ARTE Doku - Alkoholsucht: Wundermittel Baclofen?

Neues aus der Forschung, Fachartikel und sonstige Publikationen in den Medien.
Benutzeravatar

Papfl
Beiträge: 2509
Registriert: 28. Juli 2012, 14:25
Hat sich bedankt: 284 Mal
Danksagung erhalten: 736 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: ARTE Doku - Alkohoksucht: Wundermittel Baclofen?

Beitragvon Papfl » 1. November 2014, 12:07

Hallo zusammen!

GoldenTulip hat geschrieben:Ich vermute, es ist ganz einfach: Mit Baclofen ist im großen Stil kein Geld mehr zu machen. That's all. Sich darüber aufzuregen, nützt auch wenig. Da hilft nur Aufklärung und www.


Oder abwarten [smile] : Nachdem die Firmen XenoPort® und Reckitt Benckiser Pharmaceuticals vergangenen Mai eine Kooperation bezüglich der Weiterentwicklung und Anwendung von Arbaclofen Placarbil (das ist die Hälfte des Baclofen-Enantiomers, von der die "Wirkung" ausgeht) beschlossen haben, finden derzeit Forschungen für verschiedene Anwendungsgebiete statt (u.a. Spasmen, Autismus, Reflux und eben auch Suchtmittelabhängigkeit).

Entscheidend ist dabei, dass das vermeintlich "neue" Arbaclofen Placarbil im Gegensatz zu unserem "alten" Baclofen wieder Patentschutz genießt. Sollte sich bei den Studien von XenoPort® und Reckitt Benckiser Pharmaceuticals heraus stellen, dass Arbaclofen Placarbil bei der Therapie von Alkoholabhängigkeit hilft, und sollte es am Ende dafür sogar eine Zulassung bekommen, gäbe es keinen plausiblen Grund mehr für eine "Off-Label"-Verschreibung des ursprünglichen Ausgangsmoleküls Baclofen.

Es gäbe dann im Idealfall eben das teure (wahrscheinlich etwas nebenwirkungsärmere) patentgeschützte Arbaclofen Placarbil und das günstige Baclofen.

Ein schönes Wochenende wünscht
Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

Benutzeravatar

DonQuixote
Beiträge: 5159
Registriert: 15. Dezember 2011, 14:48
Hat sich bedankt: 713 Mal
Danksagung erhalten: 831 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN
Kontaktdaten:

Re: ARTE Doku - Alkohoksucht: Wundermittel Baclofen?

Beitragvon DonQuixote » 1. November 2014, 13:21

Hi Conny

GoldenTulip hat geschrieben:Ich hab die Doku gestern nicht gesehen; Qualifizierteres im Speziellen also von mir erst ab dem WH Termin am 17. November. Mir ist ganz übel geworden als ich die Einschätzungen hier gelesen habe.

So lange brauchst Du nicht zu warten. Du musst Dich aber beeilen [mocking], in der ARTE-Mediathek ist der Beitrag „nur“ noch 6 Tage abrufbar. @Gretikatz hat den Link in seinem letzten Beitrag schon gepostet, hier ist er nochmal: http://www.arte.tv/guide/de/047927-000/ ... autoplay=1

Zur eigentlichen Sendung schreibe ich dann später.

DonQuixote

Benutzeravatar

DonQuixote
Beiträge: 5159
Registriert: 15. Dezember 2011, 14:48
Hat sich bedankt: 713 Mal
Danksagung erhalten: 831 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN
Kontaktdaten:

Re: ARTE Doku - Alkohoksucht: Wundermittel Baclofen?

Beitragvon DonQuixote » 1. November 2014, 13:55

Danke, Willo

WilloTse hat geschrieben:Was mir noch viel mehr hängen geblieben ist als die Patientenbeispiele, ist die Aussage von Garbutt am Ende ("Wenn wir uns das Resultat dieser Studie anschauen..."). Danach hätte sich nach der Entblindung herausgestellt, dass die Ergebnisse der beiden Gruppen [Baclofen vs. Placebo] "exakt gleich" gewesen seien. Damit wird Baclofen faktisch als wirkungslos hingestellt.

Diese Aussage kann sich aber eigentlich nur auf Garbutt 2010 beziehen, mit sehr geringer oberer Dosierungsgrenze 30 mg/d, Laufzeit 12 Wochen). In der Sendung entsteht dagegen der Eindruck, dies sei bereits das Ergebnis von Bacloville, der Studie, über die die Sendung die ganze Zeit berichtet. Das ist unterirdisch.

Da warst Du schneller als ich *daumenhoch* Mir ist das nämlich auch aufgefallen und habe die ganze Sequenz mal transkribiert:

James Garbutt in der deutschen Version hat geschrieben:Wenn wir uns die Resultate dieser Studie anschauen, stellen wir fest, dass sich der Zustand der Meisten verbessert hat. Das erlebt man häufig bei klinischen Studien, vor allem bei Verhaltensstudien, weil die Betroffenen mit Jemandem reden können der ihnen zuhört, der sie ernstnimmt und sich um sie kümmert. Wenn sie die Fragebögen zu ihrem Alkoholkonsum ausfüllen, bringt sie das zum Nachdenken und vielleicht dazu, ihr Trinkverhalten zu verändern. Als wir die Verblindung am Ende auflösten und die Resultate von Baclofen und Placebo verglichen, waren die Ergebnisse der beiden Gruppen exakt gleich. Allen Teilnehmern ging es besser. Also hat nichts bewiesen, dass Baclofen zur Behandlung der Alkoholsucht besser geeignet ist, als das Placebo.

Mit den ersten Sätzen hat er bestimmt recht. In den drei letzten Sätzen kann er jedoch nur seine von Dir bereits erwähnte Studie aus 2010 meinen. Und bei einer tiefen Dosierung von lediglich 30 mg / Tag ist es tatsächlich so, dass Baclofen lediglich eine Placebo-Wirkung hat.

In der französischen Version tönt es ein klein wenig besser, dort leitet James Garbutt ein:

James Garbutt in der französischen Version hat geschrieben:Wenn wir uns die Resultate solcher Studien anschauen, stellen wir fest, dass …

Aber auch das ist natürlich äußerst unglücklich, weil so gut wie jeder Zuschauer damit automatisch die Studie (Bacloville) in Verbindung bringt, von der in der ganzen Sendung bisher die Rede war. Ja, Willo, das ist schon irgendwie unterirdisch. Ich muss jetzt noch ein paar Detailabklärungen machen und schreibe dann bei ARTE einen entsprechenden Leserkommentar.

DonQuixote

Benutzeravatar

DonQuixote
Beiträge: 5159
Registriert: 15. Dezember 2011, 14:48
Hat sich bedankt: 713 Mal
Danksagung erhalten: 831 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN
Kontaktdaten:

Re: ARTE Doku - Alkohoksucht: Wundermittel Baclofen?

Beitragvon DonQuixote » 1. November 2014, 15:46

Seid gegrüßt

Es gibt auf die Reportage natürlich verschiedene Sichtweisen:

  • Da ist einmal die Sichtweise des Forums. Alles was wir hier seit Jahren propagieren, wird von den Befürwortern (Jaury / Beaurepaire) bis ins kleinste Detail bestätigt. Wir sind also, jetzt mal rein „technisch“ gesehen, auf dem absolut richtigen Kurs.
  • Dann gibt es die Sichtweise der Baclofen-Befürworter, die sich akribisch auf einzelne Aussagen der –Gegner stürzen. Zu Recht, wie ich finde, denn viele von deren Aussagen, sie wurden bereits von meinen Vorschreibern erwähnt, sind so nicht haltbar.
  • Bedenkt aber, dass auch die Baclofen-Gegner uns Vorwürfe machen könnten, wie z.B. „Naivität“ oder „Fehlendes wissenschaftliches Denken“. Da müssen wir halt weiter Überzeugungsarbeit leisten und den Druck von „Unten“ beibehalten und noch verstärken.
  • Es gibt die Sichtweise der Betroffenen. Personen z.B., welche schon alle klassischen Therapien, z.T. mehrfach und immer wieder erfolglos durchlaufen haben. Die haben ebenfalls einen subjektiv fokussierten Blick, nämlich auf die hoffnungsverheißenden Aussagen von Beaurepaire und Jaury. Solche Patienten werden natürlich sehr geneigt sein, es jetzt auch mit Baclofen zu versuchen, und so gesehen ist die Verbreitung der Reportage bei ARTE natürlich äußerst wertvoll!
Ich liebäugle mit der Idee, die Reportage quasi als CD in unseren Arztkoffer zu legen. Versehen allerdings an gewissen Stellen mit ergänzenden / erklärenden Texteinblendungen, wie z.B. bei der letzten Aussage von James Garbutt. Was meint Ihr?

Fragt DonQuixote

Benutzeravatar

DonQuixote
Beiträge: 5159
Registriert: 15. Dezember 2011, 14:48
Hat sich bedankt: 713 Mal
Danksagung erhalten: 831 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN
Kontaktdaten:

Re: ARTE Doku - Alkohoksucht: Wundermittel Baclofen?

Beitragvon DonQuixote » 1. November 2014, 17:01

Soderle

Meinen Zuschauerkommentar habe ich abgeschickt. Ich hoffe der wird dann demnächst freigeschaltet, es ist ja Wochenende. Wie dem auch sei, „parke“ ich den Kommentar zusätzlich hier, denn bei ARTE werden alle Zuschauerkommentare nach vier Wochen automatisch gelöscht.

DonQuixotes Zuschauerkommentar hat geschrieben:Danke für diese sehr informative Sendung. Gegen Ende ist Ihnen jedoch ein grober Fehler unterlaufen. Ab Minute 49:00 sagt James Garbutt, Pharmakologe an der Universität North Carolina:

„Wenn wir uns die Resultate dieser Studie anschauen, stellen wir fest, dass sich der Zustand der Meisten verbessert hat. […] Als wir die Verblindung am Ende auflösten und die Resultate von Baclofen und Placebo verglichen, waren die Ergebnisse der beiden Gruppen exakt gleich. Allen Teilnehmern ging es besser. Also hat nichts bewiesen, dass Baclofen zur Behandlung der Alkoholsucht besser geeignet ist, als das Placebo.“

Damit verbindet der Zuschauer automatisch die Studie BACLOVILLE, von der in der Reportage bisher die Rede war. Gemeint hat James Garbutt allerdings seine eigene Studie aus dem Jahr 2010. Die Schwäche dieser Studie bestand darin, dass dort lediglich 30 mg Baclofen pro Tag verabreicht wurden. Das ist völlig unzureichend, und es deshalb kein Wunder, dass keine Wirkung nachgewiesen werden konnte.

Die Wirkung von Baclofen bei der Behandlung der Alkoholabhängigkeit ist Dosisabhängig. So kamen placebokontrollierte klinische Studien mit 60 mg / Tag zu eindeutig positiven Ergebnissen. Aber auch diese Dosis ist noch zu gering. Die Studie BACLOVILLE, um die es in Ihrer Reportage geht, verabreicht bis zu 300 mg / Tag. Andere, langfristig angelegte beobachtende Studien (Rigal et al., Beaurepaire) arbeiteten ebenfalls mit sehr hohen Dosierungen, sogar jenseits der Grenze von 300 mg / Tag, und konnten Erfolge bei weit über 50 % der Patienten nachweisen.

Es ist schade, dass der ansonsten ausgezeichnet recherchierte Beitrag am Ende durch die irreführende Aussage von James Garbutt getrübt wird, der Zuschauer sozusagen den Eindruck erhält, die Studie (BACLOVILLE) sei gescheitert und das Medikament Baclofen wirke nicht besser als Placebo.

DonQuixote

Benutzeravatar

gretikatz
Beiträge: 516
Registriert: 11. Januar 2014, 07:15
Wohnort: in Westösterreich
Hat sich bedankt: 133 Mal
Danksagung erhalten: 119 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: ARTE Doku - Alkohoksucht: Wundermittel Baclofen?

Beitragvon gretikatz » 1. November 2014, 18:33

GoldenTulip hat geschrieben:ich hab die Doku gestern nicht gesehen; Qualifizierteres im Speziellen also von mir erst ab dem WH Termin am 17. November.

Hi, Conny,
Du musst nicht so lange warten. Hier kannst Du den Film am PC ansehen.
LG gretikatz

Benutzeravatar

gretikatz
Beiträge: 516
Registriert: 11. Januar 2014, 07:15
Wohnort: in Westösterreich
Hat sich bedankt: 133 Mal
Danksagung erhalten: 119 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: ARTE Doku - Alkohoksucht: Wundermittel Baclofen?

Beitragvon gretikatz » 1. November 2014, 18:40

DonQuixote hat geschrieben:Bedenkt aber, dass auch die Baclofen-Gegner uns Vorwürfe machen könnten, wie z.B. „Naivität“ oder „Fehlendes wissenschaftliches Denken“.

Das sollen sie mal! Wir sind Anwender und sprechen aus Erfahrung!

Benutzeravatar

Suse
Beiträge: 722
Registriert: 15. Mai 2013, 19:34
Hat sich bedankt: 45 Mal
Danksagung erhalten: 94 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: ARTE Doku - Alkohoksucht: Wundermittel Baclofen?

Beitragvon Suse » 1. November 2014, 20:55

Willo schrieb: Bin ich denn so schlimm? [unknown]


Nein, nein, wir hatten es nur mal drüber, über die Patientenbeispiele in Zeitungsartikeln...

Was auch noch hängen geblieben ist - natrülich neben den genannten Parts - ist der 3-6 Flaschen Wein Mann, der seit seinem 13. Lebensjahr soff, bei dem Baclofen nicht anschlug und der dann nach einer Entgiftung ein neuer Mensch war und fröhlich seine Wohnung strich...Ist doch so einfach, was stellen wir uns eigentlich alle an?

Gretikatz: Wie oft werden in der Schulmedizin nur Symptome und nicht die Ursachen behandelt?
Chronische Einnahme: Was passiert seit Jahrzehnten bei anderen Krankheiten wie z.B. Bluthochdruck und Diabetes?


Du sprichst mir aus der Seele, aber so was von! Das ist ja das Absurde. Fast alle chronischen Erkrankungen werden rein symptomatisch behandelt, kaum ein Arzt, der zum Typ II Diabetiker sagt: Übergewicht runter, Bewegung rauf, Tabletten gibt es nicht! Aber die Alkis, die Süchtigen, die sollen bitte schön den langen, qualvollen Weg gehen. Es gibt ein Interview mit Bschor, da rollen sich dir die Fußnägel auf:

Interview Bschor in Berliner Ärzte: Trocken werden geht nur mit Einsatz

Vielleicht bin ich ja deshalb Alki geworden, weil ich immer nur das Negative sehe und das Positive nicht so hängen bleibt...
Bleibt die Frage, ob diese irreführende Aussage zur Studie am Ende wirklich ein Fehler war...

lg, Suse
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

Benutzeravatar

H1977
Beiträge: 45
Registriert: 9. September 2014, 12:02
Hat sich bedankt: 5 Mal
Danksagung erhalten: 14 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: ARTE Doku - Alkohoksucht: Wundermittel Baclofen?

Beitragvon H1977 » 1. November 2014, 21:05

Hallo,
natürlich habe ich die Doku gestern auch gesehen. Für mich persöhnlich war sie eher enttäuschend.
Besonders das Fazit: "wie sie sehen, sehen sie nichts".
Aber ich habe sie mit meinen Nachbarn zusammen geschaut. Sie, trockene Alkoholikerin (seit 10 Jahren) und er
kein Suchtkranker (jedenfalls glaube ich das). Beide hatten von Baclofen vorher noch nichts gehört. Sie kennen auch meine Geschichte nicht. Ich war "zufällig" da und hab gefragt ob wir diese Doku zusammen anschauen wollen.
Danach hab ich beide gefragt, was sie so ganz objektiv davon halten und ich fand es sehr interissant wie diese Wahrnehmungen so waren.
Sie war total dagegen und hat von Anfang an gesagt das sei Quatsch , ne Tablette gegen Sucht, das funtioniert niemals!
Nur absolute Abstinens und viel, viel Therapie können helfen.
Er war aber ganz anders und hat diesen Beitrag als sehr positiv empfunden. Er fand es absolut wichtig dieses Medikament
Suchtkranken zu verschreiben, auch wenn es dafür nicht gedacht war. Er meinte, selbst wenn es nur zu 30% der Menschen
helfen könnte, wäre das immer noch mehr als alle anderen Medikamente die gegen Sucht helfen sollen....
Das vieleicht nur mal dazu wie Menschen auf diese Doku reagiern, die nicht betroffen sind.

Benutzeravatar

DonQuixote
Beiträge: 5159
Registriert: 15. Dezember 2011, 14:48
Hat sich bedankt: 713 Mal
Danksagung erhalten: 831 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN
Kontaktdaten:

Re: ARTE Doku - Alkohoksucht: Wundermittel Baclofen?

Beitragvon DonQuixote » 1. November 2014, 22:28

Seid gegrüßt

Ich habe jetzt mal zwei Stellen im Video kommentiert. Erstens die irreführende Aussage von James Garbutt ab Minute 49:03. Aufgeteilt in zwei Textblöcke à jeweils 23 Sekunden:

Textblock 1 zu James Garbutt hat geschrieben:Was Prof. Dr. James Garbutt hier sagt, ist äußerst irreführend. Die Studie, die er erwähnt, und die belegen soll, dass Baclofen nicht wirksamer ist als Placebo, ist seine eigene von 2010. Diese wurde jedoch mit einer Dosis von lediglich 30 mg / Tag durchgeführt. Das ist viel zu wenig. Die Wirkung von Baclofen bei der Behandlung der Alkoholabhängigkeit ist Dosisabhängig. So kamen placebokontrollierte klinische Studien mit 60 mg / Tag zu eindeutig positiven Ergebnissen.

Textblock 2 zu James Garbutt hat geschrieben:Aber auch diese Dosis (60 mg / Tag) ist noch zu gering. Die Studie BACLOVILLE, um die es in dieser Reportage geht, verabreicht bis zu 300 mg / Tag. Andere, langfristig angelegte beobachtende Studien (Rigal et al., Beaurepaire) arbeiteten ebenfalls mit sehr hohen Dosierungen, sogar jenseits der Grenze von 300 mg / Tag und konnten Erfolge bei weit über 50 % der Patienten nachweisen.

Und dann einen Kommentar zu Giles Boëtsch, ab Minute 34:40. Ebenfalls wieder zwei Textblöcke mit einer jeweiligen Dauer von 20 Sekunden:

Textblock 1 zu Giles Boëtsch hat geschrieben:Was Giles Boëtsch, Anthropologe und Vorsitzender des Wissenschaftsbeirates des französischen Centre national de la recherche scientifique (CNRS) hier sagt, ist einerseits falsch. Baclofen kann man keinesfalls als „Ersatzdroge“ für Alkohol bezeichnen, als eine Art Substitution. Das Medikament verursacht keinerlei Rauschgefühle und hat auch kein Suchtpotential. Die Einnahme kann jederzeit und ohne Absetzsymptome beendet werden.

Textblock 2 zu Giles Boëtsch hat geschrieben:Andererseits kritisiert er eine neue Abhängigkeit, nämlich die vom Medikament Baclofen. Er vergisst dabei, dass dies für viele chronisch Kranke zutrifft, die auf eine dauerhafte, ja sogar lebenslange Medikation angewiesen sind: Z.B. Diabetiker, Personen mit Bluthochdruck oder Herz-Kreislauferkrankungen (Blutverdünnung, Gerinnungshemmer, Präventionsmedikamente), um nur einige zu nennen. Niemand würde dort von einer Medikamentenabhängigkeit als „Makel“ sprechen.

Das ist jetzt alles, was ich noch so in Erinnerung habe. Über andere Aussagen in der Reportage, z.B. die von Prof. Dr. Tom Bschor, kann man gewiss geteilter Meinung sein und trefflich darüber diskutieren. Ich sehe jetzt aber nichts, was da krass falsch oder grob anstößig wäre. Ja, klar, ich weiß, was Ihr jetzt einwenden werdet. Aber ich würde seine Aussagen als Meinungsäußerung einfach mal so unkommentiert in dem Video stehen lassen wollen.

Habe ich etwas übersehen, gibt es weitere „anstößige“ Stellen in der Reportage, die Ihr gerne im zukünftigen YouTube-Video kommentiert sehen möchtet? Dann immer her mit den Vorschlägen.

DonQuixote

Benutzeravatar

Suse
Beiträge: 722
Registriert: 15. Mai 2013, 19:34
Hat sich bedankt: 45 Mal
Danksagung erhalten: 94 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: ARTE Doku - Alkohoksucht: Wundermittel Baclofen?

Beitragvon Suse » 1. November 2014, 22:56

danke, DonQ, für die viele Arbeit, die du dir machst!

DonQ hat geschrieben: Über andere Aussagen in der Reportage, z.B. die von Prof. Dr. Tom Bschor, kann man gewiss geteilter Meinung sein und trefflich darüber diskutieren. Ich sehe jetzt aber nichts, was da krass falsch oder grob anstößig wäre. Ja, klar, ich weiß, was Ihr jetzt einwenden werdet. Aber ich würde seine Aussagen als Meinungsäußerung einfach mal so unkommentiert in dem Video stehen lassen wollen.


Das würde ich auch tun. Bei ihm ist es immer die Art, "WIE" er es ausdrückt, die so aneckt, mag auch nur mir Sensibelchen so gehen. "Das ist natürlich der Wunsch der Süchtigen, eine Zauberpille zu schlucken und alles ist wieder gut".

Wie wir alle schon angemerkt haben. Das ist der Wunsch eines jeden Kranken, auch wenn "selbstverschuldet" krank, sei es durch Übergewicht oder Alkohol, dass es Pillen dagegen gibt.

Dazu fällt mir gerade noch etwas ein, was mich gestört hat. Die Aussagen, soweit ich mich erinnere, liefen ohne Einschränkung darauf hinaus, durch Baclofen könne man gemäßigt weiter trinken. Ab und an mal. Oder an einem Abend mal ein bis zwei Gläser.

Die Untersuchungen bislang zeigen, dass das anscheinend bei einigen möglich ist. Die Studien aber enden nach spätestens einem Jahr.
Ich glaube, ich bin kein Einzelfall, wenn ich sage: Mir ist es nicht möglich, durch Baclofen kontrolliert zu trinken. Zumindest nicht im Rahmen der WHO Regeln.
Egal bei welcher Dosierung: Habe ich angefangen, dann blieb es nie bei einem Glas. Die "Kontrolle" war insoweit da, dass es nicht annähernd die Menge war wie früher. Das allerdings mag auch der Entwöhnung zuzuschreiben sein. Baclofen machte es möglich , am nächsten Tag wieder abstinent zu sein - was aber jedesmal wieder nur mit enormer Willenskraft möglich war.

Ich finde, diese Darstellung stellt das Medikament in ein falsches Licht. Man hätte sagen können "bei einigen", letzendlich aber und da muss ich Bschor Recht geben, sollte die Abstinenz das Ziel sein, da Leber und Organe mehr oder weniger geschädigt sind und sich nur OHNE erholen können.

Ich fand das auch von Ameisen himself nicht so prickelnd, sich während eines Interviews demonstrativ einen Rotwein "reinzutun".

das nochmals dazu, Suse
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

Benutzeravatar

Suse
Beiträge: 722
Registriert: 15. Mai 2013, 19:34
Hat sich bedankt: 45 Mal
Danksagung erhalten: 94 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: ARTE Doku - Alkohoksucht: Wundermittel Baclofen?

Beitragvon Suse » 1. November 2014, 22:59

P.S. Kann man "hier" nicht iwie die Zeit umstellen? Bin jedesmal verwirrt, wenn ich Beiträge aus der Zukunft lese....
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

Benutzeravatar

DonQuixote
Beiträge: 5159
Registriert: 15. Dezember 2011, 14:48
Hat sich bedankt: 713 Mal
Danksagung erhalten: 831 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN
Kontaktdaten:

Re: ARTE Doku - Alkohoksucht: Wundermittel Baclofen?

Beitragvon DonQuixote » 1. November 2014, 23:06

Hi Suse
Das musst Du selber machen. Bei den persönlichen Einstellungen einfach die Sommerzeit "wegklicken" [twiddle]

DonQ

Benutzeravatar

Thread-Starter
Chinaski
Beiträge: 1434
Registriert: 29. November 2012, 15:17
Hat sich bedankt: 214 Mal
Danksagung erhalten: 368 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: ARTE Doku - Alkohoksucht: Wundermittel Baclofen?

Beitragvon Chinaski » 2. November 2014, 00:26

Hallo,
ich denke wir müssen es mal so sehen das wir die Dokumentation viel differenzierter wahrnehmen als jemand der zum ersten mal von dieser Möglichkeit hört.
Wir mit dem kollektiven Wissen zerlegen die Doku auf hohem Niveau.

Ich versetze mich mal in die Lage von vor 2 Jahren.
Da sitze ich total verzweifelt, wahrscheinlich besoffen vor dem Fernseher und höre von dieser Möglichkeit Baclofen.
Ich habe schon alles probiert, nichts hilft!
Ich will aufhören und kann es nicht. Die körperliche Abhängigkeit zwingt mich zum trinken.
Wenn ich die Krankheit nicht besiege werde ich an ihr sterben.
Da höre ich von Baclofen...ich würde es sofort probieren und wenn auch nur der Hauch einer Chance besteht.

