Kinder von Alkoholabhängigen

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Chinaski
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Re: Nun gehts Los.....

Beitragvon Chinaski » 21. August 2014, 12:00

Nicht gerätselt, nur Vermutet und zum glauben geh Ich in die Kirche.
So und nun wollen wir Peters Thread wieder verlassen und ein wenig über joint venture rätseln, spekulieren, glauben.

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DQA (Administrator)
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Re: Kinder von Alkoholabhängigen

Beitragvon DQA (Administrator) » 21. August 2014, 20:40

GoldenTulip hat geschrieben:Hi DQA, so ist es richtig. Einfach auslagern, dann hat es sich ausgetrollt bzw. ausprovoziert. [good]

Danke für’s Danke, Conny

Ich habe das Ganze jetzt in einen „ordentlichen“ Bereich verschoben. Das Thema an sich ist es ja durchaus wert, dass man darüber redet. Den Ursprungstthread habe ich komplett „entseucht“. Vielleicht hätte das Erstposting des Herrn Schneider mit etwas Gelassenheit und Reflektiertheit auch anders aufgenommen werden können. Sein Beitrag war so etwa, na ja, knapp an der Grenze. Aber es kam dann halt eben nicht so [unknown]

DQA
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Suse
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Re: Kinder von Alkoholabhängigen

Beitragvon Suse » 21. August 2014, 23:38

Conny: Wenn Euch der Schneider so nervt, dass ihr nicht drüber hinwegsehen könnt, dann äußert das offen und zieht ggf.Konsequenzen. Da muss man sich nicht hinter Mutmaßungen über Dritte versteckeln.


beste @Conny, offen genug geäußert habe ich mich zu diesem Thema schon des Öfteren, sehr oft, viel zu oft. Meine Konsequenz war EIGENTLICH, ihn in Zukunft zu übersehen/-lesen...eben, um ihm zu zeigen, was er ist: so überflüssig wie ein Kropf.

Aber: Manchmal eben geht das eben nicht.
In diesen Moment übertrifft soviel Aggression, soviel Grütze (Wort entliehen, weil mir grad nichts ätzenderes einfällt von @Willo ;-) mein Fassungsvermögen, das ist dann noch schlimmer als Ursula von der Leyen im Frühstücksfernsehen!

Dass Peter mehr drüben schreibt, wusste ich nicht, DonQ hat es mir erklärt.
Ansonsten spekuliere ich doch ganz gerne vor mich hin und wüsste nicht, weshalb dich das aufregt?

Ich kann doch nicht umhin, festzustellen, dass Deine ernsthaften Ansprachen und Fragen an S/S/ S ihn/sie doch auch aufwerten? So als wäre es ein ernstzunehmenden Diskussionpartner?

Oder entgeht mir da wieder einmal etwas?

lG Suse
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Re: Kinder von Alkoholabhängigen

Beitragvon DonQuixote » 21. August 2014, 23:55

Hey @all

Lasst doch jetzt mal den Schneider hier raus. Bitte! Der hat Doch sein eigenes „Postfach“.

DonQuixote [hi_bye]

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Re: Kinder von Alkoholabhängigen

Beitragvon Suse » 22. August 2014, 01:05

Okay DonQ, ....

...aber zu den "Kindern von Alkoholikern" muss ich ihn noch einmal zitieren, wenn ich darf...

Schneider/Stinger schrieb: Alkoholiker sind schlechte Eltern und kein Vorbild.

Sie haben es sich ausgesucht, ihre Kinder nicht.


Das ist biologisch und medizinisch schlichtweg falsch. Wie es fast bei jeder Erkrankung der Fall ist, wird die Veranlagung für ein solche vererbt. Heuschnupfen Geplagte vererben keinen Heuschnupfen, aber die Veranlagung zu einer atopischen Erkrankung, die sich allerdings auch als Allergie äußern kann. Psoriatiker erhalten die Gene für eine Autoimmunerkrankung von ihren Vorfahren, Depressivität und Ängste bekommt man ebenfalls in die Wiege gelegt.

