GoldenTulip V : Kein Wunder....

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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Papfl
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon Papfl » 8. Juni 2013, 11:21

GoldenTulip hat geschrieben:Ich will mich ohne Alkohol so fühlen können wie mit.
Dann wird die "Gleichgültigkeit" zu einer Freiheit der Wahl der Mittel.

[good]
Wenn das mal kein klasse Zitat für eine Signatur ist!
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Suse
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon Suse » 8. Juni 2013, 22:42

Hi Conny,

bei deiner Wortgewandtheit und den intensiven Gedanken habe ich oftmals Hemmungen, auf deine Postings zu antworten [twiddle]

Und im Prinzip ist ja auch alles schon gesagt worden. Dennoch möchte ich dazu "senfen" [whistle]

8 Tage habe ich schon länger nicht mehr hinbekommen - deine Enttäuschung und Traurigkeit ist natürlich allzu verständlich. Steckt man sich "große" Ziele (wie "nie wieder" oder auch "nur" 23 Tage) und schafft sie nicht, kann ja nichts anderes passieren, als traurig zu werden.

Trotz aller Kritik stehe ich da eher auf diese eine Formel der AA: 24 Stunden nicht trinken, länger nicht planen. Wenn es schlimmer ist, dann sich von Stunde zu Stunde hangeln.
Ich weiß, dass du das kennst!
Und wir sind mit Sicherheit anders gestrickt. Doch ich könnte nicht einmal sagen, ich trinke nun bis nächsten Sonnabend nicht. Upps, doch sagen könnte ich es...aber...

Also sage ich mir heute, für morgen: Ich trinke morgen nicht. Die nächsten 24 Stunden. Und wenn ich es dann morgen Abend um 23 Uhr nicht aushalten sollte, naja, dann muss ich nicht entäuscht sein. Anderserseits motiviert mich das mehr zu sagen: NÖ.

Klappt allerdings auch nur selten - bei mir [pardon]

Besser aber, (für mich) als mir so Riesenziele zu setzen. Komisch oder, ich war nur 2 Nächte im Krankenhaus. Überhaupt kein Problem, keine Gedanken an Alkohol, geschlafen wie ein Baby. Dieses "cleane" Gefühl nimmt man mit nach Hause und dann fängt alles von vorne an.

Du wirkst so kraftvoll!

Ich bin sicher, dass du deinen Weg schaffen wirst.

bis auf Weiteres, lG Suse
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Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 9. Juni 2013, 07:06

Hallo Suse,

bei deiner Wortgewandtheit und den intensiven Gedanken habe ich oftmals Hemmungen, auf deine Postings zu antworten


Die brauchst meinetwegen Du nicht zu haben, ich freue mich über jede Anteilnahme. Interesse und Herzlichkeit sind mir wichtiger als literarische Brillanz.

Für mich ist die 24-Stundenformel mit dem "nur heute nicht" leider gar nichts. Das hat sowas von Durchhalten-Müssen - gelebt wird später.
Und so schlecht war es nicht, dass ich nicht durchgehalten hab mit den 23 Tagen- hat sich doch viel deutlicher gezeigt, wo es bei mir hapert und wo ich nachbessern muss.
Für das nächste Mal bin ich besser gewappnet und kann mir Strategien überlegen, wie ich über diese Klippe komme.
Und da fahre ich mit meiner Absicht nach Wiedererlangung der Wahlfreiheit ganz gut - das ist mir so wichtig, dass ich nicht aufhöre, es zu versuchen. Das gibt mir die Kraft.

Wo Du das mit dem Krankenhaus erwähnst: Das haben mehrere so beschrieben, dass bei Reisen, Ortsveränderung das Verlangen nach Alkohol weggefallen ist, was bestätigt, wie sehr das Trinken mit Gewohnheiten verbunden ist, fast reflexhaft geworden ist.
Neue Gewohnheiten dekonditionieren also auch wieder.
Vielleicht sollte ich am nächsten "Tag 8" eine Städtereise, einen Ausflug, eine Wanderung oder so machen, um den kritischen Punkt zu überwinden.
Und Du könntest Dich vielleicht auch mal drei Tage absetzen von zuhause, um einen guten Anfang hinzubekommen?

Lieben Gruß
Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon WilloTse » 10. Juni 2013, 09:47

Tach zusammen.
Liebe Conny,

Du hattest mich um Input gebeten wegen Deiner 8/23-Abstinenz.
Ich möchte mit einer - rhetorischen, Du hast sie unten ja schon beantwortet - Frage anfangen: wie ist das weitergegangen? Bist Du abgestürzt, immer tiefer zurück in den Alkoholsumpf geschliddert und in der Gosse gelandet? Oder hast Du Dich am Riemen gerissen, irgendwas von "verdammte Axt" gemurmelt und bist in die alkfreie Zone zurückgekehrt?

Gut, Du hast die Messlatte watt hoch gelegt und bist schwungvoll 'drunterhergesprungen. [pardon]
Da weißt Du, wie hoch Du zur Zeit kommst. 8 Tage ohne, wenn ich Dich richtig gelesen habe, relativ mühelos (klar, dass man gelegentlich Versuchungen umschiffen muss, aber schwer war's ja wohl nicht, oder?). 120 Gramm Alkohol verteilt auf neun Tage. WHO-mäßig gibt das noch Abzüge in der B-Note, da Du Dir die 120 Gramm auf eine Rutsche gegönnt hast, aber mal ehrlich: am Samstag nach dem Fußball paar Bier und paar Absacker? Welcher Normalo würde darüber überhaupt nachdenken, geschweige denn sich in Richtung AA aufmachen?

Insofern: kein Scheitern, ein Schritt in Richtung Normalität. Die theoretisch dann erreicht wäre, wenn Dir irgendwann ein ähnlicher Konsum ohne jeden Gedanken darüber gelingt. Was praktisch, glaube ich, für gebrannte Kinder unmöglich sein wird, aber time will tell.

Ich möchte noch eine Frage loswerden und rede dabei durchaus in den Spiegel: bist Du alkoholabhängig?
o.k., Du schaffst nichtmal mit Anlauf drei Wochen ohne. Schade. Du kommst aber jederzeit auf Zuruf aus der Schenke wieder 'raus und landest nicht in bekannter Gosse.
Mach' den Test:
drei Wochen ohne:
- Alkohol oder
- motorisierte Fortbewegung (auch wenn's regnet und Du 'nen Sack Kartoffeln brauchst oder
- Internet (Banküberweisungen gehen auch heute noch vor Ort, eine automatische Mailantwort "bin drei Wochen offline, bitte rufen Sie mich an unter..." ist in drei Minuten eingerichtet) oder
- Getreideprodukte und Zucker (Dein Immunsystem wird's Dir danken. Veggies: veggucken. Der Mensch ist Jäger und Sammler. Rehrücken mit Preiselbeeren ist weit artgerechtere Haltung für den Menschen als Vollkornbrötchen mit Tofuwurst)

Ich halte jede Wette, dass Du nach acht Tagen wegen restlos zerfaserter Nerven die Tapete von der Wand kratzt, heimlich ein Croissant isst und mit dem iPhone in der UBahn surfst.

So, und wo is' nu' das Problem mit dem Alkohol?
Ich hatte hier schonmal gefragt: wer definiert eigentlich?

Ich für mich.
Du für Dich.

Dann wird das auch was.

Ich werfe mal ein Theoriebröckchen ins Rund zum abnagen: Du und ich (und Typen wie wir), wir sind ein paar hyperintelligente Bestien, die Ihre grenzenlose Weisheit nicht für die Karriere (im herkömmlich westlichen Sinne) nutzen, sondern um sehr geschickt und ohne Anstrengung durch die Fahrwasser des Lebens zu kommen. Faule Säcke, die von lieb gewonnenen Gewohnheiten nicht recht lassen können. Fremde Ansprüche erregen nur Widerspruch, je mehr Zuspruch eine Position erhält, desto fragwürdiger erscheint sie uns. Ich weiß, dass ich Scheiße geredet habe, wenn alle applaudieren.
Wir sind alles mögliche.
Alkoholiker sind wir nicht. GABA-Defizite? Geschenkt! Baclofen kann uns gar nicht dauerhaft helfen, da es unser Problem nichtmal berührt, geschweige denn löst. Das ist wie der Versuch, das Elbehochwasser mit Feuer zu bekämpfen.
Definier' Dich mal so und guck' was passiert. Viel Spaß!

Viel Erfolg weiter auf dem Weg zurück in die Normalität.

Herzliche Grüße
Willo

edit: Schreibfehler
Zuletzt geändert von WilloTse am 10. Juni 2013, 13:28, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 10. Juni 2013, 10:12

Jo Willo,

Du hast in so vielem so Recht. Andere Leute schwadronieren rum, dass sie es nicht einen Tag ohne Fernsehen aushalten, und ich verzweifle nach 7 alkoholfreien Tagen, weil ich "Tag 8" nicht geschafft habe. Mein Umfeld "schafft" keine 4 Tage ohne . Hehe.^^

Insofern: kein Scheitern, ein Schritt in Richtung Normalität. Die theoretisch dann erreicht wäre, wenn Dir irgendwann ein ähnlicher Konsum ohne jeden Gedanken darüber gelingt. Was praktisch, glaube ich, für gebrannte Kinder unmöglich sein wird, aber time will tell.


Da glaube ich, wird es soweit absehbar keinen unschuldigen Blick mehr hin geben. Es ist Teil der eigenen Geschichte geworden wie Narben nach einem Unfall. Das ist auch nicht schlimm, eher im Gegenteil. Jede Form süchtigen Verhaltens steht unter Beobachtung und wird zum Seismographen für ja, was? Mangel, Unzufriedenheit, Streben, Sehnsüchte.
Das kann ich so annehmen. Das ist gut so.

Und war wohl Teil meiner "Missempfindung".

Ich kompensiere ganz klar meinen Geltungsdrang, den Wunsch etwas zu kommunizieren, zu geben. Ich mutiere zum Dr. Sommer der Foren, weil mir ein reales Betätigungsfeld fehlt. Und ich Ängste habe, mit meiner "Vorgeschichte" im real life nicht für voll genommen zu werden.

Mir ist meine süchtelnde Tendenz ein Makel, er erzeugt Wut in mir, (eine alte Wut auf meine Eltern liegt da drunter), ich wäre gern unbefleckt, gesund und heile.
Ein Widerspruch in sich- meine Empathie und Autorität in manchen Dingen resultiert aus meiner Unerschrockenheit, mit den eigenen Schwächen umzugehen. Nicht aus scheinbarer Vollkommenheit.

Ich wäre so gern etwas ganz Besonderes, und werde nur heil in der Demut [im positiven Sinne eines sich Einfügens und mit sich selbst ok Seins, seinen Platz zu finden] gegenüber dem Mittelmaß. Damit mich meine eigenen Ansprüche nicht kaputt machen.

Das war jetzt freie Rede, ich weiß gar nicht, ob es so Sinn macht.

Danke für Deine Antwort,

Conny
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon Argentina1 » 11. Juni 2013, 02:59

GoldenTulip hat geschrieben:Ich kompensiere ganz klar meinen Geltungsdrang, den Wunsch etwas zu kommunizieren, zu geben. Ich mutiere zum Dr. Sommer der Foren, weil mir ein reales Betätigungsfeld fehlt. Und ich Ängste habe, mit meiner "Vorgeschichte" im real life nicht für voll genommen zu werden.


Hi Conny, Willo and all,

Kurz vorweg: Was ihr zwei, du und Willo geschrieben habt ist absolut nicht zu unterschätzen, es ist wahrscheinlich sogar der Schlüssel zu dem Problem WESHALB wir uns so mies, schlecht und süchtig fühlen - HA!.. und ganz genau, wieso fühlen sich andere nicht so obwohl sie genauso denken,fühlen und handeln wie wir? Sind wir schlauer als andere um zu erkennen das wir ein "Problem" haben? Besteht unsere Umwelt die sich jeden Abend eine Flasche Wein zu Gemüte zieht aus sorglosen Idioten? Warum haben die Spaß daran und bei uns bricht der Angstschweiß aus? Weil wir wissen das es auch mal Zeiten gab wo es mehr war? Oder weil WIR denken das man es uns ansieht das wir ein Alk Problem haben? Oder weil ein idiotischer Partner uns dies auf die Nase bindet, gleichzeitig aber nicht merkt das man nichts mehr trinkt? (Rockine hat mal so etwas in der Art gesagt aber ich kann da auch was zu sagen und ich denke viele mehr, vor allem Frauen anscheinend [smile] ). Es gibt 1000 Fragen die mir momentan dazu einfallen und interessant wären natürlich Antworten!

Conny, wenn du hier zu Dr. Sommer mutierst wird dir das glaube ich keiner übel nehmen, ich finde deine Berichte nach wie vor sehr inspirierend auch wenn ich selbst gerade sehr wenig schreibe und eigentlich auch lese und ganz ehrlich gesagt sehe ich da auch eine gewisse "Suchtverlagerung", seitdem du nicht mehr trinkst oder viel viel weniger, schreibst du hier mehr denn je - so what? Es hilft dir zu reflektieren, es hilft Neuankömmlingen, es hilft auch uns alten Hasen ( dein und Willos Beitrag war in meinen Augen heute der Hit!) und somit ist doch alles ok. Wenn du noch nicht bereit für das reale Leben bist dann geb dir noch mehr Zeit, ich denke auch das renkt sich wieder von alleine ein!

In diesem Sinn wünsche ich dir weiterhin alles gute und ich bin mir sicher das du es nun schaffen wirst!!!

LG; Argentina

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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 11. Juni 2013, 10:54

Liebe Argentina,

danke für den Zuspruch und auch für die Blümchen [smile]
Ich möchte das mit dem "Dr. Sommer" auch nicht negativ aufgefasst wissen, ich schreibe und denke gern hier im Forum und freu mich auch sehr, wenn meine Überlegungen anderen Mut machen und helfen, die eigene Lage aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.
Ehrlich gesagt, würde ich mit so etwas am liebsten Geld verdienen, statt in einem dusseligen Call-Center auf Knopfdruck und mit Stechkarte das sog. Wirtschaftswachstum voranzutreiben.

Mit klarerem Kopf wird die Frage nach dem Broterwerb drängender, und ich hänge da noch etwas hilflos in der Luft, wie ich den gestalten kann, ohne nach einem halben Jahr mit Burnout winselnd in der Ecke zu liegen. ich bin schlecht belastbar, was die Befolgung von Ansagen von Autoritäten angeht; als ich selbständig war, fühlte ich mich trotz 10-12 Stundentagen deutlich wohler.
Ich möchte gern gut für mich sorgen, was das angeht, und hab noch keinen Dreh gefunden. Diese Zukunftsangst hat btw. auch zu dem Minigelage letztens beigetragen- ich war des Denkens müde und wollte endlich wieder etwas Frieden, also ab ins Nirwana.

Das hat sich jetzt abgeschwächt bis heute hingezogen, da war leider kein leichtes Zurückgehen in die Nüchternheit, @Willo.
Obwohl ich das Gefühl, unverkatert in die weite Welt zu gucken, gleichzeitig schmerzlich vermisse.
Tja, noch nicht schmerzlich genug.

Das meine ich gar nicht weinerlich, sondern eher so, dass mir für diese Stabilität noch viel Luft nach oben bleibt.

wieso fühlen sich andere nicht so obwohl sie genauso denken,fühlen und handeln wie wir? Sind wir schlauer als andere um zu erkennen das wir ein "Problem" haben? Besteht unsere Umwelt die sich jeden Abend eine Flasche Wein zu Gemüte zieht aus sorglosen Idioten? Warum haben die Spaß daran und bei uns bricht der Angstschweiß aus?


Wenn man nicht die "Jeden-Abend-nach-Feierabendtrinker" zur Messlatte nimmt, sondern Menschen, die ein normales Verhältnis zum Alkohol haben, dann stelle ich fest, dass sie eben nicht so denken, fühlen und handeln wie "Wir".
Sie sind gewohnt, andere Entspannung und Lösungen wahrzunehmen, sie kämen nicht mal groß auf die Idee, dass sich irgendetwas besser anfühlt, mit Alkohol. Geschweige denn, dass sie ihn bräuchten, um etwas zu ertragen.

Ich bin jedes Mal auf's Neue fasziniert, dass es diese Spezies gibt- ich kapier das nicht so wirklich.
Sie stehen so robust und vertrauensvoll im Leben, haben die meisten seltsamen Ängste nicht (jedenfalls nicht offensichtlich), da ist eine Selbstverständlichkeit, dass alles so wie es ist, einen Sinn macht, die ich nie empfunden habe.

Es ist ganz spannend, dass sich die "bekennenden und kapitulierten" Alkoholiker, sprich Abstinenzler, in Windeseile als "Gottes liebste Kinder" dargestellt haben, mit so einem elitären Touch dabei. "Der Herr prüfte mich, und ich bestand und will in seinen Augen nie mehr sündigen immerdar".
Das ist es, was ich meine, wenn ich überspitzt sage, dass Abstinenz die Fortsetzung der Faulheit mit anderen Mitteln sei.
Nicht die großartige, bemerkenswerte Leistung, sich in einem Leben ohne Alkohol einzurichten steht da in meiner Kritik, sondern der Ersatz der einen Unterordnung durch eine andere. Dieses "ich will ab jetzt immer brav sein", die Untertanenmentalität. Führe mich, Herr, ins Licht.

Nicht die Entscheidung zur Abstinenz halte ich für problematisch, da leuchtet mir jedes Argument ein (kein Hin und Her, nicht dauernd darüber nachzudenken, kein gutes Verhältnis zwischen kurzem Glückgefühl und den negativen Auswirkungen, sich einfach besser zu fühlen, wieder Macht über sich selbst zu haben etc.).

Das einzige, was ich für problematisch halte, ist die Ausgestaltung der Trockenheit zur Ideologie. Übergriffig, moralisierend und unemphatisch. Nur die Harten komm'n in Garten. Als stabilisierendes Korsett für den Einzelnen völlig ok. Als Politikansatz inakzeptabel.

Für mich ist jeder Schritt auf dem Weg, den Alkohol nicht mehr zu missbrauchen, ein kleiner Schatz. Den möchte ich mir nicht kaputtreden lassen von scheininteressierten Nachfragen zum Stand der Dinge oder Bewertungen irgendwelcher Art.
Darum zügle ich mich gegenüber meinem Freund mit Äußerungen dazu. Ich will das Thema nicht zur Waffe werden lassen. Mich nicht reduzieren lassen auf ein "Und, hast Du heute schon wieder....?"
Dies ist für mich.
Der selbstgemachte Druck reicht mir da vollends.

LG Conny
die grad von Höcksken auf Stöcksen kommt,
das Trapez dabei aber nicht aus den Augen verliert
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Suse
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon Suse » 11. Juni 2013, 23:41

Hi Conny,

musste grade lachen,

Es ist ganz spannend, dass sich die "bekennenden und kapitulierten" Alkoholiker, sprich Abstinenzler, in Windeseile als "Gottes liebste Kinder" dargestellt haben, mit so einem elitären Touch dabei. "Der Herr prüfte mich, und ich bestand und will in seinen Augen nie mehr sündigen immerdar".


"Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann...den Mut....und die Weisheit..." - kennt jeder, zumindest diejenigen, die einmal bei einer AA Sitzung waren. Ich glaube, den Spruch konnte ich schon auswendig aufsagen noch ehe ich Fahrrad fahren lernte...

Er hing, seit ich denken kann, bei meinen Eltern an der Wand. Und neulich, nach fast 40 Jahren Trockenkeit, gestand mir mein Vater, er könne nach wie vor damit überhaupt gar nichts anfangen. Witzig zu hören von jemandem, der mir (jetzt im Alter) Gelassenheit predigt, wenn ich in seiner Gegenwart mal ein schärferes Wörtchen an eines meiner Kinder richte. Und selber ausrastet, wenn ihn meine Mutter nervt.

Gottes liebste Kinder würde ich gar nicht mal so unterschreiben. Ich glaube, gewisse Menschen brauchen dann einfach so einen "Halt" - ob sie nun daran glauben oder nicht. Nicht umsonst sind viele der SHG mit Kirchen assoziiert. Möglicherweise brauche ich zum endgültigen Schritt auch einen "Halt", wo auch immer ich den finde... Ich suche noch.

Doch deine Aussage trifft - für mich - den Kern. (Um Himmels Willen: Nichts gegen WIRKLICH Gottesgläubige!!!) Doch die Aussagen über eine "höhere Macht", die letztendlich den Kick zur Trockenheit legte und gar stabil hielt, die haben mich bei jeder Sitzung irritiert. Zumal in den Raucherpausen plötzlich zutage kam, dass niemand wirklich daran glaubte.

Noch ein Statement:

Darum zügle ich mich gegenüber meinem Freund mit Äußerungen dazu. Ich will das Thema nicht zur Waffe werden lassen. Mich nicht reduzieren lassen auf ein "Und, hast Du heute schon wieder....?"


Ja. Zweimal habe ich es so schlimm werden lassen, dass mein Mann meinte, so geht es nicht mehr weiter. Ehrlich gesagt hat mich das beflügelt, wieder einmal aufhören zu wollen/müssen/wollen/müssen. Hielt aber nicht lange an. Es nützt alles nichts. Muss von innen heraus kommen, aus eigenem Willen und/oder Wollen.
Müssen geht nicht - bei mir zumindest. Ein Beispiel: Ich habe vor 16 Jahren gedacht, ich wäre zu dick. Also habe ich mir (aus freiem WILLEN) jede Schokolade verkniffen, Chips, Flips, Pizza, Pommes, Kuchen, Kekse...habe mich nur von Karotten, Joghurt etc ernährt und langsam aber sicher 8 Kilo abgenommen. Fazit war, dass ich schlank - und magersüchtig wurde und ständig Heißhunger auf Schokolade hatte, auf Chips, Flips, Pizza, Pommes, Kuchen und Kekse...Erst seitdem ich gerafft hatte, dass ab und an mal ein oder mehere Kekse (oder alles andere eben in Maßen) mir und meiner Figur nichts oder nur wenig "antun", pendelte sich mein Gewicht auf einem absolut zufriedenstellenden Niveau ein. Nun mag ich gar keine Schokolade mehr und keine... (keine Sorge, ich zähle nicht nochmal alles auf :wink: ) Außer Pizza interessiert mich das alles nicht mehr die Bohne. Und da esse ich dann meist eine Halbe und hebe mir den Rest für den nächsten Tag auf. Immer noch leicht essgestört, aber recht gesund. Zumindest falsch-essenstechnisch.

Vielleicht sollte ich es auf diesem Wege auch mit dem Alkohol versuchen, bzw. eigentlich bin ich dank dieses Forums ja schon dabei. Nicht dieses zwanghafte "Verbieten", aber dennoch über jeden "Keks" nachdenken, ob der wohl sein muss...

"One moment on the lips, hole life on the rips" würde dann zu "one moment against shiver, will bring a hobnailed liver" [biggrin]

Herrjeh, nach so einem dichterischen Erguss muss ich nun dringend zu Bett,

liebe Grüße, Suse
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Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 13. Juni 2013, 11:18

Hallo Suse,

Gottes liebste Kinder würde ich gar nicht mal so unterschreiben. Ich glaube, gewisse Menschen brauchen dann einfach so einen "Halt" - ob sie nun daran glauben oder nicht. Nicht umsonst sind viele der SHG mit Kirchen assoziiert. Möglicherweise brauche ich zum endgültigen Schritt auch einen "Halt", wo auch immer ich den finde... Ich suche noch.


da bin ich ganz bei Dir [twiddle],

es braucht einen neuen Halt, wenn der alte Halt des Alkohols wegfallen möge. Darum liegt der eigentliche Prozess auch darin, sich zu erforschen, was einen halten kann.
Danke für diesen Gedanken.

Es ist so ein "was brauche ich überhaupt", um näherungsweise glücklich, erfüllt, zufrieden zu sein.
Und der Prozess der Selbserforschung ist (bei mir und ich unterstelle: bei vielen) zum Stillstand gekommen, als der Alkohol zur Antwort wurde, bevor man lernte, solche Fragen zu stellen. Geschweige denn, sich auf den mühsamen Weg zu machen, individuelle Antworten zu finden auf Fragen, die man noch nicht mal imstande war zu stellen.

Dann im zarten Alter von 40-50 Jahren spitzzukriegen, dass da was ganz und gar aus der Spur gelaufen ist, macht nicht froh. Mir kommt es manchmal vor wie eine Zeitreise, in die jungen Jahre einer 8 oder 9-Jährigen.

Der ganze Rattenschwanz an Psycho-Aufarbeitung kommt auch noch hinterher. Die Eltern? Die Gene? Dopaminmangel? ADS? Der Klassenkamerad, der einen lächerlich gemacht hat? Der erste Betrug der Großen Liebe? Das Mobbing am Arbeitsplatz? Vielleicht die eigene Schüchternheit, Bequemlichkeit oder - Gottbewahre- das Gespenst des Suchtgedächtnisses, das aus dem harmlosen Feierabendbier ein unwiderstehliches Verlangen, eine Gier gemacht hat??!

Mir hat der Spruch "Wer trinken will, findest Gründe, wer aufhören will, findest Lösungen" immer gut gefallen.

Hab es für mich etwas differenziert in "Wer den Alkoholmissbrauch abstellen will, muss erstmal wissen, für welchen Gebrauch er nützlich war". Was hat der, was ich nicht habe?

Und dann lande ich doch wieder bei meinen 95% nüchtern und 5% Rausch.
95 Prozent traue ich mir zu hinzubekommen an Eigenglücklichsein, und 5 Prozent darf mir der Rausch das teuflische Vergnügen bereiten. Vor denen kapituliere dann selbst ich- aber gerne.

Conny
die jetzt P!nk auflegt und die Sonne auf dem Balkon genießt
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon WilloTse » 13. Juni 2013, 12:10

GoldenTulip hat geschrieben:Die Eltern? Die Gene? Dopaminmangel? ADS? Der Klassenkamerad, der einen lächerlich gemacht hat? Der erste Betrug der Großen Liebe? Das Mobbing am Arbeitsplatz? Vielleicht die eigene Schüchternheit, Bequemlichkeit oder - Gottbewahre- das Gespenst des Suchtgedächtnisses,


Der Mangel an Bereitschaft, auf all' dies, was jeder Normalo genau so in seinem Rucksack hat, ein Häufchen zu machen?

LG
Willo

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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 13. Juni 2013, 12:58

Willow,
ich kann was damit anfangen, nicht zwischen zwei Heuhaufen zu verduften/zu verdursten

Conny,
die sich zwischen die Wolken durch die Sonne wühlt, emsig und vertrauensvoll wie ein Eichkätzchen in der warmen Sonne
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 13. Juni 2013, 13:52

Und jetzt wird mir auch alles zuviel.
ich steh morgen trotzdem auf.
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 13. Juni 2013, 14:20

Es fehlt mir wirklich das Zutrauen.
Ich bin inzwischen aber gut genug.

Ich weiß nicht wie aber ich krieg da s hin.
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 15. Juni 2013, 20:51

Den ganzen Tag schon denke ich immer mal wieder über das Bild hinter meiner neue Signatur nach- die mir ausnehmend gut gefällt.

Der Wurm muss dem Fisch gefallen, nicht dem Angler.


Wer ist der Fisch, wer der Wurm und wer der Angler?
Und: Funktioniert Nahrungsumstellung bei Fischen, die bislang äußerst speziell in ihren Vorlieben waren?!

Ich schnappe mir mal ungefragterweise einen für mich interessanten Teil-Post aus einem anderen Forum, wo ich aber keine Lust habe, über mich zu schreiben. Danke für die Inspiration daher an dieser Stelle!
Suchtverhalten beginnt ja bereits viel früher, als man glaubt, und zwar in der Kindheit, in der noch das Belohnungssystem greift: Wenn ich mich schlecht fühle, wie geht meine Umwelt damit um? Annehmen und Lösungswege zeigen oder ablenken und mit Dingen belohnen, die der eigentlichen Ursache aus dem Weg gehen? Lernt man nicht, mit seinen unterschiedlichen Gefühlen umzugehen, sondern kriegt bei nem Aua gleich Schokolade oder wenn mir langweilig ist darf ich fernsehen, führe ich das weiter: Schlechtes Gefühl -> belohnende Handlung, die ablenkt.


Ich kann das Gesagte locker nachvollziehen, mein Belohnungssystem ist ziemlich konsequent versaut worden; zwei alkoholisierte Eltern, die Spiel, Spaß, Spannung und Freizeitvergnügen durch Apfelkorn und Frühschoppen vorleben, regen die kindliche Phantasie nicht unbedingt zu Rollenspielen an. Ne, da gibts ab 11 Jahren Eierlikör und man darf lustig mitschunkeln.
Geschenkt, wird keine Schuldzuweisung oder so, das sind nur die Fakten. Ich will auch nicht mit HSP langweilen an dieser Stelle, was den mitgelieferten Dämpfungseffekt so dankbar angenommen hat.
Ich merke es daran, dass ich meine Katze immer mit Leckerchen zuschmeiße, wenn ich sie trösten, belohnen oder mir vom Hals halten will. Das Muster sitzt tief.

Worauf ich hinaus will, ist das meine Neurochemie das nicht als Trampelpfad, sondern in der Prägezeit der (prä-)Pubertät als Flugschneise mitbekommen hat in der Form, dass schon das Glas gekippt wurde, bevor sich ein undefiniertes Grummeln überhaupt bis zu einem ausgewachsenen Gefühl entwickeln konnte.
Das bekommt der Satz "Du sollst nicht fühlen" eine sehr substanzielle Bedeutung.

Das, genau das ist mir passiert, als ich meinen Selbsttest_23 an Tag 8 unterbrochen habe: Fühlen ist Tabu. Und zwar völlig egal, was. Das muss aufhören, sobald ein Donnergrollen ein Gefühl ankündigt. Fühlen ist gefährlich. Noch schlimmer: Es ist vernichtend.

Keine Angst, wird kein Psychobeitrag- das reflektiere ich ganz woanders in der Tiefe. Mir geht es nur um den Zusammenhang.

Neben der angstlösenden Wirkung des Alkohols haben wir ja auch noch die euphorisierende Wirkung - das Anfluten, das Glücksgefühl.

Die Angst hat mir Baclofen ganz gut genommen, inclusive der Angst vorm Alkohol. Es hat mich aber nicht glücklich gemacht. Kein bisschen. Auch die sieben Tage trinkfrei haben mich nicht glücklich gemacht.

Sie haben dem Angler gefallen, aber leider nicht dem Fisch. Er wurde beidmalig schon irgendwie satt- nur der Hunger, aber nicht sein Appetit wurden gestillt.

Der Wurm der Nüchternheit schmeckte fade. Taugte grad als Diät, die sinnvoll sein mochte, war aber so nicht durchzuhalten im Begehren nach Glücklichsein. (Ich meine ein umfassendes Glücklichsein, nicht die kleinen Schmetterlinge der Obsession).

Ich habe gelernt, ich muss den Fisch füttern, wenn ich dauerhaft etwas ändern möchte. Herausfinden, was er am liebsten gemocht hätte, bevor er an die Flaschenkost gewöhnt wurde und alles andere "Bäh" wurde.

Ich muss die Fühllosigkeit bewusst zeitweilig aushalten. Ich war frustriert, weil ich mich so leer fühlte. Der eigentliche Denkfehler bestand darin anzunehmen, dass der Fisch sich auch noch über die neuen Angebote freut, weil er demnächst fitter, schlanker, beweglicher und besser nährstoffversorgt ist.
Der Fisch denkt nicht, - das ist die Aufgabe des Anglers - sondern er schnappt sich das Leckerste. Und nach dem ersten Drink wird der Fischantteil in mir drastisch dominant. Mehr Leckerli! Wie Mietzi, *seufz*

[unknown]

Ich merke, dass ich mich verfranse, das ist der Nachteil, wenn man die Gedanken beim Schreiben entwickelt. Ich hoffe, ihr seht es mir nach und rundet selbst etwas an dem Bild ab, sofern ihr was damit anfängen könnt.

Ich fühl mich von mir selbst ein bisschen mehr verstanden,

Conny
der etwas mulmig ist vom Trapez aus in den Teich zu springen
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 15. Juni 2013, 22:30

Und dann hoff und wünsche ich Euch allen, dass ihr jeden Gast so bewirtet, als sei er Euer Freund.
Schlaft ruhig, auch wenn er die Messer wetzt.
Jeder ist so, wie Gott ihn gemeint hat. Und jeder ist Gott.

Das findet Mietzi auch.

Liebe und langes Leben,

Conny
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 15. Juni 2013, 22:49

Jetzt würde ich mich gern verabschieden.
Ich habe soviel Unsinn über Wege der Meister gelesen. Ich glaube ohne die Orientrierung auf etwas Erhabeneres geht es nicht.
Wie soll man was finden, von dem man keinen Begriff hat.
Sich selbst zu vertrauen ist beinahe unmöglich.
Aber eben nur fast.

Und dass der Alkohol mir am meisten Mut verleiht, ist nicht so toll.
Aber so ist es jetzt. Ich kann nur mit dem was arbeiten was ist.

Und das mache ich dann. Jetzt.
Conny
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 15. Juni 2013, 22:58

Und an dieser Stelle mache ich eine Unterbrechung. Ich kann schlecht reden über Dinge die ich selber nicht weiß und kann.
Ich gehe fort erstmal.
In die Dunkle Nacht der Seele.

In die Ängste. Und da möchte ich keine Begleiter. Keine Zeugen. Ixh wär gern mal allein.

Und falls wer mich braucht, bin ich da.

Conny
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 15. Juni 2013, 23:13

Ich werde das Freundliche finden, das mich erfüllt sterben lässt.
Ich war nie so glücklich, wie wenn ich getrunken habe.
Ich werde aber herausfinden, ob es für mich einen anderen Weg gibt.
Und ich bin entschlossen, den zu finden,
Wo ein Wille ist, ist ein Gebüsch.

Conny,
die sich vom 10-Meterturm stürzt


Ich lass den Beitrag stehen, kommentiere ihn aber.
Das hat wirklich eine suizidale Komponente, ist aber nicht so gemeint.

Mein Sinn für's Absolute ist mit mir durchgegangen. Hier steht der 10 Meter-Turm für den Mut, etwas zu wagen. Und ein Teil von mir will auch gerettet werden.
Darum Entschuldigung an Euch für die Missverständlichkeit.
Ich sperre mich selbst zur Strafe für drei Tage, weil betrunken Posten sich nicht gehört [blus]
Ich wollte niemanden beunruhigen!

Lieben Gruß
Conny
Zuletzt geändert von GoldenTulip am 16. Juni 2013, 07:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon agnesl » 15. Juni 2013, 23:22

hallo liebe conny,
wie du weisst bin ich nicht so schreibgewandt wie du,aber ich verstehe deinen letzten beitrag nicht recht.
habe echt kein gutes gefühl ob dein 23 day projekt deiner seele gut tut.
mach dir nicht so einen druck.
auch die aussicht auf 14 tage sind schon die halbe miete.
sorry für die kleinschrift aber ich hab grad gelesen und mach mir echt sorgen.
gruss
agnesl

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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon Argentina1 » 16. Juni 2013, 01:17

Alles ok Conny? Mache mir etwas Sorgen um dich...du hast auch mein skype, wenn was ist ruf an.

Umarme dich, argentina


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