Komorbidität ("Begleiterkrankung", "gleichzeitig vorliegende weitere Erkrankung") ist ein wichtiges und oft vernachlässigtes Thema im Zusammenhang mit Alkoholabhängigkeit. So beschreibt z. B. Olivier Ameisen in seinem Buch "Das Ende meiner Sucht" sehr eindrucksvoll sein Dilemma zwischen "Ängsten, Depressionen, Zwängen" und "Sucht":
Olivier Ameisen hat geschrieben:Angst, Depression, Zwangsproblematik oder eine andere Störung war zuerst da. Ich litt an Ängsten, lange bevor ich Alkoholiker wurde. Aber alle, die mich wegen meiner Alkoholsucht behandelten, ignorierten diesen Punkt, wie oft ich ihn auch wiederholte.
Wenn Patienten Alkohol als "Medizin" einsetzen, um eine andere, möglicherweise ursprüngliche Problematik zu "behandeln", ist es wenig sinnvoll, "nur" die Folgeerkrankung Sucht zu behandeln und Betroffene dann wieder mit ihrer Grunderkrankung alleine zurück zu lassen. Im Gegenteil: Häufig wird umgekehrt ein Schuh draus:
Olivier Ameisen hat geschrieben:Mein Grundproblem ist nicht der Alkohol, sondern die Angst. Wenn ich die Angst loswerde, werde ich nicht mehr trinken.
Ein Zusammenhang, der heutzutage leider immernoch oft vernachlässigt wird. Einerseits mag das an alteingefahrenen Therapiestrukturen oder teilweise "unaufmerksamen" Ärzten und Therapeuten liegen, andererseits "muss" ein Patient natürlich auch erstmal einigermaßen "klar" werden, um seine "Beschwerden" fundiert vortragen zu können.
Und selbst dann fällt es vielen Patienten noch schwer, offen über Ihre komorbiden Erkrankungen zu sprechen. Teils, weil die Worte fehlen, teils aus Scham oder weil sie selbst nicht richtig einordnen können, was eigentlich "mit ihnen los ist".
In diesem Zusammenhang bin auf einen sehr schönen Link gestoßen, den ich Euch nicht vorenthalten möchte.
Gezeichnete Seelen
Er kann Betroffenen helfen, ihre eigene Störung zu erkennen und eventuell besser auszudrücken. Und Nicht-Betroffenen helfen, andere Krankheiten besser zu verstehen.
Papfl