Heißt zu 99%: Auch wir haben es uns nicht ausgesucht, Alkoholiker zu werden, auch wir sind demnach die Kinder "schlechter Eltern" (oder Großeltern), so wie es auch unsere Eltern (oder Großeltern) waren. Denn auch mein Vater hat sich dieses Schicksal nicht ausgesucht, seiner auch nicht und irgendwer davor ohnehin nicht. Wer war also Schuld? Adam, als erster Mensch, weil er vielleicht die verbotenen Äpfel zu Apfelwein vergoren hat?

Natürlich gibt es kein Alkoholiker Gen, das von Generation zu Generation weiter gegeben wird. Es ist eine Summe von Allelen für bestimmte Charaktereigenschaften, die Betroffene dafür anfällig macht, sich in eine Sucht zu stürzen und sich für eine Weile der Realität zu entfernen.
Und, je nach Umfeld, spritzt man sich entweder Heroin, fängt an zu (fr)essen oder zu hungern, schlitzt sich in die Arme, schluckt Tabletten oder säuft.
Dieser Mix aus verschiedenen Charaktereigenschaften besteht zu absoluter Sicherheit aus Sensibilität, Perfektionismus, und viel zu viel Kopf für viel zu viele Probleme, die das Leben mit sich bringt.

Es gibt niemanden, der Alkoholsüchtig geworden ist, nur weil er mal eben immer öfter Bock hatte, sich ordentlich wegzuschießen und demnach "selber Schuld" wäre oder sich das gar "ausgesucht" hätte.
Ebensowenig gibt es irgendjemanden, der Alkoholiker geworden wäre, weil er oder sie es so toll fand, was ihre Eltern im Suff so getrieben haben.
Es geht einzig um dominante und rezessive Vererbung.

Bei uns in der Familie steht es, wie bei Conny soweit ich mich an einen ihrer Einträge erinnere, 1:1.
Mein Bruder hat die Allelkombi nicht. Zwar hochsensibel, kompensiert er seinen Frust mit überschäumender Wut auf alles und auf die Welt, statt sich in den Alkohol zu stürzen.

Gott sei es gedankt, dass ich die andere Allelkombination bekommen habe!

Gruß, Suse
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Re: Kinder von Alkoholabhängigen

Beitragvon GoldenTulip » 22. August 2014, 08:35

Liebe suse,

neben dem Dank für Deinen gelungenen Beitrag möchte ich auch noch inhaltlich antworten, kurz, weil wieder etwas neben dem Hauptthema.

Ich kann doch nicht umhin, festzustellen, dass Deine ernsthaften Ansprachen und Fragen an S/S/ S ihn/sie doch auch aufwerten? So als wäre es ein ernstzunehmenden Diskussionpartner?


Diese Feststellung trifft zu.
Mir ist jeder und jede ein ernstzunehmender Diskussionspartner. Es gibt sehr viele merkwürdige, abstruse, rassistische, menschenverachtende, kriegstreiberische, geheuchelte, verrückte und dumme Ansichten, die von verschiedenen Individuen auf diesem Planeten geäußert werden.

Ich habe demnach die Wahl, mich nur mit den verbleibenden, sagen wir, 10% der Menschheit auseinanderzusetzen, und alles og. auszublenden oder auszusperren. Dann ist es ruhiger, harmonischer und "sicherer".
Für bestimmte Foren finde ich das auch gut und richtig. Überall dort, wo besonders schutzbedürftige Menschen schreiben.
Da dürfen die Trolle und permanenten Störer gern administrativ gecanceld werden, Threads geschlossen usw.

Ich halte unsere Mitglieder aber da nicht zugehörig. Konfliktvermeidung ist mit eine der Ursachen für die Alkoholikerkarrieren, nach meinem dafürhalten. Mit solchen Irritationen wird man im "Real Life" ganauso konfrontiert.

Ich sehe nicht, dass hier jemand außerstande ist, sich mit kontroversen Meinungen auseinanderzusetzen. Schwachsinnige These - klare Argumente und Ansagen dagegen. Fertig. Oder eben ignorieren. Ist ja auch eine Antwort.

Von diesem Dialog können beide Seiten nur profitieren.

Und darum finde ich es genau richhtig, die Thread-Fledderei zu unterbinden, wie DQA es mit der Auslagerung gemacht hat, nicht aber die inhaltliche Debatte abzuwürgen.

Ich hoffe, meine Haltung wird so etwas verständlicher?

Lieben Gruß
Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
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Re: Kinder von Alkoholabhängigen

Beitragvon WilloTse » 22. August 2014, 08:44

Moin.

Eigentlich wollte ich diesen Text von Herrn Textor komplett zitieren, die mir fragwürdig erscheinenden Stellen rot markieren und dann kommentieren. Das spare ich mir, der Text war zu rot (ohhh, alles rot! Das Rote ist gefährlicher Denkbelag.).

Schon der erste Satz ist bemerkenswert:
In der Bundesrepublik Deutschland gibt es mehrere Millionen Alkoholkranke.

Echt?
Nach Zahlen der Drogenbeauftragten konsumieren in D 9,5 Millionen Menschen Alkohol in gesundheitlich riskanter Form. Aus ihrem Alkoholkonsum können also alkoholinduzierte Erkrankungen entstehen. Alkoholabhängig sind "nur" 1,3 Millionen. Bereits der erste Satz ist also schlicht falsch oder zumindest diskussionswürdig.

Dann folgen diverse "Zahlenangaben", die den Text vollständig abqualifizieren. Es gibt nämlich keine. "Oft entsteht daraus..., vielfach wird..., häufig ist...".
Erkenne den Unterschied zwischen Behauptung und Beleg.
Vom Nichtvorhandensein irgendwelcher Quellen für diese Behauptungen gar nicht erst zu reden.

Die einzige Angabe - zu meiner namenlosen Verblüffung mit Quelle - stellt die von mir oben schon zitierte dar:
Rund 30% der Kinder alkoholkranker Eltern missbrauchen später selbst Alkohol


Wie ich oben schon schrieb: ganz offenbar missbrauchen also 70% der Kinder alkoholkranker Eltern später selbst Alkohol nicht. Erklär' das doch bitte auch, Herr Textor!

Mittendrin kommt dann eine Gegenbehauptung, auf die ebenfalls nicht näher eingegangen wird:
Natürlich stammen nicht alle alkoholgefährdeten jungen Menschen aus Familien mit einem alkoholkranken Elternteil. Laut einer für den Freistaat Bayern repräsentativen Umfrage von 1984 (Bayerisches Staatsministerium des Innern/Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung 1986) kommen sie auch überdurchschnittlich häufig aus unvollständigen Familien, haben die Trennung oder Scheidung ihrer Eltern vor dem 12. Lebensjahr erlebt. Vielen fehlte daheim ein echter Gesprächspartner. Alkoholgefährdete Jugendliche berichteten bei der vorgenannten Befragung zudem häufiger von starken Spannungen zwischen ihnen und ihren Eltern.


Zusammengefasst lässt sich also festhalten: Kinder alkoholkranker Eltern werden Alkoholiker. Oder auch nicht. Andere aber auch. Oder aber auch nicht. Und zwar manchmal häufig, häufig aber auch nur manchmal.

Danke, das bringt mich weiter.


Wer sich mit dem Thema auseinandersetzen möchte, dem sei empfohlen: Der Leitfaden der Bundesärztekammer "Gewalt gegen Kinder".
Bundesärztekammer hat geschrieben:Belastungsfaktoren [im Hinblick auf Gewalt gegen Kinder] sind u. a. die wachsende Armutsquote in der Bevölkerung, hohe Toleranz gegenüber aggressiven/gewaltförmigen Konfliktlösungen sowie Macht und Beziehungsgefälle zwischen den Geschlechtern auf der gesamtgesellschaftlichen
Ebene. Ebenso zählen dazu ein ungünstiges soziales Umfeld: fehlendes sozial
unterstützendes Netzwerk der Familie, hohe Kriminalitätsrate in der Gemeinde, Leben
in einem sozialen Brennpunkt oder eine hohe Arbeitslosenquote, zu wenig
oder gar keine Kinderbetreuungsmöglichkeiten.

Auf der familiären Ebene wirken sich Partnerkonflikte, gestörte Eltern-Kind-
Beziehungen, beengte Wohnverhältnisse sowie die individuelle Situation eines Elternteils
belastend aus.
Eltern mit eigener Misshandlungs- oder Missbrauchserfahrung in der Kindheit neigen
eher zu Gewalt, gleiches gilt bei psychischen Störungen und/oder Suchtproblematik,
chronischen Erkrankungen und Minderbegabungen, verbunden mit
mangelnden Fähigkeiten im Umgang mit Stress und der Lösung von Konflikten.
Auch Belastungen seitens des Kindes wie Frühgeburtlichkeit, Regulationsstörungen
mit häufig nächtlichem Schreien, eine chronische Erkrankung oder Behinderung
des Kindes oder eines Geschwisterkindes mit hoher Anforderung an elterliche Unterstützung
können Gewalt befördern, insbesondere in einem schon belasteten Umfeld.

Es kann keine Aussage darüber getroffen werden, inwieweit diese Faktoren im Einzelfall
überhaupt oder aber mit welchem Gewicht zu Gewalt gegen Kinder beitragen
können
(Deegener und Körner 2006). Heutige Erklärungsansätze gehen davon aus,
dass weder genetische Vorgaben noch sozioökonomische Bedingungen allein das
Zustandekommen von Misshandlungen erklären.

Verschiedene Längsschnittstudien zeigen (Laucht, Schmidt Ihle & Esser 1998), dass
sich Kinder auch unter negativen Bedingungen positiv entwickeln können. Ressourcen
beim Kind oder im Umfeld wirken protektiv und erhöhen die Resilienz (Widerstandskraft)
gegenüber negativen Einflüssen.

(...)

Unter präventiven Gesichtspunkten ist das Erkennen, aber auch das Wissen um die
Relativität von Belastungsfaktoren von großer Bedeutung.
Wenn die Ärztin bzw. der
Arzt sich dieser Gefahr bewusst ist, kann das Wissen über Belastungsfaktoren als
wertvolles Werkzeug sowohl in der Prävention als auch in der Früherkennung von
Gewalt gegen Kinder eingesetzt werden.

Dennoch muss auch bekannt sein, dass Gewalt gegen Kinder auch ohne erkennbare
Belastungsfaktoren bei der Täterin/dem Täter ausgeübt wird und somit alle Kinder
von Gewalt betroffen sein können.



(Leitfaden Bundesärztekammer "Gewalt gegen Kinder, 2009, S.13f)
(Hervorhebungen von mir)

Es sei hier betont, dass es hier um alle Formen von Gewalt geht, inkl. seelischer Gewalt und Vernachlässigung. Der gesamte Leitfaden bezieht sich ausdrücklich nicht nur auf körperliche oder sexuelle Gewalt.

Sicherlich stellt Alkoholmissbrauch in der Familie einen (von vielen) Gefährdungsfaktoren für (physische wie psychische) Gewalt gegen Kinder dar.

Daraus eine allgemeingültige Behauptung aufzustellen, dass Alkohliker schlechte Eltern seien, ist viel zu kurz gesprungen. Freundlich formuliert.

LG
Willo
Zuletzt geändert von WilloTse am 22. August 2014, 12:10, insgesamt 3-mal geändert.

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Re: Kinder von Alkoholabhängigen

Beitragvon WilloTse » 22. August 2014, 08:52

GoldenTulip hat geschrieben:Konfliktvermeidung ist mit eine der Ursachen für die Alkoholikerkarrieren

So wie fortwährende Retraumatisierung auch.
Und da das Wort "fortwährend" in diesem Falle wohl gerechtfertigt ist, habe ich den endgültigen Abschied von stinger dankbar zur Kenntnis genommen.
Das ist schon auch ein Forum zum Austausch auf mitfühlender Basis, kein Konflikttraining oder eine Expositionstherapie.

LG
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Re: Kinder von Alkoholabhängigen

Beitragvon WilloTse » 22. August 2014, 09:09

Oh, und bevor da jemand die nächste Stammtischparole 'draus schmiedet mit dem Hinweis darauf, dass Armut etc.pp. ja super Prädiktoren für Alkoholmissbrauch sind:

Kindliche Gewalterfahrungen korrelieren mit dem sozioökonomischen Status Quelle

Alkoholmissbrauch nicht Quelle

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Re: Kinder von Alkoholabhängigen

Beitragvon GoldenTulip » 22. August 2014, 09:36

WilloTse hat geschrieben:
GoldenTulip hat geschrieben:Konfliktvermeidung ist mit eine der Ursachen für die Alkoholikerkarrieren

So wie fortwährende Retraumatisierung auch.
Und da das Wort "fortwährend" in diesem Falle wohl gerechtfertigt ist, habe ich den endgültigen Abschied von stinger dankbar zur Kenntnis genommen.
Das ist schon auch ein Forum zum Austausch auf mitfühlender Basis, kein Konflikttraining oder eine Expositionstherapie.

LG
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Da stimme ich Dir zu, Willo. Ich finde solche Beiträge auch stressend.

LG Conny
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Re: Kinder von Alkoholabhängigen

Beitragvon DonQuixote » 23. August 2014, 16:23

Ein fettes DANKESCHÖN für Deine letzte Postings. Genau so soll das ablaufen [good]

WilloTse hat geschrieben:Kindliche Gewalterfahrungen korrelieren mit dem sozioökonomischen Status Quelle
Alkoholmissbrauch nicht Quelle

Ich habe in Deinem zweiten Link keinen Hinweis dafür gefunden, dass kindliche Gewalterfahrungen nicht mit Alkoholmissbrauch korrelieren. Der Umstand, dass das dort nicht erwähnt wird, die Untersuchung ist ja auch ganz anders angelegt, heißt ja nicht, dass es eine solche Korrelation nicht geben könnte. In diesem Beitrag hast Du indes schon gut erklärt, dass eine Korrelation nur schwer herzuleiten ist. Warum also die zweite Quelle? Oder mache ich jetzt ein Durcheinander [wacko]

Fragt DonQuixote

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Re: Kinder von Alkoholabhängigen

Beitragvon WilloTse » 23. August 2014, 18:33

DonQuixote hat geschrieben:
WilloTse hat geschrieben:Kindliche Gewalterfahrungen korrelieren mit dem sozioökonomischen Status Quelle
Alkoholmissbrauch nicht Quelle

Ich habe in Deinem zweiten Link keinen Hinweis dafür gefunden, dass kindliche Gewalterfahrungen nicht mit Alkoholmissbrauch korrelieren.


Hi DonQ,

dann habe ich das missverständlich geschrieben: das zweite Posting verlinkt einmal auf: "kindliche Gewalterfahrungen korrelieren mit dem sozioökonomischen Status (SES)" und "Alkoholkonsum korreliert damit (also dem SES) nicht". Das verbindende Element der beiden Links ist der sozioökonomische Status und ich habe das deswegen noch angehängt, damit aus dem Ärztlichen Leitfaden heraus niemand auf die Idee kommt, zu sagen: arm und dumm prügelt Kinder, arm und dumm säuft, also prügelt "säuft" auch Kinder.
Andersherum formuliert: Alkoholmissbrauch geht praktisch gleich durch sämtliche sozialen Schichtungen, kindliche Gewalterfahrung ist dagegen sehr viel stärker schichtabhängig.

LG
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Re: Kinder von Alkoholabhängigen

Beitragvon DonQuixote » 23. August 2014, 19:06

Alles klar, Willo

Jetzt habe ich es verstanden. Zu Deinem Satz: "Alkoholmissbrauch geht praktisch gleich durch sämtliche sozialen Schichtungen" gibt es in dem zweiten Link auch Aussagen, die man vielleicht schon ahnte, aber nicht so recht auszusprechen wagte. Sie bestätigen gewisse Klischees nicht, auf der anderen Seite aber wieder doch. Neugierig? Tja ich habe jetzt leider keine Zeit und muss wech [cool]

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Re: Kinder von Alkoholabhängigen

Beitragvon WilloTse » 26. August 2014, 13:13

Liebe Conny,

GoldenTulip hat geschrieben:Daraus schließe ich laienpsychologisch, dass stingers Anwurf, Alkoholiker seien schlechte Eltern, als Selbstvorwurf dem einen oder der anderen hüben wie drüben zu schaffen macht.(...)
Wenn es keinen Nerv träfe, würde man sich wohl kaum so aufregen, nich?


von hier

Ich kann Dir versichern, dass das Leben als Eltern durchzogen ist von den Befürchtungen, eben dieser Aufgabe nicht gewachsen zu sein. Völlig egal, ob der Salat der anderen Eltern beim Elternabend aufgegessen wird, während Deiner halbvoll stehen bleibt, Dein Kind auf der Schwimmbahn #3 ist, während alle Gleichaltrigen schon auf #4 sind oder ob Dein 16jähriger nach zwei übersprungenen Schulklassen im Oktober ein Universitätsstudium in Mathematik aufnimmt (ja, aber die Sozialkontakte??)
Eltern sein ist - ganz unabhängig vom Alkoholkonsum der Beteiligten - immer Scheiße. Oder immer eine Herausforderung, je nach Lesart.
Die Befürchtung, schlechte Eltern zu sein, ist quasi der Motor zu fortwährender Selbstkontrolle und -reflexion.

Wenn ich dann 'drüben lese:
bettyblue im Partnerforum hat geschrieben:Er ist trotzdem toll geworden, ein junger Mann von 15 Jahren, intelligent, sensibel, humorvoll, eigenständig, hat seine Freundschaften. Aber ich sehe ja jetzt den Unterschied, wie unser Kontakt jetzt ist, und wenn wir uns jetzt einen Blick zuwerfen, dann geht dieser Blick rein, bis hinten, und wir zwinkern uns zu, alles klar, mein Schatz! (sagen darf ich's nicht mehr, schon gar nicht wenn Leute in der Nähe sind ;-)

möchte ich 'rüberrufen: die Tatsache, dass das möglich war, zeigt doch, dass in den letzten 15 Jahren mehr richtig als falsch gelaufen ist, nicht erst seit Baclofen. Und ein paar Fehler machen alle anderen auch.

LG
Willo

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Re: Kinder von Alkoholabhängigen

Beitragvon GoldenTulip » 26. August 2014, 19:54

Lieber Willo,

egal wieviel mein Vater versäumt hat, habe ich nur selten an seiner Liebe zu mir gezweifelt. Ohne ihn wäre ich nicht die Person, die ich bin.

Conny
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Re: Kinder von Alkoholabhängigen

Beitragvon Arno » 27. August 2014, 18:54

Hallo Suse,
In der Tat, ein spannendes Thema. Ich komme erst jetzt dazu, zu antworten. Urlaubsstress. Sorry.

Kindern in der heutigen, vorbildsarmen Zeit der dekadenten Überflutung mit oberflächlichen Zerstreuungen und Lebensphilodophien fällt es ohnehin schwer, sich selbst zu finden und eine Identität zu entwickeln. Sie haben wenig Möglichkeiten, sich mit der Welt auseianderzusetzen und etwas zu gestalten oder zu verändern. Alles wird von kurzlebigen Medien- und Lifestylestandards zugemüllt, billige Fertigprodukte machen die mühevollere eigene Kreativität überflüssig. Eltern fällt es schwer, Grenzen zu setzen, eigene Prinzipien vorzuleben oder überhaupt Interesse zu wecken. Die Pubertät wird zu einem Drama für alle Beteiligten. Denke ich an diese Zeit bei meiner Tochter und ihren Sozialkontakten habe ich rückblickend schon den Eindruck, es damals leichter gehabt zu haben. Zur Liebe der Eltern und zu den Eltern gehört gegenseitiger Respekt. Das scheint immer schwieriger zu werden. [unknown]
Eltern können auf die Entwicklung ihrer Kinder immer weniger Einfluss nehmen, zu zahlreich und verfügbar sind die attraktiveren Alternativangebote. Meine Eltern hätten es in dieser Hinsicht leichter - ohne Internet, Handys und 24-Stunden TV auf zahllosen Kanälen. Dafür hätten sie als Teilnehmer des "Wirtschaftswunders" allerdings weniger Zeit, Kinder waren eben einfach dabei und liefen so mit.
Für meine Beziehung zu meiner Tochter hat sich das einfache "Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst" als gute Basis erwiesen. Ich denke, Sie fühlt sich geliebt und nimmt ihre Eltern als Orientierungshilfe an. In manchen Punkten aber auch sehr kritisch. Inzwischen ist sie erwachsen und ich kann nur hoffen, das ihre Basis stabil genug ist.
Liebe Grüße,
Arno
____________________________________________________
Edit des Admin: Mit Arnos Erlaubnis hierher kopiert. Hier ist Arnos ursprüngliches Posting

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Kinder von Alkoholabhängigen

Beitragvon gretikatz » 28. August 2014, 06:08

WilloTse hat geschrieben:@stinger: hast Du Kinder?
Es gibt Dinge, die kann man kinderlosen nicht erklären.
Das ist nicht böse gemeint, ich wüsste nur gern, ob Du Elternschaft aus eigener Erfahrung kennst.Willo


@WilloTse
Hier hat Mr. Stinger nie geantwortet, so möchte ich es an seiner Stelle der guten Ordnung halber tun (die Information habe ich aus dem Internet, die Quelle habe ich nicht notiert, müsste aber zu finden sein, falls nötig):
Deutscher, geschieden, 4 Töchter, z.Z Single

LG gretikatz

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Re: Kinder von Alkoholabhängigen

Beitragvon PeterLustig » 30. August 2014, 22:15

[hi_bye]
Das Schlimmste war für mich immer das Gefühl, den Erziehungsbedürfnissen meiner Kinder nicht gerecht werden zu können. Oder wenigstens der Glaube dies nicht zu tun. Abends, alleine mit der Kiste Bier, kamen diese miesen Gedanken auf und verursachten prombt Durst.
Als ich Ende 2011 den Entschluss zur Bac-Therapie gefasst habe lebte ich mit meiner schwangeren Partnerin und meinem "14-Tage-Wochenendsohn" zusammen. Vorwürfe über fehlende Konsequenz in der Erziehung meines Sohnes musste ich mir laufend von meiner Ex anhören und hab ihr mangels Selbstvertrauen auch noch geglaubt.

Um dieser Teufelsspirale endlich entkommen zu können habe Ich nach langer Suche dann die Foren gefunden und mich 2011 zu hause auf Entzug gesetzt. Hat ja auch prima geklappt und die Vorfälle 2013 waren gut zu verkraften. Mein Sohn wohnt nun seit einem Jahr bei mir, auf Wunsch von seiner Mutter und ihm. Also scheine ich doch etwas richtig gemacht zu haben. Seine Schwierigkeiten in der Schule schwinden seitdem dahin. Meine Kleinste entwickelt sich prächtig und fängt gerade das rechnen im Zehnerraum an, meine Älteste (21)hat mich gerade zum Opa gemacht und mein Großer (19) beginnt jetzt seine Ausbildung in meiner Firma.

Sicher gibt es eine Menge schlechter Eltern auf dieser Welt, allerdings glaube ich nicht, dass man Alkohol als Generalgrund dafür nehmen kann. Schlimmer ist das Elternsein gepaart mit andauernden Selbstzweifeln. Dadurch verliert man die Konzentration auf das Wesentliche, nämlich die Kinder und das Leben.

Ich will nicht abstreiten, dass ich durch meine Alkkarriere ( 25 Jahre lang) sehr viele Fehler gemacht und auch sicherlich viele falsche Entscheidungen getroffen habe. Letzendlich bin ich dann zu der Überzeugung gekommen, dass es keine Fehler waren, sondern Erfahrungen. Ich bereue nichts, denn sonst wäre ich heute nicht da wo ich nun bin. Mit meinen Liebsten zusammen und zufrieden.

In diesem Sinne.....

GLG. Oli [hi_bye]
"Erfolg hat, wer Regeln bricht! " (Mike Fischer)

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Re: Kinder von Alkoholabhängigen

Beitragvon gretikatz » 25. Oktober 2014, 16:43

Auszug aus Trinke ich zu viel?


Kann Alkoholismus vererbt werden?
Behrendt: Man muss zwischen der genetischen und der sogenannten sozialen Vererbung unterscheiden. Einerseits gibt es belegte familiäre Häufungen von Alkoholismus, sodass man von genetisch veranlagter Bereitschaft spricht. Dies ist aber nur ein Faktor von vielen und bedeutet nicht, dass die Kinder eines alkoholabhängigen Vaters automatisch ebenfalls Alkoholerkrankte werden. Es gibt sogar komplett entgegengesetzte Entwicklungen bei solchen Kindern, da sie die Gefahren von Alkoholismus, wie Gewalt, kennen und daher nicht oder nur selten trinken. Andererseits stellt die soziale Vererbung, also das Übernehmen von elterlichen Angewohnheiten wie täglicher Alkoholkonsum, einen weiteren Gefährdungsfaktor dar. Doch für beide Aspekte gilt, dass man in einer psychisch und sozial geordneten Umgebung weniger zu Alkoholismus neigt, als man es bei traumatischen Erfahrungen, schwierigen sozialen Verhältnissen oder Arbeitslosigkeit tut. Schon Wilhelm Busch sagte: "Wer Sorgen hat, hat auch Likör."


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