brauche ganz dringend Hilfe für meinen alkoholkranken Vater

Hier erhalten Angehörige von Alkoholabhängigen Rat und Hilfe sowie auch Arztvorschläge. Und sie können dort lesen, wie andere mit dem Problem umgehen.
Benutzeravatar

Thread-Starter
justbee
Beiträge: 1
Registriert: 30. Oktober 2016, 18:07
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

brauche ganz dringend Hilfe für meinen alkoholkranken Vater

Beitragvon justbee » 30. Oktober 2016, 18:32

Hallo ihrs,
ich weiß nicht genau, wo ich anfangen soll, also schreibe ich einfach mal drauf los. Wann mein Vater genau angefangen hat zu trinken, kann ich nicht recht einschätzen, aber es sind schon mindestens 20 Jahre. Eher mehr. Am Anfang waren es nur zwei drei Schnäpschen abends zum besser Einschlafen. Seit ein paar Jahren sagt er, er könne ohne Alkohol überhaupt nicht mehr einschlafen und müsse deshalb trinken. Irgendwann waren es dann teilweise ein paar Fläschchen Schnaps am Abend... worauf dann folgte, dass er am nächsten Tage natürlich auch nicht mehr in der Lage war, zur Arbeit zu gehen. Seit etwa einem Jahr trinkt er nun nur noch Rotwein. Zumindest weiß ich sonst von nichts. Es war aber immer so, dass er seinen Alltag noch gut auf die Reihe bekommen hat. Betrunken war er immer nur nachts. Aber auch seit etwa einem Jahr ist er immer wieder krank geschrieben, weil er Probleme mit dem Magen hat, was wohl am Alkoholkonsum liegt. Mein Vater hat immer viel für uns alle gemacht, sich beteiligt, am und um's Haus gearbeitet, seit ein paar Jahren wurde das immer weniger. Jetzt macht er gar nichts mehr. Nur noch trinken, schlafen und arbeiten (und das eben auch nicht mehr immer). Wenn man versucht, das Thema anzuschneiden (das wird eigentlich schon immer tot geschwiegen hier), reagiert er aggressiv und abweisend. Dass ich ihn lieb habe und mir Sorgen mache, kommt überhaupt nicht bei ihm an. Die letzten drei Wochen hat er nun wirklich überhaupt nichts mehr getan, außer trinken, trinken, trinken, torkeln und fallen und schlafen. Auch am Tag. Er sieht ganz furchtbar schlecht aus und ich habe wirklich Angst, weiß aber einfach nicht, was ich tun soll. Ich bin verzweifelt. Und ich habe das Gefühl, das ist er auch. Wir brauchen einfach ganz dringend Hilfe. Ich hoffe, hier Tipps für einen Arzt zu erhalten, der sich gut mit der Krankheit auskennt, damit wir das alles endlich angehen können. Ich weiß, dass wir eigentlich schon viel zu lange gewartet haben. Aber jetzt hat er zum ersten Mal signalisiert, dass er gar nicht trinken möchte, aber einfach nicht anders kann und unsere Hilfe annehmen will. Könnte hier jetzt noch ewig weiter schreiben, aber ich denke, das reicht für's erste... Ist wahrscheinlich auch ganz schön durcheinander alles. Sorry.
Ach ja, wir wohnen in der Nähe von Kirchheimbolanden.
Danke für's lesen,
liebe Grüßles,
justbee

Benutzeravatar

Papfl
Beiträge: 2509
Registriert: 28. Juli 2012, 14:25
Hat sich bedankt: 284 Mal
Danksagung erhalten: 736 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: brauche ganz dringend Hilfe für meinen alkoholkranken Vater

Beitragvon Papfl » 30. Oktober 2016, 20:52

Hallo justbee!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] ! Schön, dass Du da bist [smile] .

