Tag 1 bis Tag 5: Erste, überwiegend positive Eindrücke

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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KingsleyZissou
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Re: Tag 1 bis Tag 5: Erste, überwiegend positive Eindrücke

Beitragvon KingsleyZissou » 29. Oktober 2013, 15:36

(Gestern hat es dann auch einmal, ganz, ganz ausnahmsweise außerhalb unserer Vereinbarung, ein gemeinsames Glas Wein gegeben. Weil es für uns gleich in mehrfacher Hinsicht ein besonderer Tag und ein besonderes Wochenende war, und auch das war schön, dass nun für einmal ohne allzuviele Ängste zusammen zelebrieren und genießen zu können. Ab heute gilt unsere Verabredung wieder, klar, aber allein die Erfahrung, dass ein Glas nicht zwingend weitere nach sich ziehen muss, scheint mir schon ein großer Schritt nach vorn. :) )

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Gartenwoelfin
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Re: Tag 1 bis Tag 5: Erste, überwiegend positive Eindrücke

Beitragvon Gartenwoelfin » 29. Oktober 2013, 18:29

Lieber Willo,

danke für die Ermutigung :)

Was Du allerdings - und ich nehme an, diese beiden Aspekte vermischen sich - ändern kannst, sind Deine Gewohnheiten, indem Du Dir Deine Motive klarmachst. Klingt kompliziert, ist es nicht.


Nö, klingt nicht kompliziert. Anstrengend, ja, aber nicht an sich kompliziert. Ich arbeite dran.

Gehst Du auf das Festival, um Dich zu betrinken? Dann lass' es besser bleiben.
Gehst Du auf das Festival, um *einsetzen MusicStyle* zu hören und hast dabei immer irgendwie Alkohol getrunken, geh weiter hin. Genieße die Musik (oder was immer das für ein Festival ist) und bestell Dir 'ne Cola.


So habe ichs ja im Prinzip gemacht. Grundsätzlich bin ich auch eigentlich noch nie irgendwo hingegangen, um mich zu betrinken.

Danke für die Links zu den anderen Threads, da werde ich dann wohl eher jeweils dort etwas zu schreiben mit etwas mehr Ruhe als heute.

Herzliche Grüße,
Maria
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Re: Tag 1 bis Tag 5: Erste, überwiegend positive Eindrücke

Beitragvon Gartenwoelfin » 3. November 2013, 18:23

Protokoll Woche V / Tag 27 bis 33:

Montag: 120 mg Baclofen und 1 Glas Wein, ein schöner Abend, siehe vorherige Beiträge.

Dienstag: 120 mg Baclofen und knapp 3 Gläser Wein. Am späteren Abend alleine zu Hause, kein SD, eher TW (oder doch? Oder bloß die fiese Gewohnheit?), jedenfalls schwererer Leichtsinn. Habe mir an dem Abend eingebildet, dass das jetzt schön wäre. Das schlechte Gewissen mir selbst gegenüber am Mittwochmorgen war dann ungleich weniger schön. Also: Nächstes Mal schlauer sein.

Mittwoch: 120 mg Baclofen und 1 Glas Wein. Bei einem beruflich bedingten Veranstaltungsbesuch mit Auto nur ein Glas Wein (bzw. in diesem Fall zwei Schorlen) zu trinken, habe ich zwar auch in der Vergangenheit geschafft, aber es ist mir schon ganz, ganz lange nicht mehr so leicht, und zwar wirklich angenehm leicht, gefallen.

Donnerstag: 120 mg Baclofen, 1 Glas Sekt. Eine Gewohnheit, die ich noch nicht ganz loslassen kann, glaube ich, aber schon sehr stark eingeschränkt habe, mich nach der Arbeit vor dem Ausgehen zu baden und schönzumachen und mir dazu ein Kaltgetränk in die Wanne mitzunehmen (was auch unter die Rubrik fällt: Finde ich prinzipiell nicht schlimm, sollte aber halt nicht jeden Tag sein, jedenfalls nicht, wenn man wie ich jeden Tag badet ;) )

Freitag: 120 mg Baclofen, knapp 5 Gläser Wein (1 Glas und knapp 4 Gläser= gut 1 Flasche, um genau zu sein, aber ich wollte ja nicht mehr in Flaschen zählen). Morgens schon frustriert, nachdem die Nacht umständehalber nicht so war, wie ich mir das vorgestellt hatte, dann noch ein Asthmaanfall (nicht schlimm, nervt bloß), zuviel nicht geschaffte Arbeit, zuviel Erledigungskrempel, zuviel blöde Anmache im Supermarkt, zuviel von allem. Und gluck, war die Flasche Wein weg, schneller, als ich zusehen konnte. Irgendwann währenddessen Schlafengehen in Erwägung gezogen, ging aber nicht, Arbeiten ging aber auch nicht mehr, dann irgendwann eine Extradosis Baclofen in Erwägung gezogen, aber verworfen. Immerhin vorgenommen, dass nach der Flasche dann wirklich Schluss ist (und dabei auch geblieben). Das Schlimme war in dem Moment dann allerdings nicht mal das Gefühl, jetzt doch mal wieder eine Flasche Wein getrunken zu haben, sondern die Befürchtung, dass das Baclofen aus irgendeinem Grund ganz plötzlich nicht mehr wirkt. Dementsprechend verängstigt und irritiert ins Bett.

Samstag: 120 mg Baclofen, kein Alkohol. Morgens festgestellt, dass ich die Tabletten verwechselt hatte am Freitag, also 25-10-10-10-10-25 statt 10-25-25-25-25-10. War kurz sauer auf mich selbst [dash] und dann irrsinnig erleichtert, dass die Erklärung für mein Durcheinandersein in diesem Fall so einfach war. Trotzdem nach dem unfreiwilligen Niedrig-Dosis-Tag dann doch aufs eigentlich vorgesehene Hochdosieren verzichtet.

Sonntag: 130 mg Baclofen, 1 Glas Wein (vermutlich, noch ist es nicht getrunken ;), im Zirkus.)

Wochenfazit also: viel Baclofen, 12 Gläser Wein, also immerhin weniger als letzte Woche. Macht im Schnitt 1,7 pro Tag. Womit ich an dieser Stelle eine neue Rechnungsmethode anfange.

Eine Frage habe ich zur NW Alpträume: Zu Beginn, als ich das erste Mal darüber geschrieben habe und in den folgenden Nächten, kamen die immer eher gegen Anfang der Nacht, inzwischen verschieben die sich zeitlich nach hinten – was, wie ich feststelle, unpraktisch ist, weil ein Wecker mich aus solchen Alpträumen ebenso wenig holt wie aus gesundem (bei mir dann extrem tiefem) Schlaf. Hat jemand von euch mit dieser zeitlichen Verschiebung Erfahrungen gemacht?

Apropos Schlafen: Zumindest Einschlaf-Weine gab es diese Woche nicht, na bitte.

Immer noch ganz toll: Nach wie vor angstfrei zu sein (außer am Freitag), wobei ich das „angstfrei“ mal dahingehend präzisieren möchte, dass ich natürlich nicht hundertprozentig von allen Befürchtungen befreit bin, das wäre ja auch nicht mehr menschlich, aber ich kann Tag für Tag besser zwischen begründeten Ängsten (=real existierende Probleme wie z.B. Auftragseinbrüche in der Selbstständigkeit, Alkoholabhängigkeit), die sich durch aktives Handeln bekämpfen lassen, und unbegründeten Ängsten (=irrational wahrgenommene Probleme) unterscheiden.

Wie geht’s weiter? Diese Woche hatte ich mir ja noch den Freibrief erteilt, das jetzt einfach mal so laufen zu lassen, einerseits, um mich nicht gleich wieder unter neuen Druck zu setzen, wo ich gerade das Gefühl genieße, so viel weniger unter Druck zu stehen, und andererseits auch, um herauszufinden, wo und wie stark die TWs sind (oder eben doch verkappte SDs? – Baclofen macht schwieriger, das zu unterscheiden, stelle ich fest). Nach anderthalb Wochen selbst ausgestelltem Freibrief bin ich außerordentlich froh, denn 12 Gläser Wein in der Woche sind zwar, klar, zuviel, aber umgekehrt so wenig, wie mir das in den vergangenen Monaten und Jahren nur unter (mitunter schwerer) Anstrengung gelungen ist (und eben nie auf die Dauer, sonst wär ich jetzt ja nicht hier). Kommende Woche und die Woche darauf haben allerdings ernährungsbedingt sowieso mal wieder Regeln zu gelten zwecks Figurrettung, also nehme ich mir für diese zwei Wochen vor, es wieder bei dem höchstens einen Glas pro Tag zu belassen. Je nachdem, wie es mir die zwei Wochen damit geht, danach vielleicht eine Richtlinie für mich selbst, die sich vage an der WHO-Richtlinie orientieren kann, mal schauen. (Mit Regeln bzgl. Alkoholkonsum bin ich, wie wahrscheinlich viele bis die meisten hier (oder auch nicht? Geht das nur mir so?), ziemlich gebranntes Kind, weil sie in der Vergangenheit immer nur für Monate, Wochen oder Tage gehalten haben. Aber jetzt wird ja alles anders, sagt jedenfalls meine Grundstimmung nach wie vor.)

Bis dahin werde ich weiterhin nach Protokoll hochdosieren und warten, ob der Ich-mag-gar-keinen-Alkohol-mehr-Klick noch kommt. Wenn ja, hab ich ja gewiss auch nichts dagegen. Bis dahin bin ich mit der aktuellen Gesamtsituation ganz glücklich, und beobachte fast belustigt kleine Verhaltensveränderungen, wie z. B., wenn ich vom Einkaufen nach Hause komme, erst alles in den Kühlschrank räume und dann über ein Glas Wein nachdenke (und es dann auch einfach lasse), statt mir erst einen Wein einzuschenken und dann überhaupt erst den Kühlschrank einzuräumen. Es ist ein bisschen, als würde der „Kampf gegen Alkohol“ sich in ein eher „freundschaftliches Sparring“ verwandeln.

Noch eins zu der Sache mit der Euphorie, auch, weil mich Kingsley darauf ansprach: Ich glaube, wenn man das vorher weiß, dass die kommt und geht, muss man sich davon nicht einwickeln lassen, oder? Vielleicht ist die an mir aber auch nur etwas spurloser vorübergezogen, weil ich die ersten Tage/die erste Woche einerseits noch körperlich so lädiert war, und andererseits aber eben diese anhaltende positive Grundstimmung weiterhin verspüre. So in etwa, dass ich mich kaum zu sagen traue, dieser Tag war jetzt aber total beschissen, weil vergleichsweise trotzdem gerade alle Tage gute Tage sind (naja, außer jetzt der beschriebene Freitag jedenfalls).

Lieber Willo, falls du hier gelegentlich wieder reinliest: Den Begriff Willo 2.0 finde ich so hübsch, dass ich den einfach mal klaue. Sagen wir also: Maria 2.0 befindet sich im Entwicklungsstadium und es geht voran. In den anderen beiden Threads, die du verlinkt hast, habe ich schon gelesen, brauche aber noch etwas Zeit, mir da ein eigenes Empfinden zu schaffen und eine eigene Meinung zu entwickeln. Später also mehr dazu.

Tschuldigung, meine Posts werden jeden Sonntag länger, fürchte ich. Für alle, die bis hierher durchgehalten haben: Wie immer freue ich mich über Kommentare, Anregungen und Kritik.

Herzliche Grüße,
Maria
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Beitragvon Aguti » 4. November 2013, 16:15

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Beitragvon Aguti » 4. November 2013, 21:03

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Re: Tag 1 bis Tag 5: Erste, überwiegend positive Eindrücke

Beitragvon Gartenwoelfin » 5. November 2013, 10:36

Lieber Thomas,

das mit den Träumen muss man vielleicht positiv sehen.

Ja, sowieso.
Man verarbeitet ja des nachts sehr viel und verarbeitet Stress. Blöd nur, wenn man sich daran erinnern kann.

Findest du? Warum denn? Ich finde es eher gut, mich erinnern zu können, erstens prinzipiell auch aus Neugier (früher habe ich aus meinen Träumen durchaus auch Inspirationen für Texte bezogen), zweitens aktuell, weil ich damit schonmal den Ursprüngen meiner Gesamtproblematik auf die Spur komme, interessanterweise träume ich nämlich tatsächlich fast ausschließlich alte Geschichten (interessant, weil es mir meine Theorie bestätigt, dass diese Ursprünge in der Kindheit/Jugend liegen und nicht in den letzten anderthalb Jahrzehnten, die ich insgesamt durchaus so gestaltet hab, wie ich das selbst gerne wollte). Da ich noch nicht weiß, ob ich eine Therapie mache oder nicht, wäre das eine Alternative für mich, selbst weiter an mir arbeiten zu können - den Sperrmüll wegbringen halt, wie es hier im Forum schonmal jemand so schön formuliert hat. (Allerdings muss ich erst wieder üben mit Schreibzeug neben dem Bett und so, dieser Tage musste ich dann doch immer so früh und schnell raus, dass das noch nicht funktioniert hat, und wenn ich nicht sofort aufschreibe, habe ich ganz schnell alles vergessen.)
Interessant ist das mit dem Kaffeekonsum. Mir hat mal jemand schlaues erzählt, dass man das Koffein als "Ersatzdroge" benutzt. Praktisch als Placebo für den Alkohol.

Das ist richtig, und du wirst viele abstinente/trockene Alkoholiker treffen, die ununterbrochen Kaffee in sich reinschütten (habe auch mal einen DJ kennengelernt, der pro Nacht dann mehrere Großflaschen Cola runtergeschüttet hat. Mit Zufriedenheit hat das aber eben wenig zu tun). Und ich hab das in meinen abstinenten Phasen durchaus auch so gehandhabt, und ganz automatisch (noch ...) mehr Kaffee getrunken, vor allem abends halt. Witzigerweise habe ich diesen Effekt jetzt, mit Baclofen, zum ersten Mal nicht, ich trink genauso viel Kaffee wie sonst (und die Unverträglichkeit, die ich zu Beginn beschrieb, hat sich glücklicherweise wieder gelegt).
Ich ärgere mich ein wenig, so spät an diesem Forum teilgenommen zu haben. Man erkennt sich doch wieder.....

Besser spät als nie [smile]

Der absolute GAU war, dass ich mir selbst einen reingehalten habe... Die Angst wurde stärker als die Vernunft.

Was war da denn der Auslöser, und wie hat sich das geäußert?
Nun kann ich aber nicht von mir verlangen, dass sich die Verhaltensmuster von Jahren in Wochen ändern. Das Baclofen hat bei mir eine schlagartige Metamorphose ausgelöst.

Nee, klar. Und ja, die erlebe ich ja eben auch gerade.

Präzisieren würde ich in Sachen direkter Zusammenhang Angstfreiheit/Konsum noch: Der allgemeine Effekt, dass die drastische Abnahme des Angstgefühls zu einem automatisch drastisch nachlassenden Konsum führt, äußert sich bei mir tatsächlich ganz konkret in der jeweiligen Situation, wenn ich was trinken möchte (Trennung SD/TW), denn mit Baclofen habe ich die Möglichkeit, dann erst (!) zu überlegen, warum ich das jetzt möchte, und ganz stur nach dem H.A.L.T. Prinzip (Hungry, Angry, Lonely, and Tired) abzuarbeiten, und siehe da: Ganz oft bin ich tatsächlich hungrig, wütend, allein oder müde. Also hilft essen, Wut woanders abreagieren, mir bei meinem Mann einen Kuss abholen oder ein Mittagsschlaf (meistens jedenfalls, mit der Wut ist es noch am schwierigsten, aber da hatte ich dieser Wochen nun auch ganz besonders schlechte Karten, besten Dank ans Finanzamt, unfähige Steuerberater, Ärzte (sic) und Automechaniker, unter anderem). Wenn das H.A.L.T.-Prinzip abgearbeitet ist, bleibt der TW übrig, gut, dann ist das eben so, und dann wird es, so lange der vielzitierte "Klick" nicht einsetzt, eben dabei bleiben, dass ich dann etwas (im Sinne von wenig, selbstredend) trinke.

Schöne Grüße,
Maria
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Beitragvon Aguti » 5. November 2013, 15:21

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Re: Tag 1 bis Tag 5: Erste, überwiegend positive Eindrücke

Beitragvon WilloTse » 6. November 2013, 10:06

Hi Maria,
Gartenwoelfin hat geschrieben: Der allgemeine Effekt, dass die drastische Abnahme des Angstgefühls zu einem automatisch drastisch nachlassenden Konsum führt, äußert sich bei mir tatsächlich ganz konkret in der jeweiligen Situation, wenn ich was trinken möchte


Darauf habe ich hier mal geantwortet: ich glaube mittlerweile, dass auch der nachlassende Konsum für die Abnahme des Angstgefühls verantwortlich ist.

LG
Willo

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Re: Tag 1 bis Tag 5: Erste, überwiegend positive Eindrücke

Beitragvon Suse » 6. November 2013, 23:15

Hallo Maria,

das klingt doch sehr gut. In meinem Fall jedoch ist jedes Glas ein Spiel mit dem Feuer. Toll, dass du nach einem Glas aufhören kannst, ich könnte das nicht. Was viele Leute von Chips sagen "Isst du einen, isst du alle" habe ich mit dem Wein. Trinke ich 1 Glas, ist die Flasche leer. Mindestens!!!
Mag ja bei jedem anders sein, so ist es bei mir. Habe im Sommer dieses Prinzip auch gelebt (1-2 Gläser pro Abend) und schwebte im Himmel, in dem Irrglauben, das Zeug jetzt im Griff zu haben und ein ganz "normaler" Trinker werden zu können - und das OBWOHL ich das schon oft probiert habe. Auch mit Baclofen, denn ich habe vor 4 Jahren meinen ersten Bac Versuch gestartet. Bin auf die Schnauze gefallen, sonst wäre ich jetzt nicht hier. Es hat damals wunderbar gewirkt, so wunderbar, dass ich leichtsinnig wurde...und irgendwann gign es wieder von vorne los. Bac wieder abgesetzt, weitergetrunken, dann nächster Versuch etc.
Eigene Blödheit, aber immer mit dem Feuer gespielt....
mein ja nur [whistle]

@ Aguti

Aguti schrieb: Vor allem diese, Streckenweise, sinnlosen Diskussionen in diesem Forum.


