vielleicht zumindest in Grautönen erscheint. Und an denen, bedingt durch die Klarheit im Kopf, sich durchaus ein positiver Gedanke einschleichen könnte...

Ich wünsche dir so sehr, dass der ein oder andere Tag auf diese Weise erträglicher werden könnte! Wie geschrieben, versuch es! Die Liste an möglichen verschreibenden Ärzten in deiner Gegend bekommst du von unserem Admin, dem DonQ, dem du eine PN (Private Nachricht) schicken kannst, der sich aber unter Garantie sehr zeitnah hier bei dir melden wird. Ansonsten du bei ihm.

Wenn du Fragen hast oder gerne mehr berichten möchtest, melde dich gerne weiter,

sehr herzlichen Gruß, Suse
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Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

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Re: Jetzt auch hier ...

Beitragvon H1977 » 11. Dezember 2014, 19:15

Auch von mir ein herzliches wilkommen....
Schade, dass dein erstes Wilkommen (Conny) gelinde gesagt in die Hose gegangen ist....
Der Gedanke, eines von meinen Kindern stirbt ist so das aller schlimmste, was ich mir vorstellen kann.
Das du versuchst aus einem Tefelskreis hinaus zu kommen verdient Hochachtung. Zumal du dann dich wieder der Trauer stellen musst.
Dagegen sind so manch andere "Probleme" harmlos. Ich ziehe demütig meinen Hut davor und wünsche dir viele positive Gedanken und auch Mensche, die dir emphatisch zur Seite stehen. Wenn einer kraftvolle, Mut machende Worte braucht dann du....
Tut mir sehr leid, das von Conny so "unwirsch" empfangen worden bist. Lass dich nicht abschrecken. Ich denke viele denken anders über deine Situation [hi_bye]

Henny

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Re: Jetzt auch hier ...

Beitragvon GoldenTulip » 11. Dezember 2014, 19:55

Mir reicht es ein bisschen, so angemacht zu werden. Ich hab mich vielleicht im Ton zu Dir, Elsa, vergriffen. Aber ich hab nichts böse gemeint, und bösartig schon gar nichts.
Eher im Gegenteil,
Ich war da wohl echt ein Trampeltier, aber es war wirklich nicht meine Absicht, Dich zu verletzen.

Lieben Gruß und ich bitte um Entschuldigung, und es tut mir sehr leid, wenn ich Dich missatchet hab. Ich wollte Dir nicht weh tun.
Conny
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Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

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Re: Jetzt auch hier ...

Beitragvon Elsa » 11. Dezember 2014, 19:59

Liebe Suse,
zu aller erst möchte ich mich von Herzen bei dir für deine mitfühlenden Zeilen bedanken.
Ich habe deine wirkliche Anteilnahme spüren können, das hat mir echt gut getan.

Auch Danke für deine Ausführungen und deine Tipps.

Ich hab die Selincro-Erfahrungen nochmal nachgelesen, hört sich ja nicht so toll an.
Ich muss dazu sagen, dass ich vor Tabletten auch einen Heidenrespekt habe.
Wenn das mit dem Baclofen klappt, werde ich auch ganz ganz langsam damit anfangen.

Abhängig oder süchtig, ich hab da noch nie drüber nachgedacht, ob es da Unterschiede gibt.
Und wenn ich jetzt drüber nachdenke, irgendwie ist beides gleich für mich.
Jedenfalls ist es bei mir auch so, einmal angefangen ist es so was von schwer wieder aufzuhören.
Und schaffe ich es doch mal, kann ich die ganze Nacht nicht schlafen (genauso als hätte ich nichts getrunken).
Also bringt wenig trinken mir gar nichts. Deswegen hoffe ich ja auch auf Baclofen, weil ich gelesen hab, dass es auch sedierend wirkt (also wenig Alkohol + Bac) und schlafen können ...

Vielleicht erhoffe ich mir auch zu viel. Aber wie du schon schreibst, ich habe nichts zu verlieren.
Ein Versuch ist es wert ...

Trink-Druck oder Trink-Wunsch, auch schwierig.
Ich denke bei mir ist es mal der Wunsch (um vergessen und schlafen zu können), mal aber auch der Druck (nach zu viel Alkohol am Vortag oder an bestimmten Tagen).
Gestern z.B. hatte ich meinen alkoholfreien Tag. Ich war erst relativ spät zu Hause, also war der Abend nicht mehr so lang.
Hab die Nacht wieder überhaupt nicht schlafen können und Gedankenkarussell ohne Ende ...
Heute wieder den ganzen Tag unterwegs. Ich hatte weder den Druck noch den Wunsch. Aber die Panik ...
Was soll ich wieder den ganzen Abend machen? Wieder so eine Horror Nacht?
Nein danke! Also was mache ich, Wein trinken ...
Auch mein Psychiater hat mal gesagt, dass Alkohol das "beste Medikament" ist.
Wenn es nicht so überaus gefährlich wäre!!!

In den nächsten Tagen bekomme ich die Ärzteliste. Und dann werde ich weitersehen.

Nochmal ganz lieben Dank und herzliche Grüße,
Elsa

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Re: Jetzt auch hier ...

Beitragvon Suse » 12. Dezember 2014, 00:26

Liebe Elsa,

Elsa hat geschrieben:Liebe Suse,
zu aller erst möchte ich mich von Herzen bei dir für deine mitfühlenden Zeilen bedanken.
Ich habe deine wirkliche Anteilnahme spüren können, das hat mir echt gut getan.


Ich habe 2 Töchter und die Vorstellung, es könnte ihnen irgend etwas passieren, ist schon schlimm genug. Man leidet bei jedem ihrer Leiden, Mobbing, schlechte Zensuren, blöde Freundinnen, schon das macht mich bisweilen fertig. Ich habe beide lange Zeit von A bis Z gefahren, doch irgendwann muss man ja ein wenig loslassen...Und dann erleide ich manchmal diese Ängste, es könnte sich etwas so furchtbares ereignen, wie es dir passiert ist.

Ich muss dazu sagen, dass ich vor Tabletten auch einen Heidenrespekt habe.
Wenn das mit dem Baclofen klappt, werde ich auch ganz ganz langsam damit anfangen.


Das ist auf jeden Fall ratsam. Wäre schaden, wenn du wegen EVENTUELLER Nebenwirkungen (NW), gleich wieder aufhören würdest. Langsam anfangen, sollte eine NW auftreten, bei der Dosis bleiben, meist klingt die unerwünschte Begleiterscheinung dann recht schnell wieder ab.


Elsa schrieb:Abhängig oder süchtig, ich hab da noch nie drüber nachgedacht, ob es da Unterschiede gibt.
Und wenn ich jetzt drüber nachdenke, irgendwie ist beides gleich für mich.
Jedenfalls ist es bei mir auch so, einmal angefangen ist es so was von schwer wieder aufzuhören.
Und schaffe ich es doch mal, kann ich die ganze Nacht nicht schlafen (genauso als hätte ich nichts getrunken).
Also bringt wenig trinken mir gar nichts. Deswegen hoffe ich ja auch auf Baclofen, weil ich gelesen hab, dass es auch sedierend wirkt (also wenig Alkohol + Bac) und schlafen können ...


Ich habe dieses mal in dem Baclofen.de Forum gelesen:

2. Abhängigkeit und Sucht ist nicht dasselbe
Prof. Christian Lüscher, Genf

Umgangssprachlich werden die Begriffe Abhängigkeit und Sucht oft bedeutungsgleich verwendet. Aus neurobiologischer Sicht müssen sie jedoch unterschieden werden.

Abhängigkeit ist definiert durch das Auftreten eines Entzugssyndroms, sobald die Droge nicht mehr zugeführt wird. Abhängigkeit lässt sich durch ein Entzugsprogramm erfolgreich behandeln.

Sucht hingegen bezeichnet einen dauerhaften Zustand, trotz aller negativen Auswirkungen zwanghaft eine Substanz zu konsumieren. Das heißt aber auch: Nach einem erfolgreichen Entzug ist ein von Sucht Betroffener zwar nicht mehr abhängig, jedoch immer noch süchtig! Nimmt er die Droge erneut zu sich, wird er schnell wieder die Kontrolle verlieren.

Gepostet war das, glaube ich von Federico und ich hoffe, das durfte ich so zitieren.

Trink-Druck oder Trink-Wunsch, auch schwierig.
Ich denke bei mir ist es mal der Wunsch (um vergessen und schlafen zu können), mal aber auch der Druck (nach zu viel Alkohol am Vortag oder an bestimmten Tagen).


Sehe ich genauso- was ist Wunsch, was ist Druck. Bin ich ehrlich, weiß ich das heute noch nicht. Kann man wohl nur unterscheiden, wenn man versucht aufzuhören. Der "Wunsch" sagt dir, hm, ich möchte mich wohl zulaufen lassen, um...Der "Druck" macht dich kirre, du versuchst, alles zu machen, um nicht zu trinken. In meinem Fall vor Baclofen putzte ich wie blöde alles Mögliche, doch der Gedanke ging nicht weg, der Druck ließ nicht nach...Seit Baclofen existiert kein Druck mehr, den "Wunsch" kann das Medikament nicht abstellen.

Gestern z.B. hatte ich meinen alkoholfreien Tag. Ich war erst relativ spät zu Hause, also war der Abend nicht mehr so lang.
Hab die Nacht wieder überhaupt nicht schlafen können und Gedankenkarussell ohne Ende ...
Heute wieder den ganzen Tag unterwegs. Ich hatte weder den Druck noch den Wunsch. Aber die Panik ...
Was soll ich wieder den ganzen Abend machen? Wieder so eine Horror Nacht?
Nein danke! Also was mache ich, Wein trinken ...
Auch mein Psychiater hat mal gesagt, dass Alkohol das "beste Medikament" ist.
Wenn es nicht so überaus gefährlich wäre!!!


Ablenkung ist natürlich ein guter Plan. Kann man selbstverständlich nicht täglich einhalten. Bei vielen wirkt Baclofen (eine positive Nebenwirkung) angstlösend, antidepressiv, beruhigend und ermüdend. Ich kann dazu nicht viel sagen, weil ich scheinbar Nebenwirkungsresistent bin.
Doch in deinem Fall wäre es sicher eine positive Begleiterscheinung, wenn du den größeren Teil der Dosierung gegen Abend nehmen würdest. Denke ich.

Nochmals. Du hast nichts zu verlieren, probiere aus, langsam einschleichen, mach dir keinen Druck, und schäme dich um Himmels Willen nicht, wenn es nicht sofort klappt. Verzage dann nicht, hier wird dich niemand verurteilen, wenn es so wäre.

lieben Gruß, Suse
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Re: Jetzt auch hier ...

Beitragvon WilloTse » 12. Dezember 2014, 05:43

Hallo Elsa,

herzlich willkommen hier!
Suse hat geschrieben:
Trink-Druck oder Trink-Wunsch, auch schwierig.
Ich denke bei mir ist es mal der Wunsch (um vergessen und schlafen zu können), mal aber auch der Druck (nach zu viel Alkohol am Vortag oder an bestimmten Tagen).

Sehe ich genauso- was ist Wunsch, was ist Druck. Bin ich ehrlich, weiß ich das heute noch nicht. Kann man wohl nur unterscheiden, wenn man versucht aufzuhören. Der "Wunsch" sagt dir, hm, ich möchte mich wohl zulaufen lassen, um...Der "Druck" macht dich kirre, du versuchst, alles zu machen, um nicht zu trinken. In meinem Fall vor Baclofen putzte ich wie blöde alles Mögliche, doch der Gedanke ging nicht weg, der Druck ließ nicht nach...Seit Baclofen existiert kein Druck mehr, den "Wunsch" kann das Medikament nicht abstellen.


Mit der Frage nach dem Unterschied Trinkwunsch/Trinkdruck habe ich mich lange beschäftigt.
Im Moment sehe ich das ähnlich wie @Suse es hier beschreibt.
Der Trinkwunsch ist eigentlich kein Trinkwunsch sondern ein Veränderungswunsch. "Ist ist Mist, Soll wär' toll!", etwas flapsig formuliert. Der Ist-Zustand taugt nichts, man möchte, dass die Welt irgendwie anders tickt, einen besseren Soll-Zustand einnimmt.

Das tut sie in der Regel aber nicht.
Das einzige, was dann "hilft", ist die Veränderung der eigenen Wahrnehmung.
Diesen Veränderungswunsch könnte man auch anders angehen: meditieren, ein gutes Buch lesen, einen packenden Film sehen, sich beim Sport auspowern, Metallica hören, bis der Arzt kommt, meinetwegen auch ein Joint oder Antidepressiva.
Da sind "wir" halt schnell mit der Flasche bei der Hand, denn ganz ehrlich: nichts verändert die eigene Wahrnehmung der Welt so schnell und mühelos zum Positiven wie ein oder zwei Flaschen Wein.

Der Trinkdruck dreht sich dagegen ausschließlich um den Alkohol selbst. Hier geht es nicht mehr darum, sich irgendwas "schönzutrinken", hier muss einfach der Stoff her, als ginge es um Leben und Tod.
Trinkdruck und Trinkwunsch sind aber zwei Spieler im gleichen Team: der Trinkwunsch, geht man ihn nicht irgendwie an, kann sich zum Trinkdruck aufschaukeln.

Den Trinkdruck therapiert man sinnvoll mit Baclofen, den Trinkwunsch mit einer Psychotherapie, sobald der Druck weg ist.

LG
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Re: Jetzt auch hier ...

Beitragvon WilloTse » 12. Dezember 2014, 13:43

Liebe Elsa, @all
Elsa hat geschrieben:Vor 6 Jahren ist mein Kind tödlich verunglückt. Seit dem war mir mein Alkoholproblem egal. Ich wollte mich nur jeden Tag sinnlos betrinken, um den Schmerz nicht mehr spüren zu müssen.

Jetzt habe ich lange überlegt, ob ich dazu etwas schreiben soll.
Natürlich würde ich gern. Nur - was?
Ich bin Vater von vier Jungs, ich kenne das Gefühl, dass die Erde aufhört, sich zu drehen, wenn einer nicht aus dem Schulbus steigt. Die Angst, die Wut, die Hilflosigkeit. Die Eiskralle.
Meine Erde hat sich bisher immer weiter gedreht.
Bus verpasst, mit einem Freund woanders ausgestiegen, manchmal habe ich schlicht den Schulchor vergessen und dass das Kind deswegen eine Stunde später kommt.
Ich will mir nicht ausmalen, was passiert, wenn sie stehen bleibt.
Ich kann es nicht mal.
Was sollte ich also schreiben?

LG
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Re: Jetzt auch hier ...

Beitragvon WilloTse » 12. Dezember 2014, 16:55

Hi nochmal,
und sorry, dass ich das hier austrage. Aber daran ersticke ich:
GoldenTulip hat geschrieben:Mir reicht es ein bisschen, so angemacht zu werden. Ich hab mich vielleicht im Ton zu Dir, Elsa, vergriffen.

Du hast Dich nicht im Ton vergriffen, @Conny. Du hast jemandem, der das Übelste, was einem Menschen zustoßen kann, erlebt hat, gesagt, er möge doch bitte nicht 'rumheulen.
Wer Kinder hat, hat Superkräfte. Sieht man sein Kind in Gefahr, kann man mit zwei gebrochenen Beinen rennen, mit ausgestochenen Augen sehen und mit abgetrennten Armen fangen.
Es ist unerträglich, erfahren zu müssen, dass selbst das manchmal nicht reicht, das eigene Kind zu retten.

Möglich, dass Du die Beziehung zu einem eigenen Kind nicht von dem zu einer Katze unterscheiden kannst. Ist nicht schlimm.
Aber manchmal kann man auch einfach die Klappe halten.

Sorry nochmal, aber das musste 'raus.

LG
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Re: Jetzt auch hier ...

Beitragvon GoldenTulip » 12. Dezember 2014, 18:33

Das tut mir wirklich sehr leid, dass ich so einen Scheiß geredet habe.

Conny
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Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

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Re: Jetzt auch hier ...

Beitragvon Elsa » 12. Dezember 2014, 20:03

Liebe @ Henny,
auch dir meinen ganz herzlichen Dank für deine lieben und mitfühlenden Zeilen.
Ich hatte erst überlegt, ob ich das von meinem Kind überhaupt hier schreibe.
Aber damit hat sich mein Leben ja schlagartig geändert, eben auch das Thema Alkohol.
Deswegen dachte ich, ich erwähne es kurz, ohne näher darauf einzugehen.
Und absichtlich und bewusst hab ich nicht mehr darüber geschrieben, weil ich weiß, das gehört hier nicht her.
Dafür habe ich andere Foren, in denen ich mich mit betroffenen Eltern austauschen kann.

Ja, das Willkommen von Conny hat mich schon echt schockiert.
Aber sie hat sich jetzt mehrmals entschuldigt, auch per PN.
Ist wieder alles gut ...

Liebe @ Conny,
auch hier nochmal ...
Entschuldigung angenommen.
Und danke für deine PN.

Liebe @ Suse,
danke dir auch nochmal ganz lieb für deine Zeilen.

Wie du von deinen Töchtern geschrieben hast, ja so war ich auch .
Und konnte es trotzdem nicht verhindern ...

Abhängigkeit/Sucht
Die Erklärungen haben sich erst logisch für mich angehört.
Aber desto mehr ich darüber nachdenke, wird es wieder unlogisch für mich.
Also zumindest bei Alkohol und Drogen.
Ich hab das gedanklich mal auf andere Lebensbereiche bezogen. Z.B. ich bin von einer anderen Person abhängig.
Ok, von der kann ich mich irgendwann trennen oder sie sich von mir.
Also da war ich mal abhängig, aber nicht süchtig. Und nun bin ich davon gar nichts mehr.
Aber bei Alkohol und Drogen, bleib ich doch für immer süchtig, oder?
Ach keine Ahnung ... Hab jetzt vielleicht auch ein wenig Wirr Warr geschrieben ...

Mit dem Trink-Druck und Trink-Wunsch
Dem kann ich schon eher folgen.
Wenn ich mir jetzt einen Wein auf mache, frag ich mich, Druck oder Wunsch???
Hab ich vorher nicht bewusst drüber nachgedacht.
Naja, ist ja vielleicht auch schon etwas, da in sich hinein zu hören ...

Lieber @ Willo,
auch dir einen ganz lieben herzlichen Dank für dein Willkommen und deine Ausführungen.

Du hast es genau erfasst, die Welt hat sich aufgehört zu drehen. Zumindest für mich.

Trinkwunsch/Druck ...
Sich von dem Trinkwunsch irgendwie weg zu bringen, ist arg schwierig bei mir.
Deine Tipps sind grundsätzlich gut. Aber ich höre keine "normale" Musik mehr, kann keine "normalen" Filme mehr sehen usw.
Das zieht mich alles noch mehr runter, das "normale" Leben.
Wenn ich dann aber meine neue Musik höre, oder traurige Filme schaue ...
Dann kommt zum Wunsch auch der Druck.
Ist echt eine Teufelskreis.

Also euch allen nochmal ganz lieb DANKE.

L.G. Elsa

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Re: Jetzt auch hier ...

Beitragvon Suse » 13. Dezember 2014, 00:38

Hallo Elsa,

Elsa hat geschrieben:Und absichtlich und bewusst hab ich nicht mehr darüber geschrieben, weil ich weiß, das gehört hier nicht her.
Dafür habe ich andere Foren, in denen ich mich mit betroffenen Eltern austauschen kann.


Gut, dass du dich mit anderen betroffenen Eltern austauschst. Die können dich in dieser Hinsicht sicher mehr stützen als wir es können, da hier, glaube ich, niemand bislang diese furchtbare Erfahrung machen musste.
Dennoch gehört deine Geschichte schon hierher, finde ich jedenfalls, um uns auch nur erahnen zu lassen, wie und warum das Alkoholproblem, ob Sucht oder Abhängigkeit sei mal dahin gestellt, entstanden ist.

Du kannst und darfst hier alles schreiben, was du möchtest. Wo du welche Hilfe erfährst, bemerkst du selbst am besten.

Ich hoffe, dass Baclofen dir helfen wird, wieder etwas standhafter durch dein Leben zu wandern, zumindest was den Alkoholkonsum betrifft.

lieben Gruß, Suse
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Re: Jetzt auch hier ...

Beitragvon gnufus » 13. Dezember 2014, 20:22

Hallo Elsa,
ich habe deinen Thread hier gelesen und muss dir sagen, wenn du Selincro hast, dann versuch es.
Nicht jeder leidet unter den Nebenwirkungen wie ich und Ninja. Wir haben immer betont, das Selincro den Wunsch weiterzutrinken blockiert. Ich habe auch im SelincroForum von anderen gelesen, die keine oder kaum Nebenwirkungen verspürt haben. Solltest du die Nebenwirkungen nicht so verspüren wie wir, wäre das doch eine tolle Sache für dich.
Versuchs am Wochenende, geh entspannt an die Sache ran und glaube an den Erfolg.
Toi Toi Toi,
Gnufus


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