Nooraal stellt sich vor

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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nooraal
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Nooraal stellt sich vor

Beitragvon nooraal » 22. Dezember 2016, 11:11

Hallo,

vielleicht ist dieses Forum meine letzte Chance. Ich trinke seit meinem 20. Lebensjahr und bin mittlerweile schwerste Alkoholabhängig. Ich habe schon div. Entgiftungen und Kliniken hinter mir. Meine letzte Therapie geht jetzt Mitte Januar los. Und trotzdem schaffe ich es nicht von diesem Mittel wegzukommen. Meine Rückfälle finden mittlerweile 14 tätig statt. Ich bin drauf und dran alles zu verlieren. Job und Führerschein sind schon weg als nächstes geht meine Frau. Und kein Arzt kann mir wirklich helfen. Es heißt nur immer "halten sie durch. Da bekam ich das Buch von Oliver Ameisen von meiner Frau. Und ich war fasziniert von diesem Arzt und seiner Entdeckung da er ein ähnliches Trinkverhalten zeigt wie ich und durch dieses Mittel wie viele hier Ruhe fand. Mein Hausarzt und Suchttherapeuten sehen das natürlich ganz anders. Und so ist es für mich unmöglich an dieses Mittel ranzukommen. Wer kann mir weiterhelfen ? Ich komme aus dem Raum Rendsburg-Eckernförde, Schleswig-Holstein.

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DonQuixote
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Re: Nooraal stellt sich vor

Beitragvon DonQuixote » 23. Dezember 2016, 21:15

Hallo Naarool

Willkommen im Forum, schön dass Du zu uns gefunden hast.

Dass es nach so mancher herkömmlicher Therapie immer wieder zu Rückfällen, oder sagen wir mal zu Vorfällen kommt, hat nicht mit Willensschwäche zu tun. Schuld daran ist das sog. Craving. Unser Beitrag über Craving erklärt einiges und kann auch so manches Schuld-, Scham- und Versagensgefühl nehmen bzw. relativieren.

"Sucht" hat zwei Komponenten. Und das wird in der traditionellen Suchttherapie oft "vergessen":

  • Den "Trinkzwang" (physisches Craving), gegen den Betroffene nichts tun können, weil es sich dabei um biochemische Vorgänge handelt, die durch eigenes Zutun nicht beeinflussbar sind und
  • den "Trinkdrang" (psychisches Craving), oft ausgelöst aus Mangel an Alternativen zum Alkohol, um bestimmte Gemütszustände zu erreichen (Belohnung, Entspannung, "Kick", Hochgefühl, Hemmungs- oder Angstlosigkeit etc.). Hier können Betroffene selbst aktiv werden, indem sie sich beispielsweise andere Strategien suchen, um sich zu belohnen, sich zu entspannen, Ängste abzubauen etc.
    --> verhaltenstherapeutische Ansätze.
Bei ersterem (physisches Craving) kann Baclofen helfen: Durch den jahrelangen Alkoholkonsum ist die Biochemie aus dem Gleichgewicht geraten. Das "Hirn" hat bezüglich des Suchtmittels in gewisser Weise ein Eigenleben entwickelt, das man willentlich nicht mehr beeinflussen kann. Ständig wiederkehrendes Gedankenkreisen um Alkohol ist die Folge, bis man sich irgendwann auf gar nichts anderes mehr konzentrieren kann und letztlich trinken MUSS.

Dagegen kann man einen Tag, eine Woche, vielleicht auch Monat(e) ankämpfen, aber irgendwann holt einen der "alte Freund" doch wieder ein. Ganz abgesehen davon, dass so ein ständiger Kampf um die Abstinenz auch nicht gerade das ist, was man sich unter angenehmem Leben für gemeinhin so vorstellt.

Durch die entspannende, hemmende Wirkung von Baclofen kann im Idealfall das physische Craving eingedämmt werden, d. h. man muss nicht mehr ständig an Alkohol denken und gewinnt ein Stück weit seine Entscheidungsfreiheit zurück:

Aus dem Trinkzwang "Ich MUSS jetzt unbedingt etwas trinken, koste es was es wolle" wird ein "Ich KÖNNTE jetzt etwas trinken, kann's aber auch lassen oder auf später verschieben."

Baclofen "schlägt einem also das Glas nicht aus der Hand", aber es hilft dabei, wieder eigene Entscheidungen zu treffen und nicht mehr "fremdbestimmt" zu sein. Das ist ein wichtiger erster Baustein auf dem Weg aus der Abhängigkeit. Wenn das Denken nicht mehr ständig vom Suchtmittel bestimmt ist, wird der Kopf frei, um Maßnahmen gegen die andere Komponente des Cravings - den "Trinkdrang" (psychisches Craving) zu entwickeln.

Die Idee, die hinter der Baclofen-Therapie steht, ist also

a) über die "Beruhigung" der GABA-B-Rezeptoren langfristig einen ausgeglichenen, entspannten, relaxten Zustand herzustellen, damit extreme Stress-Situationen, Spannungen, Ängste und Verstimmungen etc., die einen zur Flasche greifen lassen, gar nicht erst aufkommen und

b) das körperliche Verlangen nach Alkohol (physisches Craving) einzudämmen, um die zwanghafte Komponente des abhängigen Trinkens ein Stück weit auszuschalten.

Erfahrungsgemäß ist es - zumindest in der Anfangsphase - daher wichtig, möglichst einen gleichmäßigen Baclofenspiegel über den Tag verteilt aufzubauen (z. B. mit drei bis vier Einnahmezeitpunkten im Abstand von +/- 4 Stunden) und das Medikament dabei langsam in kleinen Schritten aufzudosieren. Wie man dabei am besten vorgeht, steht im Leitfaden für die Anwendung bzw. in den auf die jeweilige Tablettenstärke zugeschnittenen Dosierungstabellen hier im Forum, die sich als gute Orientierungshilfen erwiesen haben.

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann. Und natürlich das Buch "Das Ende meiner Sucht" von Olivier Ameisen. Der Kardiologe Olivier Ameisen war selbst betroffen und hat Baclofen als Therapieoption bei Abhängigkeitserkrankungen (wieder)entdeckt. Das Buch ist spannend zu lesen! Du kannst die E-Book-Version des Buches auch kostenlos über dieses Forum "ausleihen". Bei Interesse schreibe mir bitte einfach eine PN (Private Nachricht).

Und dann:

Nooraal hat geschrieben:Und so ist es für mich unmöglich an dieses Mittel ranzukommen. Wer kann mir weiterhelfen ?

Eine Mail mit Arztvorschlag für Deine Region ging soeben an Dich raus, und zwar an <n******c@arcor.de>. Viel Erfolg bei Deiner nun hoffentlich bald beginnenden Baclofen-Therapie wünscht

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Re: Nooraal stellt sich vor

Beitragvon nooraal » 23. Dezember 2016, 21:28

Das gibt mir wieder Hoffnung und ich werde weiter für meine Abstinenz kämpfen. Ich werde berichten sobald ich mit dem Baclofen angefangen habe . doppd

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Re: Nooraal stellt sich vor

Beitragvon nooraal » 27. Dezember 2016, 10:14

Bevor ich mit dem Baclofen starte habe ich noch eine Frage, ich nehme Metoprolol und Citalopram ein. Kann ich diese weiter nehmen oder muss ich was absetzen ? [meise]

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Re: Nooraal stellt sich vor

Beitragvon jivaro » 27. Dezember 2016, 19:10

Hallo Nooral,

diese Kombination ist völlig unbedenklich! Auf Dauer könnte sich Dein Blutdruck normalisieren und es kommt vor, dass blutdrucksenkende Medikamente reduziert werden können - meist erst zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt. Glücklicherweise kann Baclofen mit fast allen anderen Arzneimitteln kombiniert werden.

LG jivaro

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Re: Nooraal stellt sich vor

Beitragvon Bine » 27. Dezember 2016, 21:18

Hallo Nooraal,
ich wünsche dir alles Gute auf deinem neuen Weg und viel Erfolg erstmal und hoffe wir lesen wieder von dir.
Gruss Bine

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Anfang in ein neues Leben ohne Alkohol

Beitragvon nooraal » 7. Januar 2017, 10:01

Hallo alle zusammen,

ich möchte berichten sie es mir ergangen ist doppd . Ich nehme jetzt seit 14 Tagen Baclofen und ich kann es selber kaum glauben aber es geht mir richtig gut. Bin jetzt bei 37,5 mg tägl. Habe mit 3 x 6,25 mg gestartet und habe seit dem keinen Gedanken an Alkohol mehr verschwendet und habe kein Trinkverlangen. Nochmal vielen Dank für den Arzttip. Hat problemlos geklappt. Ich soll Baclofen langsam ( alle 5 Tage hochdosieren) . Damit komme ich gut zurecht und habe zu gut wie keine Nebenwirkungen. Nur hin und wieder ein bisschen Müdigkeit, ist aber nicht schlimm. Parallel habe ich jetzt eine Therapie für Suchterkrankungen in einer Tagesklinik angefangen. Und es funktioniert richtig gut, weil ich mich so voll und ganz auf die Therapie konzentrieren kann. Das erste Mal sehe ich endlich einen Weg aus der Sucht, dank Baclofen :vgn . Schade das es noch keine Zulassung für Alkoholismus gibt. Ich hoffe das es jetzt weiter bergauf geht und ich so den Weg aus der Sucht schaffe. Zum Schluss habe ich nochmals eine Frage. Da ich meinen Führerschein auch irgendwann wieder haben möchte muss ich nach einer gewissen Zeit Urinktr. als Abstinenznachweis abgeben. Kann Baclofen dieses verfälschen oder spricht der Test auch auf die Abbauprodukte an ? Vielleicht hat ja einer von Euch Erfahrungen damit.

Tschüss sagt erstmal nooraal [hi_bye]

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Re: Nooraal stellt sich vor

Beitragvon jivaro » 7. Januar 2017, 16:50

nooraal hat geschrieben:Kann Baclofen dieses verfälschen oder spricht der Test auch auf die Abbauprodukte an ?

Eindeutig: Nein! Getestet wird auf Ethylglucuronid, ein direktes Abbauprodukt von Alkohol.
http://www.labor-gaertner.de/uploads/me ... m_Urin.pdf

Gratuliere zu Deinem Ergebnis mit Baclofen und wünsche Dir weiterhin alles GUTE!

LG jivaro

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Re: Nooraal stellt sich vor

Beitragvon Bine » 8. Januar 2017, 00:07

Hi nooraal,
ja man das liest sich doch gut, das Bac so super bei dir wirkt doppd .
Das erste Mal sehe ich endlich einen Weg aus der Sucht, dank Baclofen

Geht mir auch so, es erleichtert die Sache ungemein.
Wie lange bist denn deinen Führerschein los, so richtig lange, mit MPU und ein Jahr lang Nachweise liefern ?
Kenn das nur von meinem Freund, der war allerdings alle 3 Monate los und hat Haarprobe abgegeben, da das angeblich besser beweist, das man nicht getrunken hat. Is allerdings auch ganz schön ins Geld gegangen. Vielleicht hat sich das ja mittlerweile auch geändert oder is von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.
Er hat dann nach 13 Monaten und erfolgreich bestandener MPU, was auch nicht so einfach zu sein scheint, ich musste ihm Buch besorgen, und dann hatte er vorher noch son teuren Vorbereitungskurs und wegen MPU, seinen Führerschein endlich wieder.
Ich muẞte meinen zum Glück noch nicht abgeben, obwohl Resalkohol war sicher auch oft genug noch Zuviel [blus].
Wünsch dir weiterhin Erfolg mit Bac.
Gruss Bine


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