Sinnlos ist kein gutes Wort, wenn Menschen diskutieren, den diese Menschen werden ihre Gründe haben. Ich bin ebenfalls manchmal geschockt, weil ich immer denke, wir müssten doch andere Sorgen haben, als dass man gerade hier SO miteinander umgeht. Wie naiv von mir. Nur weil wir Alkis sind, heißt das doch nicht, dass man sich nicht über irgendetwas streiten darf! Irgendwo schrieb ich schon: Wo viele Menschen aufeinander treffen, gibt es immer Meinungsverschiedenheiten, Diskussionen und Streit, selbst in Kirchengemeinden.

beste Grüße, Suse
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

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Re: Tag 1 bis Tag 5: Erste, überwiegend positive Eindrücke

Beitragvon KingsleyZissou » 7. November 2013, 11:19

Desperatio hat geschrieben:... selbst in Kirchengemeinden.


Insbesondere in Kirchengemeinden. [biggrin]

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Beitragvon Aguti » 8. November 2013, 11:43

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Re: Tag 1 bis Tag 5: Erste, überwiegend positive Eindrücke

Beitragvon Gartenwoelfin » 8. November 2013, 13:48

Zwischenbericht, heute Forum als Tagebuch.

Gestern nach einer bislang Ansonsten-Sehr-Okay-Woche fünf Gläser Wein, in Zahlen: 1l. Und klar, ich ärger mich. Maßlos sogar. Aber ich hatte mir ja vorgenommen, mich im Fall der Fälle nicht zu zerfleischen, wie ich Oriana gestern noch so weise riet. *Ironie off* Also stattdessen die Frage: Warum?

Ausgangslage: Ein Tag mit Müdigkeit und etwas Trödeln und viel Arbeit, nichts Besonderes also. Ich erwähnte, glaube ich, bereits, dass ich gerade einerseits ein arges Problem mit dem Finanzamt habe – teilweise selbst verschuldet, klar – und andererseits Ende September ein Drittel meines Einkommens verloren habe (was bei weitem nicht heißt, dass ich hungern müsste, aber eben umstrukturieren). Nun haben sich gestern Abend zwei gute Nachrichten materialisiert, erstens ein neuer Kunde und zweitens ein Kredit, mit dem ich aus der FA-Kiste erst mal raus sein werde.

1) Baclofen hilft nur dann, wenn man nicht trinken will, ist eben kein Ersatz für Willenskraft. Gestern wollte ich aber trinken, ganz eindeutig. Geholfen hat das Baclofen insofern trotzdem, als es immerhin bei der einen Flasche geblieben ist. (Sozusagen als Gegenmodell zu dem „bösen“ Tag letzte Woche, wo zwar die Willenskraft da war, aber das Baclofen leider nicht.)
2) Warum wollte ich trinken? Da habe ich, glaube ich, dem wenig hinzuzufügen, was meine Mitbewohnerin gestern Abend ebenso spontan wie augenscheinlich treffend feststellte: Ich wollte mich bestrafen, weil es mir gutgeht, wenn endlich mal was klappt. Was mache ich also in Zukunft mit guten Nachrichten, die mich 1) vor ein Problem stellen, weil sie noch nicht endgültig sind – in etwa so wie letztes Jahr zum Beispiel, zwei Teile einer dreiteiligen Prüfung bestanden zu haben, oder in diesem Fall, eine Kreditzusage zwar zu haben, aber zu wissen, dass es mit dem physikalisch anwesenden Geld dann noch eine Woche dauert? Und die mich 2) vor das absurde Problem stellen, dass, wenn irgendetwas irgendwie zu gut ist, um wahr zu sein, ich darauf wider besseres Wissen und Wollen mit Ablehnung reagiere, so wie in den letzten Monaten bis vor kurzem auf die Tatsache, dass ich vielleicht zum ersten Mal eine „funktionierende“ Liebesbeziehung habe (verzeih bitte den profanen Ausdruck, KingsleyZissou, ich kann's gerade nicht besser fassen), und nun auf die Tatsache, dass mein Berufsleben, wenn auch eher zwangsweise aufgrund der Katastrophenkombination der letzten Wochen, endlich wieder geregelte Bahnen finden kann (beim Finanzamt entlastet, insgesamt weniger Wochenstunden, trotzdem gutes Einkommen, also ziemlich nah an meiner Idealvorstellung von Arbeitsleben). „Eigentlich“ geht’s mir also jetzt so gut wie lange nicht mehr, vor allem, wenn ich noch dazu rechne, dass auch mein Alkoholproblem langsam in Richtung Lösbarkeit tendiert – ich bin „eigentlich“ also gerade dabei, an den drei wichtigsten Fronten, Liebe & Beruf & Gesundheit, haushoch gewinnen zu können. Also: Warum mache ich das dann nicht auch einfach?

Ergänzend vielleicht noch dies: Ich hatte gestern hochdosiert, aber falsch – die Einzeldosen zu erhöhen, geht für mich nicht mehr, da sind mir die NW wirklich zu stark, und die Halbwertszeit wird davon nicht länger, sondern ihre Kürze (unangenehm) deutlich fühlbarer. Also seit/ab heute mehr Einzeldosen.

Wer sich bis hierhin durch meinen aktuellen Seelen-Sperrmüll durchgewühlt hat: Ich freu mich auf Denkanstöße.

Geknickt, aber nach-vorne-guckend:
Maria
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Re: Tag 1 bis Tag 5: Erste, überwiegend positive Eindrücke

Beitragvon Suse » 8. November 2013, 22:02

Hi Maria,

Warum wollte ich trinken? Da habe ich, glaube ich, dem wenig hinzuzufügen, was meine Mitbewohnerin gestern Abend ebenso spontan wie augenscheinlich treffend feststellte: Ich wollte mich bestrafen, weil es mir gutgeht, wenn endlich mal was klappt.


Mag sein, dass das stimmt. Meine Meinung aber ist, wenn wir trinken wollen, findet sich immer ein Grund. Stress im Job, Stress in der Beziehung, mit den Kindern, der blöde Spruch der Freundin, die kranke Mutter, der hüftoperierte Mann, der blöde Nachbar mit seiner Kettensäge, das Wetter, natürlich auch Angst vor großen scheinbar unüberwindlichen Aufgaben, oftmals reine Langeweile, Hunger, Müdigkeit, keine Müdigkeit und sich-müde-machen-wollen oder auch, dass man grad so glücklich ist...

Bei mir ist es so. Gründe finden sich immer - wenn man sie finden will,

meine ich. Herzlichen Gruß und weiter nach vorn, Suse
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Re: Tag 1 bis Tag 5: Erste, überwiegend positive Eindrücke

Beitragvon Gartenwoelfin » 8. November 2013, 22:15

Liebe Suse,

Desperatio hat geschrieben:Gründe finden sich immer - wenn man sie finden will,

Da hast Du ebenso zweifellos wie bedauerlicherweise Recht. Aber: Ich hoff ja immer noch, dass es dies Mal mit einer Therapie klappt, denn daran, herauszufinden, warum ich in bestimmten Momenten trinken möchte, muss und möchte ich zwingend arbeiten. Ich hätte ja auch ins Kino gehen können oder fünf Mal um den Block rennen oder oder oder, hab ich aber eben nicht gemacht. [mad]
Desperatio hat geschrieben:weiter nach vorn

Sowieso. Denn in den letzten gut fünf Wochen hat das mit H.A.L.T. Prinzip (auf Baclofen-Basis als Nährboden sozusagen) gut funktioniert, nun hat es einen Abend nicht funktioniert - wie gesagt, ich zerfleisch mich deswegen jetzt nicht, das bringt nichts. - Und wenn es bei anderen gerade gut läuft, macht mir das natürlich auch Mut. [hi_bye]

Maria
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Salami

Beitragvon Loki » 9. November 2013, 16:22

Gartenwoelfin hat geschrieben:Apropos Salami: Kennt jemand von euch das Gefühl, dass die Geschmacksnerven/-empfindungen sich verändern? Ist das eine bekannte NW? Klingt jetzt vielleicht albern, aber in den letzten zwei Tagen haben mir plötzlich Sachen nicht mehr geschmeckt, die eigentlich hätten schmecken müssen. Das verunsichert mich etwas …


Hallöchen. [hi_bye]
Ja, kenne ich. Habe es aber erst jetzt beim Lesen Deines Textes bemerkt.
Ich mache mir gern Toastbrot mit Salami und Käse bedeckt und lasse das backen.
Eigentlich hat mir das immer gut geschmeckt, doch seit einiger Zeit ist es i-wie gewöhnlich. Kein Geschmack mehr. Lau!
Und ich kann nicht mal »seit einiger Zeit« genau benennen. Das passierte irgendwann vor ein paar Wochen.
Heutzutage ist es ziemlich hart, ein Irrer im mittleren Alter zu sein.
(John Katzenbach)

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Woche VI

Beitragvon Gartenwoelfin » 10. November 2013, 19:58

Lieber Loki,

Loki hat geschrieben:Ich mache mir gern Toastbrot mit Salami und Käse bedeckt und lasse das backen. Eigentlich hat mir das immer gut geschmeckt, doch seit einiger Zeit ist es i-wie gewöhnlich. Kein Geschmack mehr. Lau!
Und ich kann nicht mal »seit einiger Zeit« genau benennen. Das passierte irgendwann vor ein paar Wochen.


Jetzt habe ich dazu auch noch ein HNO-Medikament, was offenbar die Geschmacksnerven verändert - herzlichen Glückwunsch, jetzt schmeckt mir nicht mal mehr Mozzarella [mad]

Liebe Alle,

püh, diese Woche habe ich nun nicht gerade eine Glanzleistung hingelegt.

Montag: 130 g Baclofen, 1 Glas Lillet zum Mittagessen mit einem guten Freund. Eigentlich hatte ich vorgehabt, Kaffee zu trinken, obwohl besagter Freund um die Uhrzeit immer schon mal ein, zwei Gläser Wein trinkt (steht aber auch früh auf und fährt nicht Auto). Hab mich schlicht von der Begeisterung verführen lassen, dass es Lillet überhaupt in Deutschland in einem Café zu trinken gibt. Also: Hätte nicht sein müssen, war aber okay. (Und nein, ich hätte keinen zweiten gewollt.)

Dienstag: 140 g Baclofen, 1 Glas Wein zum selbst gekochten Essen (auch das neu: ein Glas zum Essen reicht völlig, weder beim Kochen noch nach dem Essen getrunken).

Mittwoch: 160 g Baclofen, kein Alkohol. Mit meinem Liebsten auf einem ganz wunderbaren Konzert, das uns beiden (glaube ich, jedenfalls) sehr viel bedeutet hat. Stelle fest, dass ich (ganz, ganz, ganz) langsam lerne, dass ich mich auch ohne Alkohol entspannen kann (nicht als theoretische Erkenntnis, sondern praktisch gefühlt), denn (auch und gerade (!)) an den abstinenten Abenden und an den Abenden mit ganz wenig Alkohol bin ich langsamer, aber irgendwann dann doch entspannt, locker, kommunikativ.

Donnerstag: 160 mg Baclofen, 5 Gläser Wein, danach hätte ich normal locker noch 5 geschafft, wollte aber nicht mehr. Letzteres schreibe ich ausschließlich der Wirkung des Baclofens zu. Siehe voriger Beitrag zum Thema, wie es dazu kam.

Freitag: 170 mg Baclofen, 2 Gläser Wein (eins zur Pause, eins zum Feierabend).

Samstag: 170 mg Baclofen, 4 Gläser Wein, weil der Feierabend viel zu lange nicht in Sicht war. Also auch wieder: Kein SD, das Baclofen tut seine treuen Dienste. Aber wenn ich nicht will, hilft kein Medikament der Welt.

Sonntag=heute: 185 mg Baclofen, 2 Gläser Wein, ich hab mich gefangen und fahre gleich zu meinem Liebsten (=alkoholfreie Zone.)

Bis jetzt interpretiere ich weder den Freitag noch gestern als ernsthaften Rückfall, aber schon als Ermahnung, jetzt ernstlich aufzupassen. Denn: Ja, ich habe schreckliche Angst vor einem "ernstlichen" Rückfall, nicht vor mehreren Gläsern Wein an einem Abend, aber davor, wieder tagelang nichts anderes machen zu können, als weiterzutrinken, um die jeweils folgenden Tage durchzustehen. Andererseits, ganz so wie gewollt klappt dann halt doch immer nix, ursprünglich habe ich extra meine Verabredung für heute abgesagt, um mit meinem Liebsten frühstücken und dann den Rest des Nötigen in Ruhe erledigen zu können, aber das hat dann natürlich doch wieder trotzdem alles nicht so funktioniert, im Ende habe ich weder mit KingsleyZissou gefrühstückt noch die Verabredung geschafft noch wirklich so viel Arbeit erledigt, wie ich ursprünglich vorhatte.

Mir ist bewusst, @Suse, dass ich gerade eine wahrscheinlich gefährliche Gratwanderung mache, aber ich kann nicht anders – denn auf eine Art fühle ich mich trotz der gerade im Moment besonders hohen Alltagsbelastungen und trotz der Selbsttherapie (denn das bleibt dieses Experiment ja, verschreibender Arzt hin oder her, bis ich auch einen Psychotherapie-Platz gefunden habe) voller Kraft und Energie und Tatendrang und Umsetzungsfähigkeit. Und auch trotz der Unebenheiten dieser Woche.

Was die Dosierung betrifft, denke ich nicht, dass es zu diesem Zeitpunkt noch hilft, weiter hochzudosieren. Was jetzt übrig bleibt, ist kein körperlicher Effekt mehr, den man mit einem Medikament beheben könnte, sondern nur das Wollen – sprich: Jetzt geht’s an die Gewohnheiten, also ans Eingemachte. (Ein Teil von mir fragt sich natürlich auch, ob und wann ich das Baclofen jemals wieder werde absetzen können, aber das Problem verschiebe ich erst mal auf ganz, ganz viel später.)

((Abgesehen davon sind die NW (Kurzzeitgedächtnis, Unterleib, Sehstörungen und nicht zuletzt: Stimmungsschwankungen – es wird nicht einfacher, dem eigenen Umfeld zu vermitteln, dass es einem „eigentlich“ besser geht, wenn man sich genau gegenteilig benimmt – eben gerade habe ich vergessen, dass mein Mann Besuch zum Abendessen hat ...) mittlerweile so heftig, dass schon deswegen weiteres Hochdosieren für meinen 60-kg-Körper nicht mehr in Frage kommt.))

Denn: Baclofen kann einen in der Tat „nur“ bei dem unterstützen, was man selbst will. Ich kann mir vorstellen, dass der Wirkstoff auch gegen Nikotinsucht und gegen Essstörungen wirkt, wenn man jeweils ein Problem damit hat. Sehr gut sogar. Aber wenn ich nicht aufhören will zu rauchen, rauche ich mit Baclofen nicht weniger, und als Diätmittel für Nicht-Essgestörte ist es nun schon überhaupt gar nicht geeignet.

Problem also: Ich bin der Meinung, das eigene Wollen kann man nicht beeinflussen, und ich will jetzt bis auf weiteres erst mal nur das machen, was ich will – klingt doof, ich weiß, eigentlich sollte ich mich jetzt vielleicht erst recht am Riemen reißen und der Abstinenz-Doktrin folgen? Aber ich sagte, glaube ich schon, dass ich es gerade sehr genieße, eben mal NICHT irgendetwas zu müssen. Und „nur“ soundsoviel Gläser Wein pro Woche aus einigermaßem freien Antrieb entsprechen in etwa einer Menge, die sonst nur unter äußerster Anstrengung zu bewältigen war, in den letzten Monaten und Jahren jedenfalls (in etwa achtundzwanzig Gläser pro Woche, ehrlich gerechnet, so im Schnitt zuletzt). Darf es mir damit jetzt nicht einfach mal gutgehen? Und darf ich mich jetzt nicht einfach mal überraschen lassen, wie es mir jetzt weiterhin gehen wird?

Wie, um Willos These zu bestätigen, der ich grundsätzlich ja eh auch anhänge: Nachts kamen dann, jeweils nach Donnerstag und nach gestern, plötzlich wieder die Angstzustände. Aber auch, wenn ich dann nicht hätte weitertrinken wollen (Flasche blieb jeweils im Kühlschrank, ohne weitere Anstrengung), wusste ich tatsächlich gerade nicht, was ich dagegen machen sollte, bin aber irgendwann einfach eingeschlafen.

Für mich persönlich habe ich das Henne-Ei-Problem gelöst – es war definitiv erst die Angst da und dann der Alkohol –, nun heißt es aber trotzdem und erst recht, das Ei nicht zu unterschätzen. Jetzt geht es also ans Eingemachte gleich endgültig ans Gewohnheiten-Verändern, ab Dienstag nun tatsächlich die bereits für die vergangene Woche geplante Diät in Angriff zu nehmen und mich im Rahmen dessen auch einfach mal grundsätzlich damit zu beschäftigen, was (Alkohol, Zucker, Fette, Koffein in jeweils zu hohen Mengen) ich wann (zum Aufwachen, zum Wachbleiben, zum Müdewerden, zum Schlafengehen) ich warum (hier wird’s spannend, für mich jedenfalls) zu mir nehme. Hier werde ich weiterhin sonntags posten, wenn ich noch erwünscht bin, obwohl Alkohol jetzt erstmal nicht mehr mein Hauptproblem ist.

Wie immer freue ich mich über Anregungen, Denkanstöße und Kritik.
Zuletzt geändert von Gartenwoelfin am 10. November 2013, 20:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Tag 1 bis Tag 5: Erste, überwiegend positive Eindrücke

Beitragvon Gartenwoelfin » 10. November 2013, 20:01

Edith sagt: Innerhalb von acht Tagen von 130 mg auf 185 mg hochzudosieren, war dann vielleicht doch auch einfach einen Tick zu schnell.
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Re: Tag 1 bis Tag 5: Erste, überwiegend positive Eindrücke

Beitragvon Suse » 10. November 2013, 22:55

Hi Maria,

Gartenwoelfin schrieb: Mir ist bewusst, @Suse, dass ich gerade eine wahrscheinlich gefährliche Gratwanderung mache, aber ich kann nicht anders – denn auf eine Art fühle ich mich trotz der gerade im Moment besonders hohen Alltagsbelastungen und trotz der Selbsttherapie (denn das bleibt dieses Experiment ja, verschreibender Arzt hin oder her, bis ich auch einen Psychotherapie-Platz gefunden habe) voller Kraft und Energie und Tatendrang und Umsetzungsfähigkeit. Und auch trotz der Unebenheiten dieser Woche.


Das sollte auch nicht von oben herab klingen, genau diese Phase hatte ich ja diesen Sommer auch! Solange es möglich ist, weniger zu trinken, fühlt man sich schon wohl und sehr motiviert für alles. Ein Riesenfortschritt. Doch sank bei mir dadurch die Motivation, mit dem Alkohol aufhören zu wollen, denn "es geht doch auch so so gut".

Ich weiß nicht genau wann und warum, aber plötzlich war ich für Wochen wieder völlig neben der Spur, ohne Kontrolle, fast schlimmer als vorher. Vielleicht droht dir diese Gefahr nicht, jeder ist anders, aber so ist es bei mir gelaufen. Ich führe seit dem 22.6. ein solches "Tagebuch", wo ich alles aufschreibe, jeden Tropfen Alkohol, Essen, Bac Dosierung, Gewicht (war ja klar [twiddle] ), Ergänzungsmittel (B Vitamine etc) sowie mein jeweiliges Befinden etc. Vom 14.10 bis zum 3.11. habe ich gar nichts eingetragen.......

Heißt ja nicht, dass es dir so gehen muss, die Gefahr jedoch ist mE immer da.

Dir alles Gute, lG Suse
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

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Re: Tag 1 bis Tag 5: Erste, überwiegend positive Eindrücke

Beitragvon Donny45 » 12. November 2013, 16:44

Ist wirklich ein sehr informativer und wertvoller Erfahrungsbericht! Danke fürs teilen...

Wünsche dir von ganzem Herzen eine gute Zeit mit anhaltendem Tatendrang. Auf das sich der Versuch lohnt und positiv anhält!

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Re: Woche VI

Beitragvon KingsleyZissou » 14. November 2013, 14:26

Liebe Alle,

zuletzt war ich zeitweise eher verstummt, weil mich einige unangenehme Ereignisse in "meinem" Thread dann doch reichlich genervt haben. Nachdem Maria mich aber explizit darum bat, dann doch regelmäßig jedenfalls knapp Stellung zu nehmen zu ihren "Wochenberichten", sei das dann hiermit zum Posting vom letzten Sonntag in aller Kürze nachgeholt. Das Eine oder Andere (das Wesentliche, nehme ich an) hatte ich auch bereits im direkten Gespräch geäußert, aber hier dann nochmal halbwegs strukturiert und als weitere Gesprächsgrundlage ausformuliert.

Gartenwoelfin hat geschrieben:Liebe Alle,

püh, diese Woche habe ich nun nicht gerade eine Glanzleistung hingelegt.


Nun, für die zweite Hälfte der Woche gilt das sicherlich. Aber vergiss darüber auch nicht (ich vergesse es nicht), dass die ersten drei Tage, so wie der bei weitem überwiegende Teil der letzten Wochen, doch super waren. Darauf darfst Du dann auch stolz sein, und ich stolz auf Dich sein.

Gartenwoelfin hat geschrieben:Donnerstag: 160 mg Baclofen, 5 Gläser Wein, danach hätte ich normal locker noch 5 geschafft, wollte aber nicht mehr. Letzteres schreibe ich ausschließlich der Wirkung des Baclofens zu. Siehe voriger Beitrag zum Thema, wie es dazu kam.

Freitag: 170 mg Baclofen, 2 Gläser Wein (eins zur Pause, eins zum Feierabend).

Samstag: 170 mg Baclofen, 4 Gläser Wein, weil der Feierabend viel zu lange nicht in Sicht war. Also auch wieder: Kein SD, das Baclofen tut seine treuen Dienste. Aber wenn ich nicht will, hilft kein Medikament der Welt.

Sonntag=heute: 185 mg Baclofen, 2 Gläser Wein, ich hab mich gefangen und fahre gleich zu meinem Liebsten (=alkoholfreie Zone.)


Das empfinde ich in der Tat als nicht so glänzend (mehr noch, weil es dann ja am Sonntag 3 Gläser wurden, weil Du die "alkoholfreie Zone" aufgebrochen hast, während ich kurz abwesend war = nein, keine große Sache jetzt, habe ich ja auch an dem Abend nicht daraus gemacht, aber handhabe das künftig bitte anders), und es hat mich zugegeben durchaus beunruhigt - weil sich eben, zwangsläufig, nehme ich an, der Eindruck aufdrängt, dass sich ein "Mehr" allmählich und hartnäckig wieder einschleicht. Ich würde mir wünschen, dass Du Dich dieser Gefahr noch mehr als jüngst entgegen stellst - Suse hat in ihrer Antwort auf Deinen Bericht ganz gut auf den Punkt gebracht, wovor ich mich zur Zeit am meisten fürchte:

Desperatio hat geschrieben:Das sollte auch nicht von oben herab klingen, genau diese Phase hatte ich ja diesen Sommer auch! Solange es möglich ist, weniger zu trinken, fühlt man sich schon wohl und sehr motiviert für alles. Ein Riesenfortschritt. Doch sank bei mir dadurch die Motivation, mit dem Alkohol aufhören zu wollen, denn "es geht doch auch so so gut".


Sieh das nicht als Unterstellung oder dergleichen an, ich gehe schon davon aus, dass Du das in Deinem Nachdenken und Vorgehen in irgendeiner Form reflektierst, aber ich meinte zuletzt durchaus Warnzeichen wahrzunehmen, dass ebendieses Denken sich einschleichen könnte, und das wäre dann wirklich besagtes "Spiel mit dem Feuer" und ich würde mir wünschen, die Verbrennungsgefahr da jedenfalls so weit einzuschränken, wie es irgend möglich ist.

Bei mir schrillen zum Beispiel alle Alarmglocken bei einem Satz wie diesem:

Gartenwoelfin hat geschrieben:Hier werde ich weiterhin sonntags posten, wenn ich noch erwünscht bin, obwohl Alkohol jetzt erstmal nicht mehr mein Hauptproblem ist.


Das finde ich, so formuliert, ziemlich über das Ziel hinausgeschossen. Niemand freut sich mehr als ich darüber, dass es Dir zuletzt so gut ging, dass Du mitunter sichtlich aufgeblüht bist, und niemand hofft mehr als ich, dass es so weitergeht und eher besser als schlechter wird. Aber: nach 6 Wochen moderatem Trinken dank Bac ist ein Alkoholproblem doch nicht gelöst, und es dann im Kopf als zweitrangig zurückzustellen - eben nach dem Motto: "es geht doch auch so", finde ich schlichtweg sehr, sehr gefährlich. Aber das siehst Du ja andererseits auch:

Gartenwoelfin hat geschrieben:Bis jetzt interpretiere ich weder den Freitag noch gestern als ernsthaften Rückfall, aber schon als Ermahnung, jetzt ernstlich aufzupassen.


Ja. Bitte.

Gartenwoelfin hat geschrieben:Problem also: Ich bin der Meinung, das eigene Wollen kann man nicht beeinflussen, und ich will jetzt bis auf weiteres erst mal nur das machen, was ich will – klingt doof, ich weiß, eigentlich sollte ich mich jetzt vielleicht erst recht am Riemen reißen und der Abstinenz-Doktrin folgen? Aber ich sagte, glaube ich schon, dass ich es gerade sehr genieße, eben mal NICHT irgendetwas zu müssen. Und „nur“ soundsoviel Gläser Wein pro Woche aus einigermaßem freien Antrieb entsprechen in etwa einer Menge, die sonst nur unter äußerster Anstrengung zu bewältigen war, in den letzten Monaten und Jahren jedenfalls (in etwa achtundzwanzig Gläser pro Woche, ehrlich gerechnet, so im Schnitt zuletzt). Darf es mir damit jetzt nicht einfach mal gutgehen? Und darf ich mich jetzt nicht einfach mal überraschen lassen, wie es mir jetzt weiterhin gehen wird?


Da haben wir erstmal grundlegend eine unterschiedliche Ausgangsposition, weil ich den ersten Satz für nicht zutreffend halte. Aber das führt hier zu weit und ist eine komplexe (philosophische) Frage, über die wir schon mehrfach diskutiert haben. Ich freue mich, dass es Dir gut geht, und trotzdem finde ich, dass man jetzt nicht unbedingt sehenden Auges jeder Überraschung - es gibt ja nun nicht nur positive, sondern auch sehr böse Überraschungen - ins Messer laufen muss. Dass es eben nun dann doch zuletzt wieder eher die Regel als die Ausnahme werden wollte, dass es plusminus eine Flasche pro Tag wurde (da wir uns diese Woche bis heute noch kaum gesehen haben, kann ich noch nicht beurteilen, inwieweit sich dies fortgesetzt hat), kann ich eben nicht anders denn als alarmierend empfinden, und ich will Dich damit, dass ich diese Wahrnehmung äußere, nun gerade nicht absichtlich zusätzlich unter Druck setzen - aber ich kann dann doch auch nicht anders als sie auszudrücken, freimachen davon kann ich mich nicht.

Und dann kommt in der Tat noch etwas hinzu, das vielleicht unter NW einzuordnen ist, aber meine Wahrnehmung dann eben doch auch entscheidend prägt: zum jetzigen Zeitpunkt, vielleicht befeuert von Hochdosierung, Stress, Schlafmangel, Ernährungsumstellung, wasauchimmer, scheint das Bac die Wirkung des dann doch konsumierten Alkohols eher deutlich zu verstärken. Wenn wir uns am Wochenende nach den zwei, drei, vier Gläsern, die Du auflistest, getroffen haben, hast Du nach außen einen mitunter deutlich angetrunkenen Eindruck gemacht - was ja einerseits gut ist, weil der Körper sich offenkundig umstellt und nicht mehr ungeheure Mengen benötigt, um sich überhaupt etwas anmerken zu lassen. So weit, so gut. Wenn aber andererseits nun der Effekt ist, dass zwei Gläser schon reichen, um Dich anzuknocken, dann ist für mich der Schluss erstmal naheliegend, dass das dann - angesichts der starken Wirkung - auch schon zuviel ist. Denn für mich ist es ja schon so, dass ich mir in Dir ein Gegenüber wünsche, das sich ganz auf Augenhöhe befindet, das wach, präsent und einfach ganz bei mir ist. Wenn das nicht der Fall ist und die Symptome des Angetrunkenseins sehr stark spürbar sind, ist es ja dann in gewisser Hinsicht nicht ganz vorrangig, ob die nun durch zwei Gläser Wein oder zwei Flaschen Schnaps eingetreten sind. Nicht falsch verstehen, mir ist Ersteres, wie wohl jedem hier, deutlich lieber, aber ich hoffe sehr darauf, dass das dann auch eine Durchgangsstation ist und ich, wie in den Wochen zuvor, wieder mehr spüre, dass Du ganz anwesend bist, wenn wir zusammen sind.

So, das mit dem Kurzfassen war ein vergebliches Vorhaben, hätte ich mir wohl auch gleich denken können. Aber nun gut, ich bin hiermit wieder in diese Diskussion eingestiegen, und das war, wie gesagt, Marias dezidierter Wunsch.

Auch ich freue mich über Kommentare, Perspektiven - vor allem vielleicht auch Erfahrungen aus vergleichbaren Situationen?

Herzlichst,
Jochen


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