Erstmal ein Riesenkompliment, dass Du Deinem Vater helfen möchtest :-!? . Die Mär, dass alkoholabhängige Menschen von ihrer Umwelt erst ganz fallen gelassen werden müssen, damit sie alleine wieder aus ihrer "Sucht" herausfinden, hält sich leider hartnäckig - ist aber Quatsch. Bei jeder anderen Krankheit "predigt" man immer wieder, wie wichtig die Unterstützung durch Familie und Freunde bei der Genesung sein kann, nur die "Süchtigen" sollen es bitteschön alleine schaffen.

Trotzdem können Betroffene ihre Abhängigkeit natürlich nur mit einem guten Stück Eigeninitiative und "Arbeit an sich selbst" überwinden. Du kannst Deinen Vater bei seinem Weg aus der Abhängigkeit begleiten und unterstützen, aber gehen muss er ihn alleine [pardon] .

Baclofen ist natürlich keine Wunderpille, die man schluckt und alles wird von alleine gut. Das Medikament kann aber die ständigen Gedanken an Alkohol und das unbändige Verlangen, das über kurz oder lang dazu führt, dass Betroffene wieder zur Flasche greifen MÜSSEN, eindämmen.

Baclofen schlägt einem das Glas also nicht aus der Hand, aber es kann Betroffenen die Entscheidungsfreiheit zurück geben: Im Idealfall MUSS man nicht mehr zwingend trinken, weil man gegen das Verlangen machtlos ist. Man KANN sich wieder frei entscheiden, ob man trinken möchte, oder ob man es lieber lässt. Stattdessen braucht es dann natürlich andere Alternativen, die einem das geben, was bislang der Alkohol geleistet hat. Belohnung, Entspannung, "Kicks", "Glücksgefühle", Hemmungslosigkeit, Ausschalten von Ängsten, etc...Alkohol kann viele Funktionen übernehmen.

Das ist dann die eigentliche "Arbeit an sich selbst", an der über kurz oder lang niemand vorbei kommt. Dafür kann Baclofen den Kopf frei machen - nicht mehr, aber auch nicht weniger [smile] .

Aber wie gesagt: Ohne das Zutun und den eigenen Willen Deines Vaters wird's auch mit Baclofen nicht
klappen [pardon] . Meinst Du denn, er würde sich auf eine Entgiftung (ca. 1 Woche in einem Krankenhaus oder einer Klinik) einlassen? Bei abstinentem Beginn sind die Chancen auf eine erfolgreiche Baclofen-Therapie erfahrungsgemäß am besten. In der Zwischenzeit könntest Du Dich um einen Termin bei einem von uns vorgeschlagenen Arzt bemühen, damit Dein Vater quasi nahtlos nach der Entgiftung mit der Einnahme von Baclofen beginnen kann. Ehrlich gesagt habe ich ein bisserl Zweifel, ob er sich in seinem momentanen Zustand auf eine Therapie mit dem Medikament einlassen kann.

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick. Genaueres zur Dosierung und Therapie findest Du im Leitfaden für die Anwendung oder in den auf die jeweilige Tablettenstärke zugeschnittenen Dosierungstabellen hier im Forum.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann.

Da wir unsere Arztadressen aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann bei Dir mit allen Infos melden.

Alles Gute einstweilen!

Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

Benutzeravatar

DonQuixote
Beiträge: 5159
Registriert: 15. Dezember 2011, 14:48
Hat sich bedankt: 713 Mal
Danksagung erhalten: 831 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN
Kontaktdaten:

Re: brauche ganz dringend Hilfe für meinen alkoholkranken Vater

Beitragvon DonQuixote » 31. Oktober 2016, 21:25

Hallo Jusbee

Eine Mail mit Arztvorschlag ging soeben raus. Die behandeln dort sowohl stationär als auch ambulant mit Baclofen. Bei Deinem Vater wäre es wahrscheinlich das beste, wenn er dort erst mal stationär für ca 7 - 10 Tage eine klassische Entgiftung durchläuft und dann die Therapie sorgfältig mit Baclofen aufbaut. Ich hoffe für Dich und ihn, dass Dein Vater sich darauf einlässt.

DonQuixote


Zurück zu „Anlaufstelle für Angehörige von Alkoholabhängigen“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste