Neue EU-Verordnung für Tierarzneimittel

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gretikatz
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Neue EU-Verordnung für Tierarzneimittel

Beitragvon gretikatz » 15. Februar 2016, 07:16

Infos darüber hier

Und wie schon bei anderen Gelegenheiten werden gleich zu Beginn gute Absichten angepriesen: Man will den unseligen Trend bei den Antibiotika-Resistenzen bekämpfen. Da wird wohl niemand Einwände vorbringen wollen, oder?
Nachdem man mit seinem „Ja“ zum Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen im EU-Verordnungsboot sitzt, kommt der nächste Streich, der zu einem weiteren „Ja“ auffordert: Die Unterscheidung von Human- und Veterinärarzneimitteln. Auch hier fragt man sich sofort, warum man das Offensichtliche nochmals so offensichtlich betont? Der Grund scheint darin zu liegen, dass in Deutschland (zumindest) pflanzliche und homöopathische Arzneimittel, die für den Menschen zugelassen sind, auch bei Tieren zur Anwendung kommen, da es keine separate Zulassung explizit für den veterinären Bereich gibt beziehungsweise notwendig war. Aber damit soll laut neuer Verordnung nun Schluss sein.

Die neue Verordnung scheint aber nicht bei den Medikamenten Halt machen zu wollen. Auch Pflegestoffe und Futterergänzungen für die Vierbeiner sollen kurzerhand als Arzneimittel umdefiniert werden und würden damit zulassungspflichtig.

Ich rate zu dieser Petition:
Begründung: Dies ist die Petitionsplattform des Deutschen Bundestags. Nur diese „Online-Stimmen“ müssen vom Petitionsausschuss des Bundestags anerkannt werden.
Wichtig: Nachdem Sie Ihre Daten eingegeben haben, erhalten Sie eine E-Mail, in der Sie einen Link finden, den Sie noch durch anklicken bestätigen müssen. Erst dann wird ihre Stimme auch gezählt!

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DonQuixote
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Re: Neue EU-Verordnung für Tierarzneimittel

Beitragvon DonQuixote » 15. Februar 2016, 22:12

Hi Gretikatze

Erst mal Danke für das Fundstück (Blogeintrag von ReneGraeber.de). Allerdings weiß ich gar nicht, wo ich da mit dem Verriss beginnen soll. Vielleicht mal hiermit:
  • .
    Der vom Fundstück empfohlene Text einer Petition hat geschrieben:Der Deutsche Bundestag möge beschließen, dass die Vertreter Deutschlands in der EU der EU-Verordnung für Tierarzneimittel KOM 558 in der vorliegenden Form nicht zustimmen.

    Das ist leider geil :skl !

    Zum Glück gibt es in Deutschland kein Ermächtigungsgesetz (mehr), welches dem Bundestag z.B. erlauben würde, über das Abstimmungsverhalten der Deutschen Vertreter im EU-Parlament zu bestimmen. Man muss sich das auch mal vor Augen führen: Die Deutschen Vertreter im EU-Parlament gehören alle unterschiedlichen Parteien an und voten alleine gemäß ihrem besten Wissen und Gewissen deren Parteirichtlinie und den Vorgaben der entsprechenden Lobbys. Diese EU-Parlamentarier lassen sich also bestimmt nicht von einem Bundestagsbeschluss dreinreden, mal ganz abgesehen davon, dass ein solcher gemeinsamer parteiübergreifender Bundestagsbeschluss aus den oben genannten Gründen mit absoluter Sicherheit gar nicht erst zustande kommt. Aber gut, bei der derzeitigen GroKo weiß man ja nie [mocking]
  • Die im Blog-Beitrag empfohlene Petition verlinkt sehr bedauerlicherweise nicht zum Original-Text der angegriffenen EU-Verordnung (Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über Tierarzneimittel, Brüssel, den 10.9.2014, COM(2014) 558). Das ist ein ganz grober Fehler, der zu vielfältigen Missverständnissen führt. Der Link zum Gesetzesentwurf sei hier von mir nachgeholt.
  • Stoßend ist in dem Blog-Beitrag, in dessen Kommentaren und in den Kommentaren der Pettition die Unterstellung, dass „alternative“ oder „traditionelle“ oder „natürliche“ oder „rein pflanzliche“ Arzneimittel per se besser und nebenwirkungsärmer seien als „chemische Arzneimittel der Pharmabranche und der Schulmedizin“. Was soll z.B. an „traditioneller Medizin“ per se gut sein? Sie ist zum Teil hunderte oder tausende Jahre alt, beruft sich auf mittelalterliche oder noch ältere Weltbilder und „Erkenntnisse“ und widerspricht oft diametral allem in mühsamer Arbeit errungenem Wissensstand.
  • Die Blog-Schreiber und Petenten regen sich darüber auf, dass z.B. homöopathische Arzneimittel für die Tiermedizin reguliert werden sollen. So what? Was ist damit eigentlich gemeint? In der Humanmedizin ist eine gewisse Regulierung längst Tatsache. Ok, ok, ich habe jetzt nicht im Detail untersucht, ob die angedachten Regulierungen der EU-Verordnung COM(2014) 558 (Tiermedizin) über das Maß hinausgehen, welches in der Humanmedizin üblich ist. Doch selbst wenn die angedachten Tiermedizinischen Regulierungen über das in der Humanmedizin übliche Maß hinausgehen würden, würde ich das begrüßen. Jede Regulierung ist mir recht, welche der Homöopathie- und Alternativmedizin-Mafia mal so richtig auf die Finger kloppt. Da besteht meiner Meinung nach auch in der Humanmedizin noch erheblicher Nachholbedarf!
  • Und was ist mit all den Tiernahrungs-Ergänzungs- und Futtermitteln, meist aus industrieller Fertigung? Angepriesen und verkauft werden die mit vielfältigen „Gesundheitsversprechen“, wie z.B.: „Macht vital“ oder „Stärkt die Knochen“ oder „Erhält ein gesundes Gebiss“ oder „Fördert das gesunde Wachstum“ oder „Für ein glänzendes Fell“. Wer solche Sachen verdammt noch mal behauptet, hat sie verdammt noch mal auch zu belegen. Und zwar vor unabhängiger Stelle!
  • Und was ist mit all den (Zitat Petition) „Tierheilpraktikern“ und Tierpsychologen etc.? Wenn man Tierschutz wirklich ernst nimmt, dann müssten für „Tiertherapeuten“ sowieso ähnliche Ausbildungsvoraussetzungen und Zulassungsbeschränkungen wie in der Therapie für Menschen eingeführt werden.
  • Und dann das Gejammer über die „Kostensteigerung“ für die Tierhalter. Das beliebte Märchen von der Kostenersparnis z.B. durch die Homöopathie (Humanmedizin) ist spätestens seit Ende der 1990er Jahre entzaubert. Und erneut entzaubert und sogar ins Gegenteil verkehrt in 2015:

    Das entzauberte Kostenersparnis-Märchen hat geschrieben:Conclusion:
    Compared with usual care, additional homeopathic treatment was associated with significantly higher costs. These analyses did not confirm previously observed cost savings resulting from the use of homeopathy in the health care system.
    (Hervorhebung von mir)

    Psiram kommentiert …
Nochmal: Ich habe die angedachte EU-Verordnung COM(2014) 558 (Tiermedizin) nicht im Detail studiert. Wenn es aber um die (Zitat Blogschreiber und Petenten) „Homöopathische und alternative Tiermedizin“ geht, können mir die Regulierungen gar nicht streng genug sein.

Und dann noch Off-Topic:

Off Topic
ReneGraeber.de hat geschrieben:Dies ist die Petitionsplattform des Deutschen Bundestags. Nur diese „Online-Stimmen“ müssen vom Petitionsausschuss des Bundestags anerkannt werden.

Das ist wohl wahr. Allerdings auch nur dann, wenn die Petition das nötige Quorum von 50‘000 Stimmen erreicht hat. Und Ja, dann kommt das Bürgeranliegen vor den Petitionsausschuss des Bundestages und wird dort von ein paar gelangweilten und sitzungsmüden Politikern der dritten Garnitur eilfertig zur Ablehnung empfohlen. Die Meinungen in den Fachausschüssen, Fraktionen und Lobby-Hinterzimmern sind eh längst gemacht und da ist ein solches von Bürgern formuliertes Anliegen einfach nur störend. Wir haben nun mal die beste Demokratie, die man für Geld kaufen kann. Und somit landen so gut wie alle Petitionen dieser Art letztendlich in der Tonne.

Etwas Gutes haben solche Petitionen aber schon. Sie schaffen doch ein gewisses Maß an Öffentlichkeit und regen zum Nachdenken und zu Diskussionen an, wie man auch in den Kommentarspalten der Petition sieht. Jeder sollte sich aber über den genauen Petitions- oder Initiativtext im Klaren sein, bevor er etwas für die „hilflosen Tiere“ oder die hilflosen Sonst-Noch-Was unterzeichnet.


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Re: Neue EU-Verordnung für Tierarzneimittel

Beitragvon DonQuixote » 16. Februar 2016, 17:30

Seid gegrüßt

DonQuixote hat geschrieben:Die im Blog-Beitrag empfohlene Petition verlinkt sehr bedauerlicherweise nicht zum Original-Text der angegriffenen EU-Verordnung (Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über Tierarzneimittel, Brüssel, den 10.9.2014, COM(2014) 558). Das ist ein ganz grober Fehler, der zu vielfältigen Missverständnissen führen kann. Der Link zum Gesetzesentwurf sei hier von mir nachgeholt.

Das sieht man ganz deutlich in den Kommentarspalten der Petition. Dort schießen jetzt die wildesten Spekulationen ins Kraut, was denn nun die angedachte EU-Verordnung genau vorsieht, und was nicht [black_eye] .

Und dann noch:

DonQuixote hat geschrieben:Jeder sollte sich aber über den genauen Text im Klaren sein, bevor er etwas für die „hilflosen Tiere“ oder die hilflosen Sonst-Noch-Was unterzeichnet.

Das dämmert nun auch einigen Unterzeichnern. So schreibt @Nutzer2386204 am 12.02.2016, 20:48:

@Nutzer2386204 in der Kommentarspalte der Petition hat geschrieben:[…] Bin nicht mehr sicher, ob es richtig war hier mit zu unterschreiben …

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Re: Neue EU-Verordnung für Tierarzneimittel

Beitragvon gretikatz » 17. Februar 2016, 09:15

Ich habe das so verstanden, dass auf Druck der großen Chemiekonzerne Mittel aus der Homöopathie, Vitamine, Tees, Badezusätze, Salben etc. plötzlich als Medikamente eingestuft werden und nun eine Zulassungsprüfung durchlaufen müssen. Dies wird für viele kleine Firmen zu teuer sein und daher werden diese Präparate vom Markt verschwinden.


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