Neue Doktorarbeit aus Frankreich

Neues aus der Forschung, Fachartikel und sonstige Publikationen in den Medien.
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DonQuixote
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Neue Doktorarbeit aus Frankreich

Beitragvon DonQuixote » 14. Oktober 2013, 15:01

Hallo erst mal

In Frankreich ist an der medizinischen Fakultät der Universität Descartes, Paris, soeben eine neue Doktorarbeit von Lea LEGAY HOANG zum Thema „Baclofen gegen Alkoholsucht“ veröffentlicht worden. Das französische Original ist hier erhältlich. Es handelt sich um eine Langzeitbeobachtung von 146 Patienten über einen Zeitraum von einem Jahr. 30 von ihnen wurden im Laufe der Untersuchung „aus den Augen verloren“, so dass am Ende die Daten von 116 Patienten ausgewertet werden konnten.

Die Resultate sind, soweit ich das auf den ersten Blick übersehe, fast deckungsgleich positiv wie die bisherigen Reihenuntersuchungen, z.B. die, oder die, oder die, und die.

Vertiefte Analyse und Übersetzung der wichtigsten Abschnitte erfolgen dann später.

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Re: Neue Doktorarbeit aus Frankreich

Beitragvon DonQuixote » 14. Oktober 2013, 16:34

Soderle,

Und Danke für den Zuspruch, @Chinaski. Ich fange mal mit der ersten Seite der Doktorarbeit an. Die Jury-Mitglieder sind:

  • Monsieur le Professeur P. Jaury als Präsident und « Directeur de Thèse ». Ich nehme mal ganz laienhaft an, dass mit « Directeur de Thèse » der « Doktorvater » gemeint ist.
  • Monsieur le Professeur B. Granger
  • Monsieur le Docteur L. Rigal
  • Monsieur le Docteur F. Chhuy
Die ersten Drei der genannten Personen sollten uns gut bekannt sein, nämlich als Studienleiter der Klinischen Studie „BACLOVILLE“ der Zweite als Studienleiter der Klinischen Studie „ALPADIR“ und der Dritte als Hauptautor dieses Fachartikels, in der renommierten Fachzeitschrift „Alcohol And Alcoholism, welcher auf der Doktorarbeit von Constance ALEXANDRE DUBROEUCQ beruht. Über das vierte Jury-Mitglied, Dr. F. Chhuy, kann ich im Moment nichts sagen, vielleicht findet Ihr ja mehr Infos dazu.

Wenn ich „Wissenschaft“ richtig verstehe, sollte diese möglichst breit abgestützt sein. Eine breite Abstützung sehe ich aber angesichts der bisher wenigen involvierten Personen (Wissenschaftler) noch nicht. Vielleicht liegt im Moment nicht mehr drin, und wir müssen uns noch auf diese wenigen Vorkämpfer verlassen.

Schade, meint DonQuixote

P.S. Weitere Infos folgen. Die Resultate sind wie gesagt unverändert sehr positiv. Ich möchte mir aber auch mal die „Kohorte“, d.h. den Patientenstamm anschauen, da gab es in den vergangenen Reihenuntersuchungen nämlich manchmal unschöne Überschneidungen.

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pragha
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Re: Neue Doktorarbeit aus Frankreich

Beitragvon pragha » 15. Oktober 2013, 20:47

Hallo DonQuixote,
es gibt mittlerweile ja doch eine ganze Reihe von positiven Studien aus Frankreich.Leider steht in diesen Studien nicht so sehr die Abstinenz im Vordergrund, die in Deutschland das Maß für Erfolg ist. Da fehlt mir so eine griffige Zahl wie
x % abstinent nach einem oder zwei Jahren. Oder habe ich bisher zu oberflächlich gelesen.
in dem Zusammenhang sind die 20-25% "Verlorene" natürlich wesentlich, da sie die Erfolgquote erheblich beeinflussen je nachdem ob man die mitzählt oder unter den Tisch fallen lässt.
Pragha

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DonQuixote
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Re: Neue Doktorarbeit aus Frankreich

Beitragvon DonQuixote » 17. Oktober 2013, 00:01

Hola

Langsam und mühsam ernährt sich das deutsche „Baclofen-Hörnchen“. Hier schon mal das übersetzte Inhaltsverzeichnis:

Inhaltsverzeichnis der neuen Doktorarbeit aus Frankreich hat geschrieben:
A: Einführung. (Seite 9 )

B: Die Alkoholabhängigkeit. (Seite 10 )

  • 1. Definitionen und Klassifizierungen. (Seite 10 )
    • 1.1. Definition der Abhängigkeit. (Seite 10 )
    • 1.2. Definition der Alkoholabhängigkeit. (Seite 11 )
    • 1.3. Klassifizierung der Alkoholabhängigkeit. (Seite 13 )
  • 2. Der Begriff „Craving“. (Seite 14)
  • 3. Neurobiologie des Alkoholismus. (Seite 15)
    • 3.1. Das Belohnungssystem. (Seite 15)
    • 3.2. Die Neurotransmitter. (Seite 16)
C: Therapeutische Behandlung der Alkoholabhängigkeit. (Seite 17)

  • 1. Erstuntersuchung des Alkoholkranken. (Seite 17)
    • 1.1. Angaben über den Alkoholkonsum. (Seite 17)
    • 1.2 Standardisierte Fragebögen. (Seite 18)
      • 1.2.1. DETA. (Seite 18)
      • 1.2.2 AUDIT. (Seite 18)
      • 1.2.3. FACE. (Seite 19)
    • 1.3. Ermittlung des Cravings. (Seite 20)
  • 2. „Klassische“ biologische Indikatoren. (Seite 21)
    • 2.1. γ-Glutamyltransferase (γGT). (Seite 21)
    • 2.2. Mittleres korpuskuläres Volumen der roten Blutkörperchen (MCV) (Seite 22)
    • 2.3. Desialotransferrin (DST). (Seite 23)
  • 3. Andere Indikatoren. (Seite 24)
    • 3.1. Aminotransferasen. (Seite 24)
    • 3.2. Ferritin. (Seite 24)
    • 3.3. Triglyceride. (Seite 25)
  • 4. Die verschiedenen Therapieansätze. (Seite 25)
    • 4.1. Therapien mit dem Ziel der Abstinenz. (Seite 25)
      • 4.1.1. Acamprosat. (Seite 25)
      • 4.1.2. Naltrexon. (Seite 26)
    • 4.2. Therapien mit dem Ziel der Rückfallprävention. (Seite 27)
      • 4.2.1. Medikamente mit Antabus-Effekt: Disulfiram. (Seite 27)
      • 4.2.2. Epitomax. (Seite 28)
    • 4.3. Ein in Frankreich neuer Wirkstoff: Nalmefene. (Seite 29)
D: Baclofen. (Seite 31)

  • 1. Allgemeines. (Seite 31)
    • 1.1. Indikationen. (Seite 32)
    • 1.2. Molekulare Struktur. (Seite 32)
    • 1.3. Pharmakokinetik. (Seite 32)
    • 1.4. Therapeutische Anwendung. (Seite 33)
    • 1.5. Gegenindikationen. (Seite 34)
    • 1.6. Unerwünschte Wirkungen. (Seite 35)
    • 1.7. Interaktion mit anderen Medikamenten. (Seite 36)
    • 1.8. Erkenntnisse der zuständigen französischen Zulassungsstelle AFSSAPS bezüglich Medikamentensicherheit. (Seite 36)
  • 2. Klinische Studien über die Wirksamkeit von Baclofen gegen Alkoholsucht, sowohl bei kritischem, d.h. risikobehafteten, als auch eindeutig schädlichem Alkoholkonsum. (Seite 37)
    • 2.1. Einfluss von Baclofen auf den Alkoholentzug. (Seite 38)
    • 2.2. Baclofen als Behandlung zur Rückfallvermeidung. (Seite 38)
    • 2.3. Neue zu erwartende Resultate klinischer Studien in Frankreich. (Seite 41)
    • 2.4. Versuch zur Einführung eines neuen Paradigmas: Gleichgültigkeit / Desinteresse. (Seite 42)
E: Literaturzusammenstellung der unerwünschten Nebenwirkungen bei oraler Verabreichung
von Baclofen.
(Seite 43)

  • 1. Grundlagen der Zusammenstellung. (Seite 43)
  • 2. Resultate. (Seite 44)
    • 2.1. Kontrollierte randomisierte Studien. (Seite 44)
      • 2.1.1. Patientenstamm. (Seite 44)
      • 2.1.2. Dauer der Untersuchung und mittlere Dosis. (Seite 44)
      • 2.1.3. Unerwünschten Nebenwirkungen. (Seite 44)
    • 2.2. Fallstudien. (Seite 44)
      • 2.2.1. Mittlere Dosis. (Seite 44)
      • 2.2.2. Unerwünschten Nebenwirkungen. (Seite 45)
F: Ziel dieser Untersuchung. (Seite 46)

G: Hilfsmittel und Methoden. (Seite 46)

  • 1. Art der Untersuchung. (Seite 46)
  • 2. Ablauf der Untersuchung. (Seite 47)
    • 2.1. Untersuchte Kriterien. (Seite 47)
    • 2.2. Verfolgung der Kriterien im Laufe der Untersuchung. (Seite 47)
  • 3. Statistiken. (Seite 48)
  • 4. Resultate. (Seite 48)
    • 4.1 Charakteristiken des Patientenstamms. (Seite 48)
      • 4.1.1. Anzahl der Patienten. (Seite 48)
      • 4.1.2. Das Geschlechterverhältnis. (Seite 49)
      • 4.1.3. Das Altersverhältnis. (Seite 49)
      • 4.1.4. Aufgliederung nach familiärer Situation. (Seite 49)
      • 4.1.5. Vorgefundene psychiatrische Begleiterkrankungen. (Seite 49)
      • 4.1.6. Behandlung mit anderen Psychopharmaka. (Seite 50)
      • 4.1.7. Andere Suchtstoffe oder anderes Suchtverhalten. (Seite 50)
      • 4.1.8. Berufliche Situation der Patienten. (Seite 50)
    • 4.2. Weitere Patientendaten. (Seite 51)
      • 4.2.1. Ausmaß des vormaligen Alkoholkonsums. (Seite 51)
      • 4.2.2. Vorhergehende Behandlungen und Kuren. (Seite 51)
    • 4.3. Auswertung der Medikamenteneinnahme (Baclofen). (Seite 51)
      • 4.3.1. Mittlere Medikamenten-Dosis. (Seite 52)
      • 4.3.2. Medikamenten-Dosis in Funktion des Körpergewichts. (Seite 52)
      • 4.3.3. Auswirkung auf den Alkoholkonsum nach einem Jahr. (Seite 52)
      • 4.3.4. Auswirkung auf das Craving. (Seite 53)
      • 4.3.5. Festgestellte Nebenwirkungen. (Seite 53)
      • 4.3.6. Selbsteinschätzung ihres allgemeinen Gesundheitszustandes durch die Patienten. (Seite 55)
H: Diskussion. (Seite 56)

  • 1. Kurzfristige Aussichten. (Seite 56)
    • 1.1. Literaturrecherche und –Zusammenstellung der unerwünschten (Neben-) Wirkungen bei oraler Abgabe von Baclofen. (Seite 56)
    • 1.2. Synthese wichtigsten Erkenntnisse. (Seite 57)
    • 1.3. Schwierigkeiten und Hindernisse. (Seite 60)
    • 1.4. Diskussion der Methodologie. (Seite 60)
  • 2. Mittel- und langfristige Aussichten. (Seite 61)

I: Schlussfolgerungen. (Seite 62)

J: Literaturverzeichnis. (Seite 63)

K: Anlagen. (Seite 68) [/list]

L: Zusammenfassung. (Seite 112)

Mehr demnächst, von DonQuixote

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Re: Neue Doktorarbeit aus Frankreich

Beitragvon DonQuixote » 17. Oktober 2013, 23:05

Hallo erst mal

DonQuixote hat geschrieben:Mehr demnächst, von DonQuixote

Na ja. Erstens habe ich nicht mehr so viel Zeit wie früher, und zweitens bin ich von der Doktorarbeit etwas enttäuscht. Zentrale Aussagen, ganze Absätze, sind aus anderen Arbeiten, z.B. von hier, oder hier, oder von hier, und von hier teilweise Wort für Wort (!) abgekupfert worden.

Die Ergebnisse, die ich Euch nicht vorenthalten möchte, entsprechen wie gesagt den bisherigen, oben genannten empirischen, retrospektiven Kohortenstudien. Here we go:

Betrachtet man die „Aus den Augen verlorenen“ Patienten (30 Personen) NICHT, was ein übliches Verfahren zu sein scheint, stellt also nur auf diejenigen Patienten (116 Personen) ab, die die Behandlung auch komplett durchlaufen haben, ergeben sich folgende Erfolgsquoten:

  • Abstinenz oder unbedenklicher Konsum innerhalb der Unbedenklichkeitswerte der WHO:
    84 Patienten (72.4 %)
  • Reduktion des Alkoholkonsums um mindestens 50 %, aber dennoch über den Unbedenklichkeitswerten der WHO:
    13 Patienten (11.2 %)
  • Gescheitert:
    19 Patienten (16.4 %)
Betrachtet man die „Aus den Augen verlorenen“ Patienten (30 Personen) als allesamt „Gescheitert“, ergeben sich auf der Basis von 146 Patienten folgende Erfolgsquoten:

  • Abstinenz oder unbedenklicher Konsum innerhalb der Unbedenklichkeitswerte der WHO: 84
    Patienten (57.5 %)
  • Reduktion des Alkoholkonsums um mindestens 50 %, aber dennoch über den Unbedenklichkeitswerten der WHO:
    13 Patienten (11.2 %)
  • Gescheitert:
    49 Patienten (33.6 %)
Angaben darüber, wie sich die WHO-Konforme Gruppe aufteilt, z.B. in „Abstinenz“ oder „Moderater Konsum“, findet man nicht. Der durchschnittliche Alkoholkonsum VOR der Behandlung lag bei 176 Gramm (+/-100) reinen Alkohols pro Tag was knapp 18 „Standarddrinks“ entspricht.

Wie gesagt, weiter werde ich das nicht aufdröseln, ich erkenne keine bahnbrechend neuen Erkenntnisse in der Arbeit. Wenn Ihr konkrete Fragen habt, nur zu: Einfach Kapitelnummer und Seitenzahl nennen, ich suche das dann raus.

DonQuixote

P.S.

pragha hat geschrieben:Es gibt mittlerweile ja doch eine ganze Reihe von positiven Studien aus Frankreich. Leider steht in diesen Studien nicht so sehr die Abstinenz im Vordergrund, die in Deutschland das Maß für Erfolg ist. Da fehlt mir so eine griffige Zahl wie x % abstinent nach einem oder zwei Jahren.

Ja, pragha, das ist so. Auch der Entwurf der temporären französischen Zulassung (RTU) geht ziemlich in diese Richtung. Risikominimierung, das heißt (markante) Verringerung des Alkoholkonsums wird, zumindest in der Baclofen-Therapie, immer mehr zum fast gleichwertigen Ziel.


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