Im Prinzip so wie ich hier im Forum zum ersten mal von der Möglichkeit Baclofen gelesen habe.

Also für Alkoholkranke Menschen oder deren Angehörige die nach weiteren Möglichkeiten fahnden fand ich die Dokumentation gut.
Ich kann mir vorstellen das bei sehr vielen Baclofen kann helfen hängen geblieben ist.

LG Chinaski

Benutzeravatar

gretikatz
Beiträge: 516
Registriert: 11. Januar 2014, 07:15
Wohnort: in Westösterreich
Hat sich bedankt: 133 Mal
Danksagung erhalten: 119 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: ARTE Doku - Alkohoksucht: Wundermittel Baclofen?

Beitragvon gretikatz » 2. November 2014, 07:20

DonQuixote hat geschrieben:Ich liebäugle mit der Idee, die Reportage quasi als CD in unseren Arztkoffer zu legen. Versehen allerdings an gewissen Stellen mit ergänzenden / erklärenden Texteinblendungen, wie z.B. bei der letzten Aussage von James Garbutt. Was meint Ihr?

Ja, doch! Mach mal!
LG gretikatz

Benutzeravatar

Lisa
Beiträge: 131
Registriert: 2. September 2014, 16:27
Hat sich bedankt: 43 Mal
Danksagung erhalten: 43 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: ARTE Doku - Alkohoksucht: Wundermittel Baclofen?

Beitragvon Lisa » 2. November 2014, 11:45

was mich noch hierzu interessieren würde:

Bertrand Nalpas (Médecin alcoologue) hat geschrieben:
Ich persönlich verschreibe kein Baclofen. Ich weigere mich bis heute und wenn mich jemand danach fragt sage ich: "Guter Mann, gute Frau, ich will Sie doch nicht in Gefahr bringen."

In welche Gefahr bringt mich denn Baclofen? Normalerweise kommt da vom Arzt gleich immer eine Aufzählung von möglichen Krankheiten. Da kam aber nichts.

LG Lisa
Wer neues Land entdecken möchte, muss das sichere Ufer verlassen....

Benutzeravatar

GoldenTulip
Beiträge: 2661
Registriert: 15. Juli 2011, 21:41
Hat sich bedankt: 297 Mal
Danksagung erhalten: 257 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: ARTE Doku - Alkohoksucht: Wundermittel Baclofen?

Beitragvon GoldenTulip » 2. November 2014, 13:09

Hi Lisa,

Bertrand Nalpas (Médecin alcoologue) hat geschrieben:
Ich persönlich verschreibe kein Baclofen. Ich weigere mich bis heute und wenn mich jemand danach fragt sage ich: "Guter Mann, gute Frau, ich will Sie doch nicht in Gefahr bringen."

In welche Gefahr bringt mich denn Baclofen? Normalerweise kommt da vom Arzt gleich immer eine Aufzählung von möglichen Krankheiten. Da kam aber nichts.


Ich denke, es handelt sich hierbei um eine Mischung aus Kommunikationsproblem, geistiger Bequemlichkeit und Egomanie. Mit entschiedener Rechhaberei mangels Sachkenntnis.
Er hat sich dazu entschieden zu meinen, dass Alkis leiden müssen, um zu genesen, keine "Pille gegen die Pulle" verdient haben und sein Berufsstand gefährdet sein könnte, wenn Aussicht auf Heilung besteht. Als Leitbild dann noch "nur die Harten kommen in' Garten".
Dem Grunde nach gehören solch Aussagen zum Bodensatz der Unbelehrbarkeit und Misanthropie, auf die ich selbst bei größtem Bemühen um gewaltfreie Kommunikation keine Antwort weiß. Manchmal wechselt man besser die Straßenseite [shok]

Lieben Gruß
Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

Benutzeravatar

Suse
Beiträge: 722
Registriert: 15. Mai 2013, 19:34
Hat sich bedankt: 45 Mal
Danksagung erhalten: 94 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: ARTE Doku - Alkohoksucht: Wundermittel Baclofen?

Beitragvon Suse » 2. November 2014, 13:28

DonQuixote hat geschrieben:Hi Suse
Das musst Du selber machen. Bei den persönlichen Einstellungen einfach die Sommerzeit "wegklicken" [twiddle]

DonQ


Ich trage mit meinen durchaus durchdachten und IMHO pfiffigen Technik-Späßchen immer wieder gerne mal zur Belustigung des Forums bei [mocking]

Bitte schön!
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

Benutzeravatar

DonQuixote
Beiträge: 5159
Registriert: 15. Dezember 2011, 14:48
Hat sich bedankt: 713 Mal
Danksagung erhalten: 831 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN
Kontaktdaten:

Re: ARTE Doku - Alkohoksucht: Wundermittel Baclofen?

Beitragvon DonQuixote » 2. November 2014, 14:17

Immer wieder gerne, Suse!
Ich meine, dass Du etwas beiträgst [blum]
Jetzt aber ganz schnell wech, DonQuixote [crazy_pilot].

P.S. Oh, kuckt mal, ich schaffe sogar sowas wie eine Punktlandung, d.h. immer exakt neben den Punkt [good]

Benutzeravatar

DonQuixote
Beiträge: 5159
Registriert: 15. Dezember 2011, 14:48
Hat sich bedankt: 713 Mal
Danksagung erhalten: 831 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN
Kontaktdaten:

Re: ARTE Doku - Alkohoksucht: Wundermittel Baclofen?

Beitragvon DonQuixote » 2. November 2014, 17:54

Hi Conny und Lisa

GoldenTulip hat geschrieben:Hi Lisa,
Lisa hat geschrieben:Bertrand Nalpas (Médecin alcoologue) hat geschrieben:
Ich persönlich verschreibe kein Baclofen. Ich weigere mich bis heute und wenn mich jemand danach fragt sage ich: "Guter Mann, gute Frau, ich will Sie doch nicht in Gefahr bringen."
In welche Gefahr bringt mich denn Baclofen? Normalerweise kommt da vom Arzt gleich immer eine Aufzählung von möglichen Krankheiten. Da kam aber nichts.

Ich denke, es handelt sich hierbei um eine Mischung aus Kommunikationsproblem, geistiger Bequemlichkeit und Egomanie. Mit entschiedener Rechhaberei mangels Sachkenntnis.
Er hat sich dazu entschieden zu meinen, dass Alkis leiden müssen, um zu genesen, keine "Pille gegen die Pulle" verdient haben und sein Berufsstand gefährdet sein könnte, wenn Aussicht auf Heilung besteht. Als Leitbild dann noch "nur die Harten kommen in' Garten".

Es ist tatsächlich so, wie das Lisa beschrieben hatte. Ab Minute 39:17 beschreibt der auf Alkoholabhängigkeit spezialisierte Suchtmediziner Bertrand Nalpas, warum er seinen Patienten kein Baclofen verschreibt. Weil es seiner Ansicht nach viel zu gefährlich ist. Nun gut, das muss man irgendwie verstehen. Erstens hat(te) Baclofen keine Zulassung. Das Interview wurde sehr wahrscheinlich noch vor der RTU geführt, so wie viele andere Interviews auch. Viele kleine Details (in anderen Interviews) deuten jedenfalls darauf hin. Und dann ist Bertrand Nalpas eben auch schlecht oder überhaupt nicht informiert, was die angebliche Gefährlichkeit von Baclofen anbelangt. Jedenfalls wird in der geplanten YouTube-Fassung währen des gesamten Dauer des Interviews von 14 Sekunden folgender Text eingeblendet:

Texteinblendung Bertrand Nalpas hat geschrieben: Dieser Kommentar stammt von http://www.forum-baclofen.com:

Andere Ärzte sehen das offenbar anders. Laut einer Erhebung der französischen staatlichen Krankenversicherung (CNAMTS), verschrieben in Frankreich bereits im Jahr 2012 insgesamt 10‘000 Ärzte Baclofen an ihre alkoholabhängigen Patienten. Heute, d.h. Ende 2014, und insbesondere nach der vorläufigen und auf drei Jahre befristeten Zulassung im März 2014, dürften es bald doppelt so viele sein. Für Deutschland wird diese Zahl auf immerhin einige Hundert geschätzt.

DonQuixote


Zurück zu „Dr. Ameisen - Relevante Informationen - Baclofen News“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste