Baclofen und Ausdauersport

Was im Baclofen-Alltag so alles schief- oder gut läuft
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Rog
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Baclofen und Ausdauersport

Beitragvon Rog » 20. Mai 2013, 16:30

Hallo liebe Leser

Hier möchte ich euch meine positiven Erfahrungen über baclofen und Ausdauersport schildern. [smile]
Ich nehme das Medikament seit 2 Monaten, und bin an 3x2x10mg.
Heute waren Frau und Kind ausser Haus. Sonne scheint, warm, Feiertag. Bis vor ein paar Monaten war dies die ideale Voraussetzung, mich volllaufen zu lassen, nachher ins Bett, Rausch ausschlafen und hoffen, nüchtern zu sein, bis die Familie zurückkommt.
Heute aber nicht.
Baclofen genommen am Morgen: 20 mg. Kein Craving, alles normal. Bis eben meine Frau sagte, sie mache einen Ausflug. Sofort schaltete mein Gehirn auf Verlangen nach u.a. einer Flasche Gewürztraminer. 'Soll ich, soll ich nicht...?' Das Haus, inkl. Weinkeller für mich allein, das muss wohl schief gehen... Aber da nahm ich resolut noch eine Tablette 10 mg dazu. Wenig später war das Verlangen weg und liess ich die Finger von der Liquide. Unglaublich, das hätte ich früher nie geschafft.
Dieses Erfolgserlebnis hat mich sogar zum Joggen gebracht, eine Stunde lang und zwölf Km weit hat mich die gute Stimmung durch die Landschaft getrieben [runner] . Danach war die Euphorie sogar noch grösser. Ich fühlte mich gesund, ausgeglichen, gelassen. Und im Rausch, ähnlich wie dem Alkoholrausch [dance] . Sicher einige Stunden lang. Da konnte ich es überhaupt nicht verstehen, dass ich fast zur Flasche gegriffen hätte.
Denn ohne diese extra Tablette hätte ich es zweifellos gemacht.

Es lebe baclofen. Und Ausdauersport. Die Kombination von beiden ist sehr empfehlenswert.

Schon ein wenig spazieren, walken oder radfahren wirken sicher auch Wunder. Habt ihr ähnliche Erlebnisse gehabt? Oder vielleicht weniger Gute? Vielleicht habe ich die Forumsbeiträge darüber noch nicht entdeckt, ich bin noch nicht so lang hier. Ich würde mich freuen, Eure Reaktionen auf meine Erfahrung zu erfahren.

Liebe Grüsse

Rog

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Papfl
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Re: Baclofen und Ausdauersport

Beitragvon Papfl » 20. Mai 2013, 19:50

Hi Rog!

Das ist ja mal eine richtig gute Erfahrung, die Du da gemacht hast. Hast Du Dein neuronales Netz schon darüber informiert [smile] ? Könnte sich echt lohnen, diesen "Trampelpfad" zu festigen...

Beim (Ausdauer)Sport werden wichtige Botenstoffe (Dopamin, Serotonin und Endorphine) ausgeschüttet, die nachweislich zu besserem Befinden und zu mehr Ausgeglichenheit, Entspannung etc. beitragen. Dopamin bedient zudem das Belohnungszentrum, und man geht inzwischen davon aus, dass Endorphine sogar ein gewisses Hochgefühl auslösen können (Stichwort: "Runner's High"). In Kombination mit Baclofen, im Grunde dem wichtigsten GABA-Neurotransmitter für gute Stimmung schlechthin, ist das natürlich ein fast schon unschlagbarer "Botenstoff-Cocktail", den Du Dir da heute einverleibt hast [good] .

Gratulation zu so viel "Tatendrang" und "Selbstdisziplin". Du hättest ja wirklich - wie beschrieben - auch zum Gewürztraminer greifen können. Das ist es eben, was Baclofen ausmacht:

Es hält Dich nicht davon ab zu trinken, aber Du MUSST nicht mehr!

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Re: Baclofen und Ausdauersport

Beitragvon Rog » 20. Mai 2013, 21:57

Hi Papfl

Vielen herzlichen Dank für die schöne Antwort, hat mich erfreut.
Ich habe anderswo im Internet gelesen, dass baclofen die Muskeln zu 'schlapp' macht um noch Sport treiben zu können. Das scheint bei mir bis jetzt nicht der Fall zu sein, bei 60mg.
Als (hoffentlich bald Ex-) Quartalstrinker habe ich zwischen den Abstürzen regelmässig Sport getrieben, und ich merke, dass das Runner's High tatsächlich von baclofen noch verstärkt wird.
Ähnliche Erfahrungen habe ich noch nicht lesen können, es sei denn, du hast schon so was gehört?

LG, [hi_bye]

Rog

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Re: Baclofen und Ausdauersport

Beitragvon tanzbine » 22. Mai 2013, 00:44

Hallo Rog,

diese unglaublichen Erfahrungen habe ich auch machen dürfen - in der ersten Zeit meiner langsamen Baclofen-Aufdosierung (6,25mg bis +-62,5). Sei wachsam, wenn irgendwann die Nebenwirkungen sich drüberschieben... Ich hab gedacht, die können nicht schlimmer sein als das, was ich vor Bac aushalten musste. Aber: irgendwann war alles - unerwartet - noch unerträglicher. [cray] Hab´s ca. 2 Monate ausgehalten, dann vorsichtig über 2 Monate abdosiert und werde Bac jetzt benutzen wie ein Benzo: sporadisch. Ob es in Hochdosierung den gewünschten Effekt bringt, wie bei O.A., hängt wahrscheinlich vom eigenen Stoffwechsel ab. Vielleicht passt es ja bei Dir - ich wünsch es Dir sehr.

LG Sabine

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Re: Baclofen und Ausdauersport

Beitragvon KeinSieger » 27. Mai 2013, 17:03

Hallo Rog,

ich habe mit Baclofen und Ausdauersport letztes Jahr "zum Beginn" meiner Selbstbehandlung ähnliche Erlebnisse gehabt. Es war fantastisch. Irgendwann hat sich dann entweder ein Gewöhnungseffekt eingespielt oder die Reaktionen sich normalisiert. So oder so: Runner's High ist fantastisch. Mit der richtigen Musik auf den Ohren, ist das so unglaublich befreiend.

Ich wünsche dir noch viele solche Erfahrungen und bleib am Ball, denn nach ein paar Wochen ist das Laufen ja wirklich "Gewohnheit" geworden und ein ideales Werkzeug im Koffer eines jeden von Alkoholsucht geplagten Menschens.

Berichte doch mal weiter darüber, würde mich sehr freuen. :)

Im Bereich Krafttraining scheint's auch Leute zu geben, die da positive Effekte mit Baclofen erzielen. Zumindest habe ich das bei Streifzügen im Netz in verschiedenen Foren gelesen und bei meiner Suche nach einer "Bezugsquelle" bin ich auch schon in Shops fündig geworden, die sonst eher "Material" für Bodybuilder (Steroide, etc.) anbieten.

Viele Grüße,
KS

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Re: Baclofen und Ausdauersport

Beitragvon Rog » 6. Juli 2013, 09:21

Hallo KS

Ich entschuldige mich für meine späte Antwort. Da man mich auf das Nachbarforum verwiesen hat (bessere Erfahrung mit 'Quartalstrinkern'), bin ich hier weniger aktiv.
Habe mich aber über deinen Bericht gefreut.
Tatsächlich, zu Beginn der Baclofen-Zeit, wie du beschreibst, gibt es am meisten die euphorischen Gefühle. Kombiniert mit einer lockeren Geschwindigkeit und der richtigen 'Musik auf den Ohren' wirkt es tatsächlich wie das Runner's high.
Aber nicht nur während dem Lauf, sondern auch nachher fühlt man sich einige Stunden lang gelassen, ruhig, in den anfänglichen baclofen-Zeiten sogar gewissermassen high.

Früher lief ich viele Wettkämpfe. Jetzt konzentriere ich mich nur noch auf einen Halbmarathon im Herbst. Und fange jeweils ein halbes Jahr vorher an, zu trainieren um meine Bestzeit eventuell zu verbessern. Daher laufe ich ab und zu an die Limite, ohne Musik und konzentriere ich mich auf meine Runde-Zeiten. Dann gibt's den schönen Effekt nicht. Höchstens unter der Dusche danach. Das ist die kompetitive Seite von mir. Ums verrecken gewinnen wollen, besser sein, nicht verlieren können. Das Extreme suchen. Und eben auch in Alkohol.

Trotzdem ist das Laufen gut, sogar sehr gut für körperliche und seelische Gesundheit. Ich bin froh, dass ich noch dieses Glück habe.

Ich habe einige Kollegen, die Ihre Ruhe und Zufriedenheit in Krafttraining finden. Körperlich wäre eine Kombination von Kraft- und Ausdauertraining das Ideale. Ich mache leider zu wenig Krafttraining. Müsste mich vielleicht mal aufraffen..

KS, ich hoffe, du findest dein Gleichgewicht und Gelassenheit mit Joggen. Bei mir gibt's noch zu viel Ups und Downs.

