Zuneigung und Liebe als Krankheitsschutz

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Zuneigung und Liebe als Krankheitsschutz

Beitragvon gretikatz » 23. Juli 2014, 23:29

Von hier

Zuneigung und Liebe schützen vor Krankheiten: Wer sich als Kind geliebt fühlt, hat als Erwachsener weniger mit Bluthochdruck, Herzkrankheit und Alkoholismus zu kämpfen; geliebte Ehemänner leiden seltener an einer Mangeldurchblutung des Herzens; zuversichtliche Menschen werden seltener depressiv. Selbst wenn der Optimismus illusorisch ist, verlängert er – zum Beispiel bei Aids-Kranken – das Leben um Monate.

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Re: Zuneigung und Liebe als Krankheitsschutz

Beitragvon gretikatz » 4. August 2014, 06:41

Dass diese Erkenntnis bei uns alkoholkranken Menschen zu spät kommt, ist mir klar. Wir könnten es aber bei unseren Kindern besser machen.

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Arno
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Re: Zuneigung und Liebe als Krankheitsschutz

Beitragvon Arno » 22. August 2014, 13:16

Hallo Gretikatz,
ist das so? Ist bei Alkoholabhängigen der Zug schon abgefahren? Wirkt sich die Liebe des Beziehungspartners nicht auf den Umgang mit Alkohol aus? Dann wären alle Beziehungen zwischen Abhängigen und Nichtbetroffenen von vornherein zum Scheitern verurteilt. Ziemlich schlimme Vorstellung... [cray]
LG,
Arno

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Re: Zuneigung und Liebe als Krankheitsschutz

Beitragvon gretikatz » 23. August 2014, 07:15

Arno hat geschrieben:Wirkt sich die Liebe des Beziehungspartners nicht auf den Umgang mit Alkohol aus?

@arno,
Ich denke doch! Ja!
betalbatim hat geschrieben:Unsere Kindheit verarbeiten wir doch erst im fortgeschrittenem Alter.

Seine Bemerkung bezog sich auf unsere Erlebnisse, als wir selbst noch Kind waren.

Ich kann Dir nur von meiner eigenen Erfahrung berichten: Ich war (und bin es wahrscheinlich latent immer noch) essgestört, bevor ich diese Sucht (Binge eating) durch eine andere (Alkohol) ersetzte. Befand ich mich in einer guten Beziehung, hatte ich kein Bedürfnis, mich mit Essen zu trösten.

LG gretikatz

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Re: Zuneigung und Liebe als Krankheitsschutz

Beitragvon GoldenTulip » 23. August 2014, 11:36

Lieber Arno,
Wirkt sich die Liebe des Beziehungspartners nicht auf den Umgang mit Alkohol aus? Dann wären alle Beziehungen zwischen Abhängigen und Nichtbetroffenen von vornherein zum Scheitern verurteilt.


Wiederum ja und nein.

Auf meine Trinkgewohnheiten hatten Beziehungen wenig Einfluss. Ich habe getrunken, wenn es besonders schön war und auch, wenn es kompliziert wurde oder weh tat.

Worauf die Liebe aber großen Einfluss hatte und hat ist meine Bereitschaft, mich mit diesem Aspekt meines Lebens überhaupt auseinandersetzen zu wollen und zu können.

Wenn mein Alkoholmissbrauch als Machtmittel gegen mich eingesetzt wurde, habe ich dicht gemacht. Nicht nur in Beziehungen, auch in Therapie, SHG etc.
Mir hat die Liebe ein Grundvertrauen wieder zurückgegeben, mit dem es möglich wurde, einen ungeschönten Blick auf mich selbst zu werfen, im Wissen, dass mir nicht meine letzte Bastion, mein Schutzwall, von dem genommen wird, der vorgibt mich zu lieben.

Es ist ein schmaler Grat zwischen "wenn Du mich wirklich lieben würdest, hörtest Du auf zu trinken" und Co-Abhängigkeit. Am meisten hilftst Du Deiner Freundin aus meiner Sicht, wenn Du ganz klar auf einer Autonomie bestehst, nicht Dein Wohl und Wehe von ihr abhängig machst. Grenzen setzt, die Dir wichtig sind, aber nicht aus irgendwelchen moralischen Prinzipien heraus handelst, sondern so, wie es Dir tatsächlich mit ihr geht.

Die Entscheidung nichts oder weniger zu Trinken, kann ohnehin nur sie treffen. Dass diese Haltung für sie keinen Freifahrtschein bedeutet, sich an Dir auszutoben, nur weil sie betrunken ist, ist die Rückseite der Medaille. Und aus dieser Verantwortung würde ich sie auch nicht herauslassen.

Tut mir die Beziehung mehr gut oder macht sie mich schwach und hilflos? Fühle ich mich manipuliert und kann mich dagegen nicht wehren? Wenn Du Dich über ein normales Maß hinaus zu Verhaltensweisen gezwungen fühlst, die Du nicht willst und die Dir nicht gut tun, ist eine neue Grenzsetzung wünschenswert.

Nutzt Du ihre Schwachstellen dafür, Dich nicht um die eigenen Baustellen zu kümmern, läuft eher bei Dir etwas falsch.

Lieben Gruß
Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

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Re: Zuneigung und Liebe als Krankheitsschutz

Beitragvon Arno » 24. August 2014, 13:06

Danke für die Antworten, Gretikatz und Conny.
@ Gretikatz: Kindheitserfahrungen prägen einen ein Leben lang. Das wurde mir immer wieder deutlich. In meinen Freundeskreis gibt es diverse Beispiele, wie zerstörtes Urvertrauen und Unterdrückung der kindlichen Unbeschwerheit bis ins späte Erwachsenenalter jede Beziehung (auch freundschaftliche und berufliche) beeinflusst und der Fähigkeit, mit sich oder anderen zufrieden und "glücklich" zu sein, Grenzen gesetzt haben.
@ Conny:
Du sprichst genau die Punkte an, an denen wir immer wieder zu arbeiten haben. Gerade die Autonomie der Partner in einer Beziehung, in der Alkohol ein Belastungsfaktor ist, fällt nicht immer leicht. Das "Wohlfühlen" des Partners gehört zu den wichtigsten Elementen einer guten Beziehung. Es war schwer für mich zu akzeptieren, dass auch das Hinnehmen einer permanenten Selbstschädigung dazu gehört. Ich kann den Menschen, den ich liebe, vor allem schützen, aber nicht vor sich selbst. Diese Erkenntnis klingt simpel, erzeugt aber eine Menge Schmerz - von Selbstzweifel über Verlustangst bis Verantwortungsgefühl. Und natürlich immer wieder die Dynamik des Alltags: Was lässt sich planen und auch umsetzen, welche Entwicklungen sind möglich oder können geschehen
Dies funktioniert in der Tat nur mit sehr viel Vertrauen und, wie ich lernen musste, der Bereitschaft, viele ursprüngliche Ziele loszulassen. Moralische Erwägungen spielen für mich keine Rolle, aber es gibt auch für mich Schmerzgrenzen, die Hin und wieder Thema sind.
Eine distanziertere Beziehungsform wäre denkbar, aber das wollen wir beide nicht. Was bleibt, ist das Genießen der schönenMomente und der Wunsch, diese als Alternative zur "Party im Kopf' durch den Rausch zu stärken. So wie du es beschreibst sind die besonders tollen Stimmungen und auch die "Krisen", die potentielle Trigger sind. Manchmal ergibt sich das eine aus dem anderen.
Liebe Grüße, Arno

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Re: Zuneigung und Liebe als Krankheitsschutz

Beitragvon Suse » 24. August 2014, 21:31

ein großartiges Thema.
Die Beiträge habe ich mit Interesse gelesen.

Zur Liebe zwischen Eltern und Kind(ern). Ich denke durchaus, das fast alle Eltern ihre Kinder lieben. Irgendwie. Der Unterschied ist, inwieweit sie das zeigen und spüren lassen können. Ich dachte als Kind und Jugendliche, ich hätte da nichts zu vermissen gehabt. Behütet, trotz trinkendem Vater, denn entgegen der Theorie eines Ex Forumsteilnehmers verwahrlosen nicht alle Kinder trinkender Eltern.
Im Nachhinein mit dem Verstand einer "nüchternen" Erwachsenen aber sehe ich das ein wenig anders. Sie haben, wie wahrscheinlich so viele dieses Jahrganges, ihre Pflichten erfüllt so gut es ging.
Schule, Musikschule, oh, das Mädchen wollte reiten, ein paar Reitstunden, glücklicherweise fiel sie herunter und fand dann Pferde doof, sonst wäre es teuer geworden ;-)

Meine Eltern haben mir/uns alles ermöglicht, finanziell, GEFÜHL aber, wie gesagt im Nachhinein betrachtet, war da wenig rübergekommen. Gefühle spürt man,

ich frage mich, woran das liegt?

Ich versuche (!) meinen Kindern GEFÜHL zu geben, heißt, umarmen, loben, lieben, streicheln, wenn noch möglich. Miteinander lachen, aber auch mal meckern, nützt ja nix. Dann aber erklären, warum, und wieder liebhaben. Wenn möglich ;-)

Unsere Eltern hatten das nicht, die wurden zur Kriegs/Nachkriegszeit rational erzogen. So auch haben sie uns gesehen. Es war halt normal, zu heiraten und 2 Kinder zu bekommen. So sehr ich den höchstübertriebenen KinderHype bisweilen verachte, meines Erachtens sieht das heute anders aus.
Woran mag das liegen?

Weil wir keine Kriegstraumata haben? Oder nix besseres zu tun, als Kinder zu "verwöhnen"?

???Suse
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Re: Zuneigung und Liebe als Krankheitsschutz

Beitragvon Suse » 24. August 2014, 21:44

und noch zur Partnerschaftsliebe...

ich hatte es in meinem Jammerthread schon geschrieben, dass ich zur Alkoholikerin geworden bin aus Liebeskummer. Keine Anklage an irgendjemanden, mein eigenes Versagen. 6 Monate Liebeskummer mit den "falschen" Freunden lehrt, dass viel Wein viel Kummer für viele Abende wegmacht.

Mit der genetischen Veranlagung wars dann schnell geschehen. Und dann passiert es genauso wie es Conny beschrieb:
Ich habe getrunken, wenn es besonders schön war und auch, wenn es kompliziert wurde oder weh tat.


Es gibt einen Punkt, da trinkt man aus jedem Grund. Niemals hat man das Endziel, sich abzuschießen. Oftmals passierte es doch, mir zumindest.

Für mich wäre ein Partner gut, der nicht einfach weiter trinkt. Ist man aber noch nicht soweit, dann hilft Druck auch nicht die Bohne.

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Re: Zuneigung und Liebe als Krankheitsschutz

Beitragvon Arno » 27. August 2014, 14:11

Hallo Suse,
In der Tat, ein spannendes Thema. Ich komme erst jetzt dazu, zu antworten. Urlaubsstress. Sorry.

Kindern in der heutigen, vorbildsarmen Zeit der dekadenten Überflutung mit oberflächlichen Zerstreuungen und Lebensphilodophien fällt es ohnehin schwer, sich selbst zu finden und eine Identität zu entwickeln. Sie haben wenig Möglichkeiten, sich mit der Welt auseianderzusetzen und etwas zu gestalten oder zu verändern. Alles wird von kurzlebigen Medien- und Lifestylestandards zugemüllt, billige Fertigprodukte machen die mühevollere eigene Kreativität überflüssig. Eltern fällt es schwer, Grenzen zu setzen, eigene Prinzipien vorzuleben oder überhaupt Interesse zu wecken. Die Pubertät wird zu einem Drama für alle Beteiligten. Denke ich an diese Zeit bei meiner Tochter und ihren Sozialkontakten habe ich rückblickend schon den Eindruck, es damals leichter gehabt zu haben. Zur Liebe der Eltern und zu den Eltern gehört gegenseitiger Respekt. Das scheint immer schwieriger zu werden. [unknown]
Eltern können auf die Entwicklung ihrer Kinder immer weniger Einfluss nehmen, zu zahlreich und verfügbar sind die attraktiveren Alternativangebote. Meine Eltern hätten es in dieser Hinsicht leichter - ohne Internet, Handys und 24-Stunden TV auf zahllosen Kanälen. Dafür hätten sie als Teilnehmer des "Wirtschaftswunders" allerdings weniger Zeit, Kinder waren eben einfach dabei und liefen so mit.
Für meine Beziehung zu meiner Tochter hat sich das einfache "Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst" als gute Basis erwiesen. Ich denke, Sie fühlt sich geliebt und nimmt ihre Eltern als Orientierungshilfe an. In manchen Punkten aber auch sehr kritisch. Inzwischen ist sie erwachsen und ich kann nur hoffen, das ihre Basis stabil genug ist.
Liebe Grüße,
Arno

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Re: Zuneigung und Liebe als Krankheitsschutz

Beitragvon DonQuixote » 27. August 2014, 16:54

Danke Arno
Für diesen Beitrag [good]. Und kann ich den nach hierhin kopieren (kopieren, nicht verschieben!)? Der passt dort nämlich auch sehr gut.

Fragt DonQuixote

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Re: Zuneigung und Liebe als Krankheitsschutz

Beitragvon Arno » 27. August 2014, 18:20

Klar, Don.

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Re: Zuneigung und Liebe als Krankheitsschutz

Beitragvon DonQuixote » 27. August 2014, 19:14



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