Ich zweifle stark an die Wirkung von baclofen

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Rog
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Ich zweifle stark an die Wirkung von baclofen

Beitragvon Rog » 2. Juni 2013, 10:13

Hallo zusammen
Ich habe hier mal gelesen und geschrieben über Quartalstrinken. Ich bin allmählich überzeugt, dass baclofen für mich nicht hilft.
Meine Geschichte: 45 Jahre alt, seit 25 Jahren habe ich alle 2-3 Wochen einen Kontrollverlust, binging, und dauert durchschnittlich 1 bis 3 Tage. Ab und zu sind die Abstände kürzer, ab und zu bin ich ein paar Monate trocken.

Ich nehme baclofen seit 4 Monaten. Mittlerweile bin ich an 150 mg / Tag. Ich habe - abgesehen von ein paar wenige positive Erlebnissen, die ich dem Placebo-Effekt zuschreiben würde, keine Erfolgserlebnisse erfahren dürfen. Das periodisch zurückkehrende Craving hört nicht auf. Die Reduktion von Craving oder Alkoholmengenreduktion während einem Binge-Trinken, wie Dr. Ameisen beschreibt, treffen bei mir nicht zu. Vorgestern gerade wieder 2 Tage getrunken. Schwierig zu sagen, was das Craving triggert. Viel Arbeit, dumme Kritik, Aussicht auf Ferien oder Feiertage, usw.. Ich hatte meine Hoffnungen auf baclofen gesetzt, war begeistert vom Buch von Dr. Ameisen, war begeistert von den vielen positiven Einträgen in diesem Forum.

Jedoch habe ich auch ein paar Mal gelesen, dass man nicht genau weiss, was man mit Quartalstrinker hier anfangen soll.
DonQuixote hat geschrieben:Ich muss gestehen, dass wir mit Deinem Trinkverhalten („Quartalstrinker“) keine Erfahrung haben.

Tatsächlich ist die Anzahl an Quartalstrinkern hier im Forum sehr in der Minderheit. Tatsächlich gibt es nur einen kleinen Prozentsatz an solchen Trinkern die überhaupt Hilfe suchen. Das heisst aber nicht, dass wir nicht krank sind. Die typischen Verhaltenssymptome, wie heimliches Trinken, usw usw... gibt es bei uns auch.

Ich sehe schon ein, dass dieser Artikel ein wenig polarisiert, möchte jedoch wissen, ob es doch noch eine baclofen-Zukunft für mich gibt. Ich habe Angst, dass ich meine Geduld mit dem Medikament verlieren werde.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen, was mache ich falsch, ist es tatsächlich so, dass ich zu den Wenigen gehöre, denen nicht zu helfen sind?

Liebe Grüsse

rog

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GoldenTulip
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Re: Ich zweifle stark an die Wirkung von baclofen

Beitragvon GoldenTulip » 2. Juni 2013, 11:17

Hallo Rog,

den Tipp von betalbatim dich da auch an jivaro zu wenden, würde ich an Deiner Stelle beherzigen.

Baclofen unterdrückt den körperlichen bzw.neurologisch erzeugten Suchtdruck. Den Trinkwunsch nur bedingt.
Wer zusammen mit Bac anfängt zu trinken, hört vielleicht leichter (immer wieder) auf, aber das "erste Glas" hebt auch da jeder selbst, mit ggf. dem gleichen Kontrollverlust wie "mit ohne" Bac.
Ohne begleitende Absicht kommt da jeder auf seine Art an eine Grenze, fürchte ich.

Alle 2-3 Wochen für 2 Tage unkontrolliert zu Trinken ist ja schon eine recht extensive Form eines "Quartals".

Ich könnte mir vorstellen (Achtung: nur eine Idee), dass sich in den trinkfreien Zwischenzeiten, ganz langsam, Stück für Stück bereits ein Suchtdruck aufbaut, der dann quasi überläuft, wenn das Fass voll ist. Nach dem Ereignis hast Du vermutlich erstmal drei Tage zu tun, bis Du wieder auf "Normalgefühl" zurück bist.
Und klar gibt es stärkere und weniger starke Trigger.
Eine Möglichkeit wäre also, dass Deine BacDosis immer noch nicht hoch genug ist, um das aufzufangen. Da frag aber wirklich besser jivaro.

Eine andere Möglichkeit - vielleicht auch nur, bis Du eine bessere Lösung hast, wäre zu schauen, wie es Dir geht, wenn die Trinkpausen also bis zu Monaten gehen.
Was ist dann anders? Was brauchst Du an positivem Grundgefühl, damit es nicht knallt?

Wäre eine SHG oder Therapie eine Option für Dich, um dem Ganzen mal auf die Spur zu kommen?

Gibt es vielleicht Zwischenziele, bzw. was ist Deine Wunschvorstellung zur Zeit, wie es einmal werden soll?

Mir scheint, hier ist wichtig den Blick darauf zu richten, was Du mit Hilfe von Bac also in der Wechselbeziehung erreichen kannst. Bac allein macht eher nicht soooo viel.... und da weiß ich nicht ganz genau, was Dein Ziel ist und wo Dein eigener Beitrag liegen könnte.

Soviel erstmal,

Lieben Gruß
Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

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Re: Ich zweifle stark an die Wirkung von baclofen

Beitragvon Papfl » 2. Juni 2013, 11:42

Hallo Rog!

Ich befürchte fast, dass die "Nicht-Wirkung" von Baclofen bei Dir weniger mit dem "Quartalstrinken" zu tun hat, als damit, dass Du zu dem identifizierten Personenkreis (ca. 15 Prozent der Abhängigen) gehörst, bei denen Baclofen nicht "funktioniert", weil deren Trinkerlebnisse (Belohnung, Verdrängung, Problembewältigung etc.) nicht über das GABA-System geregelt werden. Bei 150 mg/Tag ohne Wirkung ist davon leider auszugehen.

Der Tipp, Dich an @jivaro im Nachbarforum zu wenden, ist bestimmt nicht falsch. Vielleicht könnt Ihr gemeinsam Alternativlösungen (evtl. AD etc.) erarbeiten.

Viel Glück!
Papfl
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Re: Ich zweifle stark an die Wirkung von baclofen

Beitragvon DonQuixote » 2. Juni 2013, 15:21

Hi Rog

In den französischen Foren würde man Dir ziemlich emotionlos raten, die Dosis zu erhöhen.

Don Quixote

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Re: Ich zweifle stark an die Wirkung von baclofen

Beitragvon GoldenTulip » 2. Juni 2013, 15:28

Hi DQ,

In den französischen Foren würde man Dir ziemlich emotionlos raten, die Dosis zu erhöhen.


Ja, das kann ich mir vorstellen.
Gibt es denn da positive Berichte über die Erhöhung bei "Quartalstrinkern"? Wobei ich mir wirklich unsicher bin, ob bei @Rog die Klassifizierung als Epsilon -Typ überhaupt zutreffend ist, weil mir die Trink-Frequenz dafür ziemlich hoch erscheint.

@Rog,
hast Du genauere Aufzeichnungen, seit wann wie hoch Du Bac dosierst und wie Dein Trinkverhalten dabei ist? Nimmst Du Bac beim Trinken einfach durch, oder gehst Du vorher mit der Dosis runter?
Will Dir nicht zu Nahe treten, das wär jedoch in Deinem Fall ggf. aufschlussreich, auch was WW angeht.

LG Conny
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Re: Ich zweifle stark an die Wirkung von baclofen

Beitragvon agnesl » 2. Juni 2013, 16:15

Hi Rog,
nettes Hallo auch von mir agnesl,
ich denke du bist hier nicht der einzigste,bei dem bac irgendwie nicht so einschlagen will,wie gerne gewünscht.
Habe mich leider nicht getraut darüber zu schreiben.
Ich bezeichne mich nicht!!! als Quartalstrinkerin,sondern schon als kranke Trinkerin,die täglich ihren Stoff konsumiert.
Vor ein paar Monaten, war ich 3 Wochen nicht zuhause,wo ständig Alkohol greifbar ist.In dieser Zeit hatte ich mich so in Griff,dass ich keine Tropfen braucht.
Nach einem ersten Versuch im Juli, mit verherendem Absturz,(siehe meine Vorstellung,wenns interessiert)nehme ich nun auch seit Nov.2012 wieder bac.
Zunächst habe ich auch langsam hochgesteigert,bis auf 125mg T/.Bei dieser Dosis hatte ich so starke NW,dass ich in den letzten 2 Nächten dachte ich sterbe.(Hatte nachts sehr starke Blitze im Kopf,dass ich dachte ein roter Laserstrahl knipst mir das Licht aus.)
Daraufhin, habe ich schrittweise wieder runter dosiert,bis auf 50mgT/.Da ich jedoch seit Monaten starke Probleme mit einer Rückenmarksnerven-Entzündung hab,musste ich der Schmerzen wegen doch wieder auf 75mgT/ hoch.(Aus diesem Grund hat mir mein Arzt auch die Bac .problemlos verschrieben).
Den Ratschlag der Anderen mit jivaro kontakt aufzunehmen finde ich echt super!!Auch desshalb, dass die Mitglieder jegliche Hilfe anbieten um unsere Krankheit (wie ich sie schon nenne)in Griff zu bekommen.
Danke auch von mir an @alllllleeeee für diesen Tip.
Ihr wisst alle wie [help] verzweifel man in manchen Lebenslagen hier ist.
Dir Rog drücke ich die Daumen und hoffe viel positives bald zu hören.
lieben Gruss
agnesl

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Re: Ich zweifle stark an die Wirkung von baclofen

Beitragvon Rog » 2. Juni 2013, 17:16

Hallo zusammen

Vielen herzlichen Dank für die ermunternde Hilfe.

@Don Quixote: Ich möchte mich heute noch bei den französischsprachigen Foren erkundigen. Die finde ich sicher durch googlen. Aber Du kannst mir sicher welche empfehlen?

@Conny:
Da hast Du Wort für Wort recht, ich hätte es nicht besser beschreiben können:
Ich könnte mir vorstellen (Achtung: nur eine Idee), dass sich in den trinkfreien Zwischenzeiten, ganz langsam, Stück für Stück bereits ein Suchtdruck aufbaut, der dann quasi überläuft, wenn das Fass voll ist. Nach dem Ereignis hast Du vermutlich erstmal drei Tage zu tun, bis Du wieder auf "Normalgefühl" zurück bist.
Und klar gibt es stärkere und weniger starke Trigger.

Um auf Deine Frage zurückzukommen: Anfang Februar - Ende April: 20mg/Tg. Ende April 1 Absturz, bac durchgehend genommen. Wegen diesem Absturz, bac radikal erhöht:
Seit Anfang Mai: alle 2-3 Tage um 10mg /Tag erhöht, 1 Absturz, bac an diesem Tag vermutlich nicht genommen.

@betalbatim, Papfl, angesl: Ich werde jivaro kontaktieren, vielen Dank für den Kontakt.

Ich hoffe, bald positivere Berichte zu schreiben, und damit vielleicht auch anderen helfen zu können

Wohlgemeint liebe Grüsse an alle!

rog

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Re: Ich zweifle stark an die Wirkung von baclofen

Beitragvon DonQuixote » 2. Juni 2013, 22:12

Hi Rog

Also es gibt die „ASSOCIATION BACLOÈNE“, und dann gibt es „AUBES“. Beim ersten lese ich etwas lieber, beim zweiten gibt es zusätzlich noch ein Unterforum, in welchem der „offizielle Forumsarzt“ auf ausgewählte Userfragen antwortet.

DonQuixote


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