Erfahrungen und Statements eines behandelnden Arztes

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gretikatz
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Erfahrungen und Statements eines behandelnden Arztes

Beitragvon gretikatz » 23. Juli 2014, 08:46

In diesem Forum für Alkoholiker alkoholforum.de dürfen Medikamente genannt werden. Wenn man links oben neben Übersicht und Hilfe bei der Suche Baclofen eingibt, kommt man zu den Beiträgen eines Mediziners, der unter dem Pseudonym Praxx schreibt. Ich zitiere drei davon:

Zitat 1 hat geschrieben:Zu meiner Person:
Ich bin kein Alkoholiker, bin Allgemeinarzt und Psychotherapeut im Ruhrgebiet und habe mich seit über 20 Jahren mit Suchtmedizin befasst.

Alkohol ist neben der Drogensubstitution mein Thema geworden, seit es endlich ein wirklich wirksames Medikament gegen diese Sucht gibt - auch wenn viele das nicht gern hören und von chemischer Krücke und dgl reden: Baclofen!

Ich behandle seit 2010 Menschen mit der Substanz, es sind fast 50 in dieser Zeit, die Hälfte seit bis zu 3 Jahren trocken, ein Viertel ungebessert, der Rest mit deutlich verminderter Trinkmenge, Zahl an Abstürzen und Trinktagen.

Wie Ihr alle sicher wisst, erreicht die Standardtherapie nach durchschnittlich 14 Jahren etwa 10% der 1.6-1.8 Mio Abhängigen (160.000), davon beginnen 40.000 eine Entwöhnung, von denen etwa ein Drittel dauerhaft wie geheilt betrachtet werden - das sind pro Jahr ungefähr 13.000 "kurierte" Patienten!

Baclofen ist keine Wunderdroge, aber der Standardbehandlung mindestens gleichwertig - in Frankreich erhielt Baclofen eine Sonderzulassung für die Alkoholismusbehandlung, es wird dort von 10.000 Ärzten an etwa 100.000 Personen verschrieben.

Quelle ...

Zitat 2 hat geschrieben:... Baclofen ist seit über 40 Jahren in der Neurologie weltweit auch in höchsten Dosierungen im Einsatz, teilweise selbst intrathekal, also mit Injektion in die Rückenmarksflüssigkeit. Im Gegensatz zu Nalmefene (Selincro) und Naltrexon (Adepend) ist es nicht lebertoxisch und kann selbst bei fortgeschrittener Leberzirrhose ohne Bedenken auch langfristig eingesetzt werden.

Die Wirkung von Baclofen auf das Trinkverlangen wurde schon in den 1970ern beschrieben, O. Ameisen hat nur die Berichte für seinen Zweck der Alkoholismusbehandlung wieder entdeckt.

Die Nebenwirkungen, Kontraindikationen und Risiken von Baclofen sind durch den millionenfachen Einsatz in der Neurologie bestens bekannt, der Anwender ist vor Überraschungen völlig sicher. Der weitaus überwiegende Teil der Anwender beschreibt die Verträglichkeit von Baclofen als gut bis sehr gut, Abbrüche wegen unerwünschter Wirkungen sind meist Folge ungenügender Aufklärung und falscher Dosierung.

Der biochemische Wirkungsweg ist vollständig aufgeklärt und der Effekt im "funktionellen MRT" am lebenden Gehirn eindrucksvoll sichtbar gemacht. Baclofen ist in der Anwendung sicher, hat kein Abhängigkeitspotenzial und keine Toleranzentwicklung, es kann ohne Probleme mit den gebräuchlichen Psychopharmaka (Neuroleptica, Antidepressiva) und sonst notwendigen Medikamenten gegen Hypertonie, Diabetes etc. kombiniert werden.

Die LD 50, eine Messgröße aus Tierversuchen (bei dieser Dosis stirbt die Hälfte der behandelten Versuchstiere) beträgt bei Mäusen 45mg/kg, bei Ratten 78mg/kg, die therapeutisch eingesetzte Höchstdosis liegt bei ca. 4mg/kg, also maximal ein Zehntel dieser Dosis. Selbst die suizidale Einnahme von 100 Tbl zu 25mg führt nicht zum Erfolg.

Nach Einschätzung von Dr. Bernard Granger von der Organisation "AUBES" werden gegenwärtig in Frankreich mindestens 100.000 Patienten mit Baclofen behandelt, die Erfolgsquoten liegen bei 75% (Abstinenz 60%, reduzierter Konsum 15%).
Die aus Deutschland berichteten Zahlen außerhalb der Charité-Studie auf Fachkongressen (Haasen, Hamburg, Hammerla, Oberhausen, Weigel, Gießen) liegen in der gleichen Größenordnung.

Die Studie in Berlin soll von ihrem Aufbau her - also Dosissteigerung beim Beginn, Höhe und Dauer der Maximaldosis, Geschwindigkeit der Dosisreduktion zum Ende der Beobachtungszeit) möglichst viele unerwünschte Ereignisse provozieren, um die Methode in Misskredit zu bringen und nachhaltige Erfolge zu verhindern - das scheint aber nicht zu gelingen, sonst wäre schon längst ein Studienabbruch erfolgt.

Angesichts von 1.6-2.5 Mio Erkrankten und jährlich 72.000 Toten durch Alkohol (fast 200 jeden Tag!) ist diese ewige Warnerei vor dem bisher wirksamsten und sichersten Heilmittel zynisch und menschenverachtend!

Quelle ...

Zitat 3 hat geschrieben:... da an Baclofen kein Pharmamulti was verdient (deswegen wird ja seine Verwendung so angefeindet), finde ich, dass Werbung für eine Substanz, die tatsächlich hilfreich und nützlich ist, in keinster Weise ehrenrührig ist.

In Frankreich haben die erfolgreichen Anwender, die diese Wirkung am eigenen Leib erfahren haben, gegen den Widerstand von Industrie und etablierter Suchttherapie die Sonderzulassung durchsetzen können, dort gilt die Anwendung von Baclofen inzwischen als etabliertes Verfahren und wird von der Krankenkasse bezahlt!

Warum vermeiden denn wohl Ärzte außerhalb der Entwöhnungsindustrie die Behandlung der Alkoholkrankheit? Weil sie hilflos vor diesem Monster stehen, keine effektive Hilfe anbieten können außer vielleicht einer Einweisung zur Detox und den Tip "gehen Sie mal zu den AA", das alles im Wissen, dass 90% dieser Patienten ohnehin höchstens ein paar Monate brauchen, bis sie wieder trinken wie vorher - wenn nicht mehr!

Mit dem Einsatz von Baclofen schwindet diese Machtlosigkeit, plötzlich hatte ich ein Mittel in der Hand, mit dem ich Patienten tatsächlich helfen konnte, ihre Gesundheit, ihre Familien und ihre Betriebe und Arbeitsplätze zu erhalten, und zwar über Jahre... Steuerberater, Bauunternehmer, Taxiunternehmer, Hausfrauen, Lehrer, Justizangestellte...

Natürlich ist es keine bei jedem gleich wirksame Wunderdroge, bei 20% wirkt es überhaupt nicht, andere brechen wegen unerwünschter Wirkungen ab oder scheitern, weil Sie sich nur auf das Medikament verlassen und keine eigene Verantwortlichkeit einbringen (können).

Wer vielleicht seit Jahren hart kämpft, immer wieder scheitert, sich immer wieder aufrafft - der sollte wissen, dass es diese Möglichkeit der Unterstützung gibt. Baclofen hat sicher viele Nachteile, aber es ist das Beste was wir gegenwärtig haben (Renaud de Beaurepaire, Paris) oder hält jemand hier Campral, Adepend, Selincro für wirksame Hilfen gegen den Hunger nach Alkohol?

Quelle ...

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Re: Erfahrungen und Statements eines behandelnden Arztes

Beitragvon gretikatz » 24. Juli 2014, 17:12

Hallo, @betalbatim!

Danke für den Hinweis. Ich wusste nicht, dass Praxx auch in dem von Dir genannten Forum schreibt. Ich habe zwar dort ein bisschen gelesen, habe mich aber nicht angemeldet.

LG gretikatz


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