LG

rog

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Re: Baclofen und Ausdauersport

Beitragvon Rog » 6. Juli 2013, 11:24

Hallo Sabine

NW's gibt's bei mir jetzt auch wieder. Eine Zeitlang waren die nicht da, jetzt wieder: schlapp, Müdigkeit. Vielleicht habe ich auch zuviel Sport gemacht letzte Woche. Jetzt dosiere ich mal 10-20mg langsam runter und ruhe mich aus.

LG

rog

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Re: Baclofen und Ausdauersport

Beitragvon Papfl » 6. Juli 2013, 11:52

@ Rog

Bei welcher Tagesdosis bist Du denn gerade (+/- 80 mg)? Ich würde nicht den "Fehler" machen, jetzt schon wieder in der Dosierung hin und her zu springen. Gib' Deinem Körper die Chance, sich an das neue Medikament zu gewöhnen. Dein Körper hat gerade ziemlich viel zu tun (Du nimmst ja zusätzlich auch noch dieses "andere Medikament"). Dazu Sport, viel geistige Beschäftigung mit dem Thema (Foren, Studien, Google...) - überfordere Dich nicht.

Deine Rezeptoren sind jetzt gerade dabei, sich an Baclofen zu gewöhnen. Da ist es m. E. kontraproduktiv, wenn Du es ihnen nach so kurzer Zeit gleich wieder weg nimmst. Auch wenn's nur 10-20 mg/d weniger sind. Du kannst reduzieren, wenn Du nach anderthalb oder zwei Wochen merkst, dass die UAW nicht nachlassen. Aber nicht, weil Du Dich nach dieser Power-Woche heute etwas schlapp fühlst [smile] .

Jeder hat mal bessere und mal schlechtere Tage. Auch die, die nicht Baclofen nehmen...die schieben's halt dann aufs Wetter [smile] . Oder anders ausgedrückt: Nicht an allem, was uns "seltsam" vorkommt, ist Baclofen schuld.

Mein Rat: Warte mit der Reduzierung noch ein paar Tage. Wenn's dann immer noch notwendig sein sollte: Yep!

Papfl
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Re: Baclofen und Ausdauersport

Beitragvon Rog » 6. Juli 2013, 20:46

Lieber Papfl

Ich freue mich sehr, von dir zu hören.
Tatsächlich habe ich in den letzten Wochen vieles gemacht und erlebt. Diese 3 Wochen nach meinem letzten Absturz waren wie eine Achterbahn.
Zuerst habe ich von Dir und anderen in diesem Forum wichtige Hilfe bekommen, anschliessend im anderen Forum hochemotionale, interessante Themen angeschnitten und auch sehr zielgerichtete Hilfe bekommen. Es ist fast nicht zu glauben, die paar Wochen Foren-Hilfe übersteigen meine bisherige, jahrelange Therapie in nicht geringem Masse. Leute wie jivaro und federico sind Gold wert! Es freut mich, dass du das mitverfolgt hast. Ich brauche jetzt das Ganze zu verdauen.
Heute war ich an einem Volksfest. Tausende von Leuten, Musik, eine mobile Bar nach dem anderen. Keine aktive Lust nach Alkohol, aber ich hatte auch keinen Bock allzu lange zu bleiben.
Tatsächlich nehme ich noch das andere Medikament. Du hast auch mitbekommen wieso und wielange.

Ich berichte sehr gerne, wie das baclofen-Abenteuer in nächster Zeit verlaufen wird. Meine jetzige Schlappheit hat natürlich mit dieser Power-Woche zu tun. Ich brauchte das irgendwie als emotionaler Ausgleich zu den Forum-Berichten. Du hast recht, ich soll nicht zu rasch hoch-und abdosieren. Geduld war nie meine Stärke. Aber ich lerne und stabilisiere meine Einnahme jetzt auf 4x2x10mg und schaue, wie es in einer Woche geht.

Und auf jeden Fall herzlich gegrüsst!

rog

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Re: Baclofen und Ausdauersport

Beitragvon Rog » 9. Juli 2013, 13:22

Es ist tatsächlich nicht gut, mit Ausdauersport zu übertreiben wenn man 80mg/T nimmt. 70km rennen in einer Woche sind eindeutig zu viel. Da gibt's Erschöpfung und Schlafstörungen. Zum Glück hat Papfl mich geraten, die Dosis nicht zu verringern, denn ich hatte vermehrt Last von NWs. Jetzt fühle ich mich wieder tiptop und kann meinen Plan, die langsame Dosissteigerung wieder in Angriff nehmen.

Gemässigt radfahren, walken oder joggen kann ich jedoch wärmstens empfehlen. Endorphine werden ausgeschüttet. Schwimmen wäre auch gut, die Temperaturen laden jetzt dazu gerade ein :)

LG